• Keine Ergebnisse gefunden

Übergabe von Petitionsunterschriften an die EU-Kommission

Und es bewegt sich etwas auf EU-Ebene! Wir unterstützen voll und ganz den von Lara Wolters (MEP) gesponserten Bericht, der fordert, dass die Sorgfaltspflicht für Menschenrechte und die Rechenschaftspflicht für Unternehmen EU-Recht werden soll. Und im März 2021 kam das EU-Parlament einer gesetzlichen Industriereform einen Schritt näher, als sie der Rechenschaftspflicht von Unternehmen bei Men-schenrechtsverletzungen und Umweltschäden zustimmte.

Zusammen mit über 66.000 Schokofans, die unsere Petition unterzeichneten (war deine auch dabei? Gute Entscheidung!), forderten wir Unternehmen aller Branchen – nicht nur die großen Schokoladenhersteller – auf, die rechtliche Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten zu übernehmen. Obwohl wir unser anfängliches Ziel von einer Million Unterschriften nicht erreichten (schon ehrgeizig, aber hey, so kennt man Tony’s!), haben wir im Juni 2021 unsere Petition an den EU-Justizkommissar Didier Reynders überreicht. Das ist die höchste juristi-sche Stufe, auf die es eine Petition wie unsere schaffen kann.

Und jetzt? Warten wir.. dass die EU-Kommission im Herbst 2021 ihre Empfehlun-gen für die Gesetzgebung veröffentlicht. Ein kleiner Schritt für Tony’s, aber ein gewaltiger Sprung hin zu einem ernstzunehmenden, positiven Wandel in der Scho-koladenindustrie!

Gesucht: Ordnung im Gericht, Gleichbehandlung in der Lieferkette Aber wir sind nicht nur in der EU aktiv. Im vergangenen Jahr waren wir auch im Land von Lady Liberty aktiv. Im Dezember 2020 musste der oberste US-Gerichtshof in einem Fall entscheiden, ob Unternehmen, die in den USA Geschäftstätigkeiten haben, für Arbeitsrechtsverletzungen im Ausland belangt werden können.

Paul, Sebastien und die Europaabgeordnete Lara Wolters überreichen EU-Kommissar Reynders 66.099 Unterschriften von Schokofans, die sich für eine EU-weite Sorgfaltspflichtgesetzgebung aussprechen.

GRI103-2

86

In dem Fall aus 2005 reichten 6 Männer aus Mali eine Klage gegen Nestlé und Car-gill ein. Die Männer wurden als Kinder Opfer von Menschenhandel und gezwun-gen, auf Kakaofarmen an der Elfenbeinküste zu arbeiten. Sie gaben an, dass die bei-den Unternehmen durch ihre Methobei-den der Kakaobeschaffung Verstöße gegen internationales und US-amerikanisches Recht „unterstützt und begünstigt“ hätten.

Doch die großen Schokoladenhersteller stritten dies ab und sagten, dass sie nicht für etwas verantwortlich gemacht werden können, was in ihrer Lieferkette geschieht.

Wir existieren, um die ganze Schokoladenindustrie zu 100 % frei von moderner Sklaverei zu machen. Deswegen haben uns die 6 Anwälte der Kläger gebeten, einen sogenannten Amicus-Curiae-Schriftsatz einzureichen Wörtlich ist das der „Brief eines Freundes des Gerichts“. Amicus-Schriftsätze können sich vor US-Gerichten auf den Ausgang eines Verfahrens auswirken, wenn besondere Erfahrungen oder Expertenmeinungen erforderlich sind.

Am 17. Juni 2021 entschied das Gericht zugunsten der Schokoladenunternehmen und deutete an, dass nur die Verabschiedung einer neuen Gesetzgebung durch den US-Kongress zu einem anderen Ergebnis führen würde. Wir finden es empörend, dass diese Männer nicht die Gerechtigkeit erfahren haben, die sie verdienen. Doch gibt es einen winzigen Silberstreifen am Horizont - nämlich die subtile Andeutung im vorliegenden Urteil, dass ähnlich gelagerte Fälle durch eine künftige, neue Gesetzgebung anders verhandelt werden könnten. Also los an die Lobbyarbeit!

Brancheninitiativen

Unterdessen läuft eine ganze Reihe weiterer Initiativen. Die EU-Kommission hielt Multi-Stakeholder-Dialoge unter Beteiligung der Elfenbeinküste und Ghanas (als 2 der wichtigsten kakaoherstellenden Länder) sowie Vertreter:innen bestehender Initiativen der EU-Mitgliedsstaaten, weiterer Länder und einiger internationaler Organisationen ab, um den Startschuss zu verantwortungsvollen EU-Geschäfts-praktiken in den Kakaolieferketten zu geben.

Zum einen haben wir bei der öffentlichen Konsultation der Europäischen Kommis-sion unsere eigene Rückmeldung zu Menschenrechten und der Gesetzgebung für die Sorgfaltspflicht in Umweltfragen eingereicht, aber auch gemeinsam mit B Lab Europe (eine Organisation, die als Auge und Ohr von B Corp fungiert – mehr auf S.

26) sowie 60 weiteren B Corps reagiert. Viele von uns sind klein- und mittelständi-sche Unternehmen. Das zeigt, dass nicht nur die Branchenriesen Verantwortung übernehmen können (und sollten!). Wir riefen die Europäische Kommission auf, die Unternehmensleitungen dazu zu verpflichten, dass sie die Interessen aller Stake-holder (nicht nur der Investor:innen) in die Erfolgsrechnung aufnehmen müssen:

Angestellte, Lieferant:innen, Kund:innen, Gemeinschaften vor Ort und die Umwelt.

Wir glauben, dass dies am besten durch eine, gesetzliche Regelung für Sorgfalts-pflicht und Due Diligence zu gewährleisten ist.

Tony’s hat sich auch einigen Initiativen angeschlossen, die unsere ganzen Stakehol-der-Verpflichtungen zu schrittweisem und dauerhaftem Wandel widerspiegeln.

Wir gehören der niederländischen Initiative für nachhaltigen Kakao (Dutch Initia-tive on Sustainable Cocoa) und dem belgischen Gegenstück Beyond Chocolate an.

Diese Partnerschaften zwischen Unternehmen, Organisationen des öffentlichen

Kapitel 5 neue Normen in der Kakaoindustrie

Sektors und Organisationen der Zivilgesellschaft wollen den Kakaosektor durch ein gemeinsames Vorgehen nachhaltiger gestalten. Zusammen mit den anderen Unter-zeichnenden berichten wir über unsere Fortschritte und unsere Arbeit auf dem Weg zu einem nachhaltigen Kakaosektor.

2 unserer Weggefährten aus der Open Chain (mehr zum Thema Tony’s Open Chain auf S. 90) kommen auch aus den Brancheninitiativen. Hier ein Überblick zur Vereinfachung:

Ahold Delhaize (Muttergesellschaft der Supermarktkette Albert Heijn) und ALDI Nord sind Mitglieder von Beyond Chocolate

Albert Heijn hat die niederländische Initiative für nachhaltigen Kakao unterzeichnet

ALDI Süd ist Unterzeichnerin der deutschen Initiative für nachhaltigen Kakao ALDI Suisse ist Mitglied der Schweizer Initiative für nachhaltigen Kakao So viele As, Ls und Ds, so wenig Zeit! Keine Sorge.. es kann schon verwirrend sein.

Der Punkt ist, dass der Einzelhandel eine entscheidende Rolle im allgemeinen Systemwandel spielen kann.

Weiter im Programm, liebe große Schokoladenhersteller

Diese Brancheninitiativen deuten darauf hin, dass sowohl das Problembewusstsein als auch nachhaltige Geschäftspraktiken auf dem Vormarsch sind. Und im Geiste der Fairness sagen wir Folgendes: Den großen Schokoladenherstellern sind die anhaltenden Probleme in der Kakaoindustrie tatsächlich nicht egal. Doch eine Momentaufnahme der aktuellen Situation zeigt, dass zwar die meisten großen Akteure über Nachhaltigkeitsprogramme verfügen, diese jedoch nicht die gesamte Lieferkette abdecken.

Alljährlich wird die Easter Scorecard veröffentlicht (mit viel beachteten Nachrich-ten zur Nachhaltigkeit – mit Ostereiern hat es eher wenig zu tun. Mehr dazu in Kapitel 6). Sie enthält eine umfassende Aufstellung der verschiedenen Schokoladen-unternehmen im Hinblick auf die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen. Und leider sind weder Rechenschaftspflicht noch Verantwortung in der Industrie weit verbrei-tet. Die Werte der großen Schokoladenhersteller in den Kategorien Due Diligence, Nachverfolgbarkeit und Transparenz, existenzsichernder Lebensunterhalt, Kinder-arbeit, Agrarforstwirtschaft, Abholzung und Klima verdeutlichen, dass es noch gewaltig Raum für Verbesserungen gibt. Und zwar in der Größe eines Ballsaals.

Oder eines Hallenstadions?

Das heißt, dass trotz vieler Worte noch nicht viele Taten auf diesem Marathon in Richtung Wandel zu sehen sind. Die Branchenakteure müssen aufhören, sich hinter fadenscheinigen Nachhaltigkeitsbemühungen zu verstecken. Der Wandel in der Industrie muss von innen kommen, durch den Wechsel der Geschäftspraktiken hin zu mehr Nachhaltigkeit. Der dritte Pfeiler unserer Roadmap soll andere zum Handeln inspirieren. Das tun wir in erster Linie, indem wir andere große Schoko-ladenunternehmen dazu inspirieren, sich unsere 5 Sourcing-Prinzipien zu eigen zu machen.

Blättere um und erfahre mehr über Tony’s Open Chain und unsere aktuellen Missionsverbündeten!

88

Sprechen wir ausführlicher darüber, was wir mit „die Branche von innen heraus ändern“ meinen. Ende 2020 wurde Tony’s aus der Liste der ethischen Schokoladenunternehmen entfernt, die auf dem Blog slavefreechocolate.org abgerufen werden kann. Nicht weil plötzlich Fälle moderner Sklaverei in unserer

Wertschöpfungskette aufgetaucht wären – dort haben wir nie einen entdeckt. Sondern weil unser Flüssigschokoladehersteller Barry Callebaut beschuldigt wurde, es mit Nachhaltigkeit und Menschenrechtsverletzungen in seiner Lieferkette nicht so genau zu nehmen.

Doch folgender wichtiger Punkt wurde außer Acht gelassen: Der

vollständig nachverfolgbare Kakao, den wir zur Schokoladenherstellung verwenden, bleibt zu jedem Zeitpunkt von den anderen Bohnen bei Barry Callebaut getrennt. Und die Zusammenarbeit mit Barry Callebaut ist entscheidend für einen Wandel der Industrie von innen. In den Anfangszeiten von Tony’s, 2005, entschieden wir uns zu einer

Nicht mehr auf der Liste