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Der frühe Wortschatzerwerb nach Kauschke

2.3 Das Lexikon bis zu einem Alter von drei Jahren

2.3.3 Der frühe Wortschatzerwerb nach Kauschke

Kauschke (1999) untersuchte eine Stichprobe von 32 Kindern (16 Jungen, 16 Mädchen), welche aus einem bestehenden Datenkorpus2 ausgewählt wurde.

Bei der Untersuchung handelte es sich um eine Längsschnittstudie, die vier Erhebungszeitpunkte umfasste. Drei Termine lagen im zweiten Lebensjahr (13, 15, 21 Monate), der Zeitpunkt der letzten Aufnahme mit 36 Monaten

2Die Daten sind dem von der DFG im Schwerpunkt „Spracherwerb“ und von der Köhler-Stiftung geförderten Projekt „Die Bedeutung der emotionalen Qualität der Mutter-Kind-Aktion für den Erwerb der Dialogfähigkeit des Kindes – eine empirische Studie“ unter der Leitung von G. Klann-Delius entnommen ([Kauschke (1999)], S. 138).

diente als Vergleichspunkt. Die Aufnahmesituation der Daten bestand in der freien Interaktion zwischen Mutter und Kind in einem Untersuchungsraum. Es wurden Videoaufnahmen erzeugt, mittels welcher im Anschluss Transkripte über zehn Minuten erstellt wurden. Festgehalten wurden alle verbalen, vokalen und paraverbalen Äußerungen von Kind und Mutter. Für die Analyse wurde jedes einzelne Wort extrahiert und in seiner zielsprachlichen Form notiert. Anschließend wurde jedes auf diese Weise erhaltene Wort in eine Datenbank überführt und die Type-Token-Relation ermittelt. Danach wurden die Wörter folgenden Wortartenkategorien zugeordnet (vgl. 3.2.1):

• Nomen

• Verben

• Adjektive

• personal-social words

• relationale Wörter

• Pronomen

• Funktionswörter

• Onomatopöien

• Sonstige

Die Datenbank umfasste laut Kauschke (1999) insgesamt 751 verschiedene Wörter, die von allen Kindern 3440 mal als Types und 9115 mal als Tokens geäußert wurden. Den Ergebnissen nach zu urteilen nimmt die Anzahl der Wörter im Laufe der Zeit zu. Kauschke zufolge ist ein Type-Zuwachs zu verzeichnen, was bedeutet, dass die Anzahl unterschiedlicher Wörter in Abhängigkeit vom Alter ansteigt. Demnach konnte ein exponentielles Wachstum im zweiten Lebensjahr festgestellt werden ([Kauschke (1999)]

S. 141). Erst im dritten Lebensjahr würde es zu einer Abnahme und einem anschließenden linearen Verlauf der Types kommen. Hinsichtlich der Verwendungshäufigkeit der Wörter (Tokens) ist das Wachstumsmuster mit dem der Types vergleichbar, so Kauschke. Mit zunehmendem Alter sind keine bedeutsamen Veränderungen mehr feststellbar, was darauf schließen lässt, dass das Verhältnis der Types zu den Tokens gleich bleibt. Hinsichtlich der Komposition des Lexikons fand Kauschke heraus, dass relationale Wörter sowie personal-social-words mit über zwei Dritteln anfangs vorherrschend

sind. Dieser Anteil nimmt während des Verlaufs der Studie sukzessiv ab.

Nomen sind den Ergebnissen zufolge von Anfang an im Wortschatz des Kindes enthalten, wobei der Anteil zunächst anwächst. Im dritten Lebensjahr verwendet jedoch kein Kind mehr als 25% Nomen, so Kauschke. Verben seien erstmals mit 15 Monaten zu verzeichnen, welche im Verlauf ansteigen und mit etwa 3;0 Jahren den größten Anteil des Lexikons ausmachen.

Auch Adjektive sind von Beginn an vertreten, wobei sich der Anteil von 2,5% auf 6% nicht merklich verändert. Etwas später ist ein Anwachsen der Funktionswörter erkennbar. Alle Wortarten (gemessen in Types) zeigen laut Kauschke hochsignifikante lineare Trends, mit Ausnahme der Adjektive. Bei letzteren sei weder eine bedeutende Zu- oder Abnahme erkennbar. Insgesamt könne man von einer Zunahme sprechen bei Nomen, Verben, Pronomen, Funktionswörtern und sonstigen Wörtern. Der Anteil der relationalen Wörter, personal-social words und der Onomatopöien würde dagegen sinken. Der Anteil der Nomen erreicht laut Kauschke mit 21 Monaten ein Maximum, um anschließend wieder zu sinken. Der Anteil der Funktionswörter hingegen habe zunächst leicht, im dritten Lebensjahr deutlicher zugenommen. Neben diesen allgemeinen Untersuchungen zur Komposition des Lexikons bis zum dritten Lebensjahr interessierte Kauschke, ob es unter den teilnehmenden Kindern der Studie individuelle Unterschiede gibt und ob diese Unterschiede über den gesamten Zeitraum erhalten bleiben. Sie fand heraus, dass es deutliche individuelle Unterschiede hinsichtlich der Menge der verwendeten Wörter gab, was durch die Ermittlung der Spannweite in der Types- und Tokens-Anzahl zu Tage trat. Die Streuung habe mit jedem Zeitpunkt stärker zugenommen, das heißt, die Kinder entwickelten sich individuell weiter.

Geschlechtsspezifische Unterschiede seien allerdings nicht erkennbar gewesen. Individuell unterschiedlich verteilt ist außerdem das Vorkommen und die Stärke der Wortarten, so Kauschke. Folglich gebe es mit 3 Jahren große Unterschiede im Anteil der Nomen, Verben, relationalen Wörter und personal-social words. Ein Rangordnungstest zeigte zudem, dass einige Kinder durchgehend im unteren, andere durchgehend im oberen Spektrum lagen. Demnach könnte auf starke individuelle Unterschiede zwischen den Kindern in der Rate des Lexikonerwerbs geschlossen werden. Kauschke zufolge können aus der Anzahl der geäußerten Wörter im zweiten Lebensjahr Prognosen für die Weiterentwicklung des Wortschatzes gemacht werden:

Kinder mit einem geringen produktiven Wortschatz im zweiten Lebensjahr haben diesen Rückstand im Vergleich zu anderen Kindern aus Kauschkes Stichprobe auch mit 3 Jahren nicht aufgeholt. Vielmehr würden sie weiterhin weniger verschiedene Wörter verwenden ([Kauschke (1999)] S. 151).

In einem nächsten Schritt untersuchte Kauschke (2007) zusätzlich den Input, den die analysierten Kinder erhielten ( [Kauschke (2007)], S. 132).

Sie erstellte ein Transkript, das auf einem informellen und ungesteuerten Gespräch zwischen zwei Erwachsenen beruht. Von diesem Transkript wurden die ersten 1000 Wörter analysiert, von denen 319 Types darstellten. Jedes Wort wurde hinsichtlich seiner Wortart klassifiziert. Hinsichtlich der Types enthielt das Transkript 18,5% Verben und 19% Nomen. Bei den Tokens waren es 16,3% Verben und 9% Nomen. Diese Daten sollen später als Referenz für die hier ermittelten Daten dienen und im besten Falle die Frage beantworten können, ob die Verteilung der Wortarten von Kindern im Vorschulalter jener von erwachsenen Sprecherinnen und Sprechern entspricht.

Wortarten in der Linguistik

Im diesem Kapitel soll – zusammen mit Kapitel 2 – die Basis für das weitere Vorgehen ergänzt werden. Ein Teilziel ist es, ein geeignetes Klassifikationssystem zur Zuordnung der (transkribierten) Wörter zu bestimmten Wortarten auszuwählen (Abschnitte 4.1.4 und 4.1.6). Eine solche Kategorisierung ist deshalb notwendig, weil nur aufgrund dieser eine anschließende Inhaltsanalyse durchgeführt werden kann. Es muss zum Beispiel zunächst geklärt werden, welche der transkribierten Wörter Nomen, Verben, Adjektive, Adverbien sowie Funktionswörter sind. Diese Wortarten bilden zusammen mit den Wörtern und deren Lemmata den Input für eine semantische Analyse (Kapitel 7). Für die Wortartenanalyse soll an dieser Stelle auf vorhandene und bewährte Klassifikationen zurückgegriffen werden.

Was bis hierher noch recht einfach klingt, entwickelte sich bei genauer Recherche zu einem umfangreichen Prozedere. Nicht nur die Tatsache, dass es unzählige Kategorisierungssysteme gibt, machte die Sache so schwierig. Vielmehr musste auch darauf Rücksicht genommen werden, dass es in dieser Arbeit um den Wortschatz von 3- bis 5-Jährigen geht, der nicht vergleichbar ist mit jenem von erwachsenen Sprecherinnen und Sprechern. Im Folgenden werden zwei unterschiedliche Modelle vorgestellt und deren Vor-und Nachteile im Hinblick auf das vorliegende Thema erörtert. Zuvor sollen jedoch die Begriffe Wort und Wortart, wie sie in dieser Arbeit Anwendung finden, erläutert und definiert werden.

3.1 Wort und Wortart - Definition

„Wortarten sind Mengen bestimmter Art, und keine Eigenschaften (Merkmale o. ä.): Wortartbegriffe wie „Verb“ sollen zur Bezeichnung von Mengen dienen, und nicht zur Bezeichnung von Eigenschaften, durch die diese Mengen festgelegt werden.“ ([Budde (2000)], S. 4)

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Budde (2000) geht davon aus, dass lexikalische Wörter aus einem syntaktischen Paradigma P sowie aus einer lexikalischen Bedeutung b bestehen. Diese lexikalischen Wörter seien die im Idiolektsystem verankerten abstraktesten und komplexesten Entitäten, für die der BegriffWort verwendet werden kann. Diese Gedanken spiegeln sehr gut die Ideen über das mentale Lexikon wider (Abschnitt 2.1). Zumindest die Rede von einem Idiolektsystem lässt vermuten, dass Budde vom individuellen mentalen Lexikon und nicht vom Vorkommen aller Wörter einer Sprache spricht.

Eine etwas andere Annahme vertritt Lehmann (2005). Ausgehend von seiner Aussage, dass die Genese von Wortarten durch Grammatikalisierung geschieht, beschreibt er Wortarten als grammatische Klassen.

Dementsprechend sei in einer gegebenen Sprache eine Wortart durch ihre Distribution abgegrenzt, wobei die Distribution eines Elementes die Menge der Kontexte sei, in denen ein Wort auftritt. Je kleiner diese Menge ist, desto eingeschränkter ist die Verteilung des jeweiligen Elementes, so Lehmann. Im Verlauf seines Aufsatzes stellt Lehmann u. a. die Genese des Adjektives im Quechua sowie die Genese des Substantives im Nootka dar ([Lehmann (2005)], S. 1-5). Diese Darstellungen sollen hier mangels Relevanz für die kommenden Ausführungen nicht dargestellt werden. Es sei aber kurz Lehmanns Fazit erwähnt. Der Autor geht davon aus, dass die Einführung einer neuen Wortart durch Spaltung einer vorhandenen Wortart sowie durch die Einführung zusätzlicher Klassen vonstatten geht. Schließlich gebe es durch diesen Prozess mehr Wortarten, die dementsprechend weniger umfangreich seien. Einige sehr interessante und hilfreiche Überlegungen stellten Knobloch et al. (2009) an, die ich an dieser Stelle zum Teil übernehmen und anführen möchte ([Knobloch und Schaeder (2009)]). Die Autoren äußern einige nützliche Vorüberlegungen, wenn es um die Klassifikation von Wortarten geht. Ich zitiere im Folgenden ausschnitthaft, welche Fragen im Vorfeld einer Klassifikation beantwortet werden sollten:

„1) Was wird klassifiziert? (Lexeme, Wortformen, syntaktische Wörter)

2) Nach welchen Kriterien wird klassifiziert? (nach grammatisch-semantischen, nach morphologischen, nach syntaktischen, mit einer Kombination aus den Kriterien)

3) Zu welchem Zwecke wird klassifiziert? (zur Beschreibung der Muttersprache, für die maschinelle Sprachbearbeitung, für die linguistische Theorie, für die Modellierung des kindlichen Spracherwerbs)“

([Knobloch und Schaeder (2009)] S. 22 ff.).

Da es oft Ziel sei, den Wortschatz zu klassifizieren, wird häufig nach syntaktischen Kriterien klassifiziert, um Wörter in ihrer Distribution darzustellen. Knobloch et al. (2009) sehen in der Regel das syntaktische Wort bzw. dessen lexikalische Basis als häufig untersuchtes Objekt in der Wortartenklassifikation. Gerade wenn die Distribution von Wortarten ein übergeordnetes Ziel ist, sei es quasi unvermeidbar, Wörter nach ihren syntaktischen Kriterien zu beurteilen. Eine genaue Einstufung nach den Merkmalen der Syntax ist aber häufig nicht einfach, weil die Basis des Sprachbewusstseins das geschriebene oder phonologische Wort ist, so die Autoren (ebd.).

In der vorliegenden Arbeit bilden syntaktische Wörter die Grundlage für eine spätere Klassifizierung, die wiederum aus den daraus resultierenden Lemmata hervorgeht und möglichst unabhängig vom Kontext erfolgen soll. Eine zusätzliche Schwierigkeit stellt die oft noch unvollkommene bzw.

abweichende Sprache der hier untersuchten Kinder im Vergleich zur Sprache von Erwachsenen dar. Oft werden Wörter nicht in ihrer syntaktischen und/oder lexikalischen Zielform verwendet, sind aber phonologisch korrekt. An anderen Stellen ist die Aussprache sehr undeutlich, so dass Lücken entstehen, die den Sprachfluss syntaktisch unterbrechen. Dies soll jedoch kein Hindernis darstellen und deshalb nicht weiter beachtet werden. Das Ziel ist es, die Wortarten auf der Basis von syntaktischen Wörtern zu analysieren; etwaige grammatische Fehler bleiben in dieser Arbeit unbeachtet. Auch Knobloch et al. (2009) beschreiben in ihren Ausführungen die Vielfältigkeit bei der Klassifikation von Wortarten. Sie verstehen unter einem Wort die folgenden Einheiten:

„Wort als Einheit der geschriebenen Sprache Wort als Einheit der gesprochenen Sprache (phonologisches Wort) Wort als Einheit des sprachlichen Verlaufs (morphologisches Wort, syntaktisches Wort, grammatisches Wort, Textwort, Wortform, Lex, Token) Wort als Einheit des sprachlichen Systems (lexikalisches Wort, Lexikonwort, Wörterbuchwort, Lexem, Type)“

([Knobloch und Schaeder (2009)] S. 40).

Am häufigsten werde zwischen lexikalischem Wort (Lexem) und syntaktischem Wort unterschieden. Dass auch diese Aussage auf das Vorgehen dieser Arbeit zutrifft, wird später zu sehen sein. Durch die Transkription der phonologischen Wörter in die graphematische Form, erhält man syntaktische Wörter, welche anschließend ihrer jeweiligen Grundform (Lemma) zugeordnet werden.

Im Verlauf der Arbeit wird aber auch deutlich, dass es keine einheitliche Definition für den Begriff Wort geben kann. Pinker (1996) beschreibt das Wort bespielsweise als eine Spracheinheit, die von morphologischen Regeln erzeugt wird, aber durch syntaktische Regeln nicht aufgespalten werden kann.

Einen besonderen Fall bilden Redewendungen, die im mentalen Lexikon vermutlich als Einheit, also als ein Wort mit der/den jeweiligen Bedeutung/en abgespeichert ist/sind. Redewendungen werden als Listeme bezeichnet, die auswendig gelernt werden müssen und wie Einheiten in der Größe eines Wortes auftreten ([Pinker (1996)], S. 170 ff.). Eine ähnliche Meinung vertreten auch Di Sciullo et al. (1987), nach denen Listeme sprachliche Größen darstellen, die von einem Individuum in seinemmentalen Lexikongespeichert sind und nicht mit syntaktischen Wörtern oder Lexemen verwechselt werden dürfen ([Di Sciullo und Williams (1987)], zitiert in: [Gallmann (1991)]). Listeme können demzufolge auch komplexe Gebilde sein, wie Morphe, Phrasen oder ganze Sätze. Lexeme dagegen seien keine Einheiten des mentalen Lexikons, da sie Paradigmen syntaktischer Wörter sind ([Gallmann (1991)], S. 12). Laut Gallmann (1991) gehören zu den Lexemen auch erlernte usuelle Bildungen und Ad-hoc-Abbildungen, die wiederum nicht im mentalen Lexikon gespeichert sind ([Gallmann (1991)], S. 12). Alle usuellen und okkasionellen Flexionsformen eines Lexems werden laut Gallmann von der morphologischen Komponente der Grammatik und hier wiederum über das Inventar an Flexionskategorien bestimmt. An dieser Stelle wird auch ersichtlich, dass syntaktische Wörter nicht in Form einer Liste im mentalen Lexikonabgespeichert sein können, denn wo und wie wären dann die Listeme gespeichert? Zu groß ist die Anzahl an Redewendungen, Idiomen und anderen feststehenden Wendungen, die in ihrer im Lexikon gespeicherten Form eher einem eigenständigen Wort gleichen und dementsprechend nicht in ihre einzelnen Bestandteile zergliedert werden können ohne an Bedeutung zu verlieren. Im Verlauf dieser Arbeit werden Redewendungen nicht weiter von Bedeutung sein, weshalb sie an dieser Stelle nicht in die Definition des Begriffes Wort einfließen sollen. Im weiteren Verlauf soll die Bezeichnung syntaktisches Wort (auch nur: Wort) für alle in den Daten geäußerten und transkribierten Wörter verwendet werden; auch, wenn diese mehr als nur einmal vorkommen. Diese bilden in der späteren Analyse (Kapitel 6) die sogenannten Tokens ab. Gallmann (1991) definiert den Begriff syntaktisches Wort mit folgenden Worten, die der Anwendungsweise in dieser Arbeit weitgehend entsprechen:

„Ein syntaktisches Wort ist eine abgeschlossene morphologische Einheit mit bestimmten formalen Merkmalen (=Signifiant) sowie

bestimmten grammatischen und/oder inhaltlichen Merkmalen (=Signifé), die eine Position in einer syntaktischen Struktur einnehmen kann.“ ([Gallmann (1991)], S. 2)

Dieser Definition zufolge verfügen alle syntaktischen Wörter über Wortartmerkmale und es gibt kein syntaktisches Wort, das nicht hinsichlich der Wortart spezifiziert werden kann (siehe auch Abschnitt 3.2.2). Geht es um die Abbildung lexikalischen Wissens in Form von Wörterbüchern oder Lexika, dann werden ihre Grundeinheiten als Lemmata abgebildet ([Gallmann (1991)]

und siehe Abschnitt 4.1.8).

Zum Erwerb der Wortarten äußert sich Kauschke (2012) vor allem in neueren Arbeiten. Danach beschreibt sie den Erwerb der Wortarten als wichtigen Aspekt des Lexikonerwerbs. Jeder Lexikoneintrag enthält neben Informationen über die Wortform und die Wortbedeutung auch Informationen über die syntaktische Kategorie, der das Wort angehört. Die Wortarten ergeben sich dann durch eine Einteilung des lexikalischen Inventars in Klassen mit Wörtern ähnlicher Eigenschaften. Zu Beginn der Entwicklung finden sich vor allem interaktive und relationale Wörter sowie Lautmalereien und Eigennamen (siehe auch Abschnitt 3.2.1). Nomen treten schon früh auf und breiten sich gerade in den frühen Stadien des Spracherwerbs schnell aus. Darauffolgend ist ein linearer Anstieg von Verben beobachtbar. Ein Anstieg von Funktionswörtern markiert laut Kauschke die letzte Stufe in der Wortartenentwicklung. Gegen Ende des dritten Lebensjahres herrscht in der Spontansprache von Kindern zumeist jene Wortartenverteilung vor, die auch im Input vorzufinden ist ([Kauschke (2012)], S. 60-62). Ein solcher Einfluss des elterlichen Inputs kann in der vorliegenden Arbeit nicht überprüft werden.

Es werden jedoch Vermutungen über einen möglichen Einfluss in Abschnitt 6.5 angestellt. Ein wesentlicher Punkt, den die Wortartenverteilung im dritten Lebensjahr ausmacht, ist laut Kauschke der Anstieg der Funktionswörter sowie ein Verbzuwachs. Dies kann und soll mit den hier ermittelten Daten überprüft werden.