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ZUR FORSTGESCHICHTE DES UNTERAARGAUS

Für unsere Betrachtung ist die Kenntnis der natürlichen Gegebenheiten für das Vorkommen der Wälder und der forstlichen Verhältnisse wichtig, waren sie doch wichtige Voraussetzun-gen dafür, dass das Geschehen im Wald so ablief, wie das in diesem Text dargestellt werden soll.

3.1 Die natürlichen Gegebenheiten

Die nördlich der Aare liegenden Gebiete gehören geogra-phisch im wesentlichen zum Ketten- bzw. Tafeljura. Charakteri-stisch ist das Ausgreifen des ehemals bernischen Gebietes auf die Nordseite der Juraübergänge, so beim Benkerjoch, an der Staffelegg, beim Bözberg und im Bereiche Mandach und Hottwil.

Unmittelbar südlich der Aare erstrecken sich die weiten Ebenen zwischen Aarau und Othmarsingen sowie des Birrfeldes. Nach Süden folgt das reich gegliederte Hügelland mit den gegen Nor-den, der Aare zu verlaufenden Tälern der Pfaffnern, Wigger, Uerke, Suhre, Wyna, des Aabaches und der unteren Bünz.

Die Ebenen des Aaretals liegen um 380 m (Aarau) bis 365 m ü.M. (Villigen). Die Juraberge erreichen Höhen von 903 m (Geiss-flue) bis 7o·o m (Geissbergplateau). In den "Tälern" bewegen sich die Höhenkoten um 400 - 500 m, auf den die Täler trennen-den Hügelketten um 600 - 800 m (Stierenberg). Der grösste Teil unseres Gebietes liegt mithin im Bereiche der Klimastufen kol-lin (bis etwa 450 m) und submontan (in N-Exposition bis 600 m, in s~Exposition bis 700 m). Das nurmehr kleine Areal in höhe-rer Lage gehört in die untere Montanstufe.

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Gedrängtester, aber zugleich umfassendster Ausdruck des Standortes, d.h. des Zusammenspiels von Geländeformen, Boden und Klima, ist die (natürliche) Pflanzengesellschaft. Im weit-aus grössten Teil des hier zu besprechenden Gebietes bilden verschiedene Formen von B u c h e n - / M i s c h w ä 1 -d e r n die Klimaxvegetation.

Für den J u r a sind besonders zu erwähnen:

(9)*) Typischer Lungenkraut-Buchenwald. Reich gemischter Laubmischwald mit Buche und Esche als dominierende Baum-arten. vorwiegend in Höhenlagen um 500 - 600 m, in allen Expositionen, auf frischen, trockenen nährstoffreichen

(kalkreichen) Böden.

(10) Lungenkraut-Buchenwald mit Immenblatt. Aehnlich wie vorstehende Gesellschaft, in Höhenlagen um 400 - 700 m bei

so-

bis NW-Expositionen. Frische Böden von mittlerer bis reicher Nährstoffversorgung.

(12) Typischer Zahnwurz-Buchenwald. Ein Weisstannen-Buchen-wald mit reichlich Ahorn und Esche. Höhenlage 600 - 800 m.

Alle Expositionen. Auf gut wasserversorgten, nährstoffrei-chen Böden.

Von geringerer Bedeutung sind

(14) Typischer Weisseggen-Buchenwald, ein Buchen-Tannenwald.

In Höhenlagen um 500 - 800 m und vorwiegend S-Exposition.

Auf trockenen, aber nährstoffreichen Böden.

(15) Bergseggen-Buchenwald, ein geringwüchsiger Buchenwald mit reichlich Traubeneiche, Mehlbeere und Sträuchern. Hö-henlage 600 - 700 m. In

so-

bis NW-Exposition. Auf trocke-nen Böden mit nur mittlerer Nährstoffversorgung.

(61) Pfeifengras-Föhrenwald, ein ebenfalls geringwüchsiger Föhrenwald. Bildet die Aegertenbestände als Degradations-bzw. Pioniergesellschaft. Höhenlage 500 - 700 m. vorwiegend

*) Die Numerierung bezieht sich auf die Publikation "Waldgesellschaften und Waldstandorte in der Schweiz" (41).

in SW-Exposition. Auf trockenen bzw. wechselfeuchten, an sich nährstoffreichen, aber physiologisch flachgründigen und humusarmen Böden.

Im U e b e r g a n g s b e r e i c h g e 1 1 a n d ist verbreitet

J u r a / H ü

-(11) Aronstab-Buchenmischwald. Ein ausgesprochener Mischwald in einem breiten Standortsbereich. Höhenlage 400 - 700 m.

w-

bis SO-Expositionen (ohne SW-Expos.). Auf frischen bis feuchten Böden, mit reicher bis mittlerer Nährstoffversor-gung.

In den E b e n e n und im H ü g e 1 1 a n d die verbreitetsten Waldpflanzengesellschaften:

sind

(1) Typischer Waldsimsen-Buchenwald. Ein an sich reiner Buchenwald von mässiger Produktionskraft mit vielen vom Menschen eingebrachten Baumarten, so Weisstanne, Fichte, Föhre, Lärche, Traubeneiche. Höhenlage um 500 m. Alle, vorwiegend aber

s-

bis NW-Expositionen. Auf frischen bis trockenen, nährstoffarmen (basenarmen) Böden.

(6) Waldmeister-Buchenwald mit Hainsimse. In diesem Buchen-wald treten Esche und Fichte auf; dazu sind Weisstanne und Lärche vom Menschen eingebracht worden. Höhenlage um 500 m.

In SW- bis SO-Expositionen (ohne S-Expos.). Frische Böden mit mittlerer Nährstoffversorgung. Diese Braunerden/Para-braunerden waren bevorzugte Orte zur Rodung, da gute Acker-böden gewonnen werden konnten.

(7) Typischer Waldmeister-Buchenwald, ein ausgesprochener Laubmischwald mit Dominanz der Buche. Von dieser Gesell-schaft belegte Standorte erlauben das Einbringen einer grossen Anzahl an sich gesellschaftsfremder, aber wirt-schaftlich bedeutungsvoller Baumarten wie Weisstanne, Ahorn, Hagebuche, Esche, Stiel-, Traubeneiche, Föhre, Lärche. Mitt-lere Höhenlage 400 - 600 m. Alle Expositionen. Auf frischen Böden mit mittlerer, reicher Nährstoffversorgung. Auch hier ist der grösste Teil des einst von dieser Gesellschaft

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genommenen Areals zur Gewinnung von landwirtschaftlich zu nutzendem Land seit langem gerodet worden.

Eine Waldpflanzengesellschaft, der arealmässig insgesamt zwar nur geringe Bedeutung zukommt, die aber auf den schweren, dichten Rissmoräneböden im Gebiet westlich der Wigger mit ins Gewicht fallenden Flächen auftritt, ist der

(46) Peitschenmoos-Fichten-Tannenwald. Neben den genannten beiden Baumarten kommen nur noch wenige andere Arten vor, dagegen hat der wirtschaftende Mensch hier in z.T. grossem Ausmasse die Stieleiche eingebracht. Höhenlage 450 - 600 m.

Besonders auf Ebenen oder nur schwach geneigten Hängen, keine SO-, S- und SW-Expositionen, feuchte (Staunässe!), nährstoffarme (= saure) Böden.

Neben den vorstehend angeführten Waldpflanzengesellschaf-ten t r i t t noch eine ganze Reihe weiterer auf. Es handelt sich aber um solche, die auf besonderen, meist nur kleinflächigen Standorten vorkommen. zu erwähnen wären der (26) Ahorn-Eschen-wald, der (27) Seggen-BacheschenAhorn-Eschen-wald, sodann die ehedem in den Flussniederungen des Unteraargaus vor der Korrektion der Flüsse weit verbreitet gewesenen Schachenwälder (42).

Mit Ausnahme des Pfeifengras-Föhrenwaldes und des Peit-schenmoos-Fichten-Tannenwaldes, also ausgesprochenen Nadel-baumwäldern, dominieren in allen der angeführten natürlichen Waldpflanzengesellschaften die Laubbäume, vorab die Buche.

Das erlaubte den Stockausschlagbetrieb, was zu den sehr alten Betriebsarten des Mittel- bzw. Niederwaldes führte. Die "frucht-tragenden" Bäume, Eiche, Buche, Wildobst, treten ja natürli-cherweise ohnehin nur in diesen Laubbaumwäldern auf. Es liegt auch auf der Hand, dass gerade hier die Waldweide, und ins-besondere das Acherum, ausgiebig geübt werden konnte.

Wiederum abgesehen von den speziellen Gesellschaften, etwa des Peitschenmoos-Fichten-Tannenwaldes auf den gegen unange-passte Eingriffe empfindlich reagierenden Staublehmböden (Pseu-dogley, Gley), sind alle diese

Waldstandorte/Waldpflanzengesellschaften alles in allem doch recht widerstandsfähig ge-gen Misshandlung. Vor allem erwiesen sie sich als rasch rege-nerierbar. Diesem Umstand ist es u.a. zuzuschreiben, dass der für grosse Flächen während Jahrhunderten festzustellende schlim-me Waldzustand im Verlaufe des 19. Jh., also verhältnismässig rasch, verbessert werden konnte, waren einmal die Störfakto-ren Uebernutzung und Weide beseitigt.

3.2 Die forstlichen Verhältnisse

3.2.1 Verteilung von Wald und offener Flur

Die Verteilung des Waldes in der offenen Flur ist eine mittelbare Gegebenheit, das Ergebnisjahrhunderte-, ja jahrtau-sendealter Siedlertätigkeit des Menschen. Die Verteilung des Waldes in unserer aargauischen Landschaft, wie wir sie heute sehen, ist demnach durchaus nichts Zufälliges, sondern hat ganz rationale, vorab wirtschaftliche Ursachen.

Es gibt altes Siedlungsgebiet, das bereits vor unserer Zeitrechnung aus dem grossen Wald gerodet worden war; zumeist geschah dies wohl in der Bronze- und Eisenzeit. Solche Sied-lungsareale sind die grossen Ebenen in den Tälern, soweit sie ausserhalb der häufigen Ueberschwemmungen lagen, sodann die unteren Lagen südlich exponierter Hänge des Jura und des Hü-gellandes. Der Bauer suchte die fruchtbaren, zu Ackerbau taug-lichen Böden und fand sie vorab im Braunerdegebiet. Ausserdem brauchte er Weideareale. Ausgehend von den Niederlassungen, zumeist waren es kleine Dörfer, Weiler und Einzelhöfe, wurde der Wald auf den besten Böden im näheren Bereiche der Sied-lungen gerodet und allmählich an die schwer zu bewirtschaf-tenden Hänge, in die abgelegenen Gebiete und auf Standorte geringer Fruchtbarkeit zurückgedrängt. In römischer Zeit mag die Fläche des kultivierten Landes einen ersten Höchststand erreicht haben. Während der Zeit des Niederganges der römi-schen Kultur im 3. Jh. bis zum Beginn der alemannischen Land-nahme dürfte die Waldfläche wieder zugenommen haben. In

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serer Gegend wird nicht oder nur wenig intensiv genutztes Land innert weniger Jahrzehnte wieder vom Wald eingenommen. Im 9. Jh.

begann eine weitere Rodungsphase, ausgelöst durch die Bevölke-rungsvermehrung, einhergehend mit der Intensivierung staatli-cher und wirtschaftlistaatli-cher Tätigkeit. Diese insgesamt ausgedehn-ten Rodungen kamen im 13. Jh. zu einem vorläufigen Abschluss, nachdem in eben dieser Zeit zahlreiche Stadtgründungen statt-gefunden hatten. Der notwendige Ausgleich zwischen Siedlungs-und offenem Areal war durchwegs zu Lasten des Waldes vor sich gegangen. Erneute und ausgebreitete Rodungstätigkeit ist im 16. Jh. festzustellen, wiederum ausgelöst durch eine starke Zunahme der Bevölkerung. Neue Hofstätten gewann man durch Tei-lung bestehender alter Güter; um Ackerland und die Püntenplät-ze zu vermehren, mussten in den Allmenden Einschläge und im Waldareal Ausreutungen - gelegentlich ebenfalls Einschläge genannt - für eine bloss zeitweilige oder auch dauernde land-wirtschaftliche Nutzung zugestanden werden. Solche Rodungen sind unter Berufung auf das "Rütirecht" nicht allzuselten durchaus eigenmächtig und gegen den Willen der Obrigkeit vor-genommen worden. Bei vielen dieser Rodungen griff man unter dem Zwang der Verhältnisse - die arbeitsintensive, aber wenig flächenproduktive, auf Selbst- und regionale Versorgung aus-gerichtete Landwirtschaft verlangte grosse Flächen - auch auf abgelegene, mit den damaligen technischen Mitteln nur schwer zu bewirtschaftende und auf von vorneherein wenig fruchtbare Böden. Weisungsgemäss, aber auch wegen der genannten geringen Produktivität, gingen manche der gerodeten Flächen nach mehr oder weniger langer Zeit wieder an den Wald zurück. Es ergab sich ein steter, im einzelnen schwer erfassbarer Wandel zwi-schen offener Flur und Wald. Ein grosser Teil der gegenwärti-gen Waldfläche war einmal gerodet, auch an Orten, wo uns das heute kaum verständlich ist. Jetzt längst wieder geschlossene Waldkomplexe sind ehedem in Teilflächen aufgelöst und von Ge-wannen offenen Landes durchsetzt gewesen. Im 18. Jh. hatte die Waldfläche ihren Tiefstand erreicht, sie ist seitdem ins-gesamt wieder merklich grösser geworden.

3.2.2 Eigentums- und Nutzungsrechte am Wald

Die Regelung der Eigentums- und Nutzungsrechte wurde im Grundsatz aus der vorbernischen Zeit übernommen, sie blieb bis 1798 bestehen. Bern hat, abgesehen von der Säkularisie-rung von Kirchenwald, keine AendeSäkularisie-rungen vorgenommen (43).

Die verbreitetste Form des Waldeigentums im Unteraargau war der Hochwald (siehe S. 20). Darin standen die Eigentums-rechte der Herrschaft zu, die Nutzungsbefugnis einer Dorfschaft.

Zum Teil wurden solche Wälder gemeinsam von mehreren Dorfschaf-ten und auch zusammen mit der Obrigkeit genutzt, so z.B. der Amtswald Aarburg. Holznutzungsbefugnis und Weiderecht waren getrennte Dinge. Das faktische Nutzungsrecht auf Holz war nominell ein Gewähren zur Notdurft, so lange es dem Waldei-gentümer gefiel. Die Dorfschaften, die Gemeinden versuchten schon früh und immer wieder aus dem Gewähren einen Rechtsan-spruch zu machen und darüber hinaus aus dem Gewähren von al-ters her ein Eigentumsrecht am Wald abzuleiten. Bern hielt zu allen Zeiten an seinem Eigentum als einem der Obrigkeit zustehenden Hoheitsrecht fest, ohne indessen die Nutzungsbe-fugnis als Anspruch in Frage zu stellen. Diese Rechtsverhält-nisse im Hochwald hatten nachteilige Auswirkungen. Die Nut-zungsberechtigten forderten ihre Holzgaben aus dem Hochwald, fühlten sich selbst aber nicht verantwortlich für einenge-deihlichen Zustand der Bestände, der Wald gehörte ja nicht ihnen. Das Eigentumsrecht der Obrigkeit war deshalb überall dort, wo sie nicht selbst nutzte, schattenhaft; man nahm an, der Wald gehöre allen, somit niemandem. Der Frevel grassierte.

Die Obrigkeit, der das Eigentum und damit auch die Verantwor-tung für den Wald zustand, merkte, dass sich dessen LeisVerantwor-tungs- Leistungs-fähigkeit stetig verschlechterte, und glaubte mit zahlreichen einschränkenden Erlassen, versehen mit harten Strafandrohun-gen, dem Uebelstand entgegenwirken zu können. Sie hatte aber weder die geeigneten Mittel noch die Kraft, und wohl auch nicht den festen Willen, das Geschehen im Wald zum Besseren zu wenden.

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Am Ende des 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jh. sind eine Reihe von Herrschafts- und obrigkeitlichen Waldungen durch Kauf in Gemeindebesitz übergegangen.

Der Privat- oder Partikularwald, wie er genannt wurde, war von jeher verhältnismässig kleinparzelliert. Grossen pri-vaten Waldbesitz hat es nie gegeben.

3.2.3 Alte Waldnutzungen

Ungleich heute kam früher dem Wald nahezu ausschliess-lich eine Nutzfunktion zu, seine Schutz- und Erholungsfunk-tionen blieben unbeachtet. Diese spielten in den Ueberlegun-gen des wirtschaftenden Menschen keine Rolle; im Mittelland waren die Wohlfahrtsfunktionen wenig bedeutungsvoll, und es bestand auch gar kein Bedürfnis zu deren Nutzung. Anzuführen ist aber die Flächenfunktion des Waldes, d.h. dessen Verwen-dung als Landreserve. Sie war ehedem, wie in einem vorausge-gangenen Kapitel ausgeführt (siehe

s.

43), von Bedeutung;

heute dagegen, nachdem sich der Grundsatz der strikten Wald-erhaltung durchgesetzt hat, ist sie in der damaligen Form nur-mehr von geringem Gewicht.

Der Förster unterscheidet eine H a u p t n u t z u n g des Waldes, was sich auf die Gewinnung des Rohstoffes und des Energieträgers Holz bezieht, sodann verschiedene N e b e n -n u t z u -n g e -n , die bei uns heute keine oder doch nur mehr eine geringe Rolle spielen. Die Nutzung des Waldes auf Holz war zu allen Zeiten wichtig und umfasste verschiedenste Holzsortimente, die zu Bauzwecken, in verschiedenen Gewerben oder beim Bauern Verwendung fanden. Sodann war das Holzlebens-notwendiger Energieträger. Ein Grossteil der Wälder wurde denn auch ausschliesslich auf Brennholz genutzt. In diesem Zusammen-hang ist die Holzkohle zu erwähnen, die in Haushalt und Gewer-be gleichfalls unentGewer-behrlich war. Die Brennholzgewinnung ging der Köhlerei aber deutlich vor, diese wurde auf abgelegene Waldungen verwiesen oder hatte sich mit anders nicht verwert-barem Holz zu bescheiden. Aus Urkunden ist das Verbrennen von

Holz zur Gewinnung von Asche, die dann in Glashütten verwendet wurde, nicht bekannt. Der Flurname Glashütten (Gde. Murgenthal) verweist darauf, dass diese Nutzung offenbar geübt worden ist.

Grassen Umfang hatte sie nie gehabt.

Neben der Verwendung von Holz in verschiedenen Holzge-werben oder zum Feuern gab es noch eine ganze Reihe anderer

zwecke: Aus Zweigen von Birke, aber auch der Weisstanne und des Beinholzes (Beiwide) band der Besenbinder oder der Bauer seine Besen für Haus und Stall. Der Korber brauchte Weiden-ruten. Ruten aus Laubholzdickungen fanden Verwendung zu Fa-schinen, für Zäune, Strickwände und dergleichen, als Bandwi-den zum BinBandwi-den von Garben, zum Befestigen der Strohschäube auf den Dächern (Dachruten), als Fassreifen und manches ande-re mehr. Ein grosser Bedarf, ja Verschleiss bestand an Stecken und Stangen für das Aufstellen der oft sehr langen Zäune.

Die N e b e n n u t z u n g e n der Wälder waren recht vielfältig und standen, ganz im Gegensatz zu heute, in der Bedeutung nur wenig hinter ·dem Holz zurück. Zunächst zu erwähnen ist die Waldweide. Dem Weidgang mit grossern und klei-nem Vieh waren die meisten Wälder geöffnet, wobei es einläss-liche Regelungen über die Nutzungsberechtigung gab. Waldteile, die in Verjüngung standen, wurden eingeschlagen, d.h. von der Weide ausgenommen. Eine besondere Form der Waldweide war das Acherum, die Weide mit Schweinen auf Eicheln und Bucheckern.

Die Eichen erfuhren deswegen eine Förderung; es gab ausgespro-chene Eichenwälder, mindestens aber war der Anteil der Eichen an der Bestandeszusarnrnensetzung weit grösser als heute.

Eichen- und Fichtenrinde wurde zum Gerben von Tierhäuten benötigt. Da die im Frühling zu gewinnende Glanzrinde junger Eichen (aus Stockausschlägen) besonders gesucht war, hatte sich der Eichenschälbetrieb, eine Form des Niederwaldes, aus-gebildet.

Laubbaumzweige sind grün und getrocknet als Viehfutter, Tannreisig, trockenes Laub und auch Moos als Liegestreue ge-sammelt worden.

An Föhren, und in unserer Gegend wohl zumeist an Fichten, wurde geharzt. Unsorgfältig geübt - und das, so muss man an Hand der vielen obrigkeitlichen Erlasse annehmen, war Usanz -fügte das Harzen den Bäumen und damit dem Wald schwere Schä-den zu.

Nicht vergessen sei das Sammeln der Waldfrüchte, des Wildobstes und der Beeren.

Die bäuerliche Wirtschaft und das Gewerbe, von den Städ-ten nicht zu reden, hatStäd-ten einen kaum zu stillenden Bedarf an den verschiedenen Holzsortimenten und anderen Waldprodukten.

Es ist in diesem Zusammenhang nun wichtig zu wissen, dass die Nutzung des Waldes stets von den Bedürfnissen der Berechtig-ten ausging. Was der Wald denn eigentlich zu leisBerechtig-ten vermöch-te, diese Frage stellte man sich nur mittelbar, und wirklich beantworten konnte und wollte man sie nicht.

In der alten ländlichen Gesellschaft ging die Arbeits-teilung viel weniger weit als heute. Der Bauer fertigte man-che seiner Geräte und Werkzeuge selbst, anderseits war der Dorfhandwerker oft auch Bauer.

Wer Bau- und Brennholz zu seinem Bedarfe zugesprochen bekam, hatte das Fällen der Bäume, das Rüsten und Führen des Holzes selbst zu besorgen. Daneben wird es aber immer Bauern und Tauner gegeben haben, die als Winterarbeit Holzschläge für Dritte durchführten; auch war im Wald Gemeindewerkar-beit üblich. Noch im 17. und 18. Jh. wird zu verschiedenen Malen darauf gedrängt, die stärkeren Bäume seien mit der Sä-ge zu fällen. Bei Verwendung des Beiles Sä-gehe Holz verloren, die Stöcke würden zu hoch gemacht. Damit im Zusammenhang steht wohl auch das Gebot, sorgfältiger zu holzen. Die als Werkzeug schon lange bekannte Säge fand nur langsamen Eingang in die Waldarbeit.

3.2.4 Waldzustand

Die natürlichen Gegebenheiten, die Waldtypen, die An-sprüche des Menschen an den Wald und die von ihm geübten Nut-zungsformen standen (und stehen) in einem engen Abhängigkeits-verhältnis zueinander, ja sie bedingen sich gegenseitig. Das führte in unserer Gegend, als einem stark mehrheitlichen Laub-holzgebiet, zu den hier von alters her geübten Betriebsarten des Niederwaldes und des Mittelwaldes, jener ausschliesslich aus Stockausschlägen aufgebaut, dieser mit einer Hauschicht aus Stockausschlägen und einer allerdings meist stammzahlarmen Oberschicht aus Kernwüchsen. Eine besondere Form des Nieder-waldes war der Eichenschälwald (siehe

s.

47). D~r Hochwald, nur aus Kernwüchsen aufgebaut, mithin hier als Begriff für eine weitere Betriebsart verwendet, beschränkte sich im we-sentlichen auf jene Gebiete, wo Nadelbäume überwogen, sodann auf die Areale der Eichen-(Weid-)wälder.

Die Baumarten-Zusammensetzung der Ausschlagwälder lag zweifellos insgesamt recht nahe bei der natürlichen, wenn auch der geübten Nutzungsformen und der Weide wegen deutliche Ge-wichtsverschiebungen im Vorkommen der einzelnen Baumarten ein-getreten waren. In den aufgelichteten und ungepflegten Bestän-den nahmen die Aspen und WeiBestän-den sowie die Sträucher immer mehr Raum ein.

Ueber das Aussehen und den Zustand des alten Waldes haben wir bis ins 18. Jh. hinein nur wenig schriftliche wie auch bildliche Darstellungen. Man ist auf mittelbare Zeugnis-se angewieZeugnis-sen.

Das Allmendland war vielerorts mit Bäumen und Sträuchern bewachsen, ja oft gelegentlich geradezu verwaldet (44). Dar-aus, wie auch von den zahlreichen Lebhägen, wurde Holz gewon-nen.

In einem Bericht über eine anbegehrte Ausreutung zu Acker-land in Obererlinsbach schreibt am 6. September 1571 der Land-vogt zu Biberstein seiner Obrigkeit in Bern:

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••• haben wir selich nach inhalt genembt u.gn. bevelch die sachen besichtiget ••• unnd namlich funden ungeferlich biss uff die vierhundert Juchartten weldts, do nit dann hegken, forren, hasel, bromstuden und derglichen unschedlich holz, auch wenig weidt und gutt erderich, also unseres bedunnckhenns zum bauwen [zu Ackerbau] gar nutzlich funden ••• (45)

Wo sich diese 400 Jucharten befanden, ist leider nicht festzustellen.

Zwanzig Jahre später ergeht wiederum wegen einer Ausreu-tung in Obererlinsbach auftragsgemäss ein Bericht nach Bern.

Am 10. Mai 1591 schrieben der Landvogt zu Biberstein und der Hofmeister in Königsfelden:

••. das[s] wir vermög u.gn. bevelch das selbig thann [besichtiget] unnd funden, ann zweyenn orttenn im Berg genannt inn der Steni Rütti, unnd inn der Salzlachenn, ein gestrüp unnd gesteüdt ungefarlich fünffzig oder sechszig jucharttenn, weliches unschedlich unnd nit annders das merdeylls dickh vonn dörnen unnd hagenbuchinem holtz, darinn sonnst woll ein zimli-chen gutten bodenn, allso das woll zu vermutten, das[s] es ettwas gutz [= Land] erbauwen und gebenn ••• (46)

Solcher Waldzustand hier in zwei Beispielen angeführt -war gewiss nicht die Norm und wenn man eben roden wollte, hat

Solcher Waldzustand hier in zwei Beispielen angeführt -war gewiss nicht die Norm und wenn man eben roden wollte, hat