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Ausreutungen, Einschläge

4 DIE FORSTLICHEN ERLASSE DER OBRIGKEIT

4.3.8 Ausreutungen, Einschläge

In aller Regel verlief die Auseinandersetzung über eine Ausreutung von Wald so, dass die Gemeinde die Rodung anbegehr-te, die _Obrigkeit die Bauern davon abzuhalten suchte. Es gab aber auch die umgekehrte Situation: Eine Gemeinde verlangte -wohl mit Bern im Rücken - von Twingherrn die Rücknahme von Rodungsbewilligungen und das Wiedereinfügen solchen Landes in den Hochwald. Dies geschah 1599 in Oberentfelden, damals private Twingherrscha~t der von Hallwil. Im entsprechenden Schiedsspruch, von der Obrigkeit zu Bern bestätigt, bekam die Gemeinde recht.

Denne als min gnedig herren und oberen vor etlichen jaren in statt und landen insächen than und usskünden lassen, das kein husshofstetten von hochwälden und allmenden mer söllend usstheilt werden, dem selben söllend sich die jungkherren auch undertw~rffen und nit befügt syn, einiche mer usszegeben nach anderer gstalten schwenden rieden nach ussrüten, damit auch das holtz dester minder geschweint und in eeren erhalten werde.

Witer wie dann die jungkherren vor etlichen jaren ein acher vom hochwald ingeschlagen, dessen sich ein gmeind auch erklagt, widerumb zum hochwald gleit werden sölle, ist harüber erkennt, wo dieser acher noch nit widerumb zum hochwald verordnet,

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le der selbig ussgeschlagen werden und zum hochwald gehören;

wie dann in eroffnung des spruchs die jungkherren vermeldet, das diser acher vor zechen jaren zum hochwald verordnet sye

(191)

In diesem Spruch wird Bezug genommen auf die Forstord-nung 1592, die ja vorab wegen der Ausreutungen erlassen wurde.

Den obrigkeitlichen Anordnungen hatten sich auch die privaten Twingherren zu unterziehen.

Wenn hier das Thema "Ausreutungen" mit einem Sonderfall begonnen wurde, so soll das auf die Ausnahmesituation hinwei-sen; kehren wir indessen zur Regel zurück. Begehren um Bewil-ligungen zur Ausreutung von Wald gab es nach wie vor viele, zumeist weil man Acker- oder Weideland gewinnen wollte. Dabei waren aber die Meinungen innerhalb der Gemeinde nicht immer einhellig. 1604 hatte der Landvogt zu Biberstein in der Ge-meinde Küttigen einen Streit zu schlichten. Um die Meinung der Obrigkeit zu erfahren, schrieb er u.a. nach Bern:

••. Alss sich dan ein Gspan und Zwytracht erhept und zu-getragenn zwüschen einer Gmeind Küttingen, [in] miner Verwal-tung, antreffend unnd vonn wegen eines Holtzes, da es jetz ein Weydgang ist, unnd vor etlichen Jaren ussghouwenn worden, da nit zu verhoffen [war], das[s] man alda Holtz könne züch-tigen. [Man wollte,] es werde dan ingschlachen, weyl etliche inn der Gmeind ir Ross und Vych dahin zweyd schlachenn, und kum der Dritheil der Gmeind des gnoss wirt. Da dann der Mehr-teil inn der Gmeind begerenn, man sölle sölichs zu Rüttinen und Acheren ussgeben, damit sy ir Weib und Kind auch destbas erhalten möchten, weyl kein Holtz alda züchtigen seye, und sy des theilhafftig würden .•• hab ich ••• gemelt Holtz be-sichtiget. Da der minste Theil der Gmeind (so ir Ross und Vych dahin zweyd tryben) vermeint, so sölichs zu Rüttinen ussgeben würde, hetten sy kein Weydgang, man sölle Holtz züchtigen und solches gar nit zulassen, und also über den mehrer Theil der Gmeind Meister syn ••• (192)

Ueber den Ausgang der Auseinandersetzung ist nichts be-kannt. Die Art und Weise wie das Rodungsgesuch behandelt wur-de, ist ein gutes Beispiel für das zurückhaltenwur-de, überlegte vorgehen des Landvogtes. Man ging auf die Sache ein und er-kundete die Meinungen aller Beteiligten.

Der Drang nach mehr ackerfähigem Land bestand auch im 17. Jh. unvermindert fort. Die Obrigkeit verlangte aber nicht minder beharrlich, dass nur mit ihrer Bewilligung gerodet wer-den dürfe und dass das neu gewonnene offene Land nach einigen Jahren wieder ausgeschlagen, zu Wald bzw. Allmend werden müs-se. In einem Spruch der Obrigkeiten von Bern und Solothurn 1610 über einen Streit zwischen dem Stift Schönenwerd und der Gemeinde Safenwil heisst es:

ess sölle uns aber denen von Sollothurn, fry stan und gwalt haben, nach unserem willen gefallen und guotbeduncken unseren underthanen, so deren bedürfftig weren, husshofstetten, wie vornacher auch schon beschechen, zuo bewilligen, auch de-nen von Savenwyl oder Hende-nenbül nach unserem fryen willen nüwe uffbrüch an selben orten zu erlauben, doch das die nüwen uf-brüch nach rüti recht wider zuo wytweyden ussgeschlagen wer-dend (193)

Von Interesse ist der Ausdruck wytweyden. Heute versteht man darunter eine locker bestockte Weide. Im vorliegenden Fall wäre wohl Rodungsland während dreier Jahre geackert worden, um dann zu Allmend, zur Gemeinweide zu werden.

Die Dorfschaft Herznach besass in der Herrschaft Urgiz, d.h. im Gemeindebann Densbüren, Nutzungsrechte, worüber zwi-schen den beiden Nachbarschaften des öftern Streitigkeiten ent-standen (siehe

s.

143). Das hatte jeweils auch Verhandlungen zwischen Bern und der vorderösterreichischen Obrigkeit zur Folge. Um 1622 kam es zu einer Auseinandersetzung wegen Rodun-gen, die die Densbürer Bauern - offenbar mit Wissen und Erlaub-nis des Landvogtes zu Schenkenberg - vorgenommen hatten, während doch.kurz vorher die beiden Obrigkeiten einen Vertrag über die beidseitige Nutzung der Waldungen abgeschlossen hatten, womit

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gerade solche Rodungen (Einschläge) verhindert werden sollten.

Ueberdies hatte die Obrigkeit zu Bern die Kompetenz der Bewilligung von Rodungen strikte an sich gezogen. Der Landvogt -nicht die Gemeinde Densbüren - erhielt am 29. April 1622 einen alles andere als freundlichen Brief von den Herren und Oberen, seinen Vettern zu Bern:

B e t r ä f f e n d t d i e G m e i n d e n

H e r t z n a c h t , A s p u n n d t D e n s p ü r e n Schultheyss unndt Raht der Statt Bern. Unseren Gruoss zuvor lieber getrüwer Burger.

Unns habendt unsere Vernachparten der Gmeindt Hertznacht abermalen durch Schryben von Jrer Oberkeit, unndt einen Ab-gesandten klags- unndt beschwerdtswys fürtragen lassen, was massen die unseren zu Asp unndt Denspüren, ungeacht unsers hievor an dich abgangenn Bevälchschrybens hürigen jars wider-umben anghept, an bewüssten Orthen, uss dyner Bewilligung uss-zerüten unndt darinnen zu säyen, weshalb uffgerichten Verträ-gen unndt jüngstem unserem Rahtschluss unndt Decret Verträ- gentzli-chen zuwider unndt irer gmeinen Trettende zu schaden unndt Abbruch gereiche, und derowägen umb provision angekert unndt gebädten. Glychwie wir nun an den unseren gern sächent, das[s]

sy gegen den an sy Grenzenden guote Nachparschafft pflegint, unndt uffgerichte Vertrag haltindt, also habendt wir uns ver-sächen, das[s] Du unserem vorigen an Dich abgangnen Bevälch-schryben, die unsern obgemelt, zu Usschlachung der Inschle-gen unndt Stillstandt der Rütenen wyssen wurdest. Uff das[s]

wir nit uff ein Neüwes müssendt von desswegen molestiert wer-den undt wyl sölches nochmals unser will unndt Verstandt das[s]

die siht dem uffgerichten Vertrag gemachten Inschleg beyder-syts widerumb ussgeschlagen, unndt keine Inschleg mehr zuma-chen gestadtet werden söllindt. Also wöllendt wir dir nochmalen hiemitt alles ernsts bevolchen haben, den unseren by Mydung unserer Straff zuo gepieten, sich desglychen Rütens unndt Sä-yens für disshin gesetzlich zeübergeben damit dem zwüschen beiden Oberheiten gemachten Vertrag zeunderwärffen unndt ge-mäss zelehen, sonderlich aber die Rütenen, so sy siht

demsel-bigen gemacht, nach dem sy das, so sy angesäyt, werden abge-füert haben, wider usszeschlagen unndt ferneren derglychen Rütens zuübergeben. Damit wir ferneren Ueberlouffs überhept verblybint. Unndt ist darby unser ernstiger Will, das[s] inen solches weder durch Dich, noch andere Dyne Nachfaren unsere Amptlüht vergönt noch gestattet werden sölle. By Mydung unser Ungnad, wir gebiedten dan darzu unseren sonderen Willen unndt Gewalt, jeh nach Gestaltsame der Sach und Zyt.

Das wirst Du zu Dyner unndt anderer unseren Amptlüten, dyner Nachkommen Nach- und Underricht, dem Schlossbuoch an gehörenden orthen inverlyben etc. Im übrigen den Costen be-träffendt, Dich aller nachparlichen Gescheydenheyt undt Frundt-ligkeyt beflyssen unndt halten. Des nüt dacht und vermeint, das[s] jeder Theyl den synen tragen, dahin sächen, das[s] sy die Partheyen mit lieb entscheyden werdindt. Dann das ist un-ser will. Datum 29. Aprilis Anno 1622.

Unserem lieben getrüwen Burger Daniel von Werdt. Vogt zu Schenckenberg (194)

Von Zeit zu Zeit erliess die Obrigkeit zu Bern eine ge-zielte Weisung an die Amtleute, wobei diesen, die ja zwischen zwei Feuern standen, oft hart die Meinung gesagt wurde. Man machte sie geradezu verantwortlich für die zum Teil gewiss schlimmen Zustände. Ein solches Mandat 1652 lautet:

V e r p o t , w e d e r v o n

d a s s d i e A m p t l e ü t h , A l m e n d e n n o c h H o c h -w e l d e n , n o c h a n d e r e m E r d t r i c h e i n z e s c h l a c h e n b e w i l l i g e n o d e r a u s s t h e y l l e n s ö l l i n t

Unserem Lieben, gethrüwen burger Nicklauss Bachmann, Vogt zu Biberstein.

Schultheys und Rath der Statt Bern etc.

Uns ist unverborgen, auch bisshero von Zeyth zu Zeyth be-khant worden, dass die einten und anderen unserer Amptleüthen

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den Gwalt an sich genomen, von den Hochwelden, Allmenden und dergleychen Erdtrich, Haussbletz ausszutheilen, auch andrer Einschleg zu Bünden und Garten zebewilligen, dardurch dan nicht allein unsere Hochweldt geschwechet und verderbt, der gemey-ne Weidtgang zu unseren Lechen- und Pauersleüthen beschwerdt, geschwechet und verminderet, sondern fürnemlich mit sölichen vilen Tauwneren Heüsslenen, der beschwerliche Bättel zu baldt unertreglichem Last, [von] unserer Clösteren und Gottsheüseren selbs gepflanzet und befürderet wirt, massen dass einte und ander uss der mehr dan bekhandten Erfharenheyt genugsam am Tag ist. Welchem ein Zeyth daher eingerissnen Missb~auch, mit gebürendem Oberkheytlichem Einsechen zu begegnen, Wir hirmit dir wie sonsten allen anderen unseren Ambtleüthen insgemein den obangedeuten angemassten eignen Gwalt (so allein von uns der Oberkheyt selbs dependiert) gentzlich genommen und ernst-meinent verpotten und gentzlich abgestellt haben wollent,

hin-für weder von unseren Hochwelden, noch einichem Erdtrich zu Haussbletzen, Bünden und Gerten, oder anderen Einsehlegen jhe-manden zebewilligen und ausszetheillen, und hirmit wider die obangedeute Verschmelerung sölich Oberkheytlichen und gmeinen Güeteren deiner obligenden Ambtspflicht nach gebürende Handt obzehalten, wie du dan zethun und sölichen unbefüegten Gwalts, dich in das khünftig, zemässigen wissen wirst, wie wir uns zu dir hirmit versechen haben wollendt.

Datum 4. September 1652 ( 19 5)

Ausreutungen betreffende Mandate sind später noch mehr-fach erlassen, erfrüscht worden, so 1668 und 1702. Da das Grundsätzliche in der Forstordnung 1592 festgehalten war, er-achtete man es nicht als notwendig, diese Mandate öffentlich bekanntzumachen. Die eindringlichen Ermahnungen und Strafan-drohungen sind durchwegs an die Amtleute gerichte, aber hat es die Obrigkeit zu Bern mit ihren Burgern und Miträten so ernst gemeint?

Selbst die Obrigkeit schwankte zwischen drei Ueberlegun-gen: Als erstes und erklärtes Ziel bezeichnete sie die Walder-haltung; dem stand anderseits der Landhunger der bäuerlichen

Bevölkerung gegenüber und zum dritten lockten erhöhte Einnah-men aus Bodenzinsen und Zehntabgaben.

Das anschliessend zitierte Gutachten des Landvogtes von Schenkenberg aus dem Jahre 1661 zu einem Rodungsbegehren der Gemeinde Schinznach-Dorf im Aspolterwald erweist die Ueber-legungen, die ein Oberamtmann anstellte:

W e g e n d e r e n v o n b e g e h r e n d e n A u s r e ü H o l z e s •

S c h i n z n a c h t t u n g j h r e s

Hochgeachte Gnädige Herren undt Oberen

Was Eüer Gn. vor etwas Zeits vermög eines den 23ten Janu-ary 1661 datierten, mir übersendten Schreiben hat belieben wol-len, mir gnädiglichsten anzubefelchen, desjenigen Holzes Be-schaffenheit genannt Aspolter, ungefahrlich 50 Jucharten Veldt insich haltende undt und in dero von Veltheimb Twing undt Baan ligende daruf vor disserem Eychen gestanden, jetzundt aber ab-gehauwen worden, undt ein Gmeindt zuo Schintznacht aussrütten und zuo Ackeren legen willens, gründtlich zeerkündigen, undt wie es darmit bewandt, auch ob es nützlich; Nach eingenommenem Augenschein, zuo E.Gn. weiteren Endtschluss widerandtwortlich verstendigen solle; Als[o] hab ich zuo gehorsammer Erstattung E.Gn. Geheiss, mich an bemeltes Orth verfüegt undt also befun-den. Dass namlichen das bemelte Veldt zwar anfangs mit Eychen besetzt, jetzundt aber abgehauwen undt zuo einem Weidtgang dahin all drey Gemeindten Schinznacht, Veltheimb und Oberflachs zusammen gefahren undt weidtgängig, nachwerts aber luth eines darumb habenden Brieffs von einanderen gesondert undt vertheilt worden [siehe S. 81]; anjezo aber dasselbige auch ein solch unnütz Gestrüp, darvon sy gar keinen Nutzen und Ertragenheit bekommen komindten. In Betrachtung nun das[s] ein Gmeindt zuo Oberflachs wohl content undt zuogleich hirin ze willigen sich anerbotten, die Gmeindt Veltheimb aber darwider sich set-zen, ungeacht die von Schintznacht freywillig zulassen wollen, das[s] nach Wilfahr ihres Begehrens undt wan ihr Veldt welches sy ausrütten woltindt nit angeseyet, sondern under Brach liget, deren von Veltheimb, der Weidtgang noch verners vergünstigen

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In Ertheillung nun solcher Verwilligung, würde hier durch E.Gn. dero Enden habenden Zehnden dargestalten verbesseret, dass derselbige järlichen zuo deren von Schintznacht Antheil, by zwenzig oder mehr Mütten mehr dass zuovor vermehren. Hie-mit so wohl Ihr Gn. als auch der Gmeindten vil grösseren Nut-zen undt Ertragenheit als vor disserem bringen undt ertragen würden.

Diss ist nun dassjenige so ich E.Gn. berichtsweis gründt-lichen überschreiben, zuomahlen wolgedachten E.Gn. göttlicher Obsorg wol empfehlen sollen.

Schenckenberg den 9ten Martij. A0 1661 E.Gn. alzeit gehorsamer Burger

Albrecht von Graffenried ••• (196)

Beschluss der Obrigkeit zu Bern, 16. März 1661:

Nach deme MeGHren uf dess Herren Amtmann zu Schenkenberg Bricht die Beschaffenheit dessjenigen Holzes und Gestrüps ge-nant Aspolter, welches die von Schinznacht auszureüten, und zu Acheren zu machen begehrend verstanden, haben MeGHren Jhnen ohngeacht deren von Veltheim vermeinten opposition, weilen sie von einander unterscheiden, gewillfahret, und bewilliget, dass sie ihr Stuk ausreüten und zur Besorgung dess Zehndens afferen u. zu Acheren machen mogind, jedoch dass ihrem Erbieten nach denen von Veltheim uss dem Erdrich, wann es zu Brach ligt, der Weydgang gelassen werde, massen er den völligen vergleich zwischen ihnen zu vermittlen sich bemühen solle ••. (196) [als Kanzleivermerk des Landschreibers Schenkenberg]

Das nachfolgende Mandat aus dem Jahre 1667 vermag teil-weise zu erklären, weshalb, entgegen der Absicht und den Er-lassen der Obrigkeit in Bern, von den Landvögten doch immer wieder (befristete) Ausreutungen in Hochwäldern zugestanden wurden: sie bezogen zum einen und anderen Mal und Ort den Rütizehnten, die Abgabe für solche Rodungen, in den eige-nen Sack. Es wurde im Mandat festgestellt, das gehe in der

Regel auf eine Kompetenzanmassung der Amtleute zurück und sei nicht statthaft •. Die Kompetenz, Ausreutungen zu bewilligen, stehe allein dem Täglichen Rat zu, der Rütizehnten sei zum Grossen Zehnten zu schlagen. Wenn der Erlass mithin nur mit-telbar zu unserem Thema gehört, so soll er doch wegen seines wichtigen Bezuges zum Wald im vollen Wortlaut zitiert werden:

R ü t i Z e h n d e n

Schultheiss, Räth und Burger der Stadt Bern, Unser Gruss zuvor, lieber und getreüwer Amptsmann.

Der Genoss der Rüti Zehnden an den jehnigen Orten und

¾mpteren, da unsere Amptleüth den selben bishero gehabt, es seyge uss Grund des Underrichts-[Instruktionen]buochs, oder selbst eigner nach und nach yngeschlichner Anmassung, hat dise schädliche Frucht nach sich gezogen, dass um solchen Zehndens wegen desto mehr Rütinen aussgetheilt u. dardurch unsere Wäl -der erödet worden, wie die Er fahrung u. der Augenschein mehr dann genug gezeüget. Und weilen solcher Missbrauch, wie die bishärige Experienz auch vorhanden, anderst nicht abgeholfen werden sollen könnte, als durch Mittel des Zuck- und Benem-mung [= Verhinderung] solches Genosses, zu welcher wir zu schreiben umb so vil desto mehr Ursach funden, weilen dieselbe, wie bereits angedeütet, meistentheils von selbs eigner an sich Zeüchung herkombt. Habend uns also entschlossen, und zugleich angesehen, und wollend hiemit geordnet und gemeint haben, dass die Rüti-Hauweren [-Haber] und Stock-Zehnden, so von Rieden, Rütinen und Ynschlägen in und umb von unseren Hochwälden her-kommen, und durch unsere Amptleüth des einten und anderen Orths bisher genossen und bezogen worden, hinfüro u. inskünftig der -selbe gäntzlich abgestrickt sein [soll], und hingegen in unsere daran stossende oder nechst gelegne grosse Zehnden gehen und mit demselben zu unseren Handen verliehen werden sollend; un -sere Amptsleüthe insgemein, und ieden den es berührt insbe -sonder hiemit einscherffend, sich solchen Zehndens zu entzük-ken, und dessen sich nit weiters theilhafft zemachen. Zugleich ouch und nit weniger sich fürbas gäntzlich zu enthalten, und ze müssigen, einiche Rüti oder Ynschläg in und von unseren

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Hoehwälden weder für sieh selbsten ze maehen, noeh anderen zu erlauben und zu ertheilen, sondern solehe Bewilligung un-serem tägliehen Rath, oder denen so darzu verordnet sein wer-den, zu überlassen, alles bey dem Eidt, den ein ieder zu sei-nem [Amts] Eidt sehweret. Und weilen es mit dem Genoss des Sommergeweehses Zehndens auf der Braeh, gemeinlich der Brach Zehnden genamset, ein gleiche Beschaffenheit hat, als[o] wol-lend wir demselben in obgedaehter Abstrickung auch yngeschlos-sen und gemeint haben, also dass unsere Amptleüth sich desyngeschlos-sen weiters nit anmassen, sondern derselbe mit dem grossen Zehn-den zu unseren HanZehn-den verliehen werZehn-den solle.

Hierunder ab[er] ist unser Verstand, dass diese

Abstrik-"

kung des Rüti- und Brach Zehndens die ietz schon uff den Ampte-ren sich befindenden Amptleüthe nicht, sondern erst ihre nech-sten und künftige Nachfahren ansehen solle. Under denen die vorbhaltener massen gemeint, so heütigen Tages erwehlt worden, welche den des Orths Hand abzezüehen und dise unserer Abstrik-kung gemäss sieh zu verhalten wüssen sollend und werdend. Als wir uns zu ieden versehen haben wollend. Der Meinung, dass dises ieden Orths nachriehtlich eingeschrieben werden solle.

Dat[um] Jaeobi d. 25. Julii 1667 ••• (197)

In Notzeiten, so 1694, nahm die Obrigkeit das Rodungs-verbot zurück und gab befristete Ausreutungen zur Anlage von Aeckern im Allmendland und in Wäldern frei. Immerhin sollte das unter Schonung des guten Waldes geschehen. Die Gemeinde-vorgesetzten waren gehalten, besonders den Bedürftigen zu helfen. Wie lange dieser Ausnahmezustand andauerte und in welchem Masse unter diesen Voraussetzungen Wald gerodet wur-de, ist nicht bekannt.

An alle T. und W. Ambtleüth, 4 Stätt, Freyweibel und Ammann D a s s d e n U n t e r t h a n e n i n

z e r e n u n d A l m e n t e n

w i l l i g e t s e y e •

a n z u s ä e n

H ö l t v e r

-Schultheiss und Raht der Statt Bärn usw.

Damit dem gemeinen Wesen, sonderlichen aber dem armühti-gen Burger und Landtmann, bey gearmühti-genwertiarmühti-gen noch immer anhal-tenden und zunemmenden Frucht-[Getreide-]mangel, so weit immer müglich, under die Armen gegriffen werde, wollend wir über desswegen vorgangene Berahtschlagung unserer hierzu Verord-neten HH Mitträhten und Directoren, unser vor zweyen Jahren aussgeschriebene Mandat und Befelch erfrischet, und hiemit von nüwem zugelassen, bewilliget und befolchen haben, dass an denen Ohrten, da es sich thun lassen wirt, da[s] etwann biss daher unnütz gelegenen gemein Erdtrich [.= Allmend] auf-gebrochen, und durch unsere Underthanen, sonderlich aber dem armen Haussmann, angebl~het werden sölle und möge. Worzu dann die Gmeinden die Bewilligung, die Vermüglichen aber ihnen den armen Haussleüthen alle thätliche Hilff zeleisten gewisen und vermahnt werden. Gleichwohl aber alles under diser Maass und Einzihlung, dass in denen Wälderen, da es beschehen wirt, das gute Holtz oder der Auffwachs nit verderbt, sonder der Aufbruch an Ohrten und dahin geschehen sölle, dass vilmehr die Höltzer durch Aussreütung der Gebüschen und unnützen Gestreüchen erhal-ten und wachsen mögind. In den Almenten dann auch nit anderst, als es ohne gqr grosse Schwächung dess Weidgangs und rechtmäs-sige Opposition sein kan. Wie dann dessfahls unsere Ambtleüth oder Vorgesetzten der Gmeinden bescheidenlich zu verfahren erinneret sein söllend. So Du hiemit zur Execution und Nach-richt offentlich verkünden lassen sollst. Gott mit Dir.

Dat[um] 26. Januarij 1694 ••• (198)

1702 wird das Verbot, ab den Hochwäldern, Landstrassen sowie Allmenden, Hausplätze, Einschläge und Rodungen zu be-willigen, erneuert.

Schuldtheis, Raht und Burger der Statt Bern •••

Wir habendt mit Missfallen vernemmen müssen, dass einicher Orten unserem Einsehen gantz zuwider von unseren Hochwälderen, Landtstraassen auch Allmendten, Hausblätz, Einschläg und Rüt-tenen verwilliget, und sonsten auch gemachet worden, und sind

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dannenhero gemüssiget worden zu Fristung unserer oberkeitl.

Wälderen, Landtstrassen und Allmendten, Dir, gleich gegen al-len anderen unseren Ambtleüthen ouch beschicht, hiemit by un-serer hochoberkeitl. Straaff und Ungnad zu verbieten, einiche

Wälderen, Landtstrassen und Allmendten, Dir, gleich gegen al-len anderen unseren Ambtleüthen ouch beschicht, hiemit by un-serer hochoberkeitl. Straaff und Ungnad zu verbieten, einiche