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3. E RGEBNISSE DER L ITERATURRECHERCHE

3.2. Forschungsstand

NIDCAP® ist ein standardisiertes Konzept, das nur mit einer entsprechenden Ausbildung angewendet werden kann. Es besteht aus drei Teilbereichen – dem APIB (Assessment of Preterm Infants Behavior), den daraus resultierenden fünf Subsystemen („autonomes System“, „Motorik“, „Wachheitsstadien“,

„Aufmerksamkeit“ und „Selbstregulierung“) und aus der entwicklungsfördernden Pflege (Tesch, 2010).

Mithilfe des ABIP wird eine genaue Beobachtung des Früh- oder Neugeborenen durchgeführt und diese Beobachtungen werden regelmäßig dokumentiert. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Beobachtung vor, während und nach Handlungen, wie z.B. Füttern, Blutabnahme und Absaugen, gelegt, um Anzeichen von Instabilität infolge einer Überstimulation sowie Anzeichen von Stabilität bei Wohlbefinden, bezogen auf die fünf Subsysteme, rechtzeitig erkennen zu können (Tesch, 2010).

Der dritte Teilbereich, die entwicklungsfördernde Pflege richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Kindes und dient der Unterstützung der Selbstregulationsfähigkeit. Pflegerische und medizinische Maßnahmen sollen verbunden werden und dadurch sollen Stress und Schmerzen so gut wie möglich vermieden werden. Essentiell ist hierbei auch die Integration der Eltern in die Pflege ihres Kindes, die so früh als möglich stattfinden soll. Die Eltern werden als Hauptbezugsperson gesehen und haben daher einen besonderen Stellenwert im NIDCAP®-Konzept. Der Teilbereich der entwicklungsfördernden Pflege kann von allen geschulten Pflegepersonen, auch ohne NIDCAP®-Ausbildung, angewendet werden (Tesch, 2010).

Die nachfolgenden entwicklungsfördernden Pflegemaßnahmen können auch im Rahmen von NIDCAP® individuell an den Säugling angepasst werden.

ii. Basale Stimulation®

In den 1970er Jahren entwickelte der Sonderpädagoge Andreas Fröhlich im Zuge seiner pädagogischen Arbeit mit körperlich und geistig behinderten Kindern das Konzept „Basale Stimulation®“. Gemeinsam mit der Gesundheits- und Krankenpflegerin Christel Bienstein wurde dieses Konzept in die Pflege integriert (Münstermann, Ahndorf, Brutscher & Messall, 2017).

Als Basale Stimulation® wird das Angebot an einfachen Anregungen auf allen Wahrnehmungsebenen bezeichnet. Es beruht auf einem ganzheitlichen, ressourcenorientierten Pflegeverständnis und umfasst die individuelle Begegnung sowie die vertrauensvolle und sicherheitsvermittelnde Beziehung zum Menschen.

Hierbei steht vor allem die Förderung, Pflege und Begleitung von Menschen in krisenhaften Lebenssituationen im Fokus. Jeder Mensch hat in verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche, individuelle Bedürfnisse, wie z.B. Sicherheit, Geborgenheit und Gesundheit, die im Zentrum der pflegerischen Interventionen stehen (Bienstein & Fröhlich, 2016).

Besonders Früh- und Neugeborene sind aufgrund der unzureichenden Hirnreife auf Pflegepersonen und Eltern angewiesen, um Entwicklung zu erfahren. Basal stimulierende Angebote helfen dem Kind hierbei sich zu orientieren, die eigenen Fähigkeiten kennenzulernen und dadurch Entwicklung zu durchleben (Münstermann et al., 2017).

Berührung wird als eine Art der Kommunikation gesehen, daher wird in der Basalen Stimulation® versucht mit dem Kind über die Berührung der Haut in Kontakt zu treten (Bienstein & Fröhlich, 2016). Intrauterin spürt der Fötus intensiven Kontakt am Rücken, an den Füßen und am Hinterkopf. Deshalb sollte die Kontaktaufnahme mit dem Kind nach der Geburt als Begrüßungsritual an einer dieser Körperstellen erfolgen. Diese sogenannte Initialberührung dient der Vermittlung von Rhythmus und Sicherheit und sollte von allen beteiligten Personen immer an derselben Stelle durchgeführt werden. Eine weitere Maßnahme zur Wahrnehmungssteigerung ist die umgrenzende Lagerung, um Geborgenheit zu vermitteln. Durch die Begrenzungen erfolgt außerdem ein taktiler Reiz und dieser führt dazu, dass die Körperkonturen spürbar gemacht werden (Bienstein & Fröhlich, 2016; Münstermann et al., 2017).

iii. Kinaesthetics Infant Handling

Im Jahr 1984 entwickelten Lenny Maietta und Frank Hatch „Kinaesthetics Infant Handling“, ein Konzept zur Vermittlung von Methoden, um Bewegung besser verstehen zu können und die Körperhaltung zu optimieren (Münstermann et al., 2017).

Kinaesthetics Infant Handling (KIH) ist eine bewegungsorientierte Methode, die die Bewegungsfähigkeit sowie die Körperwahrnehmung unterstützt und fördert.

Bewegungsförderndes Handling und unterstützende Lagerungen tragen dazu bei, dass das Kind sein Können weiterentwickeln und anwenden kann. Hierzu ist die Wahrnehmung über die verschiedenen Sinne Voraussetzung. Bei Frühgeborenen z.B.

ist die taktile Stimulation das wirksamste Kommunikationsmittel, da es zum Zeitpunkt der Geburt bereits am weitesten ausgeprägt ist. Ein Grundsatz von KIH ist, dass Berührung angenehm, beruhigend und entspannend sein soll. Dies erfolgt durch einen Austausch von Zug und Druck sowie von Nähe und Zuwendung. Die Berührungen sollen dem Kind Orientierung geben und so eigene Bewegungen auslösen, um die Eigenaktivität zu fördern. Bewegungen sollen immer langsam, drehend und mit Integration des Kindes stattfinden (Maietta & Hatch, 2011).

iv. Kangarooing/Känguru-Methode

Das „Kangarooing“, auch „Känguru-Methode“, wird zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von frühgeborenen als auch reifgeborenen Säuglingen eingesetzt und zeichnet sich durch das Tragen des Säuglings in direktem Hautkontakt zu Mutter oder Vater aus. Das „Kangarooing“ stammt aus Bogotá, Kolumbien, und wurde 1983 erstmalig von Rey und Martinez als Alternative zur Inkubatorpflege als „Kangaroo Mother Care“ vorgestellt. Die Effektivität dieser Methode für die Temperaturstabilisierung, das Stillen und das Bonding konnte durch jahrzehntelange Anwendung und Forschung aufgezeigt werden. In vielen Ländern wird das

„Kangarooing“ bereits als Standard in der Pflege von Früh- und Neugeborenen verwendet (Weltgesundheitsorganisation, 2006).

Als Voraussetzungen zur Durchführung von „Kangarooing“ werden drei wichtige Faktoren gesehen: die Mütter (und Väter), speziell ausgebildetes Pflegepersonal und eine unterstützende Umgebung. Das Pflegepersonal sollte über ein fundiertes Basiswissen über das Stillen sowie die Aspekte der „Känguru-Methode“ verfügen.

Wichtig bei der Anwendung des „Kangarooing“ ist vor allem das Miteinbeziehen der Mütter und Väter in die Pflege sowie die Schulung der Eltern im Beobachten von Vitalzeichen und Erkennen von Gefahren (Weltgesundheitsorganisation, 2006).

Zur Durchführung der „Känguru-Methode“ wird der Säugling meist nur mit einer Windel bekleidet auf die Brust eines Elternteils, vorwiegend der Mutter, gelegt und entweder durch die Kleidung des Elternteils oder durch eine bestimmte „Känguru-Tragehilfe“ fixiert (Weltgesundheitsorganisation, 2006).

Durch Studien wurde gezeigt, dass das Legen der Säuglinge auf die Brust eines Elternteils nach medizinischen Interventionen eindeutig schmerzreduzierende Wirkungen aufwies. Die Kängurupflege wird daher auf neonatologischen Stationen häufig zur Ergänzung der Analgesierung als nichtmedikamentöse Schmerztherapie angewendet (Tesch, 2010).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Maßnahmen der entwicklungsfördernden Pflege eindeutige positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Säuglinge haben.

Nachfolgend wird ein Überblick über die gesetzlichen Grundlagen, die durch die GuKG-Novelle 2016 erneuert wurden, gegeben. In weiterer Folge werden diese Inhalte, die für die Erstellung der Unterrichtssequenz für Auszubildende in der Pflegefachassistenz relevant sind, erläutert. Hierzu werden das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz und die Inhalte der Ausbildung für Pflegeassistenzberufe sowie der Ausbildungsverordnung herangezogen.

1.4. Gesetzliche Grundlagen

Am 1. September 2016 trat aufgrund der GuKG-Novelle das überarbeitete Gesundheits- und Krankenpflegegesetz (GuKG) in Kraft. Darin wurde die Dreigliederung der Pflegeberufe in den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege (DGKP), die Pflegefachassistenz (PFA) und die Pflegeassistenz (PA) – ehemals Pflegehilfe – festgesetzt. Die Berufsfelder des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Pflegeassistenz wurden an die Anforderungen in der Praxis angepasst und das Berufsbild der Pflegefachassistenz wurde neu geschaffen. Dies soll, laut den Erläuterungen der GuKG-Novelle, der Verbesserung der Einsatzmöglichkeiten des Pflegepersonals dienen, wodurch eine optimierte Versorgungssituation in den verschiedenen Pflege- und Betreuungssettings gewährleistet werden soll. Das neu geschaffene Berufsfeld der Pflegefachassistenz soll zur Entlastung des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege und der Ärzteschaft beitragen (Halmich, 2017).

1.4.1. Ausbildungsverordnung

Die Dauer der Gesamtausbildung zur Pflegefachassistenz beträgt zwei Jahre in Vollzeit und beinhaltet insgesamt 3200 Stunden in Theorie und Praxis. Dem Berufsbild entsprechend ist der Pflegefachassistenzberuf ein Gesundheits- und Krankenpflegeberuf zur Unterstützung von DGKP und Ärzten. Der Pflegefachassistenzberuf umfasst vor allem die Durchführung der Aufgaben und Tätigkeiten, die von den DGKP im Rahmen des Pflegeprozesses übertragen wurden, in verschiedenen Pflege- und Behandlungssituationen bei Menschen aller Altersstufen in mobilen, ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen sowie auf allen Versorgungsstufen (Rechtsinformationssystem des Bundes: Ausbildungsverordnung - Pflegeassistenzberufe, 2016).

1.4.2. Gesundheits- und Krankenpflegegesetz

Der Kompetenzrahmen der Pflegefachassistenz ist in § 83 festgelegt, welcher in vier Untergruppen aufgeteilt wird: Durchführung von Pflegemaßnahmen, Handeln in Notfällen, Mitwirkung bei medizinischen Diagnostiken und Therapien, Anleitung und Unterweisung von Auszubildenden der Pflegeassistenzberufe (PA und PFA). Im Rahmen der Kompetenzen umfasst der Tätigkeitsbereich der Pflegefachassistenz, unter anderem, die dem Qualifikationsprofil entsprechende eigenverantwortliche Durchführung der Aufgaben, die ihnen von den DGKP oder Ärzten übertragen wurden, das Handeln in Notfällen und die eigenverantwortliche Durchführung von Tätigkeiten, die ihnen im Rahmen der Mitwirkung bei Diagnostik und Therapie von Ärzten übertragen oder von DGKP weiterübertragen wurden (Rechtsinformationssystem des Bundes: Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, 2016).

Laut dem GuKG dürfen PFA nur in einem Dienstverhältnis arbeiten. Aufgrund der Tatsache, dass im GuKG verankert ist, dass PA in Zukunft hauptsächlich in der Langzeitpflege tätig sein werden, wird der Einsatzbereich der PFA daher voraussichtlich vorwiegend in Krankenanstalten liegen (Halmich, 2017).

Folgend wird die Handreichung zu den Inhalten der Ausbildung für Pflegeassistenzberufe erläutert.

1.4.3. Handreichung zu den Inhalten der Ausbildung für Pflegeassistenzberufe

Im Jänner 2017 wurde die Gesundheit Österreich Gesellschaft (GÖG) vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (BGMF) mit der Aufgabe beauftragt, innerhalb von fünf Jahren Curricula für die Ausbildungen der Pflegeassistenzberufe (PA und PFA) basierend auf den neuen Rechtsgrundlagen, die 2016 im Zuge der GuKG-Novelle beschlossen wurden, auszuarbeiten (Pfabigan & Rottenhofer, 2017).

Zur besseren Orientierung der Beteiligten und einer möglichst einheitlichen Umsetzung der neuen Ausbildungen zur Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz, bereits vor Erstellung eines gültigen Curriculums, wurde, als erster Meilenstein des BGMF und der GÖG, eine Handreichung zu den Inhalten der Ausbildung für Pflegeassistenzberufe für die Ausbildungsstätten zur Verfügung gestellt. Darin wurden die in der Ausbildungsverordnung der Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz von 2016 festgelegten Themenfelder inhaltlich aufgeschlüsselt und erläutert. Die Inhalte der Ausbildung zur Pflegefachassistenz bauen auf den Inhalten der Ausbildung zur Pflegeassistenz auf. Im Rahmen der Curriculumsentwicklung werden sowohl vorausgegangene Entwicklungsarbeiten und bestehende gesetzliche Grundlagen berücksichtigt als auch aktuelle Erkenntnisse bezüglich Lehr- und Lernforschung miteinbezogen. Zur Strukturierung der Inhalte der Themenfelder wurden folgende didaktische Prinzipien und Leitgedanken herangezogen: vom Einfachen zum Komplexen, vom Bekannten zum Unbekannten, von der Gesundheit zur Krankheit, vom Praktischen (Sichtbaren) zum Theoretischen (Unsichtbaren) – sprich, die Vernetzung von Pflegehandeln und Bezugswissen. Zur Verknüpfung von Theorie und Praxis während der Ausbildung dient der Lernbereich Training und Transfer (LTT), auch als dritter Lernort bezeichnet. Hier soll das Wissen mit Pflege- und Praxissituationen verknüpft, gefestigt, erweitert und reflektiert werden, um den situationsorientierten Kompetenzerwerb zu fördern (Pfabigan & Rottenhofer, 2017).

Die Handreichung zu den Inhalten der Ausbildung für Pflegeassistenzberufe ist in Themenfelder gegliedert. Innerhalb dieser jeweiligen Themenfelder erfolgt die Aufteilung in mehrere Module. In den Themenfeldern „Pflegeprozess II (einschließlich EDV)“, „Zielgruppen- und settingorientierte Beziehungsgestaltung und Kommunikation“, „Zielgruppen- und settingorientierte Pflege einschließlich Pflegetechnik (Teil 2)“, „Zielgruppen- und settingorientierte medizinische Diagnostik und Therapie einschließlich medizinischer Pflegetechnik (Teil 1 und 2)“ und

„Kooperation, Koordination und Organisation II“ der Ausbildung zur Pflegefachassistenz sind auch Themen der Kinderkrankenpflege enthalten (Pfabigan &

Rottenhofer, 2017). Zwar befinden sich auch Inhalte der Kinderkrankenpflege in den jeweils genannten Themenfeldern, jedoch ist vor allem der Bereich der Säuglingspflege nicht ausreichend abgedeckt.

Zur exemplarischen Darstellung dieser Inhalte wird das Modul „Kinder pflegen“

innerhalb des Themenfeldes „Zielgruppen- und settingorientierte Pflege einschließlich Pflegetechnik (Teil 2)“ genauer erläutert, da die geplante Unterrichtssequenz in diesem Themengebiet stattfinden wird.

Das Modul „Kinder pflegen“ umfasst:

• die konzeptionellen Grundlagen – hier werden z.B. Aspekte der familienorientierten Pflege vermittelt

• das Erleben und die Bedeutung von Krankheit im pädiatrischen Kontext

• die Arbeit mit An- und Zugehörigen

• die Beobachtung sowie die Überwachung des Gesundheitszustandes

• die Mitwirkung am Pflegeassessment – hier wird z.B. das Familienassessment thematisiert

• spezielle Pflegeinterventionen anhand exemplarischer Fallbeispiele – wie Schmerz im Kindesalter

• die Sicherheit im häuslichen Umfeld

• Pflege Neugeborener/Säugling – hier werden nur die Grundlagen der Themen wie Körperpflege und Ernährung unterrichtet

• verschiedene Unterstützungs- bzw. Entlastungsangebote für An- und Zugehörige sowie sonstige nahestehende Personen

• die Reflexion bzw. Bewertung der Pflegeergebnisse (Pfabigan & Rottenhofer, 2017)

Bei genauer Beschäftigung mit diesen Inhalten wird deutlich, dass nur die Grundzüge der Pflege von Neugeborenen und Säuglingen abgebildet sind, um jedoch eine adäquate und optimale Pflege dieser vulnerablen Gruppe von Patientinnen und Patienten gewährleisten zu können, bedarf es unbedingt einer Erweiterung dieser Lehrinhalte.

Eine besondere Wichtigkeit wird daher von der Autorin im Rahmen dieses Moduls dem Thema „Pflege Neugeborener/Säugling“ zugewiesen, da die Unterrichtssequenz

innerhalb dieses Themas zur Erweiterung des Lehrangebots stattfinden soll. Das Thema der „entwicklungsfördernden Pflege“ für die Unterrichtssequenz wurde ausgewählt, da die Pflegefachassistentinnen und Pflegefachassistenten im Rahmen ihrer eigenverantwortlichen Tätigkeit unter anderem Pflegehandlungen in allen Altersgruppen, die ihnen vom gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege aufgetragen wurden, durchführen. Daher ist es aus Sicht der Autorin essentiell, um Pflegehandlungen im Bereich der Pflege von Neugeborenen und Säuglingen optimal ausführen zu können, dass in der Ausbildung zur Pflegefachassistenz die Grundlagen der entwicklungsfördernden Pflege und das dementsprechende Handling integriert werden.

Im nächsten Kapitel wird die Zielsetzung für diese Masterarbeit vorgestellt.

1.5. Zielsetzung

Das Ziel dieser Masterarbeit ist es, eine Unterrichtssequenz zur Weiterentwicklung des Lehrangebots im Rahmen der Ausbildung zur Pflegefachassistenz in der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Wilhelminenspital Wien im Themenbereich der Kinderkrankenpflege im Modul „Kinder pflegen“, unter Beachtung der bestehenden Handreichung, zu erstellen und durchzuführen. Hierfür wurde die entwicklungsfördernde Pflege im Bereich der Pflege von Säuglingen auserwählt.

Dadurch soll die Kompetenz der angehenden Pflegefachassistentinnen und Pflegefachassistenten im Bereich der Neonatologie erweitert werden, um ein sicheres Handling der Patientinnen und Patienten gewährleisten zu können und somit eine optimale Pflege und Betreuung der Patientinnen und Patienten sicherstellen zu können. Es gilt, mit Hilfe verschiedener Evaluationsinstrumente, herauszufinden, inwieweit dieser Lehrinhalt nach der Unterrichtssequenz für die Auszubildenden praktisch umsetzbar ist oder ob der Unterricht gegebenenfalls noch angepasst werden muss. Außerdem soll ermittelt werden, ob aus Sicht der Auszubildenden in weiterer Folge das Lehrangebot dahingehend erweitert werden soll.

Im nächsten Abschnitt wird das Vorgehen bei dieser Masterarbeit vorgestellt.

2. Methode

Für diese Masterarbeit wurde eine empirische Herangehensweise an das Thema gewählt. Grundlage dafür bietet eine umfassende Literaturrecherche. In dieser wird der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Forschung zur entwicklungsfördernden Pflege und deren Wirksamkeit betrachtet und kritisch bewertet (Ertl-Schmuck, Unger, Mibs, & Lang, 2015). Darauf aufbauend wurde eine Unterrichtssequenz im Ausmaß von 90 Minuten erstellt. Eine genaue Erläuterung der Unterrichtssequenz erfolgt in Kapitel 4 „Unterrichtssequenz „Entwicklungsfördernde Pflege im Säuglingsbereich““.

In weiterer Folge werden die Schritte der Literaturrecherche dargestellt.

2.1. Literaturrecherche

Zu Beginn einer jeden Forschungsarbeit muss zunächst eine detaillierte Recherche zur Identifikation der relevanten Literatur stattfinden (Panfil, 2015).

Im Folgenden werden die Phasen der Literaturrecherche nach Kleibel und Mayer (2011) zum besseren Verständnis des Rechercheprozesses kurz erläutert und die praktische Umsetzung dieser dargestellt.

Phase 1: Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes

In dieser Phase des Literaturrechercheprozesses wird zunächst das zu erforschende Thema festgelegt. Danach erfolgen eine erste Grobrecherche zum auserwählten Gebiet sowie ein erstes Einlesen in die Thematik. Zum Abschluss dieser Phase werden die Fragestellungen bzw. die Forschungsfragen verfasst (Kleibel & Mayer, 2011).

Vorab bekam die Autorin Zugriff zur Handreichung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen zu den Inhalten der Ausbildung für Pflegeassistenzberufe sowie auf das Curriculum für die Sonderausbildung in Kinder- und Jugendlichenpflege.

Weiters wurde eine Handbuchsuche in den Bibliotheken der FH Campus Wien und der Universität Wien sowie in Facultas-Buchhandlungen durchgeführt. Einige relevante

Fachbücher, vor allem zu den Themen Didaktik und Unterrichtsgestaltung, waren bereits im Besitz der Autorin. Zudem wurde in den Onlinesuchmaschinen sowie Onlinedatenbanken CINAHL, Pubmed, Google Scholar, DBIS, EZB, Springer Link, Academic Search Elite und Maternity and Infant Care Database recherchiert. In Zuge dieser Phase wurde eine grobe Zielsetzung für die Masterarbeit festgelegt, genaue Forschungsfragen konnten noch nicht definiert werden.

Phase 2: Recherche

In Phase zwei findet die eigentliche Recherche zum Thema, welches in Phase eins bestimmt wurde, statt. Hierbei soll anhand geeigneter Suchhilfen und Suchbegriffen passende Literatur ermittelt werden (Kleibel & Mayer, 2011).

Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche zur Identifikation der relevanten Literatur für beide Themengebiete der Masterarbeit, entwicklungsfördernde Pflege und kompetenzorientierter Unterricht (Panfil, 2015). In den Onlinesuchmaschinen sowie Onlinedatenbanken CINAHL, Pubmed, Google Scholar, DBIS, EZB, Springer Link, Academic Search Elite und Maternity and Infant Care Database wurden zur detaillierten Recherche bestimmte Suchbegriffe definiert, die in weiterer Folge in einer Tabelle dargestellt werden (siehe Table 1). Für die Onlinerecherche wurden die Bool’schen Operatoren „UND“ sowie „ODER“ bzw. „AND“ sowie „OR“ verwendet.

Zuerst versuchte die Autorin bereits bestehende Unterrichtskonzepte zum Thema

„entwicklungsfördernde Pflege“ zu ermitteln. Dafür verwendete sie die Suchbegriffe

„entwicklungsfördernde Pflege“ und „Unterrichtsplanung“ sowie „developmental care“

und „lesson planing“ in Kombination mit den Bool’schen Operatoren „UND“ sowie

„AND“. Hierbei konnten keine relevanten Ergebnisse erzielt werden. Daher entschied sich die Autorin dazu die beiden Themengebiete unabhängig voneinander zu recherchieren.

Phase 3: Bewertung, Lektüre, Kritik

In der abschließenden Phase der Literaturrecherche erfolgt der Prozess der Literaturbewertung. In diesem wird die in Phase zwei ausgewählte Literatur auf formale und inhaltliche Qualitätskriterien überprüft (Kleibel & Mayer, 2011).

Hierbei wurde eine Klassifikation der ermittelten Literatur in verschiedene Kategorien sowie eine genaue Bewertung der eingeschlossenen Studien anhand des

EMED-Formates (Einleitung-Methode-Ergebnisse-Diskussion) vorgenommen. Dieser Schritt wird in Kapitel 3.1 „Literaturklassifikation“ weiter erläutert. In dieser Phase konnten erst die genauen Forschungsfragen definiert werden.

Zur besseren Veranschaulichung des Online-Rechercheprozesses wurde eine Tabelle erstellt, welche die definierten Suchbegriffe sowie die verwendeten Datenbanken bzw.

Suchmaschinen darstellt.

Table 1

Literaturrecherche

Datenbank/Suchmaschine Suchbegriffe Deutsch Suchbegriffe Englisch Bibliothek FH Campus Wien

DBIS Pflege von Frühgeborenen,

Pflege von Neugeborenen, NIDCAP

entwicklungsfördernde Pflege,

preterm infant care, newborn infant care, NIDCAP

developmental care,

EZB

Unterrichtsplanung, lesson planing,

Pubmed Unterrichtsevaluation lesson evaluation,

CINAHL Pflegefachassistenz

Maternity and Infant Care

Database Constructive Alignment,

Lernergebnisse

Constructive Alignment, learning outcomes Springer Link

Academic Search Elite

Note. eigene Darstellung, 2019

Die Literaturrecherche lieferte auch viele Ergebnisse, die nicht zur definierten Zielsetzung passen. Deshalb werden in den folgenden Kapiteln die Kriterien und die Vorgehensweise bei der Auswahl der Literatur beschrieben.

2.1.1. Ein- und Ausschlusskriterien

Für den Rechercheprozess wurden bestimmte Ein- und Ausschlusskriterien identifiziert. Diese werden folgend in einer Tabelle dargestellt.

Table 2

Methoden zur Evaluation in der Lehre

Publikationszeitraum ab 2009 vor 2009

Erscheinungsland

Europa

USA

Kanada

Australien

Arabische Länder

Asiatische Länder

Note. eigene Darstellung, 2019

Das Ausschlusskriterium „Pflege von Kindern außerhalb des ersten Lebensjahres“

wurde ausgewählt, da das Säuglingsalter, in dem die entwicklungsfördernde Pflege stattfindet, auf das erste Lebensjahr begrenzt ist.

Zu Beginn wählte die Autorin aus Aktualitätsgründen den Publikationszeitraum innerhalb der letzten sieben Jahre. Im Laufe der Recherche bemerkte sie, dass in diesem Zeitraum nicht genügend relevante Publikationen vorhanden waren, daher wurde der Publikationszeitraum auf die letzten zehn Jahre ausgeweitet. Es wurden zwei Fachbücher im Zuge der Recherche, je eines zum Thema „entwicklungsfördernde Pflege“ und eines zum Thema „kompetenzorientierter Unterricht“, identifiziert, die den vorgegebenen Zeitraum überschreiten, aber aufgrund der fachlichen Relevanz trotzdem eingeschlossen wurden. Ein Werk zum Thema „Kängurupflege“, welches in die Inhalte der „entwicklungsfördernden Pflege“ integriert ist und von der Weltgesundheitsorganisation publiziert wurde, wurde zudem vom BKKÖ als Literaturempfehlung ausgegeben.

Zunächst setzte die Autorin keine Ein- und Ausschlusskriterien für das Erscheinungsland der Publikationen fest. Im Zuge der Recherche stellte sie jedoch fest, dass keine passenden Publikationen zum Thema aus arabischen und asiatischen Ländern aufzufinden waren, daher wurden die Ein- und Ausschlusskriterien zum Erscheinungsland nachträglich definiert.

2.1.2. PRISMA-Statement

In diesem Kapitel wird der systematische Literaturrechercheprozess zur besseren Veranschaulichung und Nachvollziehbarkeit anhand des PRISMA-Statements in Form eines „Flow Charts“ in einer Grafik dargestellt. Der Buchstabe „n“ bezeichnet die Anzahl der jeweils ausgewählten Literatur innerhalb der einzelnen Schritte des Prozesses.

Figure 1. Flow-Chart. eigene Darstellung modified after PRISMA Flow Diagramm, 2009

Im folgenden Kapitel wird das empirische Vorgehen bei der Erstellung, Durchführung und Evaluierung des Unterrichts kurz beschrieben.

Im folgenden Kapitel wird das empirische Vorgehen bei der Erstellung, Durchführung und Evaluierung des Unterrichts kurz beschrieben.