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Gemäß den Festlegungen aus dem Scopingtermin vom 21.03.2007 wurden in 2008 und 2013 hinsichtlich der Fischfauna2 vorhandene Daten und Unterlagen ausgewertet. Darüber hinaus wurden die verfügbaren Daten bei verschiedenen Institutionen und Fachleuten recherchiert und bewertet. Auf dieser Grundlage erfolgt auch für das Untersuchungsgebiet aus 2011 eine Darstellung und Bewertung der Fischfauna des NOK. Generell sind die Daten aus dem Jahr 2008 für die Dauer von 5 Jahren und somit bis einschließlich 2013 für ein Planfeststellungs-verfahren verwendbar. Dies entspricht auch dem Ergebnis des Scoping-Termins vom 31.01.2011. Da das Gutachten zur Anpassung der Oststrecke auf Daten von 1984 - 2007 be-ruht, wurden für einzelne gesetzlich geschützte Arten (z. B. Aal) aktuelle Daten recherchiert.

Basierend auf der Auswertung aktueller Daten fand in 2014 eine Aktualisierung der bisherigen Aussagen zu Fischen und Rundmäulern statt.

Ein Schwerpunkt bei der Ermittlung und Bewertung der vorhabensbedingten Auswirkungen liegt in diesem Gutachten auf dem Fischbestand und der Reproduktion seltener Fischarten der Roten Liste Schleswig-Holsteins und auf Arten aus internationalen Besatzprojekten (siehe un-ter 4.11.1.1).

Die umfangreichste Quelle zur Beschreibung der Fischfauna im NOK stellt die Auswertung von Fangprotokollen dar. Ebenfalls wichtige und teilweise nicht veröffentlichte Informationen stellte freundlicherweise Herr Neukamm (LSFV) zur Verfügung. Seit 1963 ist der Landessport-fischerverband Schleswig-Holstein e.V. (LSFV) Pächter des Fischereirechts im NOK von Kkm 1,65 - 96,60 ohne Flemhuder See. Ab 1984 führte der LSFV zur Erfassung der Fangerträge Fangprotokolle ein. Um die regional unterschiedlichen Fänge besser zuordnen zu können, weist das Fangprotokoll seit 1990 die Bereiche Kkm 1,65 - 19, 19 - 50, 50 - 75 und 75 - 96,60 (ohne Flemhuder See) getrennt aus. Die Rücklaufquote seit 1984 beläuft sich bis heute auf knapp 39 %. Diese Fangmeldungen sind die umfassendsten zur Verfügung stehenden Daten.

Die Aussagen zur Fischfauna des vorliegenden Gutachtens beruhen daher hauptsächlich auf diesen Meldungen der Sportfischer.

Zur Situation der Fischbestände im NOK stellt der Bericht der Bundesanstalt für Gewässer-kunde (BFG 2005) eine wichtige Quelle dar. Ein umfassendes Monitoring von Anfang der 1990er Jahre liegt durch die Untersuchungen von KAFEMANN (2004) vor. Bei KAFEMANN (2004) ist eine Befischungsstation in der Haaler Au enthalten, da diese zum gesamten Gewäs-sersystem NOK gehört. Kafemann erhob seine Daten im Zeitraum 1995 - 2001. Hinzu kommen Daten von Befragungen von Sport- und Berufsfischern sowie vom beauftragten Fischereibio-logen der „Hegegemeinschaft Gewässersystem Nord-Ostsee-Kanal“, Herrn Neukamm. Für eine aktualisierte Einschätzung der Situation einzelner Arten stellte Herr Czerny entspre-chende Daten bis 2012 zur Verfügung. Die Auswertung der vorhandenen Daten der

2 Die Angaben zur Fischfauna umfassen auch Angaben zu Rundmäulern.

fauna im NOK umfasst die Darstellung des Artenspektrums, der Fangerträge und der Häufig-keiten sowie Laichplätze gefährdeter oder wirtschaftlich wichtiger Fischarten. Die Nomenklatur der Fisch- und Rundmaularten richtet sich nach der Fischdatenbank www.fishbase.de.

Allgemein kann nur ein grobes Bild der Fischfauna im NOK gegeben werden. Die vorhandenen wichtigsten Quellen sind unter 3.1.12 aufgeführt.

Es fehlen aber regelmäßige Daueruntersuchungen zur Artenzusammensetzung, Altersstruktur und Reproduktionserfolgen der Fischfauna im NOK (KAFEMANN et al. 1998, 2004, RINNER 2008, GOLLASCH & ROSENTHAL 2006). Vor allem zu den Fischen im Böschungsbereich konnten keine Daten recherchiert werden. Daher musste auf Sportfischerfänge als wichtige Datenbasis zurückgegriffen werden. Die Rücklaufquote der Fangmeldungen der Sportfischer belief sich aber häufig auf unter 50 %. Weiterhin ist ein sicheres Bestimmen der Arten durch Angler keinesfalls gewährleistet. Besonders der Ostseeschnäpel ist extrem schwierig von der Großen Maräne oder Renke zu unterscheiden. Fänge durch Handangeln sind selektiv, was zur Folge hat, dass nur bestimmte Arten und diese häufig, andere hingegen gar nicht gefangen werden. Daueruntersuchungen versuchen mit verschiedenen Methoden und an verschiede-nen Orten ein umfassendes Bild der Fischbestände zu ermitteln. Als weitere Datengrundlage lagen hauptsächlich ältere Berichte, z. B. PELZ (1994), vor. Aufgrund der relativ alten, wenigen wissenschaftlichen und zum Teil lückenhaften Daten, ist es nur mit Einschränkungen möglich, quantitative Aussagen zur fischereilichen Situation des NOK zu treffen. Dennoch ist durch die vorhandenen Daten das Artenspektrum in den Untersuchungsgebieten gut bekannt. Quantita-tive Aussagen konnten aber nur in groben Schätzungen getroffen werden.

3.1.13 Amphibien

Die Erfassung der Populationsgrößen am Laichgewässer erfolgte erstmalig in 2008 quantitativ durch Sichtbeobachtungen, Kescher- und Reusenfänge sowie an Hand rufender Tiere. Eben-falls wurde die Anzahl von Laichballen oder Laichschnüren aufgenommen. Bei den Molchen wurden adulte und juvenile Tiere aufgenommen. Für die Reusenfänge, das Verhören rufender Froschlurche am Gewässer sowie für die Suche nach Molchen mithilfe von Handlampen wur-den Nachtbegehungen durchgeführt. Selektiv wurde für wur-den Nachweis von Knoblauchkröten Hydrofone eingesetzt.

Aufgrund der vorangeschrittenen Zeit und aufgrund der Tatsache, dass die Daten aus dem Jahr 2008 / 2009 nicht mehr uneingeschränkt für das laufende Verfahren zu verwenden und Beeinträchtigungen von Amphiben nicht von vornherein auszuschließen waren, wurde im Jahr 2014 eine Aktualisierung der Erfassungen für die 12 Gewässer vorgenommen, die sich im vorliegenden Ausbauabschnitt NOK-Km 93,2 bis 94,2 befinden und die erstmalig 2008 / 2009 untersucht wurden.

2011 wurden zusätzlich zu den 12 bereits 2008 / 2009 und 2014 erneut untersuchten Gewäs-sern, die mit dem Ausbauabschnitt NOK-Km 93,2 bis 94,2 in Beziehung stehen3, weitere 33 Gewässer untersucht. Insgesamt gehen somit 45 Gewässer in die Auswertung ein. Gewässer

3 Hierbei handelt es sich um NOKAm74, NOKAm75, NOKAm76, NOKAm77, NOKAm78, NOKAm79, NOKAm80, NOKAm81, NOKAm96, NOKAm97, NOKAm98 und NOKAm99

wurden dann als in Beziehung zum genannten Ausbaubereich stehend definiert, wenn Meta-populationsbeziehungen regelhaft anzunehmen sind.

Für den Einsatz von Kleinfischreusen lag eine Genehmigung des LLUR vom 11.04.2011 bzw.

20.02.2014 vor.

Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten wurde die Nummerierung aus 2008 für das Jahr 2014 beibehalten. Die im Jahr 2011 zusätzlich erfassten Laichgewässer wurden mit NOKAm01_2011 bis NOKAm33_2011 bezeichnet. Es wurden insgesamt 5 vollständige Bege-hungen von Anfang April bis Ende Mai 2011 sowie eine Sommerbegehung im Juli 2011 durch-geführt. Dieselbe Erfassungsmethodik und Begehungszahl wurde 2014 angewandt.

Die Einstufung der Roten Liste richtet sich nach KÜHNEL et al. (2009a) für die Bundesrepublik Deutschland bzw. nach KLINGE (2003) für Schleswig-Holstein. Die Erfassungsergebnisse wurden mit KLINGE & WINKLER (2005) sowie mit aktuellen Daten, die vom LLUR zur Verfü-gung gestellt wurden, abgeglichen. Die Fundorte wurden von West nach Ost durchnummeriert und mit NOKAm (Am für Amphibien) präfiziert. Die Lage der Fundorte der Gewässer und die Wanderbewegungen der Amphibien ist der Karte „Amphibien“ zu entnehmen.

Zusätzlich wurde im Bereich der geplanten Baustraßen die Amphibienwanderung von Februar bis April 2011 untersucht. In 10 Begehungen wurden abends / nachts die potenziellen Baustra-ßen abgegangen und die dort wandernden Amphibien aufgenommen. Die Erfassungen be-gannen mit dem ersten Wärmeeinbruch verbunden mit leichtem Regen am 05./06.02.2011. Im Raum Kiel war an diesem Datum zwar keine Wanderung nachzuweisen, im Kreis Herzogtum Lauenburg waren aber die ersten Tiere auf Wanderschaft (mdl. Mitt. Frauke Torkler, UNB des Kreises Herzogtum Lauenburg). Nach dem 06.02.2011 herrschte wieder eine kalte Witterung vor, die die in Teilen Schleswig-Holsteins begonnene Wanderung wieder stoppte.

Zeitpunkt des erneuten Wanderungsbeginns der Amphibien war für Teile Schleswig-Holsteins der 09.03.2011 (vgl. http://www.amphibienschutz.de/zaun/zaun_index.html, Aufruf 27.07.2011). Im Raum Kiel begann die erneute Wanderung etwas später. Die Amphibienwan-derungen zogen sich dann bis Anfang April 2011. Dieses Zeitfenster wurde durch die erfolgten Begehungen zwischen dem 13.03. und 05.04.2011 abgedeckt.

Neben dem Geschlecht wurden dabei die Anzahl und das Verhalten (Wanderrichtung) der Arten dokumentiert. Zudem wurden die Fundorte der wandernden Tiere per GPS verortet. Un-tersucht wurden insgesamt 6 Baustraßen, wovon sich 3 auf der Südseite und 3 auf der Nord-seite des NOK befinden (vgl. Tabelle 3-3 u. Abbildung 3-2).

Tabelle 3-3: Potenzielle Baustraßen

Name Route

NOK-Seite

Länge (m)

Baustraße 1 Siedlungsbereich Suchsdorf Süd 1.351

Baustraße 2 Sportplatz Projensdorf - Projensdorfer Gehölz - Baustellenein-richtungsfläche zwischen B76 und Bahnlinie

Süd 2.166

Baustraße 3 Projensdorfer Straße - Zur Kanalinsel - NOK Süd 850 Baustraße 4 Knooper Allee - Knooper Dorfstraße - Achtstückenberg - NOK Nord 2.195 Baustraße 5 Kieler Weg - nördlicher Böschungsfuß B76 -

Verbringungsflä-che Projensdorf

Nord 1.315

Name Route NOK-Seite

Länge (m)

Baustraße 6 Levensau - NOK Nord 525

Nachfolgend ist die Lage der Baustraßen in Abbildung 3-2 kartografisch dargestellt.

Abbildung 3-2: Lage und Nummerierung der hinsichtlich der Amphibienwanderung 2011 untersuchten Baustraßen

3.1.14 Reptilien

Reptilien leben in kleinen bis mittelgroßen Arealen. Sie sind streng eingenischt über Feuchtig-keit, Temperatur und Raumstruktur. Daher sind sie als Deskriptororganismen, v. a. für die Qualität sehr trockener und feuchter, offener mittelgroßer Lebensräume, gut geeignet. Darüber hinaus reagieren sie empfindlich auf übermäßigen Nährstoffeinfluss. Die meisten Reptilienar-ten sind mittlerweile gefährdet, was durch ihre entsprechende Klassifizierung in der landes- bzw. bundesweiten Roten Liste dokumentiert wird (KLINGE 2003, KÜHNEL et al. 2009b).

Die Erfassung der Reptilien erfolgte in 2008 repräsentativ auf Probeflächen wobei schwer-punktmäßig potenziell bedeutsame Lebensräume und Bereiche mit nachgewiesenen Repti-lienvorkommen untersucht wurden. Entlang des NOK wurden in 2008 23 Probeflächen und -strecken von je ca. 100 m Länge untersucht. Innerhalb des Untersuchungsgebiets aus 2011

liegen die 2008 untersuchten Probeflächen NOKRep15 bis NOKRep17. An Probefläche NOKRep17 wurden 2 Bleche als künstliche Verstecke ausgebracht. Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten wurde die Nummerierung aus 2008 beibehalten. Um die Fundorte aus 2008 von denen aus 2011 unterscheiden zu können, wurde die Fundorte aus 2008 mit NOKRep_2008 präfiziert (z. B. NOKRep15_2008). Sowohl die Erfassung in 2008 als auch in 2011 erfolgte durch Ausbringung und Kontrolle künstlicher Verstecke (Bleche und Dachpap-pen) und durch Sichtbeobachtung. Bleche und Pappen wurden nicht an sämtlichen Probeflä-chen ausgebracht, sondern nur dort, wo ein Ausbringen sinnvoll erschien. So wurden bei-spielsweise auf den Steinschüttungen der Böschungsbefestigungen oder in Bereichen mit starkem Besucherverkehr keine künstlichen Verstecke ausgebracht. Pro Probestelle wurden 3 - 7 (durchschnittlich 4) künstliche Verstecke ausgebracht.

Die Begehungen bzw. Kontrollen in 2008 erfolgten an 5 Terminen im Frühjahr (März bis Mai) und 4 Terminen im Spätsommer / Herbst (August bis Oktober). Darüber hinaus wurde bei der Erfassung der anderen Organismengruppen auch auf Reptilien geachtet. Insbesondere an der nördlichen Kanalböschung gelangen dadurch zusätzliche Nachweise. Besonderes Augen-merk wurde auf die Erfassung der Kreuzotter gelegt, für die die Kanalböschungen einen be-deutenden Lebensraum und eine wichtige Verbreitungsachse darstellen. Aufgrund der Bedeu-tung der nördlichen Kanalböschungen für die Kreuzotter wurde in enger Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Faunistisch-Ökologischen Arbeitsgemeinschaft (FÖAG), des Landesnatur-schutzverbandes (LNV), des LLUR, der UNB des Kreises Eckernförde sowie des WSA Kiel-Holtenaus und der beauftragten Arbeitsgemeinschaft ein Konzept zur Umsiedlung betroffener Kreuzottern erarbeitet und weite Teile der nördlichen Kanalböschung regelmäßig abgegan-gen. Zudem wurden die Kanalböschungen zwischen Rosenkrantz und Levensau im Rahmen einer Diplomarbeit, die sich mit der Bedeutung der Kanalböschungen für die Kreuzottern be-schäftigt, zusätzlich erfasst, um Aussagen zur Populationsgröße der Kreuzotter treffen zu kön-nen. Diese und weitere, von der FÖAG zur Verfügung gestellten Daten, wurden in der Aus-wertung für diesen Fachbeitrag berücksichtigt. Jede Probefläche wurde mit einer eigenen Fundortnummer versehen. Speziell für die Kreuzotter wurden in 2014 Daten zu deren aktuellen Aufenthaltsbereichen geprüft und ausgewertet.

Die Probeflächen aus 2011 wurden mit NOKRep_2011 gekennzeichnet. Dazu wurden die ein-zelnen Probeflächen - auf der Nordseite beginnend - von Westen nach Osten und anschlie-ßend - auf der Südseite - von Osten nach Westen durchnummeriert und mit dem Präfix NOKRep (Rep für Reptilien) versehen. Es wurden in 2011 7 Probeflächen untersucht (NOKRep01_2011 - NOKRep07_2011). In 2011 wurden im Bereich der nördlichen und südli-chen Kanalböschung insgesamt 32 Reptilienpappen ausgebracht. Die Lage der Fundorte ist der Karte „Reptilien“ zu entnehmen. Die Einstufung der Roten Liste richtet sich nach KÜHNEL et al. (2009b) für die Bundesrepublik Deutschland bzw. nach KLINGE (2003) für Schleswig-Holstein.