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Feldbeobachtungen zu Beginn der Trainingsperiode (April 1997) Insgesamt wurden 1353 agonistische Aktionen ausgewertet

4. Androhen eines Schlages /

3.6 Statistische Auswertung

4.1.1 Feldbeobachtungen zu Beginn der Trainingsperiode (April 1997) Insgesamt wurden 1353 agonistische Aktionen ausgewertet

Abbildung 3 gibt die prozentuale Verteilung der verschiedenen agonistischen Verhaltensweisen an. Deutlich wird, dass die Verhaltensweisen “Halsdrohung” und

“Platzverweis” mehr als zwei Drittel der Aktionen ausmachen, während Schlagen mit 8%

recht selten auftrat.

P l a t z v e r w e i s 3 3 %

H a l s d r o h u n g 3 3 % B e i ß e n

1 3 %

S c h l a g e n 8 %

J a g e n 1 3 %

S u m m e d e r a g o n is t is c h e n V e r h a lt e n s -w e is e n = 1 3 5 3 n = 1 0 P f e r d e B e o b a c h t u n g s -z e it = 8 0 h

Abbildung 3: Prozentuale Verteilung der verschiedenen agonistischen Verhaltensweisen aller Pferde zu Beginn der Trainingsperiode (April 1997)

Abbildung 4 zeigt, ob Aktionen gegen ein rangtieferes oder ranghöheres Herdenmitglied gezeigt wurden. So wurden 5,63% der Platzverweise, 6,78% der Halsdrohungen, 6,43% der Bisse, 4,59% der Hufschläge und nur 2,33% der Verjagungen gegen ranghöhere Herdenmitglieder durchgeführt.

Beobachtungszeit = 80 h

Abbildung 4: Richtung der agonistischen Verhaltensweisen zu Beginn der Trainingsperiode (April 1997)

Die Verhaltensweisen wurden nach Aggressivitätsgrad unterschiedlich gewichtet. Die in Tabelle 12 (siehe 3.3.1) wiedergegebenen Faktoren wurden zur Berechnung der Summe gewichtet verwendet und finden ihren Niederschlag in den Tabellen 18 und 19.

Konfrontationen zwischen zwei Pferden, bei denen eindeutig Gewinner und Verlierer zu erkennen waren, wurden für den Akteur mit positivem, für den Empfänger mit negativem Vorzeichen versehen.

Werden die Auswertungen aller in der Beobachtungszeit vorgekommenen Begegnungen für jedes mögliche Pferdepaar (bei 10 Pferden = 45 Paarkombinationen) addiert, kann anhand des Vorzeichens abgelesen werden, welches Pferd ranghöher und welches rangtiefer einzustufen ist. Tabelle 18 zeigt die Auswertung am Beispiel des Pferdes Monti (alle Pferde siehe Tabelle 46-47 im Anhang).

Es ist ersichtlich, dass Monti mit allen Pferden in Kontakt getreten ist. Pro Pferd differiert die Anzahl der registrierten Kontakte von 11 (mit dem Pferd Step) bis 45 (mit dem Pferd Agent).

Monti war an insgesamt 207 agonistischen Aktionen beteiligt, wovon er 185 mal eine der beschriebenen Verhaltensweisen gegen ein anderes Pferd gezeigt hat. 22 mal (= ca. 11%) wurden gegen ihn agonistische Verhaltensweisen gezeigt, davon 19 mal durch das Pferd Whisper. Monti hat in dem gesamten Beobachtungszeitraum kein mal geschlagen und wurde selbst nie gebissen, geschlagen oder gejagt. Er dominierte 8 Pferde und wurde selbst nur von dem Pferd Whisper (deshalb in der Tabelle 20 grau unterlegt) dominiert.

Die Gesamtergebnisse aller Pferde sind in der Tabelle 20 dargestellt. Von links nach rechts gelesen zeigt sie an, ob ein Pferd in jeder möglichen Zweierkombination allgemein überlegen (= positives Vorzeichen) oder unterlegen (= negatives Vorzeichen, in der Tabelle grau unterlegt) war. Die Anzahl aller mit negativem Vorzeichen versehenen Ergebnisse ergibt dann für jedes Pferd die Anzahl der ranghöheren Herdenmitglieder.

Die Höhe des jeweiligen Ergebnisses ist ein Maßstab für die Quantität der einzelnen Begegnungen und deren Qualität (da die Ergebnisse nach Aggressivität gewichtet wurden).

So dominiert beispielsweise das Pferd Whisper jedes der übrigen Herdenmitglieder mit Ergebnissen zwischen 33 und 125; Agent hingegen verliert gegen jedes seiner Herdenmitglieder, hier liegen die Ergebnisse zwischen -13 und -125. Die Ergebnisse allgemein schwanken zwischen 3/-3 (Archi / Step) und 204/-204 (Action / Sinus).

Zusätzlich wurden verschiedene Indizes berechnet (siehe auch Punkt 3.3.1, Tabelle 16):

Tabelle 19: Aus der Feldbeobachtung zu Beginn der Trainingsperiode (April 1997) berechnete Indizes7

Aggressionsindex (AI)

spezifischer Aggressionsindex

(spez. AI)

Social-Tension Index

(STI)

Sozialer Rangindex

(SRI)

Whisper 1,01 1,01 720,00 10,00

Monti 0,53 0,53 342,50 9,00

Bill 0,88 0,99 532,00 8,00

Action 1,01 1,30 543,00 7,00

Archi 0,34 0,61 -7,50 6,00

Graffiti 0,33 0,43 -131,00 5,00

Fred 0,24 0,31 -267,50 4,00

Step 0,21 0,46 -458,50 3,00

Sinus 0,02 0,16 -617,00 2,00

Agent 0,07 0,66 -656,00 1,00

7 Berechnung siehe Tabelle 13

Der Aggressionsindex (AI) gibt die durchschnittliche Aggressivität pro Beobachtungsstunde eines Tieres bezogen auf seine gesamte Herde an. Im Gegensatz dazu bezieht sich der spezifische Aggressionsindex (spez. AI) nur auf die Tiere, gegen die wirklich Aggressivität gezeigt wurde. Er ist somit ein Maß für die jeweilige Aggressionsbereitschaft eines Tieres, unabhängig von seiner Rangposition innerhalb der Herde (siehe auch Punkt 3.3.1, Tabelle 16). Sind AI und spez. AI identisch, hat das entsprechende Pferd gegen alle Herdenmitglieder aggressive Aktionen gezeigt (z.B. die Pferde Whisper und Monti), ist der spez. AI erheblich höher als der AI, wurde nur gegen wenig Tiere aggressive Aktionen verübt, diese jedoch mit sehr starker Aggressivität (z.B. das Pferd Agent). Bei der Betrachtung der Werte für beispielsweise die Pferde Archi und Agent, wird deutlich, dass Archi mit einem AI = 0,34 eine in der Herde deutlich höhere Aggressivität zeigte, als Agent mit einem AI = 0,07. Ein Vergleich der beiden spez. AIs (Archi = 0,61, Agent = 0,66) zeigt jedoch, dass Agent zwar bei weniger Herdenmitgliedern, aber durchschnittlich mit nahezu identischer Intensität, aggressive Aktionen ausführte.

Der Social-Tension Index (STI) zeigt, ob ein Pferd in der Herde eher Akteur oder eher Empfänger von agonistischen Aktionen ist und gibt somit Auskunft über seinen sozialen Status (CRAIG et al. 1969). So zeigt sich an dem Wert für Pferd Whisper (STI = 720) seine hohe Rangposition, während Agent (STI = -656) überwiegend nur Empfänger von agonistischen Aktionen war und somit eine sehr niedrige Stellung in der sozialen Hierarchie innehat. Der hohe Wert für das Pferd Action (STI = 543) zeigt, dass er, obwohl in der Rangfolge tiefer als Monti (STI = 342,5) und Bill (STI = 532), häufiger als Akteur oder seltener als Empfänger agonistischer Aktionen auftrat. Die Betrachtung seines AI und des spez. AI klärt in diesem Fall, dass die Differenzen der STIs durch eine höhere Aggressivität von Action bedingt sind. Es fällt weiterhin auf, dass 4 Pferde einen positiven STI besitzen, d.h. häufiger Akteur als Empfänger aggressiver Aktionen waren, während die anderen 6 Pferde einen negativen STI berechnet bekamen und somit häufiger aggressive Aktionen empfingen als selbst verübten.

Der Soziale Rangindex (SRI) berücksichtigt weder die Quantität noch die Qualität von agonistischen Verhaltensweisen, sondern nur deren eindeutige Richtung, d.h. ob ein Tier ein anderes dominiert oder ob es dominiert wird (LEE et al. 1982).

Da der SRI leicht zu berechnen ist und mögliche besondere Antipathien zwischen zwei Pferden außer Acht lässt, stellt er ein gutes Maß zur Rangfolgenfestlegung dar.

Das ranghöchste Pferd (Whisper, SRI = 10) besitzt auch gleichzeitig den höchsten Social- Tension Index (STI = 729), das rangniedrigste Pferd (Agent, SRI = 1) auch den niedrigsten Social- Tension Index (STI = -656). Insgesamt fällt besonderes das Pferd Monti auf, denn trotz seiner hohen Rangposition (SRI = 9), besitzt es einen sehr niedrigen Aggressions- (AI = 0,53), spezifischen Aggressions- (spez. AI = 0,53) und Social-Tension –Index (STI = 342,5), obwohl Monti gegen alle Herdenmitglieder aggressives Verhalten gezeigt hat, wie ein Vergleich von AI und spez. AI zeigen.

Die Rangfolge auf der Basis des SRI, dargestellt in Abbildung 5, ist linear, d.h. das ranghöchste Pferd (Whisper, SRI = 10) dominiert alle übrigen, das an Rangposition 2 stehende alle übrigen exklusive Pferd mit Rangnummer 1, das an Rangposition 3 stehende dominiert alle übrigen Pferde exklusive der Pferde mit Rangnummern 1 und 2, etc..

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Whisper Monti Bill Action Archi Graffiti Fred Step Sinus Agent Pferde

Sozialer Rangindex (SRI)

SRI = 0,5 * (AD - AU + H + 1) Summe der agonistischen Verhaltensweisen = 1353 AD = Anzahl der dominierten Herdenmitglieder n = 10 Pferde

AU = Anzahl der dominierenden Herdenmitglieder Beobachtungszeit = 80 h H = Herdengröße

Abbildung 5: Rangfolge zu Beginn der Trainingsperiode (April 1997), basierend auf den Ergebnissen der Feldbeobachtung

4.1.2 Feldbeobachtungen am Ende der Trainingsperiode (Dezember 1997)