• Keine Ergebnisse gefunden

Die Rangfolge als multifaktorielles Geschehen

4. Androhen eines Schlages /

5.1 Die Rangfolge als multifaktorielles Geschehen

In dieser Untersuchung stand ein sehr homogenes Pferdematerial zur Verfügung:

Die Pferde unterschieden sich im Wesentlichen nur in ihrem Trainingszustand und in verschiedenen Interieurmerkmalen.

Die Aggressivität eines Pferdes steht in dieser Studie als einziges untersuchtes Merkmal signifikant mit der sozialen Rangfolge in Beziehung. Tendentiell scheint eine Rangbeeinflussung durch den Trainingszustand zu bestehen, hingegen gibt es keine Beziehung zwischen Rangfolge und Reitpferdeeignung / bzw. Herdenabhängigkeit. Eine Beziehung zwischen Umgänglichkeit / bzw. Leistungsbereitschaft und Rangfolge ist zu diskutieren.

Die vorliegende Arbeit ergab eine positive Korrelation zwischen Aggressivität und Rangposition.

Wie auch bei ELLARD u. CROWELL-DAVIS (1989) wurde in dieser Untersuchung sowohl ein Aggressionsindex als auch ein spezifischer Aggressionsindex berechnet. Während die Höhe des Aggressionsindex nur zeigt, wie viele aggressive Aktionen pro Beobachtungsstunde ausgeführt wurden, ist der spezifische Aggressionsindex ein Maß für die jeweilige Aggressionsbereitschaft eines Tieres. D.h. er gibt nicht an, gegen wie viele Tiere ein Pferd in der Lage ist, Aggressivität zu zeigen, sondern nur wenn, wie stark und häufig diese angewendet wird. Andere Untersuchungen zeigten, dass dieses aggressivere Temperament bei ranghohen Tieren nicht stärker ausgeprägt sein muss als bei rangniedrigen (CLUTTEN-BROCK et al. 1976; ELLARD u. CROWELL-DAVIS 1989).

Auch wenn in dieser Untersuchung das Pferd Monti zu Beginn der Trainingphase trotz seiner hohen Rangposition (SRI im April = 9) einen sehr niedrigen spezifischen Aggressionsindex (spez. AI im April = 0,53) besaß und das rangniedrigste Pferd Agent dagegen einen relativ hohen spezifischen Aggressionsindex (spez. AI im April = 0,66), gibt es zwischen beiden Größen eine statistisch abgesicherte positive Korrelation (r = 0,54, p< 0,05). Noch deutlicher wird dieser Zusammenhang am Ende der Trainingsperiode (r = 0,71, p< 0,05). Dies liegt vermutlich an dem Pferd Agent, welches im Dezember noch immer rangtiefstes Pferd war, nun jedoch auch einen entsprechend niedrigen spezifischen Aggressionsindex (spez. AI im Dezember = 0,06) besaß. Der hohe spezifische Aggressionsindex im April resultierte daraus,

dass Agent mehrfach das zwei Rangplätze über ihm stehende Pferd Step jagte. Nachdem Step im Dezember jedoch um 3 Rangplätze aufgestiegen war, richtete Agent nur noch eine Halsdrohung gegen ihn, was zu dem niedrigen spezifischen Aggressionsindex führte. Trotz der deutlichen positiven Korrelation ist auch in dieser Untersuchung nicht das ranghöchste Tier zugleich auch das aggressivste. Dies zeigt, dass Aggressionsbereitschaft zwar in enger Beziehung zur Rangposition steht, diese jedoch nicht als alleinigen entscheidenden Faktor bestimmt. Dies erklärt auch, warum andere Untersuchungen die hier gefundene Korrelation nicht bestätigen können: Bei einem weniger homogenen Pferdematerial, als in der eigenen Untersuchung, ist es möglich, dass der Einflussfaktor Aggressivität leicht durch andere Einflussfaktoren überdeckt wurde.

Hinsichtlich des Trainingzustandes besteht eine Tendenz, dass trainierte Pferde in der Rangfolge aufsteigen. Diese Änderung der Rangposition wird auch dann beibehalten oder noch weiter ausgebaut, wenn die Pferde in den untrainierten Zustand überführt werden und auf trainiertere Herdenmitglieder treffen.

Bei anderen Tierarten hat sich gezeigt, dass veränderbare Zustände der physischen Körperverfassung, wie z.B. Energiereserven (Libellen), Kondition (Rothirsche, FRANCK 1997), Geschicklichkeit, Agilität und Geschwindigkeit (Primaten, BERNSTEIN 1981), die Rangposition beeinflussen können. In dieser Untersuchung wurde gezielt der Trainingszustand von 5 Pferden durch Konditions- und Muskelaufbau verbessert, während die übrigen 5 Pferde in einem untrainierten Zustand verblieben.

Wenn zwei Tiere in einem Konflikt aufeinander treffen, sind die Gewinnchancen i.d.R.

asymmetrisch verteilt. Neben der Ressourcenwert-Asymmetrie wird eine Kampfkraft-Asymmetrie (siehe 2.4.1), beeinflusst u.a. durch Kondition, Energiereserven, Vorerfahrung und Körpergröße, angenommen (FRANCK 1997; BARTA u. GIRALDEAU 1998;

MATSUMURA u. KOBAYASHI 1998). Daraus lässt sich schließen, dass sich diese Kampfkraft-Asymmetrie zugunsten eines trainierten Pferdes verstärken müsste, wenn es in einem Konflikt auf ein untrainiertes Pferd trifft.

In der hier durchgeführten Untersuchung gab es jedoch zu keinem Zeitpunkt des Trainings einen statistisch signifikanten Unterschied in den Sozialen Rangindizes zwischen Trainings- und Kontrollgruppe.

Trotzdem ist es sehr auffällig, dass nach Ablauf eines Jahres 4 der 5 ursprünglichen Trainingspferde die 4 ranghöchsten Tiere bildeten. So sinkt auch die Irrtumswahrscheinlichkeit von p=0,75 (zu Beginn der Trainingsperiode) auf p=0,60 (Mitte der Trainingperiode), p=0,14 (Ende der Trainingsperiode) und p=0,08 (nach Trainingswechsel der Gruppen).

In der ersten Trainingsphase (April – Dezember 1997) zeigten besonders 3 Pferde eine Veränderung in ihrer Rangposition: Die Trainingspferde Archi und Step stiegen um 2 / bzw. 3 Positionen in der Rangfolge auf, während das Kontrollpferd Graffiti um 2 Positionen abstieg.

Die übrigen 3 Trainingspferde (Whisper, Monti und Sinus) blieben in ihrer Rangposition gleich, wobei zwei Pferde ranghöchstes und rangzweithöchstes Pferd blieben (Monti teilte sich diese Position jedoch nun mit dem Pferd Archi) und eines weiterhin rangniedrig blieb.

Zwei der vier übrigen Kontrollpferde sanken in ihrer Rangposition um einen Platz (Pferde Bill und Action) oder stiegen erst um einen Platz auf und dann wieder ab, so dass sie insgesamt gleich blieben (Pferde Fred und Agent).

Diese Tendenz der Trainingspferde in der Rangfolge aufzusteigen, bzw. die Tendenz der Kontrollpferde in der Rangfolge abzufallen, blieb auch nach Wechsel der Gruppen bestehen:

Die ehemaligen Trainingstiere blieben in ihrer Rangposition von Dezember 1997 - März 1998 entweder gleich (Pferde Whisper, Monti, Archi und Sinus) oder stiegen noch weiter auf (Pferd Step).

Bei der Bildung von Trainings- und Kontrollgruppe ergab sich zufällig, dass die zwei ranghöchsten Pferde sich beide in der ersten Trainingsgruppe befanden. Aus diesem Grund hätten sich diese Pferde auch bei einem Einfluss der Rangfolge durch Training nicht weiter in ihrer Rangfolge verbessern können. Beide Tiere stiegen in ihrer Rangfolge jedoch auch nicht ab, als sie sich in der Kontrollphase befanden, und dies, obwohl die physiologischen Werte eindeutig einen raschen Abfall des Trainingseffektes zeigten.

Nur das Pferd Graffiti stieg, als es sich in der Kontrollgruppe befand, in der Rangfolge um 2 Rangpositionen ab und stieg um eine Position wieder auf, nachdem es trainiert worden war.

Ein Einfluss des Trainingszustandes auf die Rangposition eines Pferdes scheint also durchaus möglich. Wenn vorhanden, wird er jedoch schnell durch den Einfluss des Faktors Vorerfahrung überdeckt, was erklären würde, warum die Trainingstiere nach Wechsel der Gruppen nicht wieder in der Hierarchie abstiegen, bzw. die Kontrollpferde dann ihrerseits nicht aufstiegen. Diese Tendenz sollte an weiteren möglichst homogenen Herden überprüft werden, um einen statistisch signifikanten Unterschied herausstellen zu können.

Das Merkmal Herdenabhängigkeit und die Eignung eines Pferdes zum Reitpferd stehen in keiner Beziehung zur sozialen Rangfolge.

Sowohl das ranghöchste als auch das rangniedrigste Pferd zeigten nur wenig herdenabhängiges Verhalten. Das Pferd Monti, durchgängig in hoher Rangposition, zeigte fast gar keine Anzeichen von herdenabhängigem Verhalten, während die Pferde Action, Bill und Step (oberstes und mittleres Drittel der Rangfolge) als stark herdenabhängig eingestuft wurden. Dies widerlegt eindeutig anderslautende Thesen, welche allerdings nur auf subjektive Eindrücke beruhen und besagen, rangniedrige Pferde seien besonders herdenabhängig und deshalb weniger turniertauglich als ranghohe (GRÖNGRÖFT 1972; BLENDINGER 1986).

Auch kann die Aussage, ranghohe Pferde seien bei der Ausbildung leichter und anspruchsloser zu reiten (GRÖNGRÖFT 1972), aufgrund dieser Untersuchung nicht unterstützt werden. Sowohl das ranghöchste (Whisper) als auch das rangniedrigste Pferd (Agent) bekamen von ihren Bereitern sehr gute Beurteilungen zur Reitpferdeeignung. Da sich auch bei den anderen Pferden keine offensichtlichen Übereinstimmungen zwischen Rang nach Reitpferdeignung und sozialem Rang ergaben, kann laut dieser Untersuchung nicht davon ausgegangen werden, dass der soziale Rang eines Pferdes einen Hinweis und wohlmöglich eine Vorhersagbarkeit für die Eignung als Reitpferd bietet.

Da Bereiter in der Ausbildung eines Pferdes eine enge Beziehung mit dem Pferd eingehen, sind von ihnen ausgefüllte Ratingskalen zur Beurteilung bestimmter Charaktereigenschaften etc. immer einer starken Subjektivität unterworfen. In dieser Studie wurde versucht, dies dadurch abzumildern, dass zu jedem Zeitpunkt der Befragung mindestens 2 unterschiedliche Personen zu jedem Pferd befragt wurden. Trotzdem wäre es für zukünftige Studien sinnvoll, objektive und einfach durchführbare experimentelle Tests zu entwickeln, die Aufschluss über

bestimmte Wesenszüge geben, wie z.B. Furchtverhalten, Herdenabhängigkeit und Lernvermögen.

Zu jedem Zeitpunkt der Untersuchung bestand eine negative Korrelation zwischen dem Merkmal Umgänglichkeit und dem sozialen Rang eines Pferdes, d.h. in der Tendenz, je höher ein Pferd in der Dominanzhierarchie steht, desto weniger umgänglich ist es. Dass diese Tendenz statistisch nicht abgesichert werden konnte, die jeweiligen Irrtums-wahrscheinlichkeiten liegen weit über p < 0,05, liegt vermutlich an dem Pferd Monti, welches trotz seiner hohen Rangposition immer für sehr umgänglich gehalten wurde.

Das Pferd Monti zeigt insgesamt besonders deutlich, dass Pferde ausgeprägte Individuen sind, weshalb es unmöglich scheint, bei einem Einzeltier Zusammenhänge zwischen bestimmten Merkmalen mit Sicherheit vorherzusagen, da Tendenzen durch große individuelle Variationen regelmäßig durchbrochen werden. Diese Meinung vertritt auch HOUPT (1998). Monti zeigte z. B. trotz seiner hohen Rangposition neben positiver Bewertung in der Umgänglichkeit auch nur wenig Aggressivität und zeigte als einziges Pferd in dieser Untersuchung kaum Anzeichen für herdenabhängiges Verhalten.

Es ist sehr schwierig ein objektives Kriterium zu finden, welches Aufschluss über das Leistungsvermögen und über die Leistungsbereitschaft eines Pferdes gibt. Hier wurde versucht, sowohl physiologische Werte, wie Laktat, als auch subjektive Einschätzungen der Pferde in Beziehung zu ihrer Rangposition in der Herde zu setzen. Der Laktatanstieg eines Pferdes gibt bei einer bestimmten Belastung Hinweis auf seinen Trainingszustand (OKONEK 1998; MELFSEN-JESSEN 1999).

Der Rang nach Laktatanstieg stand jedoch weder vor Einfluss des Trainings noch danach mit dem sozialen Rang in statistisch absicherbarer Beziehung. Der Korrelationskoeffizient war in beiden Fällen positiv, d.h. in der Tendenz, je höher das Pferd in der Dominanzhierarchie, desto geringer der Laktatanstieg, die Irrtumswahrscheinlichkeit lag jedoch bei p < 0,47 / bzw.

p < 0,08. Es stellt sich die Frage, in wie weit der Laktatanstieg auf den Erschöpfungszustand schließen lässt und ob ein bestimmter Laktatanstieg bei Tieren mit demselben Trainingzustand die gleiche zumindest physische Erschöpfung bedeutet.

Im Ausbelastungstest (OKONEK 1998) liefen die Pferde bei einer Steigung von 6% und einer Geschwindigkeit von 10m/sec. so lange, bis sie auch nach dreimaligem moderaten Treiben deutlich zurückfielen. Da es keinen signifikanten Unterschied in den Durchschnittslaufzeiten zwischen der Trainings- und der Kontrollgruppe gab, schien die Lauflänge der Pferde eher von ihrer psychischen Leistungsbereitschaft abzuhängen als von durch Training beeinflusster Kondition und Muskelaufbau. Deshalb wurde die Korrelation zwischen dem Rang nach Lauflänge und dem sozialen Rang berechnet, ebenso zwischen dem Rang nach Einschätzung der Leistungsbereitschaft aufgrund der Ratingskalen und dem sozialen Rang. Beide Korrelationskoeffizienten waren negativ, d.h. in der Tendenz, je höher das Pferd in der Dominanzhierarchie, desto geringer die Leistungsbereitschaft. In beiden Fällen lag die Irrtumswahrscheinlichkeit jedoch weit über p < 0,05. In Zukunft wäre es sinnvoll, einen Ausbelastungstest vor Einfluss eines Trainings durchzuführen, um ganz sicher zu gehen, dass er Aufschluss über die psychische Bereitschaft eines Tieres gibt, unabhängig von der physischen Körperverfassung.

Weder Körpergewicht noch Körpergröße standen in dieser Untersuchung in Beziehung zum sozialen Rang eines Tieres. Dieses widerspricht früheren Untersuchungen (GRZIMEK 1949;

MONTGOMERY 1957; HECHLER 1971; GRÖNGRÖFT 1972; HOUPT et al. 1978).

Vermutlich wird der Effekt des Körpergewichtes bei Pferden durch andere Einflussfaktoren überlagert, wobei die Vorerfahrung eine sehr große Rolle spielen dürfte (s.a. 5.1.2). Diese These deckt sich mit der JACKSENs (1987). Außerdem ist zu bedenken, dass die Pferde in dieser Untersuchung alle der gleichen Rasse angehörten. Sie waren dementsprechend alle von ähnlicher Körperstatur. Um zu untersuchen, in wie weit das Körpergewicht tatsächlich die Rangposition eines Pferdes beeinflusst, müßten die jeweiligen, gleichaltrigen und gleichgeschlechtlichen Alphatiere z. B. einer Schettlandpony-, Araber-, Hannoveraner-, Friesen- und Shire–Horse-Herde eine neue Herde bilden, die dann zum Gegenstand der Untersuchung werden müsste.

Rangfolgenveränderungen erfolgten ohne Häufigkeitsanstieg der agonistischen Verhaltensweisen.

Obwohl sich die Rangposition einzelner Pferde gravierend änderte, konnte kein Anstieg der agonistischen Verhaltensweisen insgesamt, oder eine Verschiebung zugunsten aggressiverer Verhaltensweisen beobachtet werden. Sowohl zu Beginn (April 1997), als auch am Ende der Trainingsperiode (Dezember 1997) machten die Verhaltensweisen Platzverweis und Halsdrohung mehr als 2/3 der beobachteten agonistischen Aktionen aus, Schlagen konnte am seltensten beobachtet werden. Insgesamt wurden 17,3 bzw. 17,7 Aktionen / Stunde beobachtet.

Bei Untersuchungen an wildlebenden Ponyherden wurden dagegen nur 7,7% Platzverweise und dafür 47,6% Beißdrohungen, 26,9% Bisse, 9,7% Schlagandrohungen und 8,1% Schläge registriert (KEIPER u. SAMBRAUS 1986). Beobachtungen an 2 Przewalskipferdeherden in einem Semi-Reservat zeigen ähnliches: 17,2 / 13,2% Platzverweise, 42,3 / 40,7%

Beißdrohungen, 15,4 / 23,9% Schlagandrohungen, 8,9 / 9,3% Schläge und 2,3 / 1,7% Jagen (KEIPER u. RECEVEUR 1992). Die Verhaltensweise Jagen wurde bei den Ponyherden nicht registriert, die Beißdrohung ist in beiden Untersuchungen mit der in dieser Arbeit definierten Halsdrohung zu vergleichen. Wenn sich die Verteilung der agonistischen Verhaltensweisen insgesamt auch statistisch nicht signifikant unterscheiden, so fällt doch auf, dass in dieser Untersuchung der Platzverweis mit 33% relativ häufig registriert wurde. Der geringe Anteil der Platzverweise gegen ranghöhere (dominantere) Herdenmitglieder von 5,35 bzw. 3,81%

zeigt, dass es sich kaum um einen Beobachtungsfehler handeln dürfte.

Eine Erklärung bietet dagegen die Betrachtung der Gesamtanzahl der agonistischen Verhaltensweisen: Während bei Przewalskipferden nur 8,89 bzw. 10,36 (KEIPER u.

RECEVEUR 1992), bei Highlandponys sogar nur 1,9 Aktionen / Stunde (CLUTTEN-BROCK et al. 1976) beobachtet werden konnte, waren es in dieser Arbeit 17,3 bzw. 17,7 Aktionen / Stunde. Da Hauspferde auf einem engeren Raum zusammenleben als Wildpferde, erscheint es einsichtig, dass dominante und subdominante Tiere häufiger aufeinander treffen und agonistische Verhaltensweisen zeigen. In einer Herde mit bereits bestehender Rangordnung müssten dann die Verhaltensweisen am häufigsten gezeigt werden, die am wenigsten Aggressivität beinhalten (FRANCK 1997). Diese sind in der vorliegenden Arbeit laut Definition der Platzverweis und die Halsdrohung.

Gegen diese These spricht allerdings, dass z.T. auch Untersuchungen an Hauspferden deutlich geringere Anzahlen an agonistischen Verhaltensweisen feststellten (ELLARD u. CROWELL-DAVIS 1989; MALIN u. JANSSON 1998). Allerdings muss hier bedacht werden, dass neben der Größe des Areals auch das Alter der Tiere (TILSON et al. 1998; MALIN u. JANSSON 1998) auch der Zeitpunkt der Beobachtung, sowie die Zusammensetzung der Herde und das Futteraufnahmeverhalten eine große Rolle spielen. So können beim Pferd am Tag unterschiedliche Aktivitätsphasen beobachtet werden (GRÖNGRÖFT 1972; HOUPT 1980) und in einer Untersuchung stieg die Anzahl der agonistischen Aktionen / Stunde von 3,18 bei Heufütterung auf 21,7 (WOOD-GUSH u. GALBRAITH 1987). In der vorliegenden Untersuchung wurden die Beobachtungen nicht gesondert nach unterschiedlichem Areal oder Tageszeitpunkten etc. ausgewertet. Es entstand jedoch der Eindruck, dass im Stall weitaus häufiger agonistische Aktionen beobachtet werden konnten, als im Auslauf oder bei der Silageraufe.

Trotz gravierender Rangänderung einzelner Tiere waren auch nach Ablauf eines Jahres ranghöchstes und rangniedrigstes Pferd identisch. Insgesamt hatte sich die Differenzierung zwischen dominant und subdominant in nur 8 von 45 möglichen Paarkombinationen geändert.

Dieses Ergebnis stimmt mit einer anderen Untersuchungen überein, in der sich nach 18 Monaten 10 von 45 Paarbeziehungen verändert hatte (HOUPT u. WOLSKI 1980).