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Fazit zu den Versorgungsformen der Pflegebedürftigen

Im Dokument Barmer-GEK-Pflegereport: (Seite 113-116)

4   PFLEGE IM SPIEGEL AMTLICHER STATISTIKEN UND

4.3.3   Fazit zu den Versorgungsformen der Pflegebedürftigen

Die Trägerschaft der Pflegeeinrichtung, also die Unterscheidung zwischen öf-fentlichen, privaten und freigemeinnützigen Einrichtungen, steht dabei auch in engem Zusammenhang mit einer unterschiedlichen Personalstruktur und be-gründet u. a. dadurch auch unterschiedliche Pflegekosten (Mennicken et al.

2013): „So ist z. B. bekannt, dass insbesondere in öffentlichen Einrichtungen Ta-rifverträge Anwendung finden, während der Abschluss derartiger Verträge in privaten Einrichtungen eher unüblich ist. Weiterhin wird in privaten Heimen we-niger und jüngeres Personal beschäftigt. Aus diesem Grunde kann angenom-men werden, dass die Heiangenom-mentgelte in privaten Pflegeheiangenom-men deutlich unter den Entgelten von Heimen mit einer anderen Trägerschaft liegen“ (Augurzky et al.

2008: 67).

4.3.3 Fazit zu den Versorgungsformen der Pflegebedürftigen

Die Wachstumsprozesse der ambulanten Pflegedienste gehen damit fast aus-schließlich auf das Wachstum privater Einrichtungen zurück, die damit den Pro-zess vorantreiben. Gleichzeit verändert sich damit der Charakter der Anbieter-landschaft.

Zusätzlich hat in den ambulanten Pflegediensten ein deutlicher Kapazitätsaus-bau durch ein Größenwachstum der Einrichtungen stattgefunden: Während die Anzahl der ambulanten Pflegedienste im Zeitraum von 1999 bis 2013 „nur“ um 18 % zugenommen hat, hat das Pflegedienstpersonal um 74 % auf 320 Tsd., bzw. umgerechnet in Vollzeitäquivalente um 69,9 % zugenommen und damit zu einer deutlichen Personalzunahme in den einzelnen Pflegediensten geführt.

Dieser Anstieg ist vor allem auf einen Anstieg der teilzeit- und geringfügig Be-schäftigten zurückzuführen.

Organisatorisch sind im Jahr 2013 knapp 2200 Pflegedienste an Wohneinrich-tungen (z. B. Altenheime, Altenwohnheim oder betreutes Wohnen), an Kranken-häuser oder ein Pflegeheim angeschlossen. Betrachtet man die Entwicklung über den gesamten Zeitraum, ist ebenfalls bemerkenswert, dass die Zahl der Pflegedienste als eigenständige Dienste von Wohneinrichtungen bzw. Pflege-heimen über alle Träger hinweg drastisch um 144 % zugenommen hat.

Für 65 % der Beschäftigten im Jahr 1999 und – nahezu unverändert – 68,5 % der Beschäftigten im Jahr 2013 war der überwiegende Tätigkeitsbereich die Grundpflege. Der Anteil der Beschäftigten, die in hauswirtschaftlicher Versor-gung tätig sind, ging von 19 % auf 11,8 % zurück. Dies könnte durch eine Zu-nahme der Pflegeintensität durch mehr Pflegebedürftige in höheren Pflegestufen begründet sein, die zu einer Entlastung der hauswirtschaftlichen Versorgung geführt hat, oder durch ein Outsourcing der hauswirtschaftlichen Versorgung.

Der Anteil der Beschäftigten in der Pflegedienstleitung (5-6 %), in der Verwal-tung und Geschäftsführung (5 %) sowie in sonstigen Bereichen (5-6 %) blieb nahezu konstant. Von allen Tätigkeiten entfallen 3,3 % im Jahr 2013 auf die

„häusliche Betreuung“ von Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskom-petenz.

Im Unterschied zu den ambulanten Pflegeeinrichtungen ist mehr als die Hälfte der Pflegeheime im Jahr 2013 in freigemeinnütziger Trägerschaft und etwas

weniger als die Hälfte in privater Trägerschaft. Die Anzahl der stationären Pfle-geeinrichtungen in privater Trägerschaft ist im Zeitraum von 1999 bis 2013 – analog zu den der ambulanten Pflegedienste – mit 71 % deutlich stärker ange-stiegen, als die Zahl derer in freigemeinnütziger Trägerschaft mit 42 %, während die Zahl derer in öffentlicher Trägerschaft zurück ging.

Ein Kapazitätsausbau wie bei den ambulanten Pflegediensten hat bei den stati-onären Pflegeeinrichtungen hingegen nicht stattgefunden. Entsprechend der Zunahme an stationären Pflegeeinrichtungen von 8,9 Tsd. auf 13 Tsd. (+47,1 %) im Zeitraum von 1999 bis 2013 stieg die Zahl der Beschäftigten von 441 Tsd. im Jahr 1999 um 55 % auf 685 Tsd. im Jahr 2013. Der Anstieg beruht vor allem auf einer Zunahme der teilzeit- und geringfügig Beschäftigten. Legt man die für den Kapazitätsausbau in der stationären Pflege relevante Bettenzahl, zeigen sich Zuwachsraten von 39,9 % im Zeitraum von 1999 bis 2013. Damit bleibt der Ka-pazitätsausbau in der stationären Pflege deutlich hinter dem in der ambulanten Pflege zurück. Der Kapazitätsausbau erfolgte in der stationären Pflege vor allem durch eine Zunahme der Einrichtungszahl, während das Personal pro Bettenan-zahl in etwa gleich blieb. Die Kapazitäten in der ambulanten und stationären Versorgung sind also deutlich schneller angestiegen als die Zahl der Pflegebe-dürftigen, die im Zeitraum zwischen 1999 und 2013 um 30 % angestiegen ist, was insgesamt zu einer Verbesserung der Versorgungslage geführt hat. Dabei wurden die Kapazitäten in der ambulanten Versorgung durch Pflegedienste stärker ausgeweitet als die Kapazitäten in der stationären Versorgung.

Die 13 Tsd. stationären Pflegeeinrichtungen sind fast alle (99 %) für ältere Men-schen ausgerichtet. Für die vollstationäre Dauerpflege wird dabei der überwie-gende Teil der Kapazitäten bereitgehalten. In der jüngsten Vergangenheit hat sich auch die Zahl der Tagespflegeplätze deutlich erhöht, was in der Anreizstruk-tur begründet sein könnte, da Angebote der Tages- und Nachtpflege zusätzlich zum Pflegegeld, sowie der Sach- und Kombinationsleistungen in Anspruch ge-nommen werden können. Etwas weniger als 1 % der stationären Einrichtungen sind für behinderte, psychisch kranke sowie für schwerkranke und sterbende Menschen ausgerichtet. Den deutlichsten Anstieg weisen die Pflegeeinrichtun-gen für schwerkranke und sterbende Menschen auf, die von 112 im Jahr 1999 auf 211 im Jahr 2013 und damit um 88 % angestiegen sind. Der überwiegende

Tätigkeitsanteil entfällt mit 65 bis 69 % auf Pflege und Betreuung. Analog den ambulanten Pflegediensten ist auch in der stationären Pflege die hauswirtschaft-liche Versorgung von 21,2 % auf 16,7 % über den gesamten Zeitraum zurück-gegangen, was ebenfalls auf eine Intensivierung der Pflege durch höhere Pfle-gestufen, bzw. durch Outsourcing begründet sein könnte. Ebenfalls ist denkbar, dass eine Kompensation von hauswirtschaftlicher Versorgung durch die zusätz-liche Betreuung stattgefunden hat. Im Jahr 2013 entfielen bei steigender Ten-denz 4,1 % aller Tätigkeiten auf die zusätzlichen Betreuungsleistungen für PEA.

Durchschnittlich sind von jedem Pflegebedürftigen im Heim der Pflegestufe I, der 2013 eine vollstationäre Dauerpflege beansprucht, 2.480 € pro Monat an das Heim zu entrichten. Bei Pflegestufe II ergeben sich Monatsbeträge von 2.942 € und bei Pflegestufe III von 3.432 €. Waren bei Einführung der Pflegeversiche-rung die Leistungen der PflegeversichePflegeversiche-rung noch teilweise ausreichend, um die Pflegesätze zu decken, sind im Jahr 2013 bereits durchschnittliche Eigenanteile von 391 € (Pflegestufe I) bis 815 € (Pflegestufe III) zu verzeichnen. Die Eigenan-teile, die von den Pflegebedürftigen insgesamt zu erbringen sind (einschließlich Unterkunft und Verpflegung und Investitionskosten), belaufen sich im Jahr 2013 sogar auf 1.448 € (Pflegestufe I) bis 1.873 € (Pflegestufe III). Durch das Pflege-stärkungsgesetz II (PSG II) wird es ab dem 1.1.2017 einen einheitlichen pflege-bedingten Eigenanteil für die Pflegegrade 2 bis 5 geben, der von der jeweiligen Einrichtung mit den Pflegekassen oder dem Sozialhilfeträger ermittelt wird. Mit einer Erhöhung des Pflegegrads wird so der Eigenanteil nicht mehr steigen.

Im Dokument Barmer-GEK-Pflegereport: (Seite 113-116)