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Fazit und Ausblick

Im Dokument VONEINANDER LEHREN LERNEN (Seite 69-74)

„Öffentliche Verwaltung“

5. Fazit und Ausblick

Im Beitrag wurde gezeigt, dass mit dem Peer-Tutoring-Pro-gramm im Studiengang „Öffentliche Verwaltung“ ein Angebot für den Studieneinstieg etabliert werden konnte, das ein festgeleg-tes Lernsetting in Kleingruppen fördert. Dies ist zu Studienbeginn besonders hilfreich, um die Akkulturation und das „Ankommen“

an der Hochschule zu erleichtern, soziale Anbindungen zu finden und fachliche sowie überfachliche Kompetenzen zu entwickeln.

Die kleinen Gruppengrößen sind besonders geeignet, um die Heterogenität der Teilnehmenden zu berücksichtigen und auf individuelle Bedürfnisse und Lerngeschwindigkeiten einzugehen.

Anhand der Programmdarstellung konnte verdeutlicht werden, dass durch verschiedene methodisch-didaktische Herangehens-weisen vor allem kooperative Kompetenzen sowie Selbstlern-kompetenzen in den Peer-Tutorien gefördert werden. In diesem Zusammenhang haben sich auch die eingeführten E-Learning-Tools bewährt, die den Studierenden in Selbstlernphasen die Möglichkeit zur Vertiefung der Inhalte bieten.

Die Qualifizierung der Peer­Tutor*innen und die enge päda-gogische Begleitung bilden die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Peer-Tutor*innen und der Koordina-torin. Dies führt insbesondere bei herausfordernden Situationen zu schnellen Lösungswegen, da die Koordinatorin als wichtige Ansprechperson und „erste Anlaufstelle“ wahrgenommen wird.

Durch die intensive Vorbereitung der Peer-Tutor*innen auf ihre Rolle und Tätigkeiten gewinnen diese an Sicherheit und Selbst-vertrauen in Bezug auf die eigenständige Planung und Durch-führung ihrer Veranstaltungen. Zudem werden sie mit Blick auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Gruppenmitglieder sensibili-siert und reflektieren Handlungsoptionen im Umgang mit einer heterogenen Studierendenschaft. Im Laufe ihrer Tätigkeit werden sie immer wieder zur Reflexion angeregt, um das Gruppengefühl der Peers zu fördern, eine gleiche Teilhabe zu ermöglichen und Ausschlüsse innerhalb der Gruppe zu vermeiden.

Vor allem die pädagogische Begleitung der Peer-Tutor*innen hat sich im Laufe der Semester als wertvoll herausgestellt, um die kreative Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten zu fördern.

Dabei werden die Peer-Tutor*innen immer wieder für das Thema

„Diversität“ sensibilisiert, das je nach Zusammensetzung der Gruppenmitglieder in den Peer-Tutorien individuelle Lösungen erfordert. Die durchgeführten Mittagstische sowie die Hospitatio-nen schaffen in diesem Zusammenhang Raum für die Reflexion des eigenen Handelns. Hier bedarf es auch künftig einer kontinu-ierlichen Begleitung der Peer-Tutor*innen durch eine verlässliche Koordination, die diversitätssensibel agiert und unterstützend zur Seite steht.

Nach bisherigen Erkenntnissen erscheint die Übertragbarkeit des Learning-Ansatzes, in formaler Struktur eines Peer-Tutoring-Programms, auf andere Fachdisziplinen, Module

bzw. Studiengänge möglich und sinnvoll. Die Erfahrungen aus dem Studiengang „Öffentliche Verwaltung“ zeigen, dass Peer-Tutoring-Ansätze in der juristischen Fallbearbeitung zielführend sind. Neben Fachtutorien könnten künftig auch Peer-Tutorien in anderen Studiengängen und Modulen getestet werden, in denen es einen juristischen Schwerpunkt gibt bzw. Fallbearbeitungen eine zentrale Rolle spielen. Darüber hinaus sind Peer-Tutorien auch mit Blick auf Mathematiklernen einsetzbar. Hierzu existiert bereits ein Mathematik-Peer-Tutorium in den Studienvorberei-tungswochen der Fakultät AuL, das in Zusammenarbeit mit dem LearningCenter entstanden ist. Der Ansatz des Peer-Tutorings könnte sich demnach in verschiedenen Fächern positiv auf ein vorlesungsvorbereitendes oder vorlesungsbegleitendes Üben und Anwenden der theoretischen Inhalte auswirken. An deut-schen Hochschulen gewinnen Peer-Learning-Ansätze in den letzten Jahren auch im Rahmen von Peer-Schreibberatungen an Bedeutung, bei denen Peer-Schreib-Tutor*innen „auf Augenhöhe“

Rückmeldungen zu verfassten Texten (Hausarbeiten, Berichte etc.) geben. Dieses Angebot ist insbesondere für Fächer ge-winnbringend, in denen wissenschaftliche Schreibkompetenzen gefordert sind. Mit den beschriebenen Übertragungsmöglichkei-ten wird deutlich, dass Peer-Learning-Ansätze breit einsetzbar sind und das Potenzial haben, als diversitätsorientierte Ansätze Chancen und Teilhabe in allen Studienphasen zu ermöglichen.

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Svenja Gödecke

• M. A. im Fach „Europäisches Regieren“

• Wissenschaftliche Mitarbeiterin im LearningCenter und im Qualität-plus-Projekt

„Fallbearbeitung 3E“ im Studiengang

„Öffentliche Verwaltung“,

Koordinatorin des Peer-Tutoring-Programms

• Arbeitsschwerpunkte:

Peer-Tutoring, Tutor*innenqualifizierung, E- und Blended-Learning-Formate im Studiengang „Öffentliche Verwaltung“

Patricia Gozalbez Cantó

• Dr. phil., Promotion im Fach Erziehungswissenschaft im Bereich der pädagogischen Frauen- und Geschlechterforschung

• Leitung Arbeitsbereich „Diversitätsorientierte Lehr-Lernkultur/Peer Learning“

• Arbeitsschwerpunkte:

Diversitätsorientierung in Studium und Lehre, Peer Learning, Weiterentwicklung von Studiengängen und Lehr-/Lernmethoden, Qualifizierung von studentischen Multiplikator*innen (Tutor*innen und Mentor*innen)

GRUPPEN-MENTORING IN DER

Im Dokument VONEINANDER LEHREN LERNEN (Seite 69-74)