• Keine Ergebnisse gefunden

Unter Inklusion kann ein räumliches Verständnis verstanden werden, darunter versteht sich ein gesellschaftlicher „Einschluss“, oder auch die gesellschaftliche Einbindung. In diesem Zusammenhang spricht Becker von einem „Drinnen und Draußen“, damit beschreibt er die Vorstellung eines räumlichen Begriffes der Inklusion.(vgl. Becker 2015, S. 69) „Drinnen“

ist die Summe aller für einen behinderten Menschen geschaffenen Hilfen in Form von Dienstleistungen von Trägern. Diese können Wohnheime, WfbM, ambulante Hilfen und Vereine für behinderte Menschen ,sein. „Draußen“ ist die Gesellschaft, alles was außerhalb von Trägern für Behindertenhilfe geschieht. Diese beiden Begriffe stehen stellvertretend für Inklusion und Exklusion, damit sind dies keine getrennten Kategorien, sondern in der sozialen Wirklichkeit immer miteinander verbundene Kategorien.(vgl. Becker 2015, S. 71 zitiert nach Simmel, S. 141) Ein Mensch mit Behinderung steht zwischen diesen beiden Kategorien und wechselt immer zwischen diesen Zuständen. (vgl. 6) An dieser Stelle wird die Frage aufgeworfen: Leben wir in einer Gesellschaft die Inklusion beinhaltet und ist diese wichtig?

Sprechen wir von behinderten Menschen so, sind diese oftmals mit

„Bildungsverlierern“ gleich zu setzten, aber warum? Wie schon im Kapitel 6.1 dargelegt ist eine gemeinsame Beschulung von behinderten und nicht behinderten Kindern in der Realität noch nicht gegeben, gewollt oder realisierbar. Becker stellt einige kritische Beispiele mit der Schulform der Hauptschule auf, diese ist in M-V in solchen Rahmen nicht vorhanden, aus diesem Grund wird der Vergleich in folgenden mit einer Förderschule gezogen. (vgl. Becker S. 126 ff.)

„Das Konzept der Förderschulen sieht vor, Kinder mit Benachteiligungen in ihrer generellen Entwicklung, der Bildungs- oder Lernentwicklung gezielt zu fördern. So sollen sie die Möglichkeit erhalten, ebenso an Bildung teilzuhaben, um im späteren Leben auch die Möglichkeit zu haben einen Beruf auszuüben und am Alltag teilzunehmen. Dadurch soll späterer sozialer Benachteiligung präventiv vorgebeugt und die Folgen der geistigen oder Einschränkung für das Kind gering gehalten werden.“

(Bax, o.J. Abgerufen: 22.09.2018 URL6)

Förderschulen sind in der Regel grundlegend für beeinträchtigte Menschen vorgesehen, dabei besitzen die Schulen oftmals einen gezielten Förderschwerpunkt wie Schulen für Blinde, Körperbehinderte oder auch Lernbehinderte. (vgl. ebd.) Insbesondere lernbehinderte Menschen sind oft Opfer von Fremdbestimmung und sind häufig zu unrecht in Förderschulen untergebracht. Vor allem die Eltern von behinderten Kindern melden ihren Nachwuchs oftmals nur an Förderschulen an und hoffen auf die eigenen familiären Kompetenzen, die Sozialisation des Kindes zu meistern. Dieser Effekt verstärkt sich bei Familien mit niedrigeren Bildungsabschluss. ( vgl. Becker 2015, S. 130) Knigge nimmt an, dass Schüler aus Haupt- und Förderschulen bereits nach kurzer Zeit wissen, dass der Weg in eine höhere Schule nahezu versperrt ist. (Knigge 2009, S. 215 zitiert von Becker 2015, S. 131) An Förderschulen sind eine Reihe von Schülern anzutreffen, die wegen der Begutachtung durch einen Mediziner, nicht zur Beschulung in Regelschulen führt. (vgl.

Becker 2015, S. 136)

Während meiner Tätigkeit in einer WfbM, habe ich immer wieder Behinderte mit kognitiv leichten Beeinträchtigungen getroffen, Menschen von denen ich verwundert war, warum eine Beschäftigung an einer WfbM nötig ist. Die meisten dieser Menschen wurden in Förderschulen unterrichtet und sind damit schon für einen Werkstattplatz vorgesehen.

Oft leben sie alleine in einer Wohnung und gestalten ihren Tagesablauf vollkommen selbstständig. Jedoch kommt eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt gerade für sie nicht in Frage, aber warum?

Viele Arbeitsstellen, die auch für behinderte Menschen in Frage kommen könnten3, werden nicht besetzt und das nicht aus Gründen der Voreingenommenheit oder der Diskriminierung. Viele Unternehmer sind zu wählerisch und achten auf drei Merkmale, die eine Vermittlung in eine Ausbildung erschweren: ein Alter von mehr als 20 Jahre, eine ausländische Staatsangehörigkeit oder einen Haupt- oder Förderschulabschluss. Einige Unternehmen betreiben nur noch Besenauslese und achten fast ausschließlich auf Zeugnisse und deren Noten. (vgl. Töpper 2018 Abgerufen: 22.09.2018 URL7) Schwer haben es da nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen, sondern mittlerweile auch Haupt-und Realschüler. Diese Gruppen haben es insgesamt schwieriger, als behinderte Menschen.

Während sich ein Jugendlicher auf dem ersten Arbeitsmarkt beweisen muss und durch gute Noten auffallen kann, ist für einen Behinderten, nach dem Abschluss auf der Förderschule,

der Weg in eine WfbM geebnet. Dieser behinderte Mensch wird von dem Bewerbungsstress und dem Ausstechen von Mitbewerbern nicht belastet.

„Sofern junge Menschen mit Behinderungen (im Sinne des §19 SGB III) wegen Art oder Schwere ihrer Behinderung nicht in einem Betrieb ausgebildet werden können, stehen ihnen – abhängig von ihrem individuellen Unterstützungsbedarf […] Ausbildungsangebote sowie Ausbildungen in Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation im Sinne des § 35 SGB IX zur Verfügung.“

(Berufsbildungsbericht 2017, S. 78)

Das, was der Bildungsbericht 2017 beschriebt, gilt für fast alle Absolventen einer Förderschule, ob nun kognitiv und physisch in der Lage auf dem ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten.

Aber warum auch nicht? Keine Suche nach einem Ausbildungsplatz, mehr Möglichkeiten, sich in verschiedenen Bereiche der Werkstätten auszuprobieren und vor allem ein geschützter Bereich, in der ein Verlust der Arbeitsstelle nahezu unmöglich erscheint.

Inklusion, wird diese betrieben?!?

Wie bis jetzt aufgezeigt, weist unserer Gesellschaft einige inklusive Denkweisen4 auf, dennoch kann von einer inklusiven Gesellschaft nicht die Rede sein. Unsere Gesellschaft auf den Weg gemacht sich an die Bedürfnisse von Behinderten anzupassen, so wie es in der Inklusion beschrieben wird. Es bestehen Verordnungen und politische Entscheidungen für Rollstuhlrampen, Fahrstühle und ähnlichem und wie Inklusion betrieben werden kann.

Dennoch hat sich für kognitiv Beeinträchtige weniger in diesem Umfang getan. Behinderte leben separiert von der Gesellschaft. May beschreibt dies wie folgt: Behinderung wird ein

„Ortungsraum“ zugeschrieben. „So werden Beeinträchtigungen in Behinderungen und körperliche Unterschiede in gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse transformiert“

(May 2017, S. 167 zitiert nach Hughes 2014, S.52) Menschen mit Behinderungen werden somit durch Unvermögen und Unfähigkeit an entwertete Orte platziert. (May 2017, S. 167)

4 Denkweise in dem Sinne das Inklusion nicht stattfindet, jedoch Anstrengungen dazu in Politik und Gesellschaft vorhaben sind.

Betreibt der Behinderte von sich aus keine Integration, um von der Gesellschaft erkannt und wahrgenommen zu werden, ist er oftmals seinem eigenen Schicksal ausgeliefert.

In genau diesem Maße in dem Inklusion von Menschen mit Behinderungen eine erstrebenswerte Gesellschaftsform beschreibt, muss genau diese auch kritisch gesehen werden. Viele Beschäftigte einer WfbM sind froh in eben genau so einer Beschäftigt zu sein. Einerseits ist es für viele aufgrund der schwere der Behinderung nicht möglich Regelschulen zu besuchen oder sich auf dem ersten Arbeitsmarkt durchzusetzen, andererseits herrscht ein Arbeitsklima, das nicht auf reine Gewinnerzielung ausgelegt ist.

Bei Gesprächen mit den Kognitiv stärkeren Beschäftigten in einer Werkstatt stellte sich meistens heraus das ein Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt für diese nicht in Frage kommt. Gründe dafür waren weniger Stress in einer WfbM, geregelte Arbeitszeiten, Angebote zur Weiterbildungen innerhalb der Werkstatt und einen sicheren Arbeitsplatz.

Jetzt könnte argumentiert werden das gerade die „stärkeren“ sich auf ihren Platz in der Werkstatt „ausruhen“. Da bin ich persönlich der Meinung das die Gesellschaft es schon alleine den nichtbehinderten Menschen schwierig macht sich in die Gesellschaft zu integrieren, und ja der Begriff Integration ist bewusst gewählt, das Behinderte mehr als jetzt schon als „Bildungsverlierer“ stigmatisiert werden.