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F ORSCHUNGSDESIGN (A NDREA B ÜLOW )

7. FORSCHUNGSTEIL

7.2. F ORSCHUNGSDESIGN (A NDREA B ÜLOW )

Nach Kopp zeigt sich die Schwierigkeit der Messung und Bewertung von Vor- und Nach-teilen der Video-Kommunikation in der „erhebliche[n] Differenz“ (Kopp 2004, S. 54) zwi-schen Auswertungsergebnissen quantitativ erhobener (objektiver) Daten und denjenigen Daten, die durch Aussagen subjektiv an den Prozessen beteiligter Interaktionspartner:in-nen gewonInteraktionspartner:in-nen werden. „Dies kann zum eiInteraktionspartner:in-nen bedeuten, dass es nicht möglich ist, rele-vante Aspekte der Video-Kommunikation quantitativ zu erfassen, andererseits besteht die Möglichkeit, dass Wahrnehmungen der Interaktionspartner:innen sich weder in äu-ßerlich messbarem Verhalten manifestieren noch sich daraus ableiten lassen“144 (vgl.

Sellen 1997, S. 99 in Kopp 2004, S. 54f).54f).

143 nach Kenntnisstand der Verfasserinnen zu Beginn der Bearbeitungszeit vorliegender Thesis

144 Freie Übersetzung aus dem Englischen d. d. V.

96 Da das Interesse der Forscherinnen darin begründet ist, die Datenlage insbesondere für Praktiker:innen in der Video-Beratung zu erweitern, wurde diesen Zweifeln an der Ope-rationalisierbarkeit der für die Beantwortung der Fragestellung relevanten Faktoren trotz des durch Kopp erwähnten Risikos qualitativ erhobener Daten durch die Wahl einer qua-litativen Forschungsmethode Rechnung getragen.

7.2.1. Expert:inneninterviews (Andrea Bülow)

Die Verfasserinnen entschieden sich zur Beantwortung der in der Einleitung gestellten Forschungsfragen für die Durchführung von Expert:inneninterviews mit Fachkräften der Video-Beratung.

Expert:inneninterviews dienen als „rekonstruierende Untersuchungen“ von „Prozessen und Situationen“ (vgl. Gläser/ Laudel 2010, S. 13) und den involvierten Personen. Im Fokus der Interviews stehen das Handlungsfeld der Expert:innen sowie ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihr Handeln innerhalb dieses Feldes (vgl. Meuser/Nagel 2005, S. 73ff).

Im Fall vorliegender Forschung sollten empirisch unterlegte Informationen über den Be-ziehungsaufbau und -erhalt in der Online-Beratung über das Medium Video generiert und eventuell bestehende Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zum Beziehungsaufbau in der Face-to-Face-Beratung verdeutlicht werden.

Leitfadengestützte Interviews sind durch eine durchgehende thematische Fokussierung durch die Fragestellung und eine den Interviewverlauf lenkende, vorab festgelegte und systematisch angewandte Strukturierung charakterisiert. Dabei bieten sie jedoch eine zumindest eingeschränkte Offenheit durch die Möglichkeit, die Reihenfolge der Fragen dem Interviewverlauf anzupassen sowie optional bspw. Erzählaufforderungen einzufü-gen. Der Leitfaden soll unter der Maßgabe gestaltet werden, dass größtmögliche Offen-heit mit so wenig Strukturierung wie möglich verbunden wird (vgl. Helfferich 2014, S.

560).

Stellvertretend für die umfangreiche Anzahl der Akteur:innen in der Video-Beratung wur-den acht Expert:innen aus therapeutischer und beraterischer Praxis, Lehre sowie Wis-senschaft befragt. Dies ermöglichte einen differenzierten Zugang zum Forschungs-thema.

97 Im Folgenden werden die Expert:innen anonymisiert in ihren Tätigkeitsfeldern vorge-stellt145:

• Leiter einer Jugendberatungsstelle für die Stadt Wien, seit fast zwanzig Jahren mit den Themen Onlineberatung, Onlinetherapie beschäftigt, 2004 Konzeption des ers-ten Ausbildungslehrgangs zur Online-Beratung, Mitherausgeber des e-beratungsjour-nal.net, Lehraufträge, Veröffentlichungen und Lehrbücher zur Online-Beratung, Se-minare, Workshops, Trainings zum Thema Online-Beratung.

• Berufs- und Laufbahnberaterin in einer kantonalen Stelle in der Schweiz. Die Kunden sind Jugendliche in der obligatorischen Schulzeit, nach der weiterführenden Schule, nach der beruflichen Ausbildung und insbesondere auch Personen, die stellensu-chend sind.

• Mitgründer einer Plattform, die einen virtuellen Raum für systemische Beratung und Coaching zur Verfügung stellt, Psychologe, Systemischer Berater, zertifiziert durch die Systemische Gesellschaft (SG), Online-Berater, Ausbilder im Bereich Online-Su-pervision und Online-Beratung für eine durch die Deutsche Gesellschaft für Supervi-sion (dgsv) zertifizierte Ausbildung.

• Sozialpädagogin in einer Beratungsstelle für Pflegeberatung bei Fragen rund um Pflege, das Älterwerden sowie angrenzende Themen

• Sozialpädagogin in einer Beratungsstelle für Pflegeberatung bei Fragen rund um Pflege, das Älterwerden sowie angrenzende Themen

• Sozialpädagogin in einer Beratungsstelle für Pflegeberatung bei Fragen rund um Pflege, das Älterwerden sowie angrenzende Themen

Alle drei Kolleginnen bieten seit der Corona-Pandemie ihre Beratung u.a. im Video-Setting an.

• Psychotherapeut und Supervisor in freier Praxis, Lehraufträge an verschiedenen Uni-versitäten und Hochschulen im deutschsprachigen Raum, Lehrtherapeut für integra-tive Therapie, Leiter einer Kindertherapie- und Jugendtherapieausbildung, Mitheraus-geber des e-beratungsjournal.net.

145 Zu Beginn jedes Interviews wurden die Expert:innen gebeten, für die Vorstellung innerhalb der Thesis in eigenen Worten ihre (vergangene und aktuelle) Tätigkeit im Feld der Video-Beratung (bzw. der Online-Be-ratung) zu beschreiben. Für mit dem Feld Vertraute lassen sich so sicherlich in einigen Fällen Rückschlüsse auf die Person ziehen.

98

• Sozialpädagogin, seit 17 Jahren in der Online-Beratung tätig. Seit zwei Jahren selbst-ständig in Online-Beratung, Ausbildung von Online-Berater:innen, gesundheitlicher Bereich, Bildungsberatung.

Den Expert:innen wurde im Vorfeld der Interviews zur Vorbereitung der Leitfaden146 mit den Interviewfragen via Mail zugesendet. Die Länge der Interviews bewegte sich im Zeit-rahmen von jeweils ca. 45 bis 60 Minuten.

Alle Interviews wurden über die Plattform „Jitsi Meet“ geführt. Die Audiospur wurde so-wohl mittels des Audio-Programms „Audacity“ als auch mittels der Sprachmemo-Funk-tion eines Smartphones digital aufgezeichnet und anschließend mit Hilfe der nichtauto-matisierten Transkriptionssoftware „f4transkript“ der Firma „audiotranskription.de“

transkribiert. Hierbei wurde auf vollständige Pseudonymisierung geachtet. Die Transkrip-tion erfolgte nach inhaltlich semantischen Regeln, wobei der Verzicht auf genaue Details zur Aussprache die Lesbarkeit erleichtert und infolgedessen einen erleichterten Zugang zum Inhalt des Textes ermöglicht (vgl. Dresing/ Pehl 2018, S. 17f).

Nach Abschluss der Transkription wurden die Audioaufnahmen gelöscht. Die Tran-skripte werden nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist vernichtet.

7.2.2. Themenkomplexe und Leitfragen: (Andrea Bülow, Barbara Kunner)

Nach Gläser und Laudel sind zur Erfassung der für die Beantwortung der Forschungs-frage erforderlichen Informationen LeitForschungs-fragen unabdingbar. Sie legen den Rahmen für die Daten/Informationen fest, welche durch die Erhebung generiert werden müssen (vgl.

Gläser/ Laudel 2010, S. 91) 91)

Die aus den Forschungsfragen im Vorfeld gebildeten Themenkomplexe und die daraus jeweils abgeleiteten (Leit)fragen bildeten das Gerüst der Interviews.

Übersicht der fünf Themenkomplexe und (Leit)fragen:

Beziehungsaufbau: 

1. Wie bauen Sie eine Beratungsbeziehung in der Video-Beratung zu Ihren Klient:innen auf? 

2. Was erachten Sie im Prozess als wirksam? 

146 Siehe Anhang 3 vorliegender Arbeit

99  

Beziehung im Beratungsverlauf: 

1. Wie gestalten Sie im weiteren Verlauf die Beratung, um die Beratungsbe-ziehung aufrechtzuerhalten? 

2. Wie stellen Sie sicher, dass Sie gut „in Kontakt” sind? 

Besonderheiten (und Hindernisse in) der Video-Beratung, Beziehung und Be-ratungsverlauf betreffend: 

Klient:innen 

1. Gibt es Gründe keine Video-Beratung anzubieten? (Ausschlusskriterien)  2. Wie gehen Sie mit angedrohten Kontaktabbrüchen um? 

3. Wie gehen Sie mit vollzogenen Kontaktabbrüchen um?

- Technische Rahmenbedingungen/ Medieninduziert 

1. Welche Möglichkeiten zur Inszenierung ergeben sich aus den technischen Rahmenbedingungen?

2. Was empfinden Sie als besonders herausfordernd im Beziehungsaufbau, bzw. der Beziehungsgestaltung im Setting der Video-Beratung?  

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Face-to-Face- und Video-Bera-tung:      

1. Wo sehen Sie Unterschiede in der Gestaltung der Beratungsbeziehung in der Face-to-Face- und Video-Beratung? 

2. Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten in der Gestaltung der Beratungsbezie-hung in der Face-to-Face- und Video-Beratung? 

Ausblick: 

1. Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Video-Beratung zukünftig entwi-ckeln?