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Zur Untersuchung einer weiteren entscheidenden Abwehrfunktion der Makrophagen - das intrazelluläre Abtöten von Erregern - wurden Streptococcus pneumoniae-infizierte MH-S Zellen nach 30, 60 und 120 Minuten lysiert und ihre intrazelluläre Pneumokokkenlast bestimmt. Für eine optimale Quantifizierbarkeit der Pneumokokkenmenge im zeitlichen Verlauf wurden zunächst verschiedene MOIs ausgetestet. Abbildung 7 A zeigt den Versuchsaufbau, Abbildung 7 B stellt den zeitlichen Verlauf der intrazellulären Keimlast 30, 60 und 90 Minuten nach Infektion von MH-S Zellen mit Pneumokokken in einer MOI von 20, 50 und 100 dar. Abbildung 7 C zeigt exemplarisch die intrazelluläre Pneumokokkenlast der MH-S Zellen nach Infektion mit Pneumokokken mit einer MOI von 50 für die Zeitpunkte 30, 60, 90 und 150 Minuten nach abgeschlossener Infektion. In Abbildung 7 B ist dargestellt, dass bei einer MOI von 20 mit Streptococcus pneumoniae vorbeladene MH-S Zellen bereits nach 60 Minuten Inkubationszeit keine intrazellulären Pneumokokken mehr aufweisen. Die intrazelluläre Pneumokokkenlast von MH-S Zellen, die mit einer MOI von 50 infizierten wurden, nahmen über einen Zeitraum von 30, 60, 90 bis 150 Minuten stetig ab. Auch bei einer MOI von 100 war eine kontinuierliche Abnahme der intrazellulären Pneumokokkenmenge im Verlauf der Zeit zu beobachten. In einzelnen Versuchen kam es bei dieser hohen Infektionsdosis jedoch zum Auswachsen der Pneumokokken und dadurch bedingt zu vermehrtem Zelltod, sodass eine MOI von 50 als Infektionsdosis zur Charakterisierung des

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3.7 Effekt von TGF-β1 auf die Pneumokokken-Phagozytose durch MH-S Zellen

Ausgehend von den Befunden unserer Arbeitsgruppe im Ganztiermodell, welche zeigen, dass eine sich entwickelnde Lungenfibrose zu einer reduzierten Abwehrfunktion gegenüber bakteriellen Infektionen führt, stellte sich im Rahmen der vorliegenden Arbeit die Frage, ob möglicherweise ein profibrotisches Mikromilieu die Phagozytose-Kapazität von Alveolarmakrophagen negativ beeinflusst. Daher wurde zur Klärung der Frage, welchen Einfluss TGF-β1 auf die Abwehrfunktion von Makrophagen gegenüber Streptococcus pneumoniae hat, zum einen ein Pneumokokken-Phagozytose-Assay in Anwesenheit von rekombinantem TGF-β1 durchgeführt. Zum anderen wurde ein Phagozytose-Assay durchgeführt, in welchem die mit Pneumokokken beladenen MH-S Zellen in Anwesenheit von konditioniertem Medium von mit AdTGF-β1 transfizierten MLE-12-Zellen kultiviert wurden. Um den Effekt von TGF-β1 auf die Phagozytose-Leistung von MH-S Zellen gegenüber Pneumokokken zu untersuchen, wurden die Zellen über 3h mit TGF-β1 vorinkubiert, danach gewaschen und anschließend mit Pneumokokken infiziert und nach weiteren 30 Minuten zur Bestimmung der intrazellulären Pneumokokkenlast lysiert. Abbildung 9 zeigt die intrazelluläre Pneumokokkenlast (CFU) in MH-S Zellen 30 Minuten nach Infektion mit Pneumokokken mit einer MOI von 50 in Abhängigkeit von der Vorinkubation mit verschiedenen TGF-β1-Konzentrationen. Nach Vorinkubation von MH-S Zellen von mit AdTGF-β1-transfizierten MLE-12-Zellen konditioniertem Medium in der Endkonzentration von 0,5 ng/ml TGF-β1 sowie 1,5 ng/ml TGF-β1 lässt sich eine signifikante Steigerung der intrazellulären Pneumokokkenlast im Vergleich zur Kontrollgruppe beobachten. Die Bestimmung der CFU zeigt keine Unterschiede zwischen der Kontrollgruppe und MH-S Zellen, welche mit 10 ng/ml und 100 ng/ml rekombinantem TGF-β1 nach vorangehender Aktivierung durch Ansäuern vorstimuliert wurden, sodass TGF-β1 in dieser Dosierung offensichtlich keinen Einfluss auf die Pneumokokken-Phagozytose durch MH-S Zellen hat. Zusätzlich wurde in jeder Gruppe nach Infektion mit Pneumokokken die Zellvitalität überprüft. In allen Gruppen lag die Nekroserate der Zellen unter 5%. Somit lässt sich der Einfluss von Zelltod auf die Phagozytose-Kapazität der analysierten Zellen weitgehend ausschließen.

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3.8 Effekt von TGF-β1 auf das bakterielle Killing von Pneumokokken durch MH-S Zellen

Zur Klärung der Frage, welchen Einfluss TGF-β1 auf das Pneumokokken-Killing durch MH-S Zellen hat, wurde ein Makrophagen-Killing-Assay durchgeführt.

Hierzu wurden MH-S Zellen zunächst mit Pneumokokken mit einer MOI von 50 infiziert und anschließend zur Entfernung extrazellulärer Bakterien mehrfach gewaschen und die Zellen für weitere 30 Minuten in konditioniertem Medium inkubiert. Das für die Makrophagenkultur verwendete konditionierte Medium stammte von mit AdTGF-β1 transfizierten MLE-12-Zellen und enthielt eine Endkonzentration von 0,5 ng/ml, 1,0 ng/ml und 1,5 ng/ml TGF-β1, während das Kontrollmedium kein TGF-β1 enthielt. Abbildung 10 zeigt die intrazelluläre Keimlast von Pneumokokken-infizierten MH-S Zellen nach Vorinkubation mit konditioniertem Medium, welches TGF-β1 in den Endkonzentration von 0,5 ng/ml, 1,0 ng/ml und 1,5 ng/ml enthielt. Hierbei ließ sich im Vergleich zur Kontrollgruppe ein signifikanter Anstieg der intrazellulären Keimlast für die TGF-β1-Konzentration von 1,0 ng/ml beobachten. Im konditionierten Medium selbst konnten neben TGF-β1 keine weiteren Zytokine in relevanter Menge nachgewiesen werden (siehe Kapitel 3.2).

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Zur Etablierung eines alveolarepithelialen Zellkultursystems, dass den Einfluss eines profibrotischen Mikromilieus auf die Makrophagenabwehr von Pneumokokken zu untersuchen erlaubt, wurde zunächst die alveolarepitheliale Zelllinie MLE-12 mit dem adenoviralen Vektor AdTGF-β1 transfiziert. Die transfizierten MLE-12-Zellen sezernieren zeit- und dosisabhängig TGF-β1, jedoch im Wesentlichen keine weiteren proinflammatorischen Zytokine. In der vorliegenden Arbeit wurde darüber hinaus auch die Transfektion von primären Typ II Alveolarepithelzellen mit AdTGF-β1 etabliert. Zur Klärung der Frage, ob ein profibrotisches Mikromilieu die Abwehrfunktion von Alveolarmakrophagen gegenüber Streptococcus pneumoniae beeinflusst, wurde die murine Alveolarmakrophagen-Zelllinie MH-S mit Streptococcus pneumoniae infiziert und ein Phagozytose-Killing-Assay zur Evaluierung der aufgenommenen und im Laufe der Zeit abgetöteten Pneumokokkenlast in An- und Abwesenheit von TGF-β1 etabliert. Nach Vorinkubation von MH-S Zellen von mit AdTGF-β1-transfizierten MLE-12-Zellen konditioniertem Medium in der Endkonzentration von 0,5 ng/ml sowie 1,5 ng/ml TGF-β1 lässt sich eine signifikante Steigerung der intrazellulären Pneumokokkenlast im Phagozytose-Assay nachweisen. In der Untersuchung der Killing-Kapazität von Makrophagen gegenüber Pneumokokken unter dem Einfluss von konditioniertem Medium in der Endkonzentration von 1,0 ng/ml TGF-β1 ließ sich im Vergleich zur Kontrollgruppe ein signifikanter Anstieg der intrazellulären Pneumokokkenlast beobachten.

Die Lungenfibrose ist eine chronisch-interstitielle Lungenerkrankung. Die durchschnittliche Überlebensdauer von Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose beträgt drei bis fünf Jahre nach Diagnosestellung [3, 5]. Zudem haben Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen, wie zum Beispiel pulmonaler Fibrose ein erhöhtes Risiko, an bakteriellen und viralen Infektionen der Lunge zu erkranken [3, 5]. Für die Therapie der IPF, deren Fortschreiten bisher nicht medikamentös zu beeinflussen war, zeichnen sich jüngst neue Therapieoptionen ab, nämlich der 2011 in Europa zugelassene Wirkstoff Pirfenidon und der Kinase-Inhibitor Nintedanib, die in einer Phase III Studie das Fortschreiten der Lungenfibrosierung verlangsamen konnten. [6, 7]. Die der IPF zugrunde liegenden Pathomechanismen sind weitgehend unbekannt. Auch ist

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bis dato nicht bekannt, warum die Infektabwehr einer fibrotischen versus nicht-fibrotischen Lunge gegenüber inhalierten bakteriellen Erregern gestört ist [3].

Aktuell in der tierexperimentelle Forschung eingesetzten Modelle der pulmonalen Fibrose in kleinen Nagern sind das Bleomycin-Modell und das AdTGF-β1-Modell. Das AdTGF-β1-Modell der pulmonalen Fibrose bietet gegenüber dem Bleomycin-Modell den Vorteil, eine sich langsam und progressiv entwickelnde Lungenfibrose ohne initialen proinflammatorischen Zytokinsturm in Ratten zu induzieren [17, 19, 23]. Daneben zeigt dieses Modell weitere wesentliche Eigenschaften analog zur humanen Lungenfibrose, wie die irreversibel Destruktion des Lungenparenchyms, zumindest in Ratten, sowie partiell auch einen honigwabenartigen Umbau des Lungenparenchyms, sodass dieses Modell wahrscheinlich die Pathophysiologie der humanen Lungenfibrose besser rekapituliert als das Bleomycin-Modell der Lungenfibrose [17, 19, 23].

Hinzu kommt, dass adenovirale Vektoren einen primären Tropismus für Bronchial- und Alveolarepithelzellen haben, wodurch sich das AdTGF-β1-Fibrosemodell zur Transfektion von Alveolarepithelzellen zwecks Generierung eines intraalveolären profibrotischen Mikromilieus insbesondere auch für in vitro Untersuchungen eignet [22]. Diese Aspekte zusammengenommen bilden die Rationale dafür, dass in der vorliegenden Arbeit das AdTGF-β1-Fibrosemodell zur Untersuchung des Einflusses eines durch Alveolarepithelzellen generierten profibrotischen Mikromilieus auf die Abwehrfunktion von Makrophagen ausgewählt wurde [17, 19, 22, 23].

Hierzu wurden primäre Typ II Alveolarepithelzellen aus Mauslungen isoliert und mit dem adenoviralen Vektor AdTGF-β1 transfiziert. Nach Transfektion mit dem adenoviralen Vektor AdTGF-β1 zeigen die primären Alveolarepithelzellen eine zeit- und dosisabhängige TGF-β1-Sekretion. Das Modell mit Primärzellen bietet den Vorteil der größeren Ähnlichkeit zu in vivo Bedingungen. Die mikroskopische Kontrolle der Alveolarepithelzellen ergab keine Unterschiede in der Morphologie von Zellen nach Transfektion, jedoch ist bekannt, dass Typ II Epithelzellen in vitro sehr rasch in Typ I Epithelzellen ausdifferenzieren, und hierbei viele ihrer morphologischen und physiologischen Besonderheiten, wie zum Beispiel die Surfactantsynthese, verlieren [12].

Jedoch wurden diese Aspekte in der vorliegenden Arbeit nicht weiter untersucht.

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In einem weiteren Schritt wurden Epithelzellen einer etablierten Zelllinie, sogenannte MLE-12-Zellen mit AdTGF-β1 transfiziert. Die Transfektion von MLE-12-Zellen zeigte ebenfalls eine klare Dosis- und Zeitabhängigkeit der TGF-β1-Response. Im zeitlichen Verlauf konnte 72h nach abgeschlossener Transfektion mit AdTGF-β1 die höchste Sekretion von TGF-β1 durch MLE-12-Zellen erreicht werden. Die Abnahme der TGF-β1-Sekretion im zeitlichen Verlauf lässt sich primär durch die transiente Transfektion der MLE-12-Zellen mit dem adenoviralen Genvektor erklären, während auch die fortwährende Zellteilung der MLE-12-Zellen im Versuchsverlauf zu berücksichtigen ist.

Die vorliegenden Daten zeigen, dass die TGF-β1-Konzentrationen im unteren Kompartiment des Transwellsystems im Vergleich zum oberen Kompartiment zehnfach höher liegen, was dadurch zu erklären ist, dass Epithelzellen Zytokine primär apikal und nicht basolateral sezernieren. Dies konnte durch frühere Arbeiten zur gerichteten RANTES und MCP-1 Sekretion durch Alveolarepithelzellen nach Stimulation mit TNF-α bereits gezeigt werden [50]. Zusammenfassend zeigen diese Daten, dass sich sowohl primäre Alveolarepithelzellen, als auch MLE-12-Zellen mit AdTGF-β1 transfizieren lassen und eine dosis- und zeitabhängige gerichtete TGF-β1 Sekretion nach Transfektion aufweisen.

Pneumokokken sind der prototypische Gram-positive Erreger der Lobärpneumonie des Menschen. Der Erreger ist weltweit für 1,6 Millionen Todesfälle jährlich verantwortlich und zählt damit zu den fünf häufigsten infektionsbedingten Todesursachen weltweit [39]. Residente Alveolarmakrophagen spielen in der angeborenen Immunabwehr gegenüber Bakterien eine Schlüsselrolle [26]. MH-S Zellen besitzen eine typische Makrohagenmorphologie. Auf Grund ihrer großen Ähnlichkeit zu primären Alveolarmakrophagen ist diese murine Zelllinie gut zur Untersuchung der immunologischen Funktionen von Makrophagen geeignet [45]. Um den Einfluss des profibrotischen Mikromilieus auf die Abwehrfunktion residenter Alveolarmakrophagen zu untersuchen, wurden zunächst Methoden zur Charakterisierung der Phagozytose und des Killings von Pneumokokken durch MH-S Zellen etabliert. In Kontrollversuchen mit Gentamicin, einem extrazellulär wirksamen Antibiotikum konnte gezeigt werden, dass ausschließlich

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intrazellulär, das heißt durch MH-S Zellen phagozytierte Pneumokokken im den verwendeten Assays, analysiert wurden. Das profibrotische Zytokin TGF-β1 spielt in der Immunmodulation der Makrophagen eine zentrale Rolle. TGF-β1 reduziert die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (oxidativer Burst) in Makrophagen [34]. Die für die Abwehr von Pneumokokken entscheidenden Zytokine wie IL-8, TNF-α und GM-CSF durch Alveolarepithelzellen nehmen unter dem Einfluss von TGF-β1 ab [26, 35]. In der Studie von Nathan et al.

wurde berichtet, dass die Phagozytoseleistung von Makrophagen durch TGF-β in vitro marginal reduziert ist [34]. Da TGF-β1 eine Schlüsselrolle in der Entstehung der Lungenfibrose und in der Regulation vielfältiger Immunprozessen spielt, wurde in der vorliegenden Arbeit die Frage adressiert, ob TGF-β1 die Phagozytosekapazität von Streptococcus pneumoniae durch MH-S Zellen beeinflusst. Hierzu wurden MH-S Zellen mit konditioniertem Medium (0,5 ng/ml, 1 ng/ml, 1,5 ng/ml TGF-β1) beziehungsweise rekombinantem TGF-β1 (10 ng/ml und 100 ng/ml) 3h lang inkubiert und anschließend mit Pneumokokken infiziert. Die Vorinkubation der Makrophagen mit TGF-β1 steht exemplarisch für den Einfluss des profibrotischen Mikromilieus der fibrosierenden Lunge vor einer möglichen pulmonalen Infektion mit Pneumokokken. Nach Vorinkubation von MH-S Zellen mit durch AdTGF-β1-transfizierten MLE-12-Zellen konditioniertem Medium in der Endkonzentration von 0,5 ng/ml sowie 1,5 ng/ml TGF-β1 ließ sich eine signifikante Steigerung der intrazellulären Pneumokokkenlast im Vergleich zur Kontrollgruppe beobachten. Die Versuche zeigen, dass die Vorinkubation mit TGF-β1 möglicherweise zu einer Aktivierung der Makrophagen und damit verbundener Steigerung der Phagozytose von Pneumokokken durch Makrophagen führt. Als weitere mögliche Ursache der erhöhten intrazellulären Pneumokokkenlast ist ebenfalls ein verstärktes Pneumokokkenwachstum unter dem Einfluss von TGF-β1 zu diskutieren. Hierzu konnte jedoch in entsprechenden Kontrollexperimenten eine veränderte Wachstumsrate von Streptococcus pneumoniae unter dem Einfluss von TGF-β1 ausgeschlossen werden. Denkbar ist ebenfalls eine durch TGF-β1 induzierte Nekrose der Makrophagen und damit verbundene reduzierte Zellzahl und Phagozytosefähigkeit beziehungsweise Austritt teilungsfähiger Pneumokokken aus den zu Grunde gehenden Zellen, die so eine erhöhte intrazelluläre Keimlast

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vortäuschen [9]. Hierzu zeigten sich in entsprechenden Kontrollversuchen für alle eingesetzten TGF-β1-Konzentrationen eine Makrophagenekrose von unter 5%, sodass eine durch TGF-β1 induzierte Makrophagennekrose als Ursache für die beobachteten erhöhten Keimzahlen in vitro ausgeschlossen werden konnte.

Denkbar als Ursache der gesteigerten intrazellulären Pneumokkokkenlast ist ein inhibitorischer Effekt des Zytokins TGF-β1 auf die Erreger-Elimination durch MH-S Zellen von Pneumokokken. Schlussendlich lässt sich jedoch gegenwärtig noch keine endgültige Aussage über den Einfluss von TGF-β1 auf die Phagozytose von MH-S Zellen gegenüber Pneumokokken treffen. Auch in vorangehenden Untersuchungen anderer Arbeitsgruppen konnte keine eindeutige Aussage über den Effekt von TGF-β1 auf die Phagozytose-Kapazität von Makrophagen durch TGF-β1 gefunden werden [34].

Im nächsten Schritt wurden MH-S Zellen zunächst mit Streptococcus pneumoniae unter gleichen Bedingungen infiziert und anschließend ihr intrazelluläres Killing-Potential in An- und Abwesenheit von TGF-β1 evaluiert (siehe Abb. 9 A). Hierbei ließ sich im Vergleich zur Kontrollgruppe ein signifikanter Anstieg der intrazellulären Pneumokokkenmenge bei einer Vorinkubation der Makrophagen mit konditioniertem Medium, welches TGF-β1 in der Endkonzentration von 1,0 ng/ml enthielt, beobachten. Denkbar als Ursache der veränderten intrazellulären Keimlast ist ebenfalls eine durch TGF-β1 induzierte Nekrose [9] und die damit verminderte Killingkapazität durch Makrophagen. Hierbei zeigte sich in entsprechenden Untersuchungen mit Propidiumjodid für alle eingesetzten TGF-β1-Konzentrationen ebenfalls ein Anteil von unter 5% nekrotischer Zellen. Für die Killing-Untersuchungen mit konditioniertem Medium in den Endkonzentrationen 0,5 ng/ml und 1,5 ng/ml TGF-β1 ließen sich jedoch keine Unterschiede in der intrazellulären Pneumokokkenlast im Vergleich zur Kontrollgruppe feststellen, sodass aus den vorliegenden Experimenten kein eindeutiger Effekt von TGF-β1 auf die Killing-Kapazität von MH-S Zellen nachzuweisen ist. Die Killing-Fähigkeit von Makrophagen gegenüber Pneumokokken spielt bei der Infektabwehr des Organismus eine entscheidende Rolle. Daten der vorliegenden Arbeit geben erste Hinweise auf den Einfluss von TGF-β1 auf die Abwehrfunktion von Makrophagen gegenüber Pneumokokken und damit einem möglichen Pathomechanismus, der zur gestörten Infektabwehr der fibrosierenden Lunge

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führt. Einschränkend ist hier anzumerken, dass die vorliegenden Daten zunächst einmal nur für die etablierten MH-S Zellen Gültigkeit besitzen. Weitere Experimente mit MH-S Zellen sowie in einem nächsten Schritt mit primären Alveolarmakrophagen sowie die Untersuchung der Zytokinauschüttung und Genexpression unter dem Einfluss von TGF-β1 sind zur weiteren Evaluation nötig.

In der vorliegenden Arbeit wurden die Makrophagen mit dem profibrotischen Zytokin TGF-β1 für relativ kurze Zeiten inkubiert. Dem steht gegenüber, dass bei der sich über Jahre entwickelnden idiopathischen Lungenfibrose ein langfristiger Einfluss des profibrotischen Mikromilieus auf die Abwehrfunktion von Makrophagen bestehen kann. In anderen Untersuchungen zur Thematik wurde die Phagozytosekapazität von aktivierten Makrophagen unter dem Einfluss von TGF-β nach 48h Vorstimulation mit 1 und 10 ng/ml TGF-β1 charakterisiert, wobei sich nur marginale Effekte darstellen ließen [34].

Ganz ähnliche Befunde der vorliegenden Arbeit bei einer gewählten Inkubationszeit von 3h lassen den Schluss zu, dass langfristige Inkubationszeiten keinen Vorteil bei der Beurteilung der Phagozytose- beziehungsweise Killingkapazität von Makrophagen haben. Mit Blick auf die beobachteten niedrigen Raten an nekrotischer Zellen im Versuchsverlauf erscheinen die kurzen Inkubationszeiten eher vorteilhaft.

Desweiteren lassen sich über die hier durchgeführten Messung der Phagozytose- und Killing-Kapazität von Makrophagen in vitro nur bedingt Rückschlüsse auf deren Infektabwehrpotential in vivo ziehen, da diese durch viele weitere Faktoren, wie zum Beispiel ko-rekrutierte Neutrophile sowie die Liberierung weiterer immunmodulatorischer Faktoren beeinflusst werden kann.

Einige Studien deuten darauf hin, dass die Rekrutierung von Abwehrzellen, insbesondere Makrophagen durch das Zytokin TGF-β1 attenuiert wird [33].

Weiterführende Experimente zur Untersuchung der Migration von Makrophagen unter dem Einfluss von transduzierten Alveolarepithelzellen im Transwellsystem sind zur Untersuchung dieses Aspekts denkbar [50]. Die Interaktion zwischen verschiedenen bronchoalveolären Zellen, wie zum Beispiel Makrophagen und Epithelzellen sowie die resultierende Zytokinausschüttung bei bestehender Infektion von Makrophagen mit S. pneumoniae in An- und Abwesenheit von TGF-β1 ließe sich in vitro in einem Koinfektionsmodell der beiden Zelltypen

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näher untersuchen. Die hier etablierten in vitro Modelle stellen hierzu einen guten Ausgangspunkt zur Durchführung von weiterführenden Experimenten mit Kokulturen aus AdTGF-β1-transduzierten Alveolarepithelzellen und mit S. pneumoniae-infizierten Makrophagen in einem Transwellsystem dar.

Zusammenfassung

47 5 Zusammenfassung

Patienten mit chronisch-interstitiellen Lungenerkrankungen wie COPD oder pulmonale Fibrose haben gehäuft pulmonale bakterielle Infektionen. Die zugrunde liegenden Pathomechanismen sind weitgehend unbekannt. In der vorliegenden Arbeit konnten zur in vitro Generierung eines profibrotischen Mikromilieus Alveolarepithelzellen mit dem adenoviralen Vektor AdTGF-β1 erfolgreich transfiziert werden. Zur Evaluierung der Abwehrfunktion von Makrophagen unter profibrotischen Bedingungen wurde ein Pneumokokken-Phagozytose-Killing-Assay verwendet und die Phagozytose- und Killing-Kapazität von MH-S Zellen gegenüber Pneumokokken unter dem Einfluss von rekombinantem sowie mit von AdTGF-β1-transfizierten Alveolarepithelzellen generiertem TGF-β1 untersucht. Hierbei zeigte sich eine signifikant erhöhte Phagozytose-Kapazität von MH-S Zellen gegenüber Pneumokokken unter dem Einfluss von TGF-β1 im konditionierten Medium in einer Endkonzentration von 1,5 ng/ml. In der Untersuchung der Killing-Kapazität von MH-S Zellen gegenüber Pneumokokken unter dem Einfluss von durch AdTGF-β transfizierten Epithelzellen generierten Mikromilieu lassen sich auf Grundlage der vorliegenden Daten nur geringe Effekt von TGF-β1 auf die Killing-Kapazität von Makrophagen gegenüber Pneumokokken treffen. Die hier etablierten in vitro Modelle stellen allerdings eine gute Basis für zukünftige Untersuchungen der Zellinteraktionen von AdTGF-β1-transfizierten Alveolarepithezellen mit Pneumokokken-infizierten Makrophagen unter den Bedingungen eines profibrotischen Mikromilieus dar.

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48 6 Literaturverzeichnis

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