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I. Die Erträge der verschiedenen Gründüngungspflanzen und ihr Verhalten zum Standort

3. Erträge ohne Verwendung künstlicher Düngemittel

a) Tabelle V gibt einen Vergleich der Erträge der Grün-düngungspflanzen auf den verschiedenen Bodenarten des Ad I i s b er g im Jahre 1901. Alle Versuchspflanzen haben auf dem Lehmboden der gepflegten Gartenbeete die grössten Erträge gegeben, die geringsten auf Sand und Jurakalk. Vergleicht man die Erträge der verschiedenen Leguminosen auf dem Lehmboden der Gartenbeete, so haben Saubohnen und Ackererbsen bedeutend grössere Erträge geliefert als Lupinen und Wicken.

Was die Erträge auf den übrigen Bodenarten anbetrifft, so stehen

auch hier Saubohnen und Ackererbsen weit oben an, während namentlich bei der Lupine die Ernten auf dem rohen, unge-lockerten, bindigen Lehm, auf dem steinigen Jurakalkboden und auf dem kalkreichen Sand sehr gering ausfielen. Sau -bohnen und Akererbsen liefern sowohl auf bindigen Lehmböden, wie auf steinigen und sandigen Böden, die zur Austrocknung geneigt sind, die grössten Er-träge, vorausgesetzt, dass der Boden k a 1 k h a 1 t i g ist.

Auf sehr zähe und sehr kalkreiche, steinige und leicht aus-trocknende Böden passt die gelbe Lupine am wenigsten.

Einfluss der verschiedenen Bodenarten auf dem Adlisberg auf die Erträge der Gründüngungspflanzen im Jahre 1901.

Tabelle V.

Wicken Lupinen Ackererbsen Saubohnen

Ordn.-Boden Yer- Ver- 1 Vor- Vo

r-Nr. µ;r hftltnis- g,· hiiltnis- gT hiilt.nis- ,41'

hiiltnis-z:ihl zahl z:ihl zahl

1 2 3 4 5 6 7

1 8 9 10

Absolutes Trockengewicht pro 1 m2 Saatfläche (oberirdische Substanz

+

Wurzeln).

3-6 Lehm der Gartenbeete 246 100 328 100 506 100 732 100 23-26 » Rohboden 129 52 55 17 413 82 407 56 15-18 Jurakalk,

.

128 52 5 11/2 231 46 277 38

19-22 Sand,

.

78 32 49 15 362 72 313 43

Absolute Stickstoff-Produktion pro 1 m2 Saatfläche (oberirdische Substanz

+

Wurzeln).

3-6 Lehm der Gartenbeete 8,8 100 7,8 100 13,4 100 19,5 100 23-26 » Rohboden 4,6 52 1,3 17 7,8 58 12,7 65 15-18 Jurakalk, » 3,8 43 0,1 1 4,5 34 8,0 41 19-22 Sand, " 2,3 26 0,7 9 6,0 45 9,4 48

Wie die Übersicht über sämtliche Versuche (Tabelle I) zeigt, sind im Sommer 1902 auf dem Adlisberg neben g e 1 b e n auch b 1 au e und weis s e Lupinen angebaut worden. Die aus den Ver-suchsreihen XI, XII u. XIII erhaltenen mittleren Zahlen sind folgende:

Vergleichung verschiedener Lupinenarten. den genannten Eigenschaften nicht nur den übrigen Lupinenarten, sondern auch den Ackererbsen vorzu-ziehen wäre. Weitere Versuche müssen über die Eignung dieser Lupinenart zur Gründüngung noch Aufschluss geben.

Ein ähnlicher Versuch ist zum Vergleiche der Produktion der gewöhnlichen Futterwicke mit derjenigen der Sandwicke angestellt worden; die Resultate waren folgende:

..:

Erträge verschiedener Wickenarten ( oberirdischer Teil).

' Tabelle VII.

Ver-gewichls gr hiiltnis- T,·ocken- gr

hiiltnis-gr zahlen gewichts znhlen

Die Sandwicke übertrifft also auf dem fruchtbaren Lehm des Adlisberg die gewöhnliche Wicke ganz bedeutend an Ertrag, ja sie kommt sogar demjenigen der Ackererbse nahe.

Zwingende Schlüsse lassen sich aus diesen Ergebnissen deshalb nicht ziehen, weil die Ackererbse nicht auf demselben Beete wie die Sandwicke angebaut worden ist.

b) Wie im Abschnitt über die Anordnung der Versuche mitgeteilt ist, wurden im Sommer 1902 ausser im Versuchsgarten Adlisberg in fünf Pflanzschulen, die in verschiedenen Landes-gebieten gelegen sind, Gründüngungs-Versuche angestellt. Die Standortsverhältnisse dieser Versuchsorte sind im erwähnten Abschnitt beschrieben.

Tabelle VIII enthält eine vergleichende Zusammenstellung der Resultate dieser Versuche und zwar sind für jede Legu-minosenart das Trockengewicht und die Stickstoff-Produktion der oberirdischen Substanz pro 1 m2 Saatfläche und die Ver-hältniszahlen, Wicken gleich 100 gesetzt, angegeben. Es zeigt also diese Tabelle, wie sich die verschiedenen Leguminosenarten für die betreffenden Versuchsorte eignen, und es können daher die Resultate als Wegleitung dienen für die Wahl der passendsten Gründüngungspflanze an Örtlichkeiten mit ähnlichen Standorts-verhältnissen. Damit sich der Leser noch ein besseres Bild vom Verhalten der verschiedenen Leguminosen an den einzelnen Versuchsorten machen kann, lassen wir die Tagebuch-Notizen über die Entwicklung und den Stand der Kulturen folgen:

Adlisberg. ( 4. September 1902).

Wicken u n gedüngt. (Ordn.-Nr. 37). Boden ziemlich bedeckt, aber verunkrautet; ganze Länge der Pflanzen 1,20 bis 1,60 m, liegen aber meist am Boden. Wurzeln 25 bis 30 cm lang, dünn, wenig verzweigt. Wurzelknöllchen meist am obern Teil der Wurzel, nicht sehr zahlreich. Pro m2 184 Pflanzen.

Wicken gedüngt. (Ordn.-Nr. 38). Wie oben, kein bemerkenswerter Unterschied.

Lupinen u n gedüngt. (Ordn.-Nr. 39). Geschlossen, doch viel Unkraut (wahrscheinlich von unreinem Saatgut), Länge 60 bis 80 cm, Triebspitze mit Blütenstand vielfach abgefressen (Vögel, Hasen?). Ziemlich dicke Pfahlwurzel 25 bis 30 cm lang, mit stark entwickelten Wurzelknöllchen. Pro m2 192 Pflanzen.

Lupinen gedüngt. (Ordn.-Nr. 40). Wie oben; Länge eher geringer.

Produktion der einzelnen Gründüngungspflanzen auf verschiedenen Standorten im Jahre 1902.

Tabelle VIII.

Adlisberg Beinwil Tschiertschen Stans Flims Stanserhorn Versm:I.Jsrciho Vorsuchsrcih(' V crsuchsreihr V crsucl1srcihc Versuchsreihe Versuchsreihe

Pflanze Vl XX XXI XXII XXIII XXIV

!Wicken !Wicken Wicknn Wicken Wicken Wirken

µ,'1'

Absolutes Trockengewicht der oberirdischen Substanz pro 1 m2 Saatfläche.

Stickstoff-Produktion der oberirdischen Substanz pro 1 m2 Saatfläche.

Die kursiv gedruckten Zahlen wurden nicht auf Grund direkter Bestim-mungen des Wasser- und Stickstoffgehaltes, sondern mit Hülfe von Durch-schnittswerten berechnet.

Saubohnen g e d ii n g t. (Ordn.-Nr. 44). Wie oben, durchschnittlich aber eher kürzer.

Zwergbohnen ungedüngt. (Ordn.-Nr. 45). Schön geschlossen, ganz wenig Unkraut. Höhe der Pflanzen über Boden 30 bis 35 cm, ganze Mäusen verschleppt?), aber gleichwohl wenig verunkrautet. Höhe der Pflanzen 90 bis 100 cm. Wurzeln ziemlich kräftig und stark verzweigt, 15 bis 20 cm

Zwergbohnen ungediingt. (Ordn.-Nr. 111) Entwicklung gut, nur wenig Unkraut vorhanden. Höhe über Boden 25 bis 30 cm, fast gar keine Ranken (abgefressen?), ganze Länge nur etwa 30 cm. Wurzeln ordentlich ent-wickelt, 15 cm lang; dieselben besitzen fast gar keine Knöllchen.

Zwerg bohnen gedüngt. (Ordn.-Nr. 112). Etwas mehr Unkraut.

Merkwürdiger Weise haben diese Ranken. Die Pflanzen sind 60 bis 70 cm lang. Wurzeln ganz wie oben.

Serradella ungedüngt. (Ordn.-Nr. 113). Dicht und regelmässig aufgegangen. Ganz wenig Unkraut vorhanden. Höhe über Boden 25 bis 30 cm, ganze Länge ca. 60 cm. Wurzeln ordentlich entwickelt, 15 bis 20 cm lang;

gar keine Knöllchen bemerkbar.

Serradella gedüngt. (Ordn.-Nr. 114). Etwas mehr verunkrautet.

Höhe über Boden 40 cm; ganze Länge 60 cm, Wurzeln ganz wie oben.

Tschiertschen. (9. September 1902).

Wicken u n gedüngt. (Ordn.-Nr. 115). Ziemlich geschlossen, aber stark verunkrautet Ganze Länge ca. 1 m, liegen meist am Boden Wurzeln 25 bis 30 cm lang, mit wenigen Wurzelknöllchen.

Wicken gedüngt. (Ordn.-Nr. 116). Wie oben, ohne bemerkenswerten Unterschied; eher noch mehr verunkrautet.

Lu pi n e n u n gedüngt. (Ordn.-Nr. 117). Ordentlich geschlossen, aber dennoch sehr verunkrautet. Pflanzen 60 bis 80 cm hoch, gegenwärtig in Blüte.

Von den benachbarten Ackererbsen und Saubohnen am Rande ein wenig unter-drückt. Wurzeln 25 bis 30 cm lang. Kleine Wurzel-Anschwellungen an Haupt-und Nebenwurzeln.

Lupinen gedüngt. (Ordn.-Nr. 118). Eher mehr verunkrautet und kürzer.

Ackererbsen ungedüngt. (Ordn.-Nr. 119). Sehr schön geschlossen und prächtig entwickelt, ohne Unkraut. Höhe über Boden ca. 80 cm; ganze Länge der Pflanzen 2,20- 2,40 m, gegenwärtig in Blüte, unten zum Teil an-gefault. Wurzeln 30- 35 cm lang, mit mehr oder weniger zahlreichen kleinen Knöllchen.

Ackererbsen gedüngt. (Ordn.-Nr. 120). Wie die ungedüngten.

Saubohnen ungedüngt. (Ordn.-Nr. 121). Prächtig entwickelt, ge-schlossen, fast ohne Unkraut. Pflanzen ca. 1,40 m hoch; zum Teil oben am Stengel stark mit Blattläusen besetzt. Blüte meist vorbei. Wurzeln sehr kräftig entwickelt, ungemein stark verzweigt, 25- 35 · cm lang. Dieselben besitzen meistens ziemlich kleine Knöllchen.

Saubohnen gedüngt. (Ordn.-Nr. 122). Wie oben, eher höher (1,50 m), Zwergbohnen ungedüngt. (Ordn.-Nr. 123). Geschlossen, aber wahrscheinlich infolge langsamer Entwicklung gleichwohl bedeutend verunkrautet.

Höhe über Boden 35- 40 cm, ganze Länge 80- 90 cm. In Blüte. Wurzeln mit nur ganz vereinzelten kleinen Knöllchen.

Se r r ade 11 a gedüngt. (Ordn.-Nr. 126). Noch ärger verunkrautet.

Höhe gleich. In Blüte.

Stans. (9. September 1902).

Wicken u n gedüngt. (Ordn.-Nr. 127). Boden schollig, nicht so locker wie bei andern Beeten. Sehr stark verunkrautet, Pflanzen niederliegend. Wurzeln schwach, dünn, 10- 15 cm lang, mit Wurzelknöllchen.

Wicken gedüngt. (Ordn.-Nr. 128). Wie oben.

Lupinen u n gedüngt. (Ordn.-Nr. 129). Boden locker. Pflanzen üppig entwickelt und dicht stehend. Wurzeln kräftig entwickelt, 20- 30 cm lang, mit reichlichen Anschwellungen.

Lupinen gedüngt. (Ordn.-Nr. 130). Weniger dicht und grün, ziemlich verunkrautet; vielleicht war die Düngung zu stark. Wurzeln nicht so kräftig, kleinere Wurzelknöllchen.

Ackererbsen ungedüngt. (Ordn.-Nr. 131). Boden locker; Beet in-folge des Lagerns der Pflanzen teilweise verunkrautet. Stengel unten dürr und in Zersetzung begriffen; Früchte reif. Wurzeln 20 cm lang, Knöllchen vorhanden.

Ackererbsen gedüngt. (Ordn.-Nr. 132). Wie oben. die Wicken, doch niedrig, verunkrautet; viele Früchte. Wurzeln oberfläcjllich ausstreichend, mit ziemlich zahlreichen, kleinen Knöllchen.

Zwerg bohnen gedüngt. (Ordn.-Nr. 136). Wie oben, Wurzelknöllchen jedoch weniger zahlreich.

Serradella ungedüngt. (Ordn.-Nr. 137). Ziemlich dichter und gleich-mässiger Stand, doch etwas verunkrautet. Wurzeln kurz, ca. 10 cm lang, ohne

sehr verunkrautet. Sehr schwach entwickelt. Länge 30-40 cm. Wurzellänge ca 25 cm Am obern Teil der Hauptwurzeln kleine Anschwellungen.

Lupinen gedüngt. (Ordn.-Nr. 141). Wie oben, nur noch geringer.

Durchschnittliche Länge 30 cm.

Ackererbsen u n g e d ii n g t. (Ordn.-Nr. 142). Gedeihen sehr gut, ganz wenig Unkraut. Höhe über Boden 40- 50 cm; ganze Länge ca. 1,80 m.

Stengel zum Teil unten angefault. Wurzeln ca. 20 cm lang. Wurzelknöllchen nicht zahlreich.

Ackerer·bsen gedüngt. (Ordn.-Nr. 143). Wie oben.

Saubohnen u n gedüngt. (Ordn.-Nr. 144). Im Wachstum zurück-geblieben; lückig, etwas verunkrautet. Länge 60- 80 cm Seit Ende Juli vom Blattrost und von Blattläusen stark befallen. Wenig Fruchtansatz. Stark ver-zweigte Wurzeln von 25 cm Länge. Sehr zahlreiche Knöllchen.

Saubohnen gedüngt. (Ordn.-Nr. 145). Wie oben.

Zwerg bohnen u n gedüngt. (Ordn.-Nr. 146). Etwas lückig, vemn-krautet. Höhe über Boden ca. 25 cm, ganze Länge ca. 70 cm. Wurzeln 25- 30 cm lang, ziemlich verzweigt. Viele grössere und kleinere Wurzelknöllchen.

Zwergbohnen gedüngt. (Ordn.-Nr. 147). Wie oben.

Se r r a de 11 a u n gedüngt. (Ordn.-Nr. 148). Wachstum anfänglich lang-sam, jetzt ganz hübsch entwickelt; wenig verunkrautet. Höhe 40 cm Wurzeln 15 20 cm lang. Nur ganz vereinzelte Knöllchen.

Se r r ade 11 a gedüngt. (Ordn.-Nr. 149). Wie oben. Höhe eher etwas niedriger.

In Tabelle IX endlich sind die Erträge jeder einzelnen Gründüngungspflanze an den verschiedenen Versuchsorten mit einander verglichen. Die absoluten Zahlen sind in dieser Tabelle weggelassen und nur die Verhältniszahlen angeführt. Als Ver-gleichsgrössen dienen die Erträge der verschiedenen Leguminose~

im Jahre 1902 auf dem Adlisberg, die überall gleich 100 gesetzt sind.

Um nun zur Besprechung der Ergebnisse überzugehen, wollen wir zunächst einen Blick auf Tabelle VIII werfen und das Ver-halten der Gründüngungspflanzen in jeder einzelnen Pflanzschule vergleichen.

Auf dem Adlisberg haben im Jahre 1902 die Saubohnen weitaus den grössten Ertrag geliefert; dann aber folgt auffallender-weise nicht wie in frühern Jahren die Ackererbse, sondern die g e 1 b e Lupine, die eine sehr reiche Ernte gab. Das vorzügliche Wachstum der Lupine im Sommer 1902 ist höchst wahrscheinlich auf die reichlichen Niederschläge zurückzuführen. Zwergbohnen und Wicken blieben ganz erheblich hinter den Saubohnen, Lupinen und Ackererbsen zurück, und den geringsten Ertrag lieferte die Serradella.

In Bein w i !, auf lockerm, massig kalkhaltigem Lehm, hat die Saubohne ebenfalls den grössten Ertrag gegeben; dann folgen Ackererbse und Se r r ade 11 a, die ungefähr gleichviel produzierte wie jene. Am kleinsten fiel die Ernte bei der Wicke aus.

im Jahre 1902. Tabelle IX.

Ver- 1

Wicken Lupinen Ackererbsen Saubohnen Zwergbohnen Serradella suchs- Örtlichkeit .\bsolutcs N• Absolutes N- Absolutes K- Absolutes K- Absolutes N- Absolutes I

N-reihe Trocken- Pro- Trocken- Pro- Trocken- Pro- Trocken- Pro- Trocken- Pro- Trocken- P1·0-gewicht duktion gewicht duktion gcwirht duktion gewicht duktion gewicht duktion gcwicht duktion

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 H

I

r

1900 71 64 47 47 - - - - -- - -

-II Adlisberg 670 m

l

1901 68 75 48 48 101 132 76 96 83 86

-

-VI 1902 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100

XX Beinwil 750 m 45 46 42 27 58 69 45 61 56 54 207 235

XXI Tschiertschen 1400 m 76 87 36 29 179

1

258 105 112 54 41 78 91

XXII Stans 620 m 61 65 84 73 40 50 37 43 14 14 107 117

XXIII Flims 1050 m 31 34 14 12 95 117 28 33 50 47 109 122

XXIV Stanserhorn 1880 18 19 1.8 16 20 25 16 19 0 0 10 13

1

Die kursiv gedruckten Zahlen wurden aus Durchschnittswerten berechnet. c..v

O') c.n

In der Pflanzschule Tschiertschen (1400 m über Meer) stehen Ackererbsen und Saubohnen weit obenan; Lupine und Wicke gaben mässige Erträge.

Auf dem sehr ausgenutzten Boden der Pflanzschule in Stans lieferte die Lupine die grösste Ernte, am geringsten fiel jene der Zwergbohnen aus. Die Serradella hat auf dem lockern, stets frischen Boden verhältnismässig viel produziert.

Im Forstgarten von F I im s, wo der durchlässige, lockere Boden etwas zur Trockenheit neigt, hatte der Anbau der Acker-erbse weitaus den besten Erfolg; Lupinen und Wicken dagegen blieben am meisten zurück. Die Serradella ist verhältnismässig gut gediehen und übertrifft Lupine und Wicke bedeutend an Ertrag.

Im Versuchsgarten auf dem Stanserhorn endlich bei 1880 m Meereshöhe produzierte die Saubohne am meisten. Ihr am nächsten kommt die Lupine, die sogar die Ackererbse, welche sich sonst für Hochlagen gut eignet, übertrifft. Das Verhalten der beiden letztem Leguminosenarten ist auf die Eigenschaften des Bodens zurückzuführen. Derselbe besteht nämlich aus kalk-armem, mit Thon gemengtem Quarzsand und ist sehr locker;

er muss daher der Lupine besser zusagen als der kalkbedürftigen Ackererbse.

Gehen wir nun dazu über, die einzelnen Versuchsorte nach der G r ö s s e der Erträge zu vergleichen, wozu neben Tabelle VIII besonders Tabelle IX dient.

Die grössten Erträge weist mit wenigen Ausnahmen der forstliche Versuchsgarten Adlisberg auf, dessen an feinen, thonigen Bestandteilen und Kalk reicher Boden zu den fruchtbarsten Böden der Schweiz gehört; die kleinsten Erträge dagegen lieferte, wie leicht begreiflich, der beinahe 1900 m über Meer gelegene forst-liche Versuchsgarten auf dem Stanserhorn. Wenn man bedenkt, dass den Leguminosen auf dem Stanserhorn nur eine Vegetations-zeit von 2

1 /2

bis 3

1 /2

Monaten zur Verfügung stund, dass im August Frost eintrat, dem die Zwergbohnen zum Opfer fielen, dass am 10. September die Kulturen durch starken Hagelschlag beschädigt wurden und dass im Jahre 1902 der Sommer sehr nass und kühl war, so müssen uns die an der obern

Wald-grenze erzielten Ernten beinahe in Erstaunen setzen 1). Besonders schön stunden die Ackererbsen. Zieht man die Resultate von Tschiertschen mit in Betracht, so ergibt sich, dass für hohe Lagen Ackererbse, Saubohne und Wicke am besten passen.

Vergleicht man die Erträge jeder Leguminosenart in den verschiedenen Forstgärten, so gelangt man zu folgenden Resultaten:

Die Wicke gab im kalkreichen Lehmboden des Adlisberg und im thonreichen Verwitterungsprodukt des Bündnerschiefers in Tschiertschen 4ie grössten Erträge. Sie liebt frische, etwas schwere, kalkhaltige Lehmböden. Für hohe Lagen eignet sie sich gut.

Die g e 1 b e Lupine hat auf dem kalkreichen Lehm des Adlisberg und auf dem ebenfalls ziemlich kalkreichen, lockern Lehm in Stans die grössten Ernten geliefert. Auf dem Adlisberg war im regnerischen Sommer 1902 das Wachstum der Lupine ein ausgezeichnetes. Den kleinsten Ertrag gab dieselbe auf dem lockern, zur Trockenheit neigenden, ziemlich kalkhaltigen Boden des Flimser-Forstgartens.

Die gelbe Lupine gilt bekanntlich als eine Kalk und Nässe meidende Sandpflanze; nach Heinrich 2) schädigt schon ein Ge-halt von 0,46°/o kohlensaurem Kalk im Boden die Lupinen erheblich.

Nun enthält aber der Boden auf dem Adlisberg 2,5 und derjenige des Forstgartens in Stans 1,2

° /o

Kalk, und es entsteht die Frage, wie das günstige Verhalten der gelben Lupine auf diesen kalk-reichen Böden zu erklären ist. Die Ursache ist zweifellos im hohen Thongehalt der beiden Böden und in den grossen Nieder-schlägen der betreffenden Gegenden zu suchen. Die durch-schnittlich jährliche Niederschlagsmenge beträgt nämlich auf dem Adlisberg 1200 und in Stans 1500 mm. Infolge des reichlichen Gehaltes an Thon und der häufigen Durchfeuchtung entstehen im

1) Der Merkwürdigkeit halber sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, dass im Jahre 1902 von Förster Lussi, der den Garten besorgt, auf einigen leeren Beeten des Versuchsgartens Stanserhorn Kartoffeln gepflanzt wurden, die Mitte Oktober zur Ernte kamen und die Orösse von Walnüssen bis Kindsfäusten hatten.

Sie schmeckten vorzüglich.

2) Deutsche Landw. Presse 1896 Nr. 91, cit. in Biedermanns Central-Blatt für Agrikulturchemie etc. 1897, S. 232.

Boden nur schwache Kalklösungen, die nicht schädlich wirken, während auf thonärmern, steinigen, lockern und leicht aus-trocknenden Böden die Nährlösungen konzentrierter sind und daher einen ungünstigen Einfluss auf die empfindliche Lupine äussern. Das Verhalten der Lupine in Flims und auf dem Jura-kalk und Molassesand des Adlisberg spricht deutlich für diese Auffassung. Wir haben also einen der vielen Fälle vor uns, dass eine Pflanze auf gewissen Standorten kalkfeindlich, auf andern bodenvag ist.

Man hüte sich also, die in einigen Gegenden beobachtete Kalkfeindlichkeit gewisser Pflanzen als allgemein zutreffend hin-zustellen. Die übrigen Bodenbestandteile, die physikalische Be-schaffenheit des Bodens und ganz besonders auch die klimati-schen Verhältnisse eines Standortes können, wie das Verhalten der Lupine zeigt, die schädliche Wirkung des Kalkes vollständig aufheben 1). Der Einfluss der chemischen Bestandteile des Bodens auf die Flora erleidet durch die physikalische Bodenbeschaffenheit und die örtlichen klimatischen Verhältnisse grosse Modifikationen.

Die Wahrheit liegt also weder auf Seite der Grosszahl der Floristen, welche der chemischen Zusammensetzung des Bodens die grösste Bedeutung für das Vorkommen der Pflanzen bei-messen, noch auf der Seite derjenigen, welche die Ursache der Pflanzenverteilung allein in den physikalischen Eigenschaften des Bodens suchen, sondern, wie es so häufig der Fall ist, in der Mitte der beiden extremen Richtungen. Soviel ist ganz sicher, dass man zu grossen Fehlschlüssen über die Anbau-fähigkeit einer Pflanze kommt, wenn man nicht die gesamte chemische und physikalische Beschaffenheit des Bodens und besonders auch das örtliche Klima genügend in Betracht zieht.

Freilich wird die gelbe Lupine auch bei uns am zweck-mässigsten auf kalkarmen Böden anzubauen sein, weil sie erstens wenig Kalk bedarf und weil auf Böden von geringem Kalkgehalt

1) Vergl. hierüber Am. Engler: Über Verbreitung, Geschichte und Stand-ortsansprüche der Castanea vesca Gärt., Berichte der Schweiz. bot. Gesellschaft, Heft XI, 1901.

ihr Anbau unter allen Umständen sicherer ist. In der Schweiz ist daher die Lupine hauptsächlich auf kalkarmen, feinsandigen Lehmböden, wie sie z. B. im Flachlande der Kantone Bern und Aargau vorkommen, sowie auf den Verwitterungsböden von Gneiss und Granit als Gründüngungspflanze zu verwenden. Im Kanton Bern haben die Kreisoberförster Schwab und Ziegler seit mehreren Jahren sehr gute Erfahrungen mit der Lupine auf kalk-armen Lehmböden gemacht. Eine uns übersandte Bodenprobe aus der grossen Pflanzschule im Schmiedwald des Forstkreises Langental, wo die gelbe Lupine jedes Jahr als Gründüngungs-pflanze gebaut wird, enthielt nur 0, 15

° /o

kohlensauren Kalk.

Ackererbse und Saubohne haben auf dem kalkhaltigen, fruchtbaren Lehm des Adlisberg und besonders in der Pflanzschule von Tschiertschen, die allerdings erst vor 2 Jahren gut gedüngt worden war, die grössten Erträge geliefert. Auch in Flims ist die Ernte der Ackererbsen gut ausgefallen. Die Saubohnen hin-gegen haben dort ziemlich fehlgeschlagen. Die Ursache ist teils im langsamen Aufgehen der Saat, teils in der Erkrankung der Pflanzen zu suchen. Ackererbse und Saubohne eignen sich, wie schon erwähnt ist, für kalkreiche Böden.

Die erstere gedeiht auf trockenen Böden am besten von allen verwendeten Leguminosenarten.

Die Zwergbohne hat auf dem Adlisberg weitaus die grössten, auf dem ausgemagerten Boden des Stanser-Forstgartens die kleinsten Erträge gegeben. Auf dem Stanserhorn · sind die frostempfindlichen Zwergbohnen Mitte August erfroren. Es ist bemerkenswert, dass die Zwergbohne auf dem Adlisberg, in Beinwil und in Flims eine grössere Ernte gab als die Wicke.

Die Zwergbohne wird aber, obschon sie den Boden gut beschattet, doch nur in solchen Fällen als Gründüngungspflanze zu ver-wenden sein, wo man gleichzeitig auf einen Fruchtertrag reflektiert.

Da diese Pflanze ziemlich grosse Ansprüche an· den Boden stellt, müssen längere Zeit benutzte Beete vor der Aussaat mit Phosphor-säure und Kali gedüngt werden.

Die Se r r ade 11 a hat auf dem lockern Lehmboden von Beinwil das beste Gedeihen gezeigt; an die dort erhaltenen

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Erträge reihen sich jene an, die auf den gleichfalls lockern Böden von Flims und Stans erzielt wurden. Gegen Kalk scheint sie in unserem niederschlagsreichen Klima nicht besonders empfindlich zu sein, doch verlangt sie unbedingt einen lockern, etwas thon-haltigen Boden. In Beinwil und Flims übertrifft die Serradella die Wicke bedeutend an Ertrag, und man darf daher mit Recht fragen, ob jene nicht mancherorts der Wicke als Futterpflanze vorzuziehen wäre. Nach Strebel1) kommt die Serradella in ihrem Nährstoffgehalt dem Klee vollständig gleich; dabei wird sie gerne gefressen und wird gegen Ende der Blüte nicht hart und holzig.

In der ersten Zeit nach der Saat wächst die Serradella allerdings langsam, mit beginnender Blüte aber nimmt das Wachstum bedeutend zu, und die Beete machten zur Zeit der Ernte einen recht guten Eindruck. Die Bestockung war gleichmässig, dicht und der Boden gut beschattet. Unseres Wissens sind dies die ersten Anbauversuche mit Serradella in der Schweiz. Durch wiederholten Anbau derselben wird die spezifische Form ihrer

In der ersten Zeit nach der Saat wächst die Serradella allerdings langsam, mit beginnender Blüte aber nimmt das Wachstum bedeutend zu, und die Beete machten zur Zeit der Ernte einen recht guten Eindruck. Die Bestockung war gleichmässig, dicht und der Boden gut beschattet. Unseres Wissens sind dies die ersten Anbauversuche mit Serradella in der Schweiz. Durch wiederholten Anbau derselben wird die spezifische Form ihrer