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5. Diskussion

5.1. Versuchsdurchführung

5.3.1. Körpertemperatur vor und nach der Befeldung

Eine mögliche Ursache für die Varianz der Körpertemperatur von über 3°C zwischen den einzelnen Tieren ist, dass einige Mäuse während der zweistündigen Erholungsphase vom Transport aus den Tierraum zu den Expositionsräumen sehr aktiv waren, während andere Tiere in ihren Käfigen schliefen. Dass eine vermehrte Aktivität zu einem Anstieg der Körpertemperatur führt, ist in der Literatur verschiedentlich beschrieben (z. B. KLUGER et al.

1973, TANAKA et al. 1990). Ähnlich lässt sich die Varianz der Körpertemperaturen, die nach der Exposition gemessen wurden, erklären. Auch während der Exposition waren einige Tiere unruhig, während andere in den Röhren schliefen.

Um eine Beeinflussung der Ergebnisse der Temperaturmessung durch den Tagesrhythmus der Körpertemperatur auszuschließen, fanden die Exposition und demzufolge auch die Messung der rektalen Körpertemperatur immer zur selben Tageszeit (vor der Exposition von 8:00 Uhr bis 8:30 Uhr und nach der Exposition von 10:00 Uhr bis 10:30 Uhr) statt.

In der publizierten Literatur konnten keine Körpertemperaturangaben von B6C3F1-Mäusen mit Tageszeitangaben bzw. genau zu diesen definierten zwei Zeitpunkten (8:00/10:00) durchgeführten Messungen gefunden werden.

Jedoch veröffentlichte KLEIN (2002), dass die durchschnittliche Körpertemperatur zwischen 6:00 Uhr (1. Messung/Dunkelphase) und 12:00 Uhr (2. Messung/Hellphase) bei männlichen B6C3F1-Mäusen von ca. 37,8 °C auf 37,0 °C und bei weiblichen B6C3F1-Mäusen von ca.

38,7 °C auf 37,6 °C abfällt. Obgleich die Autorin den circadianen Temperaturverlauf der Mäuse in Diagrammen dargestellt hat, so dass Körpertemperaturen zu bestimmten Tageszeiten scheinbar zu ermitteln sind, kann dieser graphisch dargestellte Temperaturverlauf zwischen den vier täglichen Messpunkten (6 Stunden Abstand) natürlich nicht als so gesichert angenommen werden, dass hieraus definierte Temperaturwerte zu definierten Tageszeiten (Ausnahme: 6, 12, 18, 24 Uhr) bei den B6C3F1 Mäusen abgelesen werden können.

Eine vormittägige Absenkung der Körpertemperatur der Mäuse wie von KLEIN (2002) beschrieben, konnte in der vorliegenden Untersuchung nicht festgestellt werden. Mögliche Ursachen hierfür sind der wesentlich kürzere zeitliche Abstand zwischen den Messungen (2 Stunden vs. 6 Stunden), die Röhrenfixation, Exposition in den „Wheels“ bzw. die Unruhe im Tierraum (Be- und Entladen zur Exposition), die insbesondere zu einer Beeinflussung des von KLEIN (2002) ermittelten (ungestörten) circadianen Temperaturrhythmus geführt haben könnte.

Nach der zweistündigen Exposition mit einem kontinuierlichen elektromagnetischen Feld der Trägerfrequenz 902 MHz konnte bei den Mäusen (Männchen und Weibchen) bis zu einer SAR von 13 W/kg kein signifikanter Anstieg der rektalen Körpertemperatur im Vergleich zur Messung vor der Exposition festgestellt werden (Tab. 12). Ab einer SAR von über 13 W/kg war die Körpertemperatur nach der Exposition signifikant (bis zu 5 °C) angestiegen, da die Thermoregulationsmechanismen nach der 2 Stunden andauernden Exposition bei dieser SAR offensichtlich erschöpft waren. Eine SAR von über 15 W/kg führte sogar zum Tod der Tiere.

Die zweistündige Befeldung mit einem elektromagnetischen Feld der Frequenz 1747 MHz, bei der SAR-Werte bis 8,8 W/kg erreicht wurden, führte zu keiner signifikanten Körpertemperaturerhöhung bei den Mäusen (Tab. 14). Weder das Alter noch das Geschlecht hatten bei beiden Frequenzen (902 MHz und 1747 MHz) einen erkennbaren Einfluss auf die Körpertemperaturdifferenz.

In einer Studie von GORDON et al. (1986b) wurden bei einer 90-minütigen Exposition von männlichen BALB/c-Mäusen mit einem kontinuierlichen EM-Feld der Frequenz 2450 MHz festgestellt, dass erst ein SAR-Wert von 27,5 W/kg zu einer Erhöhung der Körpertemperatur um 2 °C führt. Dieser hohe SAR-Wert lässt sich mit einer deutlichen Abweichung einiger wichtiger Einflussgrößen in der Untersuchung von GORDON et al. (1986b) von der hier vorliegenden Arbeit erklären. Die BALB/c-Mäuse wurden in einem Plexiglaskäfig (4,8 x 6,7 x 17,5 cm) exponiert, während die Mäuse der vorliegenden Studie in den enganliegenden Expositionsröhren fixiert waren. Da sich die Mäuse innerhalb des Plexiglaskäfigs frei bewegen konnten, war die Orientierung des Mäusekörpers zum elektromagnetischen Feld nicht immer gleich. Dadurch wurde je nach Ausrichtung des Körpers zum EM-Feld eine unterschiedliche Energiemenge absorbiert. Die Energieabsorption wird aber durch die Orientierung des Körpers zum elektromagnetischen Feld beeinflusst (FREI et al. 1989). Durch eine Röhrenfixation werden außerdem temperaturregulierende Verhaltensänderungen, wie das Ausstrecken des Körpers oder das Einspeicheln, unterdrückt, so dass die Abgabe überschüssiger Wärme behindert werden kann (DÖRR u. BREITNER 1995). Weiterhin waren die BALB/c-Mäuse bei Gordon et al. (1986b) bis zu 6 g leichter als die B6C3F1-Mäuse in dieser Studie, wodurch sie aufgrund des besseren Oberflächen/Volumen-Verhältnisses schneller überschüssige Wärme durch Konduktion, Konvektion und Strahlung an die Umgebung abgeben können (GORDON 1983a). Auch die Umgebungstemperatur war in ihrer

Untersuchung mit 20 °C im Gegensatz zur vorliegenden Studie (22 ± 2 °C) ca. 2 °C niedriger.

Bei niedrigeren Umgebungstemperaturen sind aber höhere SAR-Werte nötig, um eine Erhöhung der Körpertemperatur hervorzurufen (GORDON et al. 1986a).

LOTZ und MICHAELSON (1978) konnten nach einer zweistündigen Exposition von nichtfixierten Long-Evans-Ratten mit einem kontinuierlichen elektromagnetischen Feld der Frequenz 2450 MHz mit einer SAR von 2 W/kg eine geringe aber signifikante Körpertemperaturerhöhung der exponierten Tiere gegenüber einer Kontrollgruppe feststellen.

Bei einer SAR von 9,6 W/kg war die Körpertemperatur der Expositionstiere (40,3 °C) schon nach einer Stunde um durchschnittlich 3 °C höher als bei den Kontrolltieren (37,3 °C). Der Grund für die niedrige SAR von 2 W/kg, die zu einer Erhöhung der Körpertemperatur der Tiere führte, ist, dass in dieser Studie Ratten anstatt Mäuse exponiert wurden. Das Absorptionsverhalten eines Körpers gegenüber der Energie eines elektromagnetischen Feldes ist aber aufgrund der verschiedenen Größe und Morphologie von Spezies zu Spezies sehr unterschiedlich. So steigt bei einer Umgebungstemperatur von 30 °C die Körpertemperatur bei Sprague-Dawley-Ratten, die in ihren Käfigen exponiert wurden, durch eine elektromagnetische Befeldung schon bei einer SAR von 0,4 W/kg um 2 °C an (GORDON et al. 1986b). Die Körpertemperatur von Goldhamstern steigt dagegen unter denselben Bedingungen erst bei einer SAR von 0,61 W/kg um 2 °C an, während bei CBA/J-Mäusen erst eine SAR von 8,5 W/kg zu einer solchen Temperaturerhöhung führt (GORDON et al. 1986b).

Weiterhin war die Umgebungstemperatur bei LOTZ und MICHAELSON (1978) mit 24 ± 1

°C ca. 2 °C höher als in der vorliegenden Studie, so dass auch dadurch eine niedrigere SAR ausreicht, um eine Körpertemperaturerhöhung zu bewirken.

Eine spezifische Absorptionsrate von 4 W/kg wird von der ICNIRP (International Commision on Non-Ionizing Radiation Protection) als Grenzwert für biologische Effekte durch elektromagnetische Strahlung auf den Organismus angegeben (ICNIRP-GUIDELINES 1998).

Dieser Grenzwert beruht auf Untersuchungen von DE LORGE und EZELL (1980) sowie von ADAIR und ADAMS (1980), die bei nicht fixierten Labortieren (Ratte bzw.

Totenkopfäffchen) bei einer für die jeweilige Spezies aufgrund der Körpermasse ermittelten Ganzkörper-SAR von 4 W/kg Verhaltensänderungen, wie die Änderung der Körperhaltung oder das Aufsuchen kühlerer Umgebungstemperaturen, sowie Veränderungen im Lernverhalten festgestellt hatten. In der vorliegenden Studie konnten in diesem speziellen

SAR-Bereich keine Veränderungen bei der Temperaturdifferenz zwischen der Messung vor und nach der Exposition festgestellt werden. Das Fehlen der Temperaturbeeinflussung bei einer SAR von 4 W/kg schließt aber Verhaltensänderung, wie sie bei DE LORGE und EZELL (1980) und ADAIR und ADAMS (1980) beobachtet wurden, bei den Mäusen der vorliegenden Arbeit nicht zwangsläufig aus, da für Körpertemperaturveränderungen höhere SAR-Werte benötigt werden als für Verhaltensänderungen (GORDON et al. 1986b).

Für die kontinuierliche Körpertemperaturmessung mussten Glasfasermessfühler eines fiberoptischen Temperaturmesssystems eingesetzt werden, da Metallfühler das elektromagnetische Feld stören und zu lokalen Erwärmungen führen können (JAUCHEM u.

FREI 1992, CHOU et al. 1996). Das Messsystem war nur wenige Tage verfügbar und es konnten immer nur bei vier Tieren gleichzeitig die Körpertemperatur gemessen werden, so dass die Anzahl der untersuchten Tiere sehr gering ist. Die Glasfasermessfühler wurden in das Rektum eingeführt und mit Hilfe eines Klebestreifens am Schwanz fixiert. Nach einer Studie von POOLE und STEPHENSON (1977) ist aber zu berücksichtigen, dass diese Methode der Körpertemperaturmessung, die mit einer partiellen Verlegung des Rektums verbunden ist, zu einem bleibenden Anstieg der Körpertemperatur führt. Deshalb wurde die Befeldung erst dann gestartet, wenn sich eine stabile Körpertemperatur nach dem Einführen des Messfühlers eingestellt hatte.

Die Körpertemperatur der Mäuse blieb sowohl während der Scheinbefeldung als auch während der Exposition mit einem kontinuierlichen EM-Feld der Frequenz 902 MHz bei einer SAR von 4 W/kg konstant (Abb. 12 und 13). Bei einer SAR von 5 W/kg und 6 W/kg konnte bei einzelnen Mäusen ein geringgradiger Temperaturanstieg während der zweistündigen Exposition festgestellt werden (Abb. 14 und 15). Die Körpertemperatur stieg mit Beginn der Exposition bei Einzeltieren bis zu 0,4 °C an, fiel aber, vermutlich aufgrund thermoregulatorischer Maßnahmen, im Verlauf der Befeldung wieder ab, z.T. sogar unter den Ausgangswert. Dagegen führte die 902 MHz-Exposition bei einer SAR von 10 W/kg bei den 5.3.2. Kontinuierliche Körpertemperaturmessung während der Befeldung

Mäusen innerhalb von 30 Minuten zu einer Erhöhung der Körpertemperatur um 3 °C, während bei einer SAR von 17,5 W/kg die Körpertemperatur schon innerhalb von 10 Minuten um 3 °C anstieg (Abb. 16 u. 17). Bei der Exposition der Mäuse mit einem 1747 MHz-EM-Feld mit einer SAR von 4 bzw. 6 W/kg konnte keine Erhöhung der Körpertemperatur während der zweistündigen Befeldung festgestellt werden (Abb. 18 und 19). Allerdings ist die Anzahl der untersuchten Tiere mit 2 Männchen und 2 Weibchen pro Exposition sehr gering, so dass diese Ergebnisse nur zur Orientierung weiterer Untersuchungen dienen können.

Vergleichbare Ergebnisse zeigte eine Untersuchung von SYKES et al. (2001). Die Autoren befeldeten in einem Vorversuch einer Kanzerogenitätsstudie 4 pKZ1-Mäusen (4 Monate alt, keine Angabe des Geschlechts), die in Polykarbonatröhren fixiert waren, 60 Minuten mit einem gepulsten elektromagnetischen Feld der Frequenz 900 MHz (Pulsfrequenz 217 Hz).

Die Umgebungstemperatur betrug 20-24 °C. Zur kontinuierlichen Temperaturmessung wurde ebenfalls ein Glasfasermessfühler eingesetzt und die Temperatur wurde jede Minute abgelesen. Nach Aussage der Autoren war die Körpertemperatur der 4 befeldeten Mäuse nach der 60-minütigen Exposition geringradig niedriger als vorher. Die Autoren schlossen somit eine thermale Beeinflussung der Mäuse durch eine SAR von 4 W/kg bei einer 900 MHz-Befeldung aus. Da aber in der Publikation genaue Angaben über den Temperaturverlauf während der Befeldung fehlen (es wurden nur die Durchschnittswerte der Körpertemperatur der 4 Mäuse während der 60 Minuten angegeben), konnte diese Aussage nicht nachvollzogen werden.

In einer Studie von GORDON (1983b) wurden vier Monate alte, männliche A/J-Mäuse (Gewicht: 26,4 ± 0,5 g) 10 Minuten mit einem kontinuierlichen EM-Feld der Frequenz 2450 MHz (SAR 10,6 bis 22,3 W/kg, Umgebungstemperatur 20 °C oder 25 °C) exponiert. Die Mäuse wurden in Kunststoffröhren fixiert und die Temperaturmessung wurde ebenfalls während der Befeldung, allerdings an der Oberflächen des Schwanzes, durchgeführt. Der Schwanz befand sich außerhalb des EM-Feldes. Bei einer Umgebungstemperatur von 25 °C konnte der Autor bei einer SAR von 10,6 W/kg einen raschen Anstieg der Oberflächentemperatur des Schwanzes feststellen. Sie stieg innerhalb der 10-minütigen Exposition mit dieser SAR um ca. 5,5 °C an. Nach 5 Minuten wurde aber schon eine Vasodilatation der Schwanzvenen festgestellt. In einer Umgebungstemperatur von 20 °C war eine SAR von 12 W/kg (10 Minuten Befeldung) nötig, um eine Temperaturerhöhung am

Schwanz von 0,5 °C hervorzurufen. Diese SAR ist verglichen mit der SAR von 5 W/kg, die in der vorliegenden Studie zu einem Anstieg der Körpertemperatur führte, deutlich höher. Beim Vergleich dieser SAR-Werte ist aber zu berücksichtigen, dass bei GORDON (1983b) die Oberflächentemperatur des Schwanzes gemessen wurde, während es in der vorliegenden Studie die rektale Körpertemperatur war. Thermoregulatorische Maßnahmen wie eine Vasodilatation der Schwanzvenen werden erst nach einer Erhöhung der Temperatur im Körperkern der Mäuse eingeleitet (JESSEN 1999). Diese vorher einsetzende Temperaturerhöhung im Körperkern wurde aber von GORDON (1983b) nicht erfasst und dadurch eine höhere SAR als thermaler Schwellenwert ermittelt. Zusätzlich wurden die A/J-Mäuse in einer niedrigeren Umgebungstemperatur von 20 °C gegenüber 22 °C in der vorliegenden Untersuchung befeldet. Inwieweit SAR-Werte unterhalb von 10,6 W/kg oder längere Expositionszeiten die Körpertemperatur beeinflussen, wurde von GORDON (1983b) nicht weiter untersucht.

Den Einfluss von SAR-Werten unterhalb von 10,6 W/kg auf Mäuse während der Exposition untersuchte GORDON (1983a) in einer anderen Studie. Hier wurde allerdings das thermoregulatorische Verhalten der Mäuse untersucht. In dieser Studie hatten männliche BALB/c-Mäuse die Möglichkeit, während der Exposition mit einem kontinuierlichen 2450 MHz EM-Feld innerhalb eines Käfigs Orte verschiedener Temperaturen (19,1 bis 38,4 °C) aufzusuchen. Ohne Befeldung bevorzugten die Mäuse eine Umgebungstemperatur von 30-31 °C. Bei einer Exposition mit einem kontinuierlichen EM-Feld über 60 Minuten zeigte sich, dass die Mäuse Orte mit einer kühleren Umgebungstemperatur aufsuchen, sobald die SAR einen Wert von 7 W/kg erreicht. Bei einer Erhöhungen der Körperkerntemperatur werden aber autonome thermoregulatorische Maßnahmen wie eine Vasodilatation schon vor einer Verhaltensänderung ausgelöst (JAUCHEM u. FREI 1992), so dass in dieser Untersuchung auch schon SAR-Werte unterhalb von 7 W/kg zu einer Temperaturerhöhung geführt haben könnten. Außerdem waren die Mäuse in der vorliegenden Studie im Gegensatz zu den Tieren von GORDON (1983a) röhrenfixiert, so dass thermoregulatorische Verhaltens-änderungen unterdrückt wurden. Zusätzlich war bei GORDON (1983a) die Umgebungs-temperatur, in der sich die Mäuse während der Exposition befanden, mit 30 – 31 °C um ca.

8-9 °C höher als bei der eigenen Untersuchung.

Somit kann zusammenfassend festgehalten werden, dass eine Exposition bei einer SAR bis zu 4 W/kg nicht zu einem thermalen Effekt bei B6C3F1-Mäusen führt, während eine Exposition bei einer SAR von 10 W/kg und mehr vom Thermoregulationssystem der Mäuse nicht mehr kompensiert werden kann und somit einen Anstieg der Körpertemperatur bewirkt.

Bei der Ermittlung der thermalen Expositionsschwelle („Dosis-Findung“) wurden bei jeweils 2 Männchen und 2 Weibchen pro Exposition (Scheinexposition, 4 W/kg und 6 W/kg bei 902 MHz sowie 6 W/kg bei 1747 MHz) die Serumkortikosteronwerte bestimmt. Hierbei zeigte sich, dass bei den Männchen die scheinexponierten Mäuse mit 449 nmol/l um mehr als die Hälfte niedriger war als bei den exponierten Tieren (902 MHz, 4 W/kg: 931 nmol/l, 902 MHz, 6 W/kg: 1062 nmol/l; sowie 1747 MHz, 6 W/kg: 1056 nmol/l) (Abb. 20). Ob der höhere Serumkortikosterongehalt der befeldenten Männchen tatsächlich auf die Befeldung zurückzuführen ist, ist bei einer Anzahl von 2 untersuchten Tieren fraglich.

Bei den Weibchen war im Unterschied zu den Männchen der Serumkortikosterongehalt nach der Scheinexposition mit 1600 nmol/l ähnlich hoch wie bei den Tieren der 1747 MHz-Befeldung mit einer SAR von 6 W/kg (1613 nmol/l). Nach der 902 MHz-MHz-Befeldung mit einer SAR von 6 W/kg wurde der niedrigste Wert (906 nmol/l) gemessen, während bei einer SAR von 4 W/kg (902 MHz) mit 1955 nmol/l der Kortikosterongehalt am höchsten war (Abb. 21), so dass hier keine Beeinflussung des Kortikosterongehaltes durch die elektromagnetische Befeldung festgestellt werden konnte. Der höhere Kortikosteron der scheinexponierten Weibchen im Vergleich zu den Männchen spricht für eine höhere Stressempfindlichkeit der Weibchen. Eine höhere Stressempfindlichkeit bei weiblichen B6C3F1-Mäusen gegenüber männlichen B6C3F1-Mäusen stellte auch KLEIN (2002) fest. Die B6C3F1-Weibchen zeigten in ihrer Untersuchung bei einer täglichen, 2-stündigen Röhrenfixation auch noch nach 20 Tagen nach der Fixation eine Hyperthermie, während bei den B6C3F1-Männchen schon nach 8 Tagen keine Temperaturerhöhung nach der Fixation mehr festzustellen war.

5.3.3. Serumkortikosteron

Angaben zu Kortikosteronnormalwerten im Serum von B6C3F1-Mäusen sind in der Literatur nicht publiziert. Im Hauptversuch der vorliegenden Studie wurde aber der Kortikosterongehalt von B6C3F1-Mäusen, bei denen keine Rektaltemperatur gemessen wurde und die nicht röhrenfixiert waren (Käfigkontrolle), ohne vorherige Manipulation bestimmt. Diese Tiere wurden zwischen 9:30 Uhr und 11:00 Uhr in ihren Käfigen mit CO2 stressfrei euthanasiert (Methode nach HACKBARTH et al. 2000). Der Serumkortikosterongehalt dieser Mäuse betrug 120,8 ± 62,4 nmol/l bei den Männchen und 110,5 ± 135,1 nmol/l bei den Weibchen und ist verglichen mit den Serumkortikosteronwerten der röhrenfixieten Mäuse der „Dosis-Findung“ 5- bis 18-fach niedriger. Die erhöhten Kortikosteronwerte der Mäuse in diesem Teil der vorliegenden Untersuchung könnten also auf den durch die Röhrenfixation oder durch das

„Handling“ während der Temperaturmessung entstandenen Stress zurückzuführen sein.

Der Normalwert des Serumkorikosterongehalts ist bei Mäusen geschlechts- und stammesabhängig. BARRIGA et al. (2001) ermittelte bei 12 Monate alten, „ungestressten“

BALB/c-Mäusen (keine Angabe des Geschlechts) einen Serumkortikosterongehalt von 280 nmol/l um 13:00 Uhr und 570 nmol/l um 16:00 Uhr. Diese Tiere wurden durch eine Dekapitation getötet.

Bei ungestressten weiblichen Haz:ICR-Mäusen (18 Wochen alt) ermittelten WEINERT et al.

(1994), nachdem die Tiere durch eine Dekapitation getötet wurden, einen Serumkortikosterongehalt von 70 nmol/l um 11:00 Uhr und von 300 nmol/l um 15:00 Uhr.

Ein deutlicher Anstieg des Serumkortikosterongehalts durch Stress ist auch bei BALB/c-Mäusen festzustellen. BARRIGA et al. (2001) konnte bei diesen BALB/c-Mäusen, nachdem sie einer Stresssituation, in diesem Fall das Schwimmen bis zur Erschöpfung (ca. 30 Minuten), ausgesetzt waren, Kortikosteronwerte bis 1443 nmol/l messen (Tötung der Mäuse um 13:00 Uhr durch eine Dekapitation direkt nach der Stresssituation). Dieser Kortikosterongehalt war ca. 5-fach höher als der einer Kontrollgruppe, die zum gleichen Zeitpunkt getötet wurde.

DROZDOWICZ et al. (1990) stellte bei männlichen Balb/cAnNCrl(BR)-Mäusen (12 Wochen alt) nach einem ca. 12-minütigen Transport im Fahrstuhl einen Kortikosterongehalt von 947 nmol/l fest, während der Gehalt an Kortikosteron einer Kontrollgruppe 150 nmol/l betrug.

Diese Tiere wurden direkt nach dem Transport mit CO2 euthanasiert. DROZDOWICZ et al.

(1990) berichtete aber auch, dass ein durch den Transport hervorgerufener Anstieg des

Kortikosterons 2 Stunden nach dem Transport wieder auf das Niveau der Kontrollgruppe gesunken war.

Zu dem selben Ergebnis kam auch TULI et al. (1994b) allerdings bei männlichen BALB/c/Ola-Mäusen, die ebenfalls 12 Minuten transportiert und durch eine cervikale Dislokation getötet wurden. Hier war der Kortikosterongehalt ebenfalls 2 Stunden nach dem Transport auf das Niveau einer Kontrollgruppe gesunken. Daher kann der Transport der Mäuse in der vorliegenden Arbeit als Ursache für die Kortikosteronerhöhung ausgeschlossen werden, da die Tiere zwei Stunden vor Beginn der Befeldung in die Expositionsräume gebracht wurden.

Außerdem war der Kortikosterongehalt der scheinexponierten Mäuse im Vergleich zu den Käfigkontrolltieren erhöht, weshalb der Anstieg des Serumkortikosterongehaltes in der

„Dosis-Findungs“-Studie nicht auf die Befeldung, sondern auf die Röhrenfixation und die permanente Irritation durch den Messfühler zurückgeführt werden muss.

5.4. Subakute Studie (4-Wochen –Befeldung)

Die Mäuse wurden jeweils zwei Stunden pro Tag, an 5 Tagen pro Woche über 4 Wochen mit einem modulierten Signal („Cocktail“) befeldet.

Wie bei der „Dosis-Findung“ wurde auch in der subakuten Studie eine hohe Varianz der Körpertemperatur vor und nach der Exposition festgestellt. Dies lässt sich wiederum mit der unterschiedlichen Aktivität der Mäuse während der Erholungsphase vom Transport zu den Expositionsräumen bzw. während der Befeldung erklären. Der extrem niedrige Wert von 34,3

°C (s. 4.3.1.) vor der Exposition ist ein Einzelwert. Da der Wert noch innerhalb der dreifachen Standardabweichung liegt wurde er mit in die Auswertung genommen. Eine mögliche Ursache für diesen niedrigen Wert ist, dass sich bei der rektalen Körpertemperaturmessung dieser Maus Kot im Rektum befand. Dadurch kann das Lumen des Rektums etwas vergrößert sein, so dass der Messfühler u. U. nicht mehr direkt der Rektumwand anliegt und dadurch eine niedrigere Temperatur gemessen wird.

5.4.1. Körpertemperatur

Die Messung der rektalen Körpertemperatur der Mäuse wurde wie bei der Untersuchung zur

„Dosis-Findung“ jeweils vor der Exposition von 8:00 Uhr bis 8:30 Uhr und nach der Exposition von 10:00 Uhr bis 10:30 Uhr durchgeführt, um so den Einfluss des circadianen Rhythmus der Körpertemperatur auf die Messergebnisse zu minimieren. In der subakuten Studie konnte, im Gegensatz zu den Ergebnissen der „Dosis-Findung“, z.T. ein Absinken der Körpertemperatur der Mäuse (insbesondere bei den Weibchen und am Ende der Untersuchungsperiode, Abb. 24 und 25) mit der Messung vor und nach der Befeldung festgestellt werden. Diese reduzierte Körpertemperatur stimmt prinzipiell mit den von KLEIN (2002) publizierten Ergebnissen überein, die bei B6C3F1-Mäusen zwischen 6:00 Uhr und 12:00 Uhr (ungestörter circadianer Rhythmus) ein Absinken der durchschnittlichen Körpertemperatur von ca. 0,8 bis 1,0 °C (bei männlichen B6C3F1-Mäusen sank die Körpertemperatur von ca. 37,8 °C auf 37,0 °C; bei weiblichen B6C3F1-Mäusen von ca. 38,7

°C auf 37,6 °C) feststellen konnte. Diese Absenkung der Körpertemperatur der Mäuse, d.h.

ein ungestörter circadianer Temperaturrhythmus, könnte damit einen Gewöhnungseffekt der Mäuse an die Röhrenfixation belegen, der aufgrund der kürzeren Versuchsdauer (noch) nicht bei der „Dosis-Findungsuntersuchung“ (1 Woche Versuchsdauer „Dosis-Findung“ vs. 4 Wochen Versuchsdauer - subakute Studie) festgestellt werden konnte.

Bei der 902 Befeldung betrug der maximale SAR-Wert 5 W/kg, bei der 1747 MHz-Befeldung dagegen 12 W/kg. Hinsichtlich der Körpertemperaturdifferenz zwischen vor und nach der Exposition konnten bei den Männchen weder nach der 902 MHz- noch nach der 1747 MHz-Befeldung signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden (Tab. 16 und 17). Es war auch keine Tendenz dahingehend zu erkennen, dass eine höhere SAR auch zu einem höheren Anstieg der Körpertemperatur führt.

Auch bei den Weibchen war bei der 902 MHz-Befeldung weder ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen noch eine Tendenz bei der Temperaturdifferenz zu erkennen.

Zwischen den Weibchen der Scheinexposition und den Weibchen, die bei der 1747 MHz-Befeldung mit einer niedrigen bzw. einer mittleren „Dosis“ (SAR 1,3 W/kg bzw. 4 W/kg) exponiert wurden, waren ebenfalls keine signifikanten Unterschiede festzustellen (Tab. 18

Zwischen den Weibchen der Scheinexposition und den Weibchen, die bei der 1747 MHz-Befeldung mit einer niedrigen bzw. einer mittleren „Dosis“ (SAR 1,3 W/kg bzw. 4 W/kg) exponiert wurden, waren ebenfalls keine signifikanten Unterschiede festzustellen (Tab. 18