Von den insgesamt 1.569 Kühen, die den 26 paternalen Halbgeschwisterfamilien angehörten, hatten 63 Kühe durch ihre außerordentlich hohen Lebensleistungen die Bedingungen erfüllt, über die die Extremtiere definiert waren. Um Überschneidungen zwischen den Tiergruppen zu vermeiden, wurden diese 63 Kühe für sämtliche Auswertungen ausschließlich als Extremtiere berücksichtigt. Die Gruppe der Halbgeschwister reduzierte sich dem gemäß auf 1.506 Kühe; die Größe der Halbgeschwisterfamilien betrug damit im Mittel 57,92 und reichte von 48 bis 72.
Fragebögen lagen für insgesamt 634 Halbgeschwister vor, wobei die Anzahl Halbgeschwister mit Fragebögen pro Familie zwischen 12 und 35 variierte (Tab.
17a). Abstammungsinformationen waren für 522 der insgesamt 596 Extremtiere verfügbar. Sie stammten von 299 Vätern ab, von denen 224 (75%) mit nur einem Extremtier und lediglich 6 Väter (2%) mit ≥ 10 Extremtieren in der Studie vertreten waren. Fragebögen lagen für 296 Extremtiere vor, darunter 256 Tiere mit bekannter Abstammung. In dieser Tiergruppe waren 168 Väter mit 1 bis 8 Töchtern vertreten (Tab. 17b).
Die Ergebnisse der Varianzanalyse für den Zusammenhang zwischen den Lebensleistungen der Kühe hinsichtlich Milch, Fett und Eiweiß einerseits und dem väterlichen Zuchtwerten RZG, RZM, RZN, RZR, RZE und RZS andererseits sind in den Tabellen 45a und 45b zusammengefasst. Der Anteil durch das Gesamtmodell erklärter phänotypischer Varianz war bei den Halbgeschwistern mit 34-42% deutlich höher als bei den Extremtieren, wo er 7-19% betrug. Der väterliche Zuchtwert trug hierzu jedoch insbesondere bei den Halbgeschwistern kaum bei, so dass der maximale Anteil erklärter phänotypischer Varianz hier bei 1,5-1,9% (RZG für Milch- und Eiweiß-kg-Lebensleistung bei allen Halbgeschwistern und den Halbgeschwistern mit Fragebögen) lag. Bei den Extremtieren wurden Maxima erklärter phänotypischer Varianz von 7-14% erreicht (RZE für Milch- und Eiweiß-kg-Lebensleistung bei allen Extremtieren; RZG, RZM und RZE für Milch-, Fett- und Eiweiß-kg-Lebensleistungen bei den Extremtieren mit Fragebögen). Unabhängig von der untersuchten Tiergruppe ließen sich für den RZG und den RZE signifikante Zusammenhänge mit den Lebensleistungen der Töchter nachweisen, wobei hohe väterliche Zuchtwerte mit
hohen Leistungen an Milch, Fett und Eiweiß einhergingen (P < 0,01). Insbesondere bei den Extremtieren war dagegen eine deutliche negative Beziehung zwischen väterlichem RZR und den Milch-, Fett- und Eiweiß-kg-Lebensleistungen der Töchter festzustellen (P < 0,001). Bei den Extremtieren ergab sich für die Lebensleistungen zusätzlich eine signifikante positive Beziehung zum väterlichen RZM (P < 0,001), während sich für den RZN eine negative Beziehung andeutete (P = 0,02-0,18). Bei den Halbgeschwistern war ein solcher Zusammenhang mit dem RZN nicht nachweisbar (P = 0,24-0,63).
Tabelle 45a: Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für die Lebensleistungen und die Anzahl Laktationen innerhalb der Gruppe der Halbgeschwister mit
Regressionsfaktor (b), F-Teststatistik (F), Irrtumswahrscheinlichkeit (P) und Anteil phänotypischer Varianz, der durch den väterlichen Zuchtwert erklärt wird (R²ZW), sowie Bestimmtheitsmaß (R²) aus dem Gesamtmodell, welches die Geburtsjahresklasse (GEBJ) und die Herkunftsregion (REG) als fixe Effekte und den väterlichen Gesamtzuchtwert (RZG) bzw. Relativzuchtwert Milch (RZM), Nutzungsdauer (RZN), Reproduktion (RZR), Exterieur (RZE) oder somatische Zellzahl (RZS) als lineare Kovariable enthielt
Merkmal Alle Halbgeschwister (n=1.506)
Halbgeschwister mit Fragebögen (n=634)
0,0156 0,3890 315,79 17,19 (< 0,001)
0,0174 0,3648 RZM 162,21 17,55
(< 0,001)
0,0073 0,3807 80,16 1,77 (0,184)
0,0018 0,3492 RZN -21,84 0,31
(0,576)
0,0001 0,3735 54,65 0,86 (0,354)
0,0009 0,3483 RZR -88,25 9,23
(0,002)
0,0038 0,3773 -71,11 3,02 (0,083)
0,0031 0,3505 RZE 170,52 26,22
(< 0,001)
0,0108 0,3842 179,88 13,67 (< 0,001)
0,0140 0,3613 RZS -27,82 1,50
(0,221)
0,0006 0,3740 47,37 1,85 (0,175)
0,0019 0,3493
(Fortsetzung Tabelle 45a) Fett-kg-Lebensleistung
RZG 9,76 22,31 (< 0,001)
0,0086 0,4208 10,30 10,05 (0,002)
0,0094 0,4139 RZM 5,34 10,80
(0,001)
0,0042 0,4164 1,95 0,58 (0,446)
0,0006 0,4051 RZN 0,98 0,36
(0,547)
0,0001 0,4123 3,62 2,10 (0,147)
0,0020 0,4065 RZR -4,46 13,52
(< 0,001)
0,0053 0,4175 -2,80 2,61 (0,107)
0,0025 0,4070 RZE 4,79 11,70
(< 0,001)
0,0046 0,4168 5,54 7,14 (0,008)
0,0067 0,4112 RZS 0,37 0,15
(0,700)
< 0,0001 0,4123 2,64 3,19 (0,075)
0,0030 0,4075 Eiweiß-kg-Lebensleistung
RZG 9,72 35,24 (< 0,001)
0,0145 0,3832 10,95 18,26 (< 0,001)
0,0187 0,3603 RZM 6,55 25,95
(< 0,001)
0,0108 0,3794 4,34 4,61 (0,032)
0,0048 0,3464 RZN -1,54 1,40
(0,237)
0,0006 0,3693 0,96 0,24 (0,628)
0,0002 0,3419 RZR -3,51 13,18
(< 0,001)
0,0055 0,3742 -2,81 4,16 (0,042)
0,0043 0,3460 RZE 5,09 20,99
(< 0,001)
0,0087 0,3774 5,51 11,29 (< 0,001)
0,0117 0,3533 RZS -1,34 3,13
(0,077)
0,0013 0,3700 0,92 0,61 (0,434)
0,0006 0,3423 Anzahl Laktationen
RZG -0,0035 1,62 (0,203)
0,0006 0,4643 -0,0021 0,23 (0,629)
0,0002 0,5145 RZM -0,0112 28,02
(< 0,001)
0,0100 0,4736 -0,0114 11,38 (< 0,001)
0,0087 0,5230 RZN 0,0079 13,75
(< 0,001)
0,0049 0,4686 0,0048 2,06 (0,152)
0,0016 0,5159 RZR 0,0068 18,09
(< 0,001)
0,0064 0,4701 0,0053 5,20 (0,023)
0,0040 0,5184 RZE 0,0032 3,09
(0,079)
0,0011 0,4648 0,0084 9,40 (0,002)
0,0072 0,5215 RZS 0,0025 4,07
(0,044)
0,0015 0,4652 0,0007 0,14 (0,708)
0,0001 0,5145
Tabelle 45b: Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für die Lebensleistungen und die Anzahl Laktationen innerhalb der Gruppe der Extremtiere mit Regressionsfaktor (b), F-Teststatistik (F), Irrtumswahrscheinlichkeit (P) und Anteil phänotypischer Varianz, der durch den väterlichen Zuchtwert erklärt wird (R²ZW), sowie
Bestimmtheitsmaß (R²) aus dem Gesamtmodell, welches die
Geburtsjahresklasse (GEBJ) und die Herkunftsregion (REG) als fixe Effekte und den väterlichen Gesamtzuchtwert (RZG) bzw. Relativzuchtwert Milch (RZM), Nutzungsdauer (RZN), Reproduktion (RZR), Exterieur (RZE) oder somatische Zellzahl (RZS) als lineare Kovariable enthielt
Merkmal Alle Extremtiere (n=596)
Extremtiere mit Fragebögen (n=296)
0,0457 0,1237 683,08 27,82 (< 0,001)
0,1135 0,1758 RZM 432,36 28,78
(< 0,001)
0,0558 0,1336 659,52 34,99 (< 0,001)
0,1308 0,1924 RZN -196,54 4,90
(0,027)
0,0100 0,0878 -228,05 3,06 (0,082)
0,0131 0,0746 RZR -447,35 29,51
(< 0,001)
0,0572 0,1360 -485,70 19,37 (< 0,001)
0,0772 0,1388 RZE 403,48 34,26
(< 0,001)
0,0692 0,1473 491,30 24,33 (< 0,001)
0,1008 0,1631 RZS -20,13 0,06
(0,812)
0,0001 0,0779 196,09 2,68 (0,103)
0,0115 0,0730 Fett-kg-Lebensleistung
RZG 16,27 16,59 (< 0,001)
0,0340 0,1341 22,68 16,00 (< 0,001)
0,0676 0,1465 RZM 14,62 18,33
(< 0,001)
0,0355 0,1342 20,56 17,00 (< 0,001)
0,0672 0,1467 RZN -5,02 1,81
(0,179)
0,0036 0,1024 -7,52 1,78 (0,183)
0,0075 0,0871 RZR -17,60 25,78
(< 0,001) 0,0493 0,1471 -19,21 16,09
(< 0,001) 0,0638 0,1434 RZE 15,94 30,50
(< 0,001)
0,0607 0,1608 19,74 21,32 (< 0,001)
0,0880 0,1668 RZS 0,30 0,01
(0,933)
< 0,0001 0,0987 7,53 2,13 (0,146)
0,0090 0,0886
(Fortsetzung Tabelle 45b) Eiweiß-kg-Lebensleistung
RZG 16,18 25,92 (< 0,001)
0,0536 0,1273 23,02 28,57 (< 0,001)
0,1165 0,1765 RZM 16,41 37,67
(< 0,001)
0,0720 0,1452 22,86 38,13 (< 0,001)
0,1417 0,1971 RZN -7,28 6,00
(0,015)
0,0123 0,0854 -8,50 3,82 (0,052)
0,0164 0,0718 RZR -16,35 35,61
(< 0,001)
0,0685 0,1426 -17,77 23,66 (< 0,001)
0,0933 0,1487 RZE 13,69 35,16
(< 0,001)
0,0712 0,1450 16,84 25,95 (< 0,001)
0,1070 0,1670 RZS -1,35 0,23
(0,635)
0,0005 0,0736 6,86 2,94 (0,088)
0,0127 0,0681 Anzahl Laktationen
RZG -0,0307 16,84 (< 0,001)
0,0234 0,4131 -0,0405 15,73 (< 0,001)
0,0418 0,4628 RZM -0,0323 25,03
(< 0,001)
0,0318 0,4330 -0,0404 20,13 (< 0,001)
0,0497 0,4669 RZN 0,0114 2,55
(0,111) 0,0034 0,4046 0,0077 0,56
(0,454) 0,0015 0,4188 RZR 0,0369 31,79
(< 0,001)
0,0400 0,4393 0,0325 13,73 (< 0,001)
0,0348 0,4521 RZE -0,0313 33,79
(< 0,001)
0,0452 0,4350 -0,0318 16,67 (< 0,001)
0,0441 0,4651 RZS 0,0056 0,69
(0,406)
0,0009 0,4021 -0,0048 0,26 (0,610)
0,0007 0,4180
Die Tabellen 46a und 46b zeigen die Korrelationen zwischen den Lebensleistungen der Halbgeschwister und der Extremtiere einerseits und den väterlichen Zuchtwerten (RZG, RZM, RZN, RZR, RZE und RZS) andererseits mit Pearson Korrelationskoeffizient und den auf die Geburtsjahresklasse und die Herkunftsregion korrigierten Korrelationskoeffizienten aus der vorangegangenen multiplen Varianzanalyse. Es liegen sowohl die Korrelationskoeffizienten zu den vollständigen Tiergruppen, als auch die Korrelationskoeffizienten zu den Tieren mit Fragebogenangaben vor. Innerhalb der jeweiligen Tiergruppe ist kein nennenswerter Unterschied festzustellen, was auf eine repräsentative Stichprobe der Kühe mit Fragebogenangaben schließen lässt. Für die Halbgeschwistergruppe zeigten sich nur wenige deutliche Korrelationen. Für die Milch-kg-Lebensleistung und den RZG
liegt der Korrelationskoeffizient aus der multiplen Varianzanalyse bei 0,151 (0,134), für die Fett-kg-Lebensleistung und den RZG bei 0,115 (0,098) und für die Eiweiß-kg-Lebensleistung und den RZG bei 0,145 (0,139). In den Ergebnissen für die Gruppe der Extremtiere zeigten sich deutlichere Korrelationen. Für den Gesamtzuchtwert und die Relativzuchtwerte für Milch und Nutzungsdauer und die Milch-kg-Lebensleistung liegt der Korrelationskoeffizient aus der multiplen Varianzanalyse bei 0,223 (0,346, ), 0,255 (0,389) und -0,104 (-0,119), die Korrelationen der Zuchtwerte und der Fett-kg-Lebensleistung liegen bei 0,192 (0,267), 0,204 (0,279) und -0,063 (-0,090) und die Korrelationen der Zuchtwerte und der Eiweiß-kg-Lebensleistung liegen bei 0,241 (0,350), .0,290 (0,405) und -0,115 (-0,133). Hinsichtlich der Anzahl Laktationen und des Gesamtzuchtwertes und der Zuchtwerte für Milch und Nutzungsdauer liegen Zahlen von -0,159 (-0,210), -0,193 (-0,240) und 0,061 (0,040) vor.
Tabelle 46a: Korrelationen zwischen den Lebensleistungen der Halbgeschwister einerseits und den väterlichen Zuchtwerten Gesamtzuchtwert (RZG), Relativzuchtwert Milch (RZM), Nutzungsdauer (RZN), Reproduktion (RZR), Exterieur (RZE) und somatische Zellzahl (RZS) andererseits mit Pearson Korrelationskoeffizient (rPearson) und den auf die Geburtsjahresklasse und Herkunftsregion korrigierten Korrelationskoeffizienten aus der multiplen Varianzanalyse (rANOVA)
Alle Halbgeschwister
(n=1.506)
Halbgeschwister mit Fragebögen (n=634) Merkmal
Zuchtwert (Bulle)
rPearson rANOVA rPearson rANOVA
Milch-kg-Lebensleistung
RZG 0,087 0,151 0,113 0,134
RZM 0,038 0,096 -0,014 0,044
RZN 0,066 -0,012 0,146 0,031
RZR -0,047 -0,049 -0,044 -0,056
RZE 0,015 0,118 0,017 0,123
RZS -0,013 -0,015 0,094 0,049
Fett-kg-Lebensleistung
RZG 0,048 0,115 0,074 0,098
RZM 0,005 0,074 -0,050 0,024
RZN 0,100 0,012 0,179 0,047
RZR -0,063 -0,059 -0,042 -0,050
RZE -0,033 0,078 -0,034 0,085
RZS 0,053 0,005 0,155 0,061
(Fortsetzung Tabelle 46a)
Eiweiß-kg-Lebensleistung
RZG 0,084 0,145 0,118 0,139
RZM 0,056 0,116 0,009 0,070
RZN 0,055 -0,024 0,134 0,016
RZR -0,061 -0,059 -0,054 -0,066
RZE 0,007 0,105 0,010 0,113
RZS -0,016 -0,022 0,086 0,028
Anzahl Laktationen
RZG -0,067 -0,018 -0,021 -0,014
RZM -0,183 -0,067 -0,181 -0,095
RZN 0,191 0,042 0,207 0,042
RZR 0,100 0,039 0,069 0,064
RZE -0,067 0,023 -0,013 0,088
RZS 0,109 0,014 0,154 0,011
Tabelle 46b: Korrelationen zwischen den Lebensleistungen der Extremtiere einerseits und den väterlichen Zuchtwerten Gesamtzuchtwert (RZG), Relativzuchtwert Milch (RZM), Nutzungsdauer (RZN), Reproduktion (RZR), Exterieur (RZE) und somatische Zellzahl (RZS) andererseits mit Pearson Korrelationskoeffizient (rPearson) und den auf die Geburtsjahresklasse und Herkunftsregion korrigierten Korrelationskoeffizienten aus der multiplen Varianzanalyse (rANOVA)
Alle Extremtiere (n=596)
Extremtiere mit Fragebögen (n=296) Merkmal
Zuchtwert (Bulle)
rPearson rANOVA rPearson rANOVA
Milch-kg-Lebensleistung
RZG 0,237 0,223 0,331 0,346
RZM 0,248 0,255 0,356 0,389
RZN -0,091 -0,104 -0,138 -0,119
RZR -0,238 -0,250 -0,278 -0,296
RZE 0,255 0,278 0,303 0,332
RZS -0,018 -0,011 0,080 0,111
Fett-kg-Lebensleistung
RZG 0,175 0,192 0,231 0,267
RZM 0,160 0,204 0,216 0,279
RZN -0,027 -0,063 -0,073 -0,090
RZR -0,180 -0,233 -0,205 -0,269
RZE 0,193 0,261 0,246 0,310
RZS 0,003 0,004 0,078 0,098
(Fortsetzung Tabelle 46b)
In Tabelle 47 sind die Ergebnisse der Varianzanalyse für den Zusammenhang zwischen der linearen Exterieurbeurteilung der Extremtiere und den väterlichen Zuchtwerten (RZG, RZM, RZN, RZR, RZE und RZS) dargestellt. Bei den Körpermerkmalen ergaben sich signifikante positive Zusammenhänge zwischen Größe und RZM (P = 0,03), Größe und RZE (P < 0,01) sowie Hinterbeinwinkelung und RZR (P = 0,04), während sich RZN als signifikant negativ mit der Körpertiefe darstellte (P < 0,01). Signifikante positive Beziehungen zu den erfassten Eutermerkmalen waren für RZN (Strichstellung hinten: P < 0,01) und RZE (Hintereuterhöhe: P < 0,05; Zentralband: P = 0,01) zu ermitteln.
Tabelle 47a: Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für Körper- und Eutermerkmale innerhalb der Gruppe der Extremtiere mit F-Teststatistik und
Irrtumswahrscheinlichkeiten (P) aus dem Grundmodell, welches die
Geburtsjahresklasse (GEBJ) und die Herkunftsregion (REG) als fixe Effekte und den väterlichen Gesamtzuchtwert (RZG) bzw. Relativzuchtwert Milch (RZM), Nutzungsdauer (RZN), Reproduktion (RZR), Exterieur (RZE) oder somatische Zellzahl (RZS) als lineare Kovariable enthielt
Merkmal RZG RZM RZN RZR RZE RZS
(Fortsetzung Tabelle 47) Milchcharakter 0,00
(0,980) Beckenneigung 0,20
(0,658) Beckenbreite 0,01
(0,914) Hinterbeinwinkelung 0,30
(0,583) Sprunggelenkwinkelung 0,43
(0,515) Hinterbeinstellung 0,73
(0,394) Hintereuterhöhe 0,22
(0,638) Strichstellung vorne 1,51
(0,221) Strichstellung hinten 0,96
(0,327) Vordereuteraufhängung 0,45
(0,505) Palpationsbefund 0,11
(0,737)
Die im Grundmodell mit der Milch-kg-Lebensleistung bzw. dem väterlichen RZG, RZM, RZN, RZR, RZE und RZE als lineare Kovariable ermittelten Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für die Gesundheitsmerkmale sind in den Tabellen 48a und 48b für die Halbgeschwister und in den Tabellen 49a und 49b für die Extremtiere wiedergegeben. Unabhängig von der in das Modell eingehenden Kovariablen hatte
die Herkunftsregion in beiden Tiergruppen den größten Einfluss auf die Merkmalsverteilung. Bei den Halbgeschwistern wirkte sich die Region signifikant auf die Häufigkeiten von sechs der sieben erfassten Gesundheitsmerkmale (Milchfieber, Stoffwechselstörungen, Nachgeburtsverhaltung, Endometritis, gelenkbedingte Lahmheiten, klauenbedingte Lahmheiten) aus. Bei den Extremtieren ergaben sich Signifikanzen für jeweils vier bis fünf der zehn untersuchten Gesundheitsmerkmale, in allen Fällen für Mastitis und tierärztliche Behandlungen wegen Mastitis, Endometritis und tierärztliche Behandlungen wegen Puerperalstörungen, mit nur einer Ausnahme auch für tierärztliche Behandlungen wegen Fertilitätsproblemen.
Weder für das Geburtsjahr noch für das durch die eigene Lebensleistung oder den väterlichen Zuchtwert berücksichtigte Leistungsniveau ergab sich ein klarer Zusammenhang zu den Gesundheitsparametern. In beiden Tiergruppen waren keinerlei regionale Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit linksseitiger Labmagenverlagerungen festzustellen.
Tabelle 48a: Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für Gesundheitsparameter innerhalb der Gruppe der Halbgeschwister mit F-Teststatistik, Irrtumswahrscheinlich-keiten (P) und Bestimmtheitsmaß (R²) aus dem Grundmodell, das die Geburts-jahresklasse (GEBJ) und die Herkunftsregion (REG) als fixe Effekte und die Lebensleistung der Kuh in kg Milch (mkg_ll) innerhalb Geburtsjahresklasse als lineare Kovariable enthielt
F (P)
Merkmal
GEBJ REG LL_mkg(GEBJ) R² Stoffwechselstörungen 0,72
(0,577) Nachgeburtsverhaltung 0,77
(0,545) Endometritis 0,65
(0,629)
Tabelle 48b: Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für Gesundheitsparameter innerhalb der Gruppe der Halbgeschwister mit F-Teststatistik, Irrtumswahrscheinlich-keiten (P) und Bestimmtheitsmaß (R²) aus dem Grundmodell, das die Geburts-jahresklasse (GEBJ) und die Herkunftsregion (REG) als fixe Effekte und den väterlichen Gesamtzuchtwert (RZG), Relativzuchtwert Milch (RZM),
Nutzungsdauer (RZN), Reproduktion (RZR), Exterieur (RZE) oder somatische Zellzahl (RZS) als lineare Kovariable enthielt
F (P)
Merkmal
GEBJ REG Zuchtwert R² Stoffwechselstörungen 2,41
(0,048) Nachgeburtsverhaltung 0,30
(0,881) Endometritis 0,48
(0,752) Stoffwechselstörungen 2,50
(0,042) Nachgeburtsverhaltung 0,24
(0,916) Endometritis 0,48
(0,751)
Lahmheiten 0,84 (0,499) Stoffwechselstörungen 2,47
(0,044) Nachgeburtsverhaltung 0,36
(0,837)
(Fortsetzung Tabelle 48b)
Endometritis 0,64 (0,632) Stoffwechselstörungen 2,49
(0,042) Nachgeburtsverhaltung 0,28
(0,889) Endometritis 0,51
(0,725) Stoffwechselstörungen 2,70
(0,030) Nachgeburtsverhaltung 0,36
(0,836) Endometritis 0,75
(0,557) Stoffwechselstörungen 2,30
(0,058)
(Fortsetzung Tabelle 48b)
Nachgeburtsverhaltung 0,51 (0,731) Endometritis 0,71
(0,587)
Tabelle 49a: Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für Gesundheitsparameter innerhalb der Gruppe der Extremtiere mit F-Teststatistik, Irrtumswahrscheinlichkeiten (P) und Bestimmtheitsmaß (R²) aus dem Grundmodell, das die Geburtsjahres-klasse (GEBJ) und die Herkunftsregion (REG) als fixe Effekte und die
Lebensleistung der Kuh in kg Milch (LL_mkg) innerhalb Geburtsjahresklasse als lineare Kovariable enthielt
F (P)
Merkmal
GEBJ REG LL_mkg(GEBJ) R² Stoffwechselstörungen 1,88
(0,115) Nachgeburtsverhaltung 0,43
(0,789) Endometritis 0,59
(0,674)
Tabelle 49b: Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für Gesundheitsparameter innerhalb der Gruppe der Extremtiere mit F-Teststatistik, Irrtumswahrscheinlichkeiten (P) und Bestimmtheitsmaß (R²) aus dem Grundmodell, das die Geburtsjahresklasse (GEBJ) und die Herkunftsregion (REG) als fixe Effekte und den väterlichen Gesamtzuchtwert (RZG), Relativzuchtwert Milch (RZM), Nutzungsdauer (RZN), Reproduktion (RZR), Exterieur (RZE) oder somatische Zellzahl (RZS) als lineare Kovariable enthielt
F (P)
Merkmal
GEBJ REG Zuchtwert R² Stoffwechselstörungen 2,46
(0,047) Nachgeburtsverhaltung 0,43
(0,785) Endometritis 0,51
(0,729)
(Fortsetzung Tabelle 49b)
Stoffwechselstörungen 2,45 (0,047) Nachgeburtsverhaltung 0,39
(0,816) Endometritis 0,56
(0,692) Stoffwechselstörungen 2,52
(0,042) Nachgeburtsverhaltung 0,42
(0,795) Endometritis 0,63
(0,644)
wegen Puerperalstörungen 1,15
(0,334) 6,42 Stoffwechselstörungen 2,49
(0,044)
(Fortsetzung Tabelle 49b)
Nachgeburtsverhaltung 0,40 (0,806) Endometritis 0,68
(0,609) Stoffwechselstörungen 2,41
(0,050) Nachgeburtsverhaltung 0,49
(0,745) Endometritis 0,52
(0,718) Stoffwechselstörungen 2,47
(0,046) Nachgeburtsverhaltung 0,39
(0,814)
(Fortsetzung Tabelle 49b)
Endometritis 0,57 (0,686)
Die unter Berücksichtigung der Milch-kg-Lebensleistung ermittelten Schätzwerte für die Herkunftsregion hinsichtlich der Gesundheitsparameter sind in Tabelle 50 für die Halbgeschwister und in Tabelle 51 für die Extremtiere aufgeführt. In beiden Tiergruppen und für alle Merkmale mit signifikantem oder tendenziellem Einfluss der Herkunftsregionen (P < 0,10) wurden die höchsten Schätzwerte für Ostfriesland und die niedrigsten Schätzwerte für das mittlere Niedersachsen ermittelt, wobei die Unterschiede zwischen diesen beiden Regionen in allen Fällen signifikant waren (P ≤ 0,04). Bei den Halbgeschwistern wurden für das südliche Niedersachsen hinsichtlich Milchfieber und Stoffwechselstörungen ähnlich hohe Schätzwerte ermittelt wie für Ostfriesland, hinsichtlich klauenbedingter Lahmheiten dagegen ähnlich niedrige Schätzwerte wie für das mittlere Niedersachsen.
Tabelle 50: Schätzwerte (Least Square Mittelwerte, LSM) und 95%-Konfidenzintervalle aus der multiplen Varianzanalyse für ausgewählte Gesundheitsparameter innerhalb der Gruppe der Halbgeschwister aus dem Grundmodell, das die Geburtsjahres-klasse (GEBJ) und die Herkunftsregion (REG) als fixe Effekte und die
Lebensleistung der Kuh in kg Milch (mkg_ll) innerhalb Geburtsjahresklasse als lineare Kovariable enthielt
Region PDiff
Merkmal
(Skala) Mittleres
(Fortsetzung Tabelle 50)
Tabelle 51: Schätzwerte (Least Square Mittelwerte, LSM) und 95%-Konfidenzintervalle aus der multiplen Varianzanalyse für ausgewählte Gesundheitsparameter innerhalb der Gruppe der Extremtiere aus dem Grundmodell, das die Geburtsjahresklasse (GEBJ) und die Herkunftsregion (REG) als fixe Effekte und die Lebensleistung der Kuh in kg Milch (mkg_ll) innerhalb Geburtsjahresklasse als lineare
Kovariable enthielt
Region PDiff
Merkmal
(Skala) Mittleres
T. B. wegen Mastitis (1 – 3)
0,040 0,750 0,102
T. B. wegen
0,009 0,233 0,686
0,030 0,196 0,981
Endometritis
T. B. = Tierärztliche Behandlungen
Auch unter Verwendung der erweiterten Modelle blieb die Herkunftsregion der für die Verteilung der Gesundheitsparameter bedeutendste Faktor. Signifikanzen haltungs- bzw. tierassoziierter Faktoren ergaben sich ausschließlich für die Extremtiere und hier einerseits für tierärztliche Behandlungen wegen
Klauenproblemen, andererseits für Mastitis und tierärztliche Behandlungen wegen Mastitis. Überdurchschnittlich häufiges Auftreten behandlungsbedürftiger Klauenprobleme ging mit einer erhöhten Klauenpflegefrequenz, insgesamt schlechtem Klauenzustand, Klauendeformation in Richtung Stallklauen und Klauenspalterweiterung einher (P < 0,01). Ein überdurchschnittlich häufiges Auftreten von Mastitiden und insbesondere auch behandlungsbedürftigen Mastitiden spiegelte sich in hohen Punktezahlen bei der palpatorischen Beurteilung des Euters gemäß Euterschlüssel wider (P < 0,001).
Die Ergebnisse des Vergleichs zwischen den in der Stichprobe vertretenen Vätern hinsichtlich ihrer Zuchtwerte sind den Tabellen 52 und 53 zu entnehmen. Das Geburtsjahr des Bullen erwies sich als signifikant für RZG, RZM und RZE, wobei die Schätzwerte beim Vergleich der bis 1985 und der ab 1989 geborenen Bullen einen Anstieg des Zuchtwertmittels um 4-7 Punkte erkennen ließ. Für RZN, RZR und RZS war kein Einfluss des Geburtsjahres nachzuweisen. Unterschiede in Abhängigkeit davon, ob der betreffende Bulle nur Extremtiere, nur Halbgeschwister oder sowohl Extremtiere als auch Halbgeschwister gestellt hatte, ließen sich lediglich für RZM ermitteln (P < 0,01). Für Väter mit Töchtern in beiden Nachkommengruppen wurden dabei signifikant höhere Schätzwerte ermittelt als für Väter, die nur mit Extremtieren oder vertreten waren (PDiff < 0,01).
Tabelle 52: Ergebnisse der multiplen Varianzanalyse für die Zuchtwerte der Väter von Extremtieren und Halbgeschwistern mit F-Teststatistik, Irrtumswahrscheinlich-keiten (P) und Bestimmtheitsmaß (R²) aus dem Modell, das die Geburtsjahres-klasse des Vaters (vGEBJ) und die Nachkommengruppe (GR) als fixe Effekte enthielt
F (P) Merkmal
vGEBJ GR R² Gesamtzuchtwert (RZG) 4,61
(0,011)
2,51 (0,084)
0,0928 Relativzuchtwert Milch (RZM) 3,60
(0,030)
6,04 (0,003)
0,1093 Relativzuchtwert Nutzungsdauer (RZN) 1,25
(0,289)
1,67 (0,191)
0,0284 Relativzuchtwert Reproduktion (RZR) 1,40
(0,249)
1,54 (0,218)
0,0358 Relativzuchtwert Exterieur (RZE) 5,78
(0,004)
0,35 (0,705)
0,013 Relativzuchtwert somatische Zellzahl (RZS) 2,13
(0,122)
0,06 (0,946)
0,0248
Tabelle 53: Schätzwerte (Least Square Mittelwerte, LSM) und 95%-Konfidenzintervalle aus der multiplen Varianzanalyse für die Zuchtwerte der Väter von Extremtieren und Halbgeschwistern aus dem Modell, welches die Geburtsjahresklasse des Vaters und die Nachkommengruppe als fixe Effekte enthielt
Effekt
Effektstufe
Relativzuchtwert des Vaters Nachkommengruppe
und Halbgeschwister
92,31
und Halbgeschwister
107,21
(Fortsetzung Tabelle 53)
Geburtsjahresklasse
RZG RZM RZN
≤ 1985 87,09
(84,07-90,12)
82,28
(79,05-85,51)
104,62
(101,61-107,63) 1986-1988 88,23
(84,93-91,54)
81,76
(78,23-85,30)
107,08
(103,78-110,37)
≥ 1989 92,38
(89,16-95,60)
86,84
(83,39-90,29)
104,06
(100,85-107,28)
RZR RZE RZS
≤ 1985 112,17
(108,81-115,54)
87,22
(83,40-91,05)
104,13
(100,51-107,76) 1986-1988 111,10
(107,40-114,80)
90,85
(86,67-95,02)
108,26
(104,29-112,22)
≥ 1989 108,97
(105,38-112,56)
94,59
(90,52-98,66)
103,87
(100,00-107,74) RZG = Gesamtzuchtwert; RZM = Relativzuchtwert Milch; RZN=Relativzuchtwert
Nutzungsdauer; RZR = Relativzuchtwert Reproduktion; RZE = Relativzuchtwert Exterieur;
RZS = Relativzuchtwert somatische Zellzahl
5 Diskussion
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, betriebs- und tierspezifische Einflussfaktoren auf die Merkmale Lebensleistung und Nutzungsdauer bei Deutschen Holstein Kühen zu ermitteln. Ein besonderer Fokus lag dabei auf solchen Tieren, die sowohl eine lange Nutzungsdauer als auch eine hohe Lebensleistung erreicht hatten. Weiterhin sollten mögliche Gründe für die Langlebigkeit und das Verbleiben der ausgewählten Tiere auf ihren Betrieben untersucht werden. Es war zu klären, inwieweit individuelle Sonderbehandlungen eine Rolle spielen und unter welchen Bedingungen solche Effekte zum Tragen kommen. Informationen zu möglichen Einflussfaktoren wurden im Rahmen von Betriebsbesuchen mit Hilfe eines für diese Arbeit entwickelten Fragebogens aufgenommen.
Die Grundlage der Arbeit bildeten zunächst Datensätze, die vom VIT zur Verfügung gestellt wurden. Anhand dieser Datensätze wurden zwei Tiergruppen gebildet. Die Gruppe der Halbgeschwister umfasste 1.506 Deutsche Holstein Kühe mit mindestens acht Laktationen in der MLP und / oder mindestens 90.000 kg Milch-Lebensleistung, welche einer von 26 väterlichen Halbgeschwisterfamilien zuzuordnen waren. Die Gruppe der Extremtiere umfasste 596 Deutsche Holstein Kühe mit mindestens 12 Laktationen in der MLP und / oder mindestens 105.000 kg Milch-Lebensleistung. Der Betriebsbesuch und die Datenerhebung mittels des Fragebogens fand bei 634 Deutschen Holstein Kühen aus der Gruppe der Halbgeschwister und bei 305 Deutschen Holstein Kühen aus der Gruppe der Extremtiere statt, wobei eine vollständige Datenerhebung bei 296 Extremtieren möglich war.