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In diesem Kapitel werden die Maßnahmen der untersuchten Organisationen dargestellt, die präventiv gegen die Ausbildung von Depressionen bei Schülern und Schülerinnen wirken können. Die folgenden Kategorien präventiver Maßnahmen wurden auf Basis der theoretischen Grundlage sowie der Interviews gebildet.

8.1. Ressourcenbildung

„Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was jemandem selbst gut tut, ist wesentlich“ (Expertin von Rainbows).

Durch die Interviews ließen sich in den Angeboten der Organisationen einige Maßnah-men identifizieren, die sich mit dem Bilden und Erkennen eigener Ressourcen beschäfti-gen, auf welche in schwierigen Lebensphasen zurückgegriffen werden kann, um diese Phasen gut zu überstehen und somit der Ausbildung von Depressionen entgegenzuwir-ken. Hierbei geht es um persönliche Ressourcen in Form von Tätigkeiten, die Freude bereiten oder auch um soziale Ressourcen. Die Organisation Rainbows, deren Hauptau-genmerk auf der Betreuung von außerschulischen Trennungs- und Scheidungsgruppen für betroffene Kinder und Jugendliche liegt, bieten zwei unterschiedliche Workshops für Schulklassen an, die das Thema der Ressourcenbildung berücksichtigen. In den Aus-schreibungen zu den Workshops ist vom Erkennen persönlicher Ressourcen sowie dem Bewusstmachen von sozialen Beziehungen als Ressource zu lesen. „Das Bewusstsein da-für zu schärfen, ‚Was tut mir gut? Welche Bedürfnisse habe ich?‘, ist in all unseren An-geboten ganz wichtig“ (Expertin von Rainbows).

Die Organisation Verrückt? Na Und! bietet ebenfalls Workshops für Schulen. Diese Workshops sind kostenlos und für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und werden in vier bis fünf aufeinanderfolgenden Schulstunden umgesetzt. Sie folgen einer gewissen, vor-gegebenen Struktur, werden aber den Klassen, mit denen gearbeitet wird, jeweils ange-passt. Eine Gruppenübung, die in den Workshops stets integriert ist, ist die des „Psychi-schen Notfallkoffers“. Dabei sammeln Kinder Ideen zu Ressourcen, die ihnen gut tun und hören gleichzeitig die Einfälle ihrer Mitschülern und Mitschülerinnen. Zudem erhalten die Jugendlichen am Ende des Workshops auch jeweils einen Folder, der auf Ressourcen für die „seelische Gesundheit“ aufmerksam macht.

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GO-ON, das Kompetenzzentrum für Suizidprävention in der Steiermark führt ebenso kos-tenlose Workshops im Ausmaß von zwei bis drei Schulstunden an Schulen durch, die ein ganz ähnliches Element beinhalten. Dabei werden mit den Jugendlichen zehn Schritte besprochen, „die man in den Alltag integrieren kann, um das seelische Wohlbefinden zu fördern“(Expertin von GO-ON). Hierzu gibt es auch kostenlose Booklets für die Jugend-lichen, in denen die zehn Schritte mit Erklärungen nochmals angeführt sind. Die Inter-viewpartnerin streicht zudem hervor, dass sich Lehrkräfte an GO-ON wenden können mit dem Wunsch spezifische Workshops, beispielsweise zum Thema „Resilienz und Ressour-cenbildung“, in Klassen durchzuführen.

Auch die Psychologin des ÖZPGS erklärt im Interview, dass sie und ihre Kolleginnen in seltenen Fällen Einheit direkt mit gesamten Klassen durchführen, mit dem Ziel „die Res-sourcen der Schüler und Schülerinnen zu aktivieren, die bei ihnen bereits vorhanden sind, um in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben.“ An dieser Stelle sei noch er-wähnt, dass den Angestellten des ÖZPGS in den verschiedenen Bundesländern unter-schiedliche Aufgaben zukommen. „In der Steiermark stellen die gegenwärtig sieben ÖZPGS-Psychologinnen vor allem eine Ergänzung zur schulpsychologischen Basisver-sorgung der steirischen Schullandschaft dar“ (Expertin des ÖZPGS). Eine Besonderheit dabei ist es, dass die Psychologinnen des ÖZPGS alle ein bis zwei Wochen an den jewei-ligen, ausgewählten Schulen sind, und dort somit eine viel größere Präsenz zeigen können als die Vertreter des herkömmlichen schulpsychologischen Dienstes der Steiermark.

Zudem zeigt die Schulsozialarbeiterin der Caritas im Interview auf, dass mit Kindern daran gearbeitet wird, zu erkennen „welche Ressourcen sie schon haben (…), sodass sie im Fall einer Krise damit umgehen können“. Es sei jedoch erwähnt, dass die Dienste der Schulsozialarbeit in der Sekundarstufe 2 nicht beansprucht werden können und nur in der Sekundarstufe 1 und teilweise in der Volksschule zur Verfügung steht.

8.2. Umgang mit Stress, Problemen und Krisen

„Wir alle haben Krisen. Es geht aber vielmehr um unsere Strategien, um da wieder rauszukommen“ (Fachliche Expertin von Verrückt? Na Und!).

Das ein adäquater Umgang mit Problemen und Krisen ein wichtiger Faktor in Bezug auf die Prävention von Depressionen ist, ist offensichtlich und unumstritten. Im angesproche-nen Workshop von Verrückt? Na Und! sind Bewältigungsstrategien für Probleme ein

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zentrales Thema. Die Expertin erzählt, dass in einer Phase des Workshops mit Bildern von prominenten Persönlichkeiten gearbeitet wird, die mit psychischen Problemen, wie Depressionen, zu kämpfen haben. Dies wird in einem Sesselkreis gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen diskutiert und dabei werden auch die Bewältigungsstrategien der Prominenten erörtert, sowie ob diese Strategien hilfreich sind oder eher kontrapro-duktiv. Was bisher noch nicht erwähnt wurde ist, dass diese Workshops immer von zwei Personen geleitet werden. Im Interview mit Verrückt? Na Und! stellte sich sowohl eine fachliche als auch eine persönliche Expertin zu Verfügung, die gemeinsam im Team Workshops durchführen. Persönliche Experten und Expertinnen sind Personen, die selbst schon mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen hatten. Die persönliche Expertin von Verrückt? Na Und! erzählt im Interview: „Ich erkläre dann immer, wie ich da wieder rausgekommen bin oder was man tun kann, damit man Krisen übersteht. Zum Beispiel, dass es wichtig ist, einmal am Tag das Haus zu verlassen, in Psychotherapie zu gehen, mit Freunden in Kontakt zu bleiben oder Medikamente zu nehmen.“

GO-ON legt ebenfalls ein Augenmerk auf „den Umgang mit Krisen, Depressionen, Prob-lemen und psychischen Belastungen“. „In unseren Workshops wird mit den Schülern und Schülerinnen gemeinsam über Suizidalität, Krisen und Krisenbewältigung gesprochen“

erklärt die Expertin von GO-ON. Des Weiteren ist in der Ausschreibung von dem einen der beiden Workshops von Rainbows, der sich mit Verlusterlebnissen und Lebensverän-derungen beschäftigt, von einer „Erweiterung des Verhaltens- und Handlungsrepertoires in Problem- und Krisensituationen“ zu lesen. Die Organisation kann zudem auch nach Todesfällen angefordert werden, beispielsweise wenn von jemandem ein Elternteil stirbt, eine Lehrkraft oder gar ein Kind selbst. Dabei werden diese Vorfälle mit ganzen Klassen aufgearbeitet und auf die Trauer der Schüler und Schülerinnen eingegangen.

Der Schulpsychologische Dienst Steiermark bietet individuelle Beratungen bei Proble-men und Krisen von Schülern und Schülerinnen. Die Psychologin des Teams erwähnt, dass bei Krisen auch mit ganzen Klasse gearbeitet werden kann, wenn Lehrkräfte dies wünschen, „beispielsweise wenn es um das Thema Ritzen geht“. Sie wirft jedoch ein:

„Zumeist versuchen wir es dann aber mit Projekten wie Verrückt? Na und! oder GO-ON“

(Expertin des Schulpsychologischen Dienstes Steiermark). Die Mitglieder des ÖZPGS üben dieselben Beratungstätigkeiten aus. Ihre Vertreterin gibt zudem an, dass auch The-men wie der „Umgang mit Stress“ mit ganzen Klassen besprochen werden, wenn Lehr-personen den Wunsch dazu äußern. Auch die Expertin von feel-ok erwähnt, dass von der Organisation bereits Workshops zum Thema Stress und dem Umgang mit Stress

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durchgeführt wurden, in denen zum Beispiel Entspannungstechniken vorgestellt wurden.

Solche Workshops sind aber nicht das Kerngeschäft von feel-ok, sondern die Arbeit mit der eigenen Webseite, die über verschiedene Themen und deren Zusammenhang mit der Gesundheit informiert. Deshalb werden in der Steiermark pro Jahr insgesamt nur etwa fünf bis zehn Workshops von feel-ok zu Themen der Gesundheitsförderung durchgeführt.

Die Schulsozialarbeiterin streicht zudem hervor, dass man durch die regelmäßige Präsenz an Schulen an ein bis zwei Tagen pro Woche, „sehr im Bewusstsein der Kinder verankert ist und diese somit in Krisen auch auf die Unterstützung der Schulsozialarbeit zurück-greifen“.

8.3. Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenz

„Diese Dinge machen ja etwas mit mir, mit meinen Gefühlen, und damit umzugehen, darum geht es“ (Expertin von Rainbows).

Auch die Befähigung der Schüler und Schülerinnen zum Umgang mit Emotionen und emotionalen Problemen ist ein wichtiger Schutzfaktor hinsichtlich des Depressionsrisi-kos, wie im theoretischen Teil dieser Arbeit bereits erörtert wurde. Diese Elemente kom-men teilweise auch in den eben erwähnten Angeboten vor. Dennoch wurde die Förderung der emotionalen Kompetenz bei Schülern und Schülerinnen in einigen Interviews noch expliziter angesprochen.

Wenn Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen von Rainbows nach einem tragischen Vorfall an eine Schule kommen, wird mit Jugendlichen zumeist am „Erkennen, Benennen, Ausdrü-cken und Verstehen von Emotionen“ gearbeitet und daran, wie mit Gefühlen umgegangen werden kann. In der Ausschreibung zu einem der beiden aktuell angebotenen Workshops ist von denselben Maßnahmen zu lesen. Die Expertin erklärt, dass in der Sekundarstufe 2 hierfür mit Musik, Gedichten und entsprechenden Texten gearbeitet werden kann.

Das Interview der Vertreterin des schulpsychologischen Dienstes Steiermark ergibt, dass in den Beratungen bezüglich der Probleme und Krisen von einzelnen Schülern und Schü-lerinnen die Emotionsregulation eine wichtige Rolle spielt. Auch in den sozialen Stunden, die im Rahmen der Schulsozialarbeit durchgeführt werden, „geht es darum, über Gefühle zu sprechen. (…) Um dann zu überlegen, welche Möglichkeiten hat man, damit umzuge-hen, und um die Wut in eine andere Bahn zu lenken“ (Expertin der Schulsozialarbeit).

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In diesem Unterkapitel seien gleichzeitig Maßnahmen zur Förderung der sozialen Kom-petenz erwähnt, deren präventive Wirksamkeit im theoretischen Teil angesprochen wurde. Im Programm von GO-ON beschäftigt sich einer der 10 Schritte zum psychischen Wohlbefinden mit sozialen Kontakten. „Im online-Unterricht haben wir das dann so ge-macht, dass jeder das Handy hernehmen durfte, um einer Person, die ihm oder ihr wichtig ist, eine Nachricht zu senden“ (Expertin von GO-ON).

Auf die Nachfrage an die ÖZPGS-Psychologin, welche konkreten Themen von ihr bei-spielsweise mit ganzen Klassen besprochen und bearbeitet werden, erwähnt sie unter an-derem „soziale Schwierigkeiten der Schüler und Schülerinnen“. Außerdem erklärt die Schulsozialarbeiterin, dass Kommunikationstraining und Konfliktbewältigung zentrale Aspekte der sozialen Lernstunden sind. Wie im theoretischen Teil erörtert, sind die Kom-munikationsfähigkeit und eine angemessene Auseinandersetzung mit interpersonellen Konflikten wichtige Bestandteil der sozialen Kompetenz.

8.4. Schulische Verhältnisprävention, Klassenklima und Mob-bing

„Gemeinsam über Suizidalität, Krisen und Krisenbewältigung zu sprechen, fördert ja auch schon das Miteinander und das gegenseitige Verständnis“

(Expertin von GO-ON).

In Bezug auf die Verhältnisprävention ist aufgefallen, dass in manchen der wenigen durchgeführten Workshops von feel-ok mit den Schülern und Schülerinnen diskutiert wird, was es braucht, damit sie sich in der Schule wohlfühlen. „Wir klären mit ihnen, welche Rahmenbedingungen es brauchen würde, damit die Schule eine Wohlfühloase für sie wird. Da geht es um Raumgestaltung, Pausengestaltung, Essenspläne, wie der Unter-richt gestaltet werden soll, ob es da mehr Auflockerung braucht oder das vielleicht schul-stufenübergreifend passieren soll, und vieles mehr“ (Expertin von feel-ok). Die Ideen werden im Workshop gesammelt und dann an die Lehrkräfte weitergegeben.

Weiters war im Interview mit der Vertreterin von Rainbows zu erkennen, dass wenn, bei-spielsweise nach einem Todesfall, die Dienste der Organisation angefordert werden, um mit Klassen zu arbeiten, dabei ein besonderer Fokus auf die Bedürfnisse Einzelner gelegt und an der gegenseitigen Unterstützung innerhalb der Peer-Gruppe gearbeitet wird. „Die

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Peer-Gruppe ist ein ganz wichtiges Auffangbecken“ (Expertin von Rainbows). Auch in den Workshops von Verrückt? Na Und! kommen Elemente vor, in denen es um die ge-genseitige Unterstützung und Wertschätzung der Schüler und Schülerinnen geht. In der frühen Phase des Kennenlernens sollen Jugendliche eine eigene, positive Charaktereigen-schaft nennen. „Das fällt ihnen aber oft nicht so leicht, wir fragen dann auch ob jemand anderes in der Klasse helfen kann, etwas Positives zu finden, somit beginnen sie sich schon zu unterstützen“ (fachliche Expertin von Verrückt? Na Und!). Zudem kommen im weiteren Workshop Gruppenarbeiten zu Themen wie Mobbing oder bezüglich des Klas-senklimas vor.

Darüber hinaus erklärt die Expertin von GO-ON, dass in den Workshops der Organisation zwar keine spezifischen Methoden eingesetzt werden, um das Klassenklima zu verbes-sern, aber dass der gegenseitige Austausch, bei dem jedes Kind die Möglichkeit hat, die eigenen Gefühle zu äußern und wahrgenommen zu werden, das „gegenseitige Kennen-lernen und somit das Wohlbefinden und die Klassengemeinschaft fördert“. Außerdem meint die Expertin, wenn Lehrkräfte den Jugendlichen die Zeit für solch einen Workshop schenken, zeige dies allein bereits eine gewisse Wertschätzung, womit das Schulklima ebenfalls positiv beeinflussen werden könne. In dem Workshop wird zudem die Aufmerk-samkeit für Warnsignale einer depressiven Verstimmung oder von Suizidalität bei Mit-schülern und Mitschülerinnen geschult, was wiederum der Verhältnisprävention dienen kann.

Die Vertreterin der Schulsozialarbeit Steiermark erwähnt im Interview, dass in der Se-kundarstufe 1 Stunden des sozialen Lernens zur Verfügung stehen, in denen es anfangs beispielsweise darum geht, aus den einzelnen Kindern eine Klasse entstehen zu lassen und Kommunikationstrainings sowie Konfliktbewältigung eine Rolle spielen. Darüber hinaus kann die regelmäßige Präsenz der Schulsozialarbeiterin auch im Rahmen der Ver-hältnisprävention betrachtet werden, weil Kindern dadurch ein „niederschwelliges Ange-bot, über Probleme zu sprechen“ zur Verfügung steht. Außerdem werden die Kinder wäh-rend des Unterrichts beobachtet und falls eventuelle Veränderungen oder Auffälligkeiten wahrgenommen werden, kann die Schulsozialarbeiterin darauf reagieren.

Die Interviews ergeben, dass solche Beobachtungen direkt im Klassenzimmer ab und zu auch von Vertretern des schulpsychologischen Dienstes Steiermark und des ÖZPGS durchgeführt werden, falls die zeitlichen Ressourcen dies zulassen. Beide Inter-viewpartner der eben angesprochenen Organisationen geben des Weiteren an, dass sie mit

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Klassen zum Thema Mobbing arbeiten, falls dies von Lehrkräften nachgefragt wird. Die Expertin des ÖZPGS erklärt in diesem Zusammenhang, dass dabei Methoden zur Stär-kung der Sozialkompetenz und der Emotionserkennung zum Einsatz kommen, Klassen-gespräche zur derzeitigen Situation geführt und gezielte Regeln des sozialen Miteinanders etabliert werden.

Auch Coachings von Lehrpersonen können in Bezug auf die schulische Verhältnisprä-vention von Bedeutung sein. Dies war kein Hauptaugenmerk der Interviews, wurden je-doch in manchen Gesprächen erwähnt. Die Vertreterin des ÖZPGS hebt solche Coachings, beispielsweise hinsichtlich der Mobbingprävention, als wesentlich hervor, da Lehrkräfte die Personen sind, die dauerhaft Zeit mit den Jugendlichen verbringen.

8.5. Psychoedukative Maßnahmen und Entstigmatisierung

„Ich zeige ihnen, dass ich weiß, wie schwierig es ist Hilfe zu suchen. Und das ist keine Schwäche, sondern es erfordert ganz viel Mut, zu sagen, ich brauche jetzt momentan Unterstützung“ (Persönliche Expertin von Verrückt? Na Und!).

Die Interviews zeigen, dass in den Workshops, die von Rainbows, Verrückt? Na Und!

und GO-ON durchgeführt werden, jeweils psychoedukative Maßnahmen vorkommen.

Hierbei geht es darum zu klären, was psychische Gesundheit ist, dass Jugendliche sich in einer sensiblen Phase befinden, in der Liebeskummer und andere beklemmende Prob-leme auftreten können, dass die Psyche genauso wie der Körper erkranken kann und dass es normal ist, Krisen und schlechte Tage zu erleben. Verrückt? Na Und! verteilt am Ende der Workshops zudem noch Folder, die sich mit den Themen depressiver Störungen, Neu-rosen und andere psychischer Erkrankungen befassen. In GO-ON wird näher auf Suizi-dalität eingegangen und wie es dazu kommt. Die Expertin von feel-ok erklärt, dass es ein Ziel ist, die Themen „Psychische Gesundheit“ und „Depressionen“ auf der Webseite in-tensiver anzusprechen, momentan aber noch ein entsprechender Partner fehlt, der dies fachlich gerecht und für Jugendliche angemessen aufbereitet. Dies würde ein weiteres psychoedukatives Angebot darstellen, das von Schülern und Schülerinnen genutzt wer-den könnte (Expertin von feel-ok).

Durch die Interviews mit den Vertreterinnen von Verrückt? Na Und! und GO-ON wurde deutlich, dass die Entstigmatisierung und der Abbau von Vorurteilen zentrale Aspekte

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der Workshops der jeweiligen Organisationen sind. „Es ist normal, Krisen zu haben. Es soll aber auch normal sein, darüber zu reden und sich an jemanden zu wenden. Man darf Hilfe beanspruchen, das soll vermittelt werden, dazu wollen wir auch Mut machen. Wir wollen keine Tabus, wir wollen ja genau Entstigmatisieren“ (fachliche Expertin von Ver-rückt? Na Und!). Die Expertin spricht diesbezüglich auch an, dass in den Workshops eine Studie der MedUni Wien aus dem Jahr 2017 von Wagner et al. angesprochen wird, die zeigt, dass fast ein Viertel der österreichischen Jugendlichen an einer psychischen Stö-rung leiden „Damit die Schüler und Schülerinnen erkennen, es gibt ganz viele die mit psychischen Problemen kämpfen“ (fachliche Expertin von Verrückt? Na Und!). Die per-sönliche Expertin fügt hinzu, dass sie Jugendlichen immer erklärt: „Mit jemanden zu re-den oder Hilfe in Anspruch zu nehmen heißt nicht, dass man gleich lebenslang in Thera-pie ist. Das ist nichts Verwerfliches und hat nichts mit Schwäche zu tun“. Außerdem spricht sie immer auch darüber, wie sehr es ihr selbst geholfen hat, Hilfe anzunehmen.

Auch Vorurteile zu psychischen Erkrankungen werden im Workshop intensiv diskutiert.

Die Expertin von GO-ON erwähnt ebenfalls, dass es in ihren Workshops und Vorträgen wichtig ist, „Mythen aufzuklären und Vorurteile zu beseitigen“. Mit den Jugendlichen soll in den Workshops geklärt werden, warum es wichtig ist, über eigene Probleme und Krisen zu sprechen. Und in Bezug auf den Schwerpunkt der Organisation hinsichtlich der Suizidprävention wird angesprochen, dass Jugendliche auch Personen aus ihrem Freun-deskreis ansprechen sollen, wenn sie bei diesen Suizidgedanken vermuten. Dabei wird ihnen erklärt, wie in weiterer Folge vorgegangen werden kann.

Auch die beiden Schulpsychologinnen und die Schulsozialarbeiterin geben an, dass sie mit Schülern und Schülerinnen darüber sprechen, „dass es o.k. ist, sich Hilfe zu holen“

(Expertin der Schulsozialarbeit). Des Weiteren meint die Vertreterin von Rainbows: „Ich denke, wenn Kinder diese Unterstützung von uns schon einmal bekommen haben und sehen, dass es hilfreich ist, dann werden sie in späteren Krisen auch eher wieder Hilfe zu suchen“.

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8.6. Transparenz und Aufbau des Hilfsapparats

„Wichtig ist, dass die Jugendlichen wissen, wohin sie sich wenden können“

(Expertin der Schulsozialarbeit).

Wenn mit Jugendlichen geklärt ist, dass es in Ordnung ist Hilfe anzunehmen, ist es in weiterer Folge wichtig, dass diese wissen, welche Angebote ihnen hier zur Verfügung stehen. Dass auf vorhandene Hilfsstellen für Jugendliche, die mit Problemen und Krisen zu kämpfen haben, hingewiesen wird, wurde in den Interviews von den Vertreterinnen aller Organisationen angesprochen. Die Vertreterin des schulpsychologischen Dienstes Steiermark erklärt, dass „Schüler und Schülerinnen mit Leidensdruck an außerschulische, also psychologische oder therapeutische Angebote weitervermittelt“ werden. Den Inter-views mit der Psychologin des ÖZPGS und der Schulsozialarbeiterin der Caritas ist das-selbe zu entnehmen.

Im Rahmen der Workshops von Verrückt? Na Und! wird mit den Schülern und Schüle-rinnen darüber gesprochen, welche Beratungsstellen es in der Region jeweils gibt. Zudem erklärt die fachliche Expertin: „Das Feine daran ist, dass die fachlichen Kollegen zumeist in der Region tätig sind, in der sie die Workshops durchführen. (…) Wir stellen uns dann am Ende nochmals genauer vor und erzählen, wo wir arbeiten und wie es da so abläuft, um Ängste abzubauen. Und dann gibt es noch Folder mit verschiedensten Kontaktadres-sen und Nummer, damit sie wisKontaktadres-sen, wo sie Hilfe finden.“ Auch bei den von Verrückt? Na Und! durchgeführten, vorhin bereits erwähnten Gruppenarbeiten zur Erstellung der

Im Rahmen der Workshops von Verrückt? Na Und! wird mit den Schülern und Schüle-rinnen darüber gesprochen, welche Beratungsstellen es in der Region jeweils gibt. Zudem erklärt die fachliche Expertin: „Das Feine daran ist, dass die fachlichen Kollegen zumeist in der Region tätig sind, in der sie die Workshops durchführen. (…) Wir stellen uns dann am Ende nochmals genauer vor und erzählen, wo wir arbeiten und wie es da so abläuft, um Ängste abzubauen. Und dann gibt es noch Folder mit verschiedensten Kontaktadres-sen und Nummer, damit sie wisKontaktadres-sen, wo sie Hilfe finden.“ Auch bei den von Verrückt? Na Und! durchgeführten, vorhin bereits erwähnten Gruppenarbeiten zur Erstellung der