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Ergebnisse zur subjektiven Beanspruchung

Im Dokument Ergo Kita (Seite 42-48)

4.1 Prä-Interventions-Erhebung (Arbeitspakete 1 bis 3)

4.1.2 Ergebnisse zur subjektiven Beanspruchung

Ende Mai 2012 an das pädagogische Personal der 24 teilneh-menden Kitas verschickt. Der Rücklauf betrug 83 % (N = 269), 81,9 % der Fragebögen konnten in die Auswertung einbezo-gen werden. Bei der Stichprobe der neun sog. Mess-Kitas, in denen Belastungs- und Tätigkeitsanalysen stattfanden, betrug der Rücklauf 87 % (pädagogisches Personal N = 125, Rücklauf 109 Fragebögen, von denen 105 (84 %) ausgewertet werden konnten).

Die im Folgenden vorgestellten Ergebnisse beziehen sich zunächst auf die Gesamtstichprobe. Auf einzelne Ergebnisse aus den Mess-Kitas wird an bestimmten Stellen zusätzlich ein-gegangen. Weitere Auswertungen sind im Anhang 8 (Seite 217) sowie im Abschnitt 4.3.4 unter den Vergleichsergebnissen zu finden.

54,8 % der Befragten (N = 269) waren zum Untersuchungszeit-punkt über 40 Jahre alt. Als Beruf gaben 80 % Erzieher/Erziehe-rin an, weitere knapp 8 % waren Kinderpfleger/KinderpflegeErzieher/Erziehe-rin,

die übrigen Beschäftigten waren ohne Berufsausbildung oder im Anerkennungsjahr. Im Durchschnitt arbeiteten sie 16,5 Jahre (mindestens 0,5 Jahre, maximal 42 Jahre) im Beruf, 8 % zuletzt als Einrichtungsleitung, 25 % als Gruppenleitung und 53 % als Mitarbeiter/in in der Gruppe. Weitere 12 % hatten neben ihrer eigentlichen Funktion weitere Funktionen wie stellvertretende Leitung oder Gruppenleitung. Die wöchentliche Arbeitszeit gaben 59 % mit mehr als 38,5 Stunden, jeweils 12 % mit unter 20 oder über 30 Stunden sowie 17 % mit 20 bis 30 Stunden an.

Der prozentuale zeitliche Arbeitsaufwand pro Tätigkeit (päda-gogische Arbeit, Pflege, Essen, Schlafen, Dokumentation/Büro-arbeit) zeigte einen Schwerpunkt bei der pädagogischen Arbeit am Kind (im Mittel 52 %).

Bei den Fragen zu den Arbeitsbedingungen in der Kita wurden vor allem das Fehlen erwachsenengerechten Mobiliars (72 % der Befragten), das Fehlen eines Pausenraums, das regelmäßige Anfallen von Überstunden, der Personalmangel sowie die hohe Anzahl von Kindern pro Gruppe genannt. Lagen diese Defizite in einer Kita vor, fühlten sich die Beschäftigten dadurch auch deut-lich, beim Fehlen eines Pausenraum sogar stark beansprucht (Ausnahme: Überstunden), wie Abbildung 17 zeigt.

Fehlten erwachsenengerechte Möbel, so wurde dies von Beschäftigten, die älter als 40 Jahre sind, als besonders bean-spruchend empfunden.

Vergleicht man die Daten aus den Mess-Kitas – in Abbildung 18 exemplarisch die Angaben zur Ausstattung – zeigen sich zunächst keine wesentlichen Unterschiede zwischen den einzel-nen Gruppen bzw. zum Gesamtkollektiv. Hier zeigt sich wie auch an anderen Stellen eine Diskrepanz zwischen der Einschätzung durch die Betroffenen und den Untersuchungsergebnissen aus den Vor-Ort-Begehungen. Dies liegt wahrscheinlich an den unterschiedlichen Bewertungsmaßstäben von Untersuchten und Untersuchenden.

Die Notwendigkeit, „Lasten“ (Kinder, Möbel) zu heben und zu tragen, bestand sehr häufig und wurde von den Beschäftigten als mäßig bis deutlich beanspruchend empfunden.

Drei Viertel der Befragten litten unter gesundheitlichen Be- schwerden des Muskel-Skelett-Systems in mindestens einer Körperregion (hier waren Mehrfachantworten möglich). Am häu-figsten betroffen war mindestens ein Teil des Rückens (51,6 %), wie Abbildung 19 zeigt. Auffällig war jedoch die Beschwerde-häufigkeit im Bereich der Knie, die insgesamt (ein- und beid-seitig) bei über 49 % lag. Diese Beschwerdeangaben liegen damit sogar deutlich höher als bei stark kniebelasteten Berufen im Baubereich: Dort geben 33 % der Befragten Beschwerden an [55].

Beschäftigte mit Beschwerden im unteren Rücken stellten einen zeitlichen Zusammenhang mit der Arbeit fest und fühlten sich dadurch auch am Arbeitsplatz und in der Freizeit eingeschränkt.

Abbildung 17:

Arbeitsbedingungen und Höhe der Beanspruchung

66,4 %

Arbeitsbedingungen (N = 265)

3,95 nicht genügend erwachsenengerechtes Mobiliar in der Kita

Der Gruppenraum ist nicht gut mit Mobiliar ausgestattet.

Es gibt nicht genügend erwachsenengerechtes Mobiliar im Gruppenraum (z. B. Stühle, Tische) Es steht kein Pausenraum oder -ecke „zum Abschalten“

zur Verfügung.

Die zustehende Pausenzeit kann oft nicht genommen werden.

zu viel kurzfristige Dienstplanänderungen

Es fallen regelmäßig Überstunden an.

Personalmangel

hohe Fluktuation des Personals

hohe Anzahl der Kinder in einer Gruppe

Höhe der Beanspruchung

kaum gering mäßig deutlich stark sehr stark

Abbildung 18:

Arbeitsbedingungen und deren Einschätzung in Abhängigkeit vom Interventionsbedarf

66,4 %

Es gibt nicht genügend erwachsenengerechtes Mobiliar

in der Kita.

Es gibt nicht genügend erwachsenengerechtes Mobiliar

im Gruppenraum.

Der Gruppenraum ist nicht gut mit Mobiliar ausgestattet.

Arbeitsbedingungen I

Gesamt (N = 265)

Kitas mit geringem Interventionsbedarf (N = 40) Kitas mit mittlerem Interventionsbedarf (N = 39) Kitas mit hohem Interventionsbedarf (N = 27)

3,95

kaum gering mäßig deutlich stark sehr stark

Abbildung 19:

Beschwerden im Muskel-Skelett-System (N = 257)

0

gesamt oberer und unterer

Beschwerdehäufigkeit pro Körperregion in %

gesamte Region bzw. beidseitig (rechts und links) einseitig (rechts oder links)

42,2

Abbildung 20 stellt die Beschwerdeangaben differenzierter für den unteren Rücken in Abhängigkeit vom Alter und getrennt nach Mitarbeiterinnen in Einrichtungen mit unterschiedli-chem Interventionsbedarf im Vergleich zur Gesamtstichprobe dar. Erwartungsgemäß zeigt sich ein Anstieg der Beschwer-den bei Beschwer-den Befragten, die älter als 40 Jahre sind. Ein klarer

Zusammenhang zwischen der Höhe des Interventionsbedarfs und der Beschwerdehäufigkeit lässt sich hier zunächst nicht ableiten.

Der Work Ability Index (WAI) lag im Mittel bei 37 (Daten aller Befragten) und somit im mittleren bis guten Bereich, wobei sich keine Altersabhängigkeit des WAI ableiten ließ (Abbildung 21).

Abbildung 20:

Beschwerden im Bereich unterer Rücken in Abhängigkeit vom Alter und der Höhe des Interventionsbedarfs

54 %

Interventionsbedarf mittlerer

Interventionsbedarf hoher

Interventionsbedarf Gesamt Alle bis 40 Jahre über 40 Jahre

N = 39 21 18 39 22 17 26 14 12 257 116 139

Anteil der Befragetn in %

Abbildung 21:

Work Ability Index (WAI) in Abhängigkeit vom Alter der Befragten

7 Ebenfalls wurden forschungsleitende Hypothesen zum

Zusam-menhang zwischen den Arbeitsbedingungen in der Kita und dem Auftreten muskuloskelettaler Beschwerden anhand der Ergebnisse des Fragebogens ErgoKiTa I statistisch überprüft (Spearmans Rangkorrelationskoeffizient) und konnten wie unten beschrieben bestätigt werden (Signifikanzniveau α = 0,05).

• Je weniger erwachsenengerechtes Mobiliar in der Kita vor-handen war, desto häufiger bzw. stärker waren die subjektiv empfundenen Beschwerden der Beschäftigten am Bewe-gungsapparat (untere Extremität, LWS (BWS)).

• Je höher die Anzahl der betreuten Kinder in der Kita war, desto häufiger bzw. stärker waren die subjektiv empfunde-nen Beschwerden der Beschäftigten am Bewegungsapparat (untere Extremität, LWS (BWS)).

• Je höher die Anzahl der betreuten U3-Kinder war, desto häu-figer traten ungünstige Körperhaltungen und Lastenhand-habung bei den Beschäftigten auf.

• Je höher die Anzahl der betreuten U3-Kinder war, desto häufiger bzw. stärker waren die subjektiv empfundenen Beschwerden der Beschäftigten am Bewegungsapparat (untere Extremität, LWS (BWS)).

Bei der Überprüfung der Hypothesen anhand der mittels Frage-bogen ErgoKiTa I erhobenen Daten fand sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl der betreuten U3-Kinder einerseits, der Häufigkeit ungünstiger Körperhaltungen bei der Arbeit (sowie der dabei empfundenen subjektiven Bean-spruchung) und der Häufigkeit des Hebens (sowie der dabei empfundenen subjektiven Beanspruchung) andererseits, des Weiteren ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl der betreuten Kinder insgesamt und der Häufigkeit des Tra-gens von Mobiliar (sowie der dabei empfundenen subjektiven Beanspruchung).

Außerdem wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Mangel an erwachsenengerechtem Mobiliar sowie der Beschwerdehäufigkeit und -intensität im Bewegungsapparat nachgewiesen.

Im Folgenden werden die Befragungsergebnisse, die sich mit der psychischen Belastung und Beanspruchung der Erziehe-rinnen bei der Arbeit befassen und mit dem COPSOQ erhoben wurden, dargestellt und in Beziehung zu den Befragungsergeb-nissen anderer Berufsgruppen gesetzt. Der Vergleich mit ande-ren Berufsgruppen stützt sich auf berufsgruppenspezifische Referenzwerte aus der COPSOQ-Datenbank der Freiburger For-schungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin (ffas), die aktuell mehr als 35 000 Datensätze umfasst.

Die Auswertung der Anforderungen zeigt, dass die quantitativen Anforderungen für die Beschäftigten (N = 265) sowohl im Ver-gleich zu Beschäftigten in derselben Berufsgruppe als auch zu den Beschäftigten in Deutschland etwas geringer sind, die emo-tionalen Anforderungen berufstypisch erhöht sind – gemessen am Durchschnitt aller Beschäftigten, das Verbergen von Emoti-onen nicht auffallend von anderen Gruppen abweicht und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (Work-Privacy) relativ gut zu gelingen scheint (Abbildung 22).

Die Auswertung der Antworten zum Fragenkomplex „Soziale Beziehungen und Führung“ ergab eine vergleichsweise gute Beurteilung der sozialen Unterstützung, des Gemeinschafts-gefühls und der sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz der Befragten (Abbildung 23).

Im Vergleich zu Beschäftigten in derselben Berufsgruppe wie auch zur Gesamtstichprobe denken die Befragten seltener an Berufsaufgabe und berichten über eine höhere Arbeits- und Lebenszufriedenheit. Ihren eigenen Gesundheitszustand schätz-ten die Studienteilnehmerinnen ebenso wie andere Erziehe-rinnen und Erzieher schlechter ein als andere Berufsgruppen (Abbildung 24).

Abbildung 22:

Anforderungen (COPSOQ)

Anforderungen: Gesamtwerte Skalen

100 ErgoKiTa gesamt 2012

Quantitative Anforderungen (niedrig = positiv)

Emotionale Anforderungen (niedrig = positiv)

Emotionen verbergen (niedrig = positiv)

Work-Privacy Conflict (niedrig = positiv) 90

80 70

60 51 57 55 55

60 68 69 52

46 46

35 41 42

57 43 48

50 40 30 20 10 0

Skalenmittelwert (95-%-Konfidenzintervall)

Lehrkäfte

COPSOQ DB: Erzieherinnen COPSOQ DB: alle Berufe

Abbildung 23:

Soziale Beziehungen, Führung (COPSOQ)

Soziale Beziehungen und Führung: Gesamtwerte Skalen (1)

100 ErgoKiTa gesamt 2012

Vorhersehbarkeit

(hoch = positiv) Rollenklarheit

(hoch = positiv) Rollenkonflikt

(niedrig = positiv) Führungsqualität (hoch = positiv) 90

56 65

59 54

77 71 74 73

39

50 45 44

66

58 57 50 70

60 50 40 30 20 10 0

Skalenmittelwert (95-%-Konfidenzintervall) Lehrkäfte

COPSOQ DB: Erzieher/innen COPSOQ DB: alle Berufe 80

Abbildung 24:

Belastungsfolgen, Beschwerden (COPSOQ)

Belastungsfolgen, Beschwerden: Gesamtwerte Skalen 100

COPSOQ DB: Erzieher/innen COPSOQ DB: alle Berufe

kognitive Stresssymptome (niedrig = positiv) Im Zeitraum Mai bis Juli 2012 fanden die Workshops zur

Bean-spruchung in den für die Messungen der Ist-Zustandsanalyse vorgesehenen neun Kitas statt. Darin erarbeiteten die Mitar-beiterinnen unter Moderation des IAD positive und negative Aspekte zu bestimmten Tätigkeitsfeldern in ihrer Kita sowie mögliche oder wünschenswerte Lösungsansätze.

Berücksichtigt man die Ergebnisse der Begehungen (anhand der Checkliste und Bilder), die Befragungen von Beschäftigen (Fragebögen zu Rahmenbedingungen, Fragebogen ErgoKiTa I), die Ergebnisse der Workshops und die Erkenntnisse im Rahmen der Erhebungen zur pädagogischen Qualität (AP3), so zeigen sich die folgenden grundsätzlichen Defizite bzw. Belastungen, die in unterschiedlich stark ausgeprägter Form in vielen Kitas vorkommen:

• im Tätigkeitsbereich Essen

–günstige Höhen im Sitzen und Stehen, die zu Zwangs- haltungen der Beschäftigten führen (Vorbereitung, Essens-situation, Reinigung),

–Doppelnutzung von Räumen (Gruppenraum ist zugleich Essensraum), dadurch Handhabung von Lasten, –ungünstige Arbeitsabläufe,

–ungeeignete Transportmittel, –Zeitdruck,

–Lärm,

• im Tätigkeitsbereich „Spielen“

–ungünstige Höhen im Sitzen und Stehen durch nicht erwachsenengerechtes Mobiliar, dadurch Zwangshaltung (Vorbereitung, Spielsituation, Aufräumen),

–Doppelnutzung von Räumen (Gruppenraum ist zugleich Essensraum), dadurch Handhabung von Lasten, –Diskrepanz zwischen pädagogischem Verständnis und

gesundheitsgerechtem Verhalten, dadurch Zwangshaltun-gen, Heben und TraZwangshaltun-gen,

–ungeeignete Transportmittel, –Lärm,

• im Tätigkeitsbereich „Schlafen“

–ungünstige Körperhaltung und Lastenhandhabung durch ungeeignetes Kindermobiliar und fehlende Sitzmöbel für das Personal,

–Doppelnutzung von Räumen (Turnraum ist zugleich Schlaf-raum), dadurch Handhabung von Lasten,

• im Tätigkeitsbereich „Pflege“

–ungünstige Haltung im Stehen durch fehlendes Mobiliar oder nicht körpermaßgerechte Gestaltung, dadurch Zwangs-haltung (Wickeln, Anziehen),

–Heben infolge fehlender Aufstiegshilfen, –fehlender Tätigkeits-/Belastungswechsel

–Diskrepanz zwischen pädagogischem Verständnis und gesundheitsgerechtem Verhalten.

4.1.3 Analyse der Muskel-Skelett-Belastung,

Im Dokument Ergo Kita (Seite 42-48)