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2 Studienpopulation und Methoden

Variablen sind in Tabelle 5 zusammengefasst. Die Erhebung der für diese Arbeit relevanten Expositions-, Confounder- und Stratifizierungsvariablen wird nachfolgend näher beschrie-ben.

Tabelle 5: Erhebungsinstrumente und erhobene Variablen in der Basisuntersuchung der EPIC-Potsdam-Studie

Erhebungsinstrument Erhobene Variable Selbstauszufüllender, computerlesbarer

Fragebogen zu Ernährungsgewohnheiten

Häufigkeit und Portionsgröße des Lebensmittelverzehrs

Fett-/ Kaloriengehalt und Zubereitungsart bestimmter Lebensmittel

Supplementeneinnahme Selbstauszufüllender, computerlesbarer

Fragebogen zum Lebensstil

Familienstand, Schulbildung, Berufsausbildung, Berufstätigkeit

Körperliche Berufsbelastung, Alkoholkonsum

Bei Frauen zusätzlich: Alter bei Menstruationsbeginn und -pause, Regelmäßigkeit und Dauer des Menstruationszyklus, Anzahl der Kinder, Einnahme oraler Kontrazeptiva, Hormontherapie Computergestütztes, menügesteuertes

interaktives Interview

Berufstätigkeit

Rauchverhalten, körperliche Aktivitäten im Winter und Sommer, Gewichtsverlauf

Subjektives Wohlbefinden, medizinische Anamnese, Medikamen-teneinnahme der letzten vier Wochen, Ernährungsumstellung

Reproduktives Verhalten Anthropometrische Messungen mittels

flexibler Anthropometer, digitaler Waa-gen, Maßbänder und Kaliper

Größe und Sitzhöhe

Gewicht

Taillen- und Hüftumfang

Hautfaltendickenmessungen, Brustbreite und Brusttiefe Blutdruckmessungen mittels

automati-scher Blutdruckmessgeräte

Dreimalige Blutdruckmessung in zweiminütigem Abstand

Blutsammlung Rauchen, Trinken und Medikamenteneinnahme während der letz-ten 24 Stunden

Einlagerung von Serum, Plasma, „buffy coat”, Erythrozyten und Blutkuchen in Flüssigstickstoff

Angelehnt an: Boeing et al. 1999 [265].

Erhebung der Ernährung

Die Ernährungsgewohnheiten der Probanden wurden durch einen selbstauszufüllenden, semi-quantitativen Verzehrshäufigkeitsfragebogen (FFQ) erfasst. Mittels dieses Fragebogens wurden rückblickend für die letzten zwölf Monate vor der Basisuntersuchung die durch-schnittliche Verzehrshäufigkeit und die Portionsgröße von 148 ausgewählten Lebensmitteln erfragt. Die Häufigkeit des Verzehrs jedes Lebensmittels war dabei in zehn Abstufungen von

„esse/trinke ich nicht“ bis zu „5 mal pro Tag oder häufiger“ vorgegeben. Zur Ermittlung von Portionsgrößen waren Abbildungen in den Fragebogen eingefügt, die den Probanden das Abschätzen der jeweiligen Lebensmittelmenge erleichtern sollten. Zusätzlich enthielt der

FFQ Fragen zum Fettgehalt verzehrter Milch-, Fleisch- und Wurstprodukte, zum Kalorienge-halt konsumierter Limonaden- und Colagetränke, zur Zubereitungsart von Fleisch, Fisch, Gemüse und Salat sowie zur regelmäßigen Einnahme von Supplementen.

Nach dem Einlesen der Fragebögen mit Hilfe eines automatischen Scanners im Studienzent-rum wurden die Angaben der Probanden anhand eines Computerprogramms auf Vollstän-digkeit überprüft und gespeichert. Auf Grundlage der erfassten Häufigkeit und Portionsgrö-ße der konsumierten Lebensmittel wurde für jeden Probanden die durchschnittliche Auf-nahmemenge jedes Lebensmittels pro Tag ermittelt. Zudem konnten unter Verwendung des Bundeslebensmittelschlüssels Version II.3, einer für die Auswertung von Ernährungserhe-bungen in Deutschland standardmäßig herangezogener Nährstoffdatenbank [266], für je-den Probanje-den die durchschnittlichen Aufnahmemengen verschieje-dener Nährstoffe sowie die Energieaufnahme pro Tag berechnet werden.

Erhebung demographischer und Lebensstilfaktoren

Die demographischen und Lebensstilfaktoren wurden durch einen standardisierten Frage-bogen erfasst, der zusammen mit dem beschriebenen FFQ verschickt und von den Proban-den ausgefüllt zum Termin der Basisuntersuchung mitgebracht und maschinell eingelesen wurde. Der Fragebogen diente u.a. der Erfassung des beruflichen Ausbildungsabschlusses (Universitäts-/Hochschulabschluss, Fachhochschulabschluss, Berufsfach-/Handels-/Fach-schulabschluss, Facharbeiterausbildung/Lehre, Teilfacharbeiteranerkennung, kein berufli-cher Abschluss, noch in berufliberufli-cher Ausbildung) und der körperlichen Berufsbelastung (Leichtarbeiter(in) – vorwiegend sitzende Tätigkeit, Mittelschwerarbeiter(in) – vorwiegend stehende oder gehende Tätigkeit, Schwerarbeiter(in) – körperlich anstrengende Tätigkeit, Schwerstarbeiter(in) – schwere körperliche Arbeit).

Zudem wurde zur Aufnahme weiterer Lebensstilfaktoren ein computergestütztes, menüge-steuertes interaktives Interview durch geschultes Personal durchgeführt. Zur Erfassung der Rauchgewohnheiten wurde jeder Proband u.a. gefragt, ob dieser zum Zeitpunkt der Basis-untersuchung bzw. jemals über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten geraucht hat und welche Anzahl von Einheiten (Zigaretten mit/ohne Filter, Zigarren/Zigarillos, Pfeife) die-ser durchschnittlich pro Tag raucht(e). Die Erhebung von körperlichen Aktivitäten erfolgte mittels der Frage „Wie viele Stunden in der Woche verbringen Sie durchschnittlich mit fol-genden Tätigkeiten?“ nachdem die Probanden bei der Basisuntersuchung gebeten worden waren, sich eine für Sie typische Woche vorzustellen. Zu den nachfolgend vom Interviewer genannten Aktivitäten gehörte u.a. „Sport treiben außer Rad fahren“. Für diese Aktivität sollte die durchschnittliche Stundenanzahl pro Woche getrennt für Sommer (April bis Sep-tember) und Winter (Oktober bis März) angegeben werden.

Erhebung anamnestischer Faktoren

Das computergestützte Interview diente neben der Erfassung von Lebensstilfaktoren zu-sätzlich der Eigenanamnese. So wurde u.a. gefragt, ob „in den letzten vier Wochen

regel-mäßig Medikamente oder homöopathische Mittel eingenommen“ wurden. Bei Bejahung soll-ten die entsprechenden Medikamente genannt werden. Alle Medikamente wurden basierend auf der Roten Liste [267] kodiert. So entsprechen die in dieser Arbeit für die Adjustierung der Biomarkerkonzentrationen berücksichtigten lipidsenkenden Medikamente der Gruppe 57 (Lipidsenker) der Roten Liste, während die antiinflammatorischen Medikamente den Grup-pen 22 (Antiphlogistika), 30 (Corticoide), 05.3 (Analgetika/Antirheumatika), 05.4 (Pflanzli-che Analgetika/Antirheumatika), 07.1.B.1.2.1 (Antiallergika mit Corticoiden) und 27.B.1.2 (corticoide Broncholytika/Antiasmathika) zuzuordnen sind.

Des Weiteren wurde im Interview nach verschiedenen Erkrankungen gefragt. Zur Erfassung einer möglichen prävalenten Diabeteserkrankung wurde jedem Probanden die Frage „Ha-ben oder hatten Sie jemals Diabetes (Zuckerkrankheit)?“ gestellt. Bei Bejahung wurde ge-fragt, mit welchem Alter der Diabetes zum ersten Mal festgestellt wurde und womit dieser behandelt wird (Insulin, Tabletten, Ernährungsumstellung). Zudem konnten Probanden mit einer Vorgeschichte zu Diabetes über die Angabe von Antidiabetika (Hauptgruppe 11 der Roten Liste [267]) nach Erfragen einer regelmäßigen Einnahme von Medikamenten in den letzten vier Wochen sowie über die Angabe eines Diabetes nach Erfragen des Grundes für eine angegebene dauerhafte und grundlegende Ernährungsumstellung in den letzten zwölf Monaten identifiziert werden. Sämtliche Selbstangaben der Probanden zu den drei Kriterien wurden von dem Studienarzt der Abteilung Epidemiologie zur Evaluierung der prävalenten Diabeteserkrankungen berücksichtigt.

Messung anthropometrischer Faktoren

Die anthropometrischen Messungen wurden bei den nur mit Unterwäsche und Strümpfen bekleideten Probanden von geschultem Personal und unter regelmäßigen Qualitätskontrol-len vorgenommen. Der TailQualitätskontrol-lenumfang wurde in stehender Position zwischen dem unteren Rippenbogen und dem oberen Rand der Darmbeinschaufel auf 0.5 cm genau gemessen.

Das Körpergewicht wurde mittels digitaler Waagen (Söhnle, Murrhardt, Deutschland) auf 0.1 kg und die Körperhöhe mit einem flexiblen Anthropometer auf 0.1 cm genau bestimmt [268]. Basierend auf dem Körpergewicht (in kg) dividiert durch die quadrierte Körperhöhe (in m2) konnte der BMI berechnet werden.

Abnahme von Blut

Den Probanden der EPIC-Potsdam-Studie wurden bei der Basisuntersuchung im Studien-zentrum 30 ml Blut durch medizinisches Fachpersonal abgenommen. Unmittelbar nach der Entnahme wurde das Blut zentrifugiert und die erhaltenen einzelnen Blutfraktionen in kleine Röhrchen, den sogenannten „straws“, abgefüllt. Insgesamt erhielt man somit pro Teilneh-mer zwölf straws mit Plasma, acht straws mit Serum, vier straws mit „buffy-coat“ (Leukozy-ten) und vier straws mit Erythrozyten. Diese Röhrchen werden in speziellen Behältern in mit Flüssigstickstoff gefüllten Tanks bei –196 °C gelagert.

Von dem bei diesem Vorgang nicht verbrauchten Blut konnte entsprechend eines standardi-sierten Protokolls eine zusätzliche Blutbank aufgebaut werden. Dabei wurden Plasma, Se-rum, Serum mit meta-Phosphorsäure und Erythrozyten sowie auch Gesamtblutproben in konventionelle Röhrchen abgefüllt. Während der Zentrifugation gebildetes, geronnenes Blut wurde ebenfalls in Röhrchen gefüllt und stellt eine zusätzliche Quelle für DNA-Analysen dar.

Die so erhaltenen Blutproben werden in Tiefkühlschränken bei –80 °C aufbewahrt. Die Sammlung, Aliquotierung und Lagerung aller Blutproben erfolgten standardisiert [265].

2.1.3 Identifizierung inzidenter Typ-2-Diabetiker während der Nachbeobach-tung

Die Nachbeobachtung der EPIC-Potsdam-Kohorte erfolgt in zwei- bis dreijährigen Abstän-den durch erneute Befragung mittels selbstauszufüllender Fragebögen, die an die Proban-den postalisch versandt und anschließend ausgewertet werProban-den. Die Nachbeobachtung dient einerseits der Erfragung möglicher Veränderungen der in der Basisuntersuchung erfassten Faktoren und andererseits dem Erfassen neu aufgetretener Erkrankungen, darunter Diabe-tes mellitus. Die Rücklaufrate der Fragebögen der ersten beiden abgeschlossenen Nachbeo-bachtungsphasen betrug 96% bzw. 95%. Die bisher erreichte Rücklaufrate des Fragebo-gens der dritten Nachbeobachtungsphase beträgt 91%, einzelne Teilnehmer werden jedoch noch telefonisch an das Zurückschicken des dritten Fragebogens erinnert. Aus der laufen-den vierten Nachbeobachtungsphase wurlaufen-den für die Ilaufen-dentifizierung potenziell inzilaufen-denter Typ-2-Diabeteserkrankungen sämtliche 10459 bis zum 31. Januar 2005 versandten Frage-bögen berücksichtigt, deren Rücklaufrate bis zum 31. August 2005 90% betrug [212].

Als potenziell inzidente Typ-2-Diabetesfälle wurden die Probanden betrachtet, von denen basierend auf Selbstangaben im Rahmen der Nachbeobachtung erstmalig nach der Basisun-tersuchung eine Diabeteserkrankung angenommen werden konnte. Berücksichtigt wurden dafür die Selbstangaben zu einer Diabetesdiagnose, zu einer Einnahme von Antidiabetika (Hauptgruppe 11 der Roten Liste [267]) sowie zu einer Ernährungsumstellung aufgrund von Diabetes. Diese Selbstangaben der Probanden wurden anhand der Nachbeobachtungsfra-gebögen folgendermaßen erfragt:

• Zur Erfassung einer Diabetesdiagnose wurde die Frage gestellt, ob seit dem Besuch im Studienzentrum die „Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)“ von einem Arzt zum ersten Mal festgestellt worden ist. Zusätzlich zum Ankreuzen des entsprechenden Feldes bei einer vorliegenden Diagnose, wurde der Proband gebeten, das Jahr der Diagnose so-wie den Namen und die Adresse des diagnosestellenden Arztes anzugeben.

• Zur Feststellung einer Einnahme von Antidiabetika diente die Frage, ob „in den letzen 4 Wochen regelmäßig Medikamente, Hormone, Vitamin- oder Mineralstoffpräparate, vom Arzt verordnet oder frei (z.B. in der Apotheke) gekauft, eingenommen“ wurden.

Bei Bejahung wurde der Proband um eine Auflistung der entsprechenden Medikamen-te gebeMedikamen-ten. Diese wurden entsprechend der RoMedikamen-ten LisMedikamen-te 1995 kodiert [267].

• Zur Erfassung einer Ernährungsumstellung wurde die Frage „Ernähren Sie sich heute anders als vor 2 Jahren?“ gestellt. Bei Bejahung wurde der Proband gebeten den Grund für die Ernährungsumstellung anzugeben, wobei „Zuckerkrankheit“ eine vorge-gebene Antwortmöglichkeit war.

Die auf diese Weise identifizierten potenziell inzidenten Diabeteserkrankungen wurden an-schließend verifiziert. Zur Verifizierung der inzidenten Diabeteserkrankungen wurde der von den Probanden im Nachbeobachtungsbogen angegebene bzw. telefonisch bei den Proban-den erfragte behandelnde Arzt postalisch kontaktiert. Der jeweilige Arzt wurde gebeten, anhand eines versandten Verifizierungsbogens für Diabetes mellitus Angaben zur Art der Diagnose, zum Datum der Erstdiagnose sowie zur Art der Behandlung zu geben (s. Abbil-dung 11, Anhang). Dadurch konnten einerseits Probanden mit einem inzidenten Typ-2-Diabetes von solchen mit einer anderen inzidenten Typ-2-Diabeteserkrankung (Typ-1-Typ-2-Diabetes, Gestationsdiabetes, sekundärer Diabetes) oder sonstigen Störung des Kohlenhydratstoff-wechsels abgegrenzt und andererseits weitere prävalente Diabeteserkrankungen identifi-ziert werden.