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Teil I – Monitoring-Bericht 2014

I.8 Energiepreise und Energiekosten

I.8.2 Energiekosten

Energiepreise und -verbrauchsmengen bestimmen die Kos-ten, die Haushalten und Unternehmen für den Bezug von Energie entstehen. So individuell Verbrauchsmengen sind, so unterschiedlich fallen auch die Energieausgaben aus. Für eine sektorale oder gesamtwirtschaftliche Betrachtung las-sen sich die einzelnen Ausgaben aufsummieren.

Abbildung I.8.9: Strompreise für stromintensive Unternehmen im internationalen Vergleich in ct/kWh

Alle Berechnungen für das Jahr 2013, Vergleichswert für Texas aus 2012. Im Falle von Großbritannien wurde für das betrachtete Unternehmen eine vollständige Befreiung von Steuern und Abgaben angenommen.

Quelle: Ecofys, ISI 2014

Transport und Verteilung Steuern und Abgaben Förderung erneuerbarer Energien Energiebeschaffung

I.8.2.1 Energieausgaben der Haushalte

Energieausgaben von Musterhaushalten sind ein mögli-cher Indikator für die Bezahlbarkeit von Energie. Energie-ausgaben (bezogen auf das verfügbare Einkommen) können ein Indikator für die Bezahlbarkeit von Energie sein. Zur Darstellung und Untersuchung der Entwicklung von Ener-gieausgaben privater Haushalte werden unterschiedliche Konzepte diskutiert, die verschiedene Aspekte beleuchten.

Energieausgaben werden an dieser Stelle mittels definierter Musterhaushalte dargestellt.

Die Annahmen zur Abbildung der Musterhaushalte sind transparent. Die zugrunde liegenden durchschnittlichen jährlichen Energiepreise und Einkommen werden auf Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes berechnet. Die Energieverbräuche werden auf Basis von Angaben des Statistischen Bundesamtes, einer Erhebungs-studie von RWI/forsa (2013), einer Stromverbrauchserhe-bung der Energie Agentur NRW sowie des Kompendiums

„Verkehr in Zahlen“ (DIW 2013) festgelegt. Dabei werden über den Zeitverlauf mengenmäßig konstante Verbräuche unterstellt. Für die hier entworfenen Musterhaushalte wird die Annahme getroffen, dass sie für die Erzeugung von Raumwärme und Warmwasser den Energieträger Gas und als Pkw-Kraftstoff Superbenzin verwenden.

Einkommensschwache Haushalte werden mitbetrachtet.

In Anlehnung an die Armutsgefährdungsdefinition der Europäischen Union bzw. des Statistischen Bundesamtes (60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevöl-kerung) werden vereinfachend 60 Prozent der hier verwen-deten Haushaltsnettoeinkommen zugrunde gelegt. Zum Energieverbrauch einkommensschwacher Haushalte liegen bisher nur wenig belastbare statistische Daten vor. Daher werden für diese Haushaltsgruppe die gleichen Verbräuche wie bei den übrigen Musterhaushalten unterstellt. Bei defi-nitionsgemäß identischen Energiepreisen unterscheiden sich die beiden Musterhaushaltstypen somit nicht in ihren

absoluten Energieausgaben, sondern nur in ihren Anteilen am jeweiligen Haushaltsnettoeinkommen.

Die Energiegesamtausgaben eines Ein-Personen-Muster-haushalts sind 2013 leicht angestiegen. Die jährlichen Energiegesamtausgaben umfassen Ausgaben für Strom, Gas und Superbenzin. Sie betrugen im Jahr 2013 rund 2.641 Euro. Damit erhöhten sie sich gegenüber 2012 um rund 10 Euro (0,4 Prozent, siehe Abbildung I.8.10 und Tabelle I.8.4).

Die Energiegesamtausgaben eines Muster-haushalts sind 2013 angestiegen. Für den Vier-Personen-Musterhaushalt ist ein Paar mit 2 Kindern unter 18 Jahren unterstellt. Die Energiegesamtausgaben lagen 2013 bei rund 4.070 Euro. Damit erhöhten sie sich gegenüber 2012 um rund 86 Euro (2,2 Prozent, siehe Abbildung I.8.11 und Tabelle I.8.4).

Die durchschnittlichen Einkommensanteile der Energie-ausgaben sind 2013 konstant geblieben oder sogar gesun-ken. Bezogen auf die im Durchschnitt weiter steigenden Haushaltsnettoeinkommen sank der Anteil der Energieaus-gaben für einen Ein-Personen-Haushalt gegenüber dem Vorjahr 2012 leicht. Der Ausgabenanteil für einen Vier-Per-sonen-Musterhaushalt blieb konstant (siehe Tabelle I.8.4).

Die Pkw-Nutzung hat einen großen Einfluss auf den Ein-kommensanteil der Energiegesamtausgaben. Dies zeigen die Zahlen für beide Haushaltsgruppen. Der Anteil der Stromkosten fällt trotz des zuletzt gestiegenen Anteils im Vergleich deutlich geringer aus. Noch geringer ist bei den hier getroffenen Annahmen der Anteil der Gaskosten (ein-schließlich Wärmenutzung).

Für das Jahr 2014 ist bei beiden Haushaltstypen eine leicht verringerte Kostenbelastung absehbar. Bei nur geringfügig steigenden Strom- und stagnierenden Gaskosten und para l-lel steigenden Einkommen wirkt sich vor allem der Rück-gang der Superbenzinkosten dämpfend auf die Gesamtkos-tenbelastung aus.

Tabelle I.8.4: Einkommen und Energieausgaben von Ein- und Vier-Personen-Musterhaushalten 2013

Haushaltsnetto-einkommen pro Jahr Gesamt kosten (Strom,Gas,

Kraftstoffe) pro Jahr Anteil der

Gesamtaus-gaben am Einkommen davon

Strom davon

Gas davon

Superbenzin

Haushaltstyp 2013 (in Klammern: 2012)

1-Person 22.879 € 2.641 € 11,6% 2,3% 2,3% 7,0%

(22.452 €) (2.631 €) (11,7%) (2,1%) (2,3%) (7,4%)

1-Person

(60 % des Einkommens) 13.714 €

identisch 19,3% 3,8% 3,8% 11,7%

(13.471 €) (19,5%) (3,4%) (3,8%) (12,3%)

4-Personen 55.804 € 4.070 € 7,3% 2,3% 1,5% 3,4%

(54.817 €) (3.984 €) (7,3%) (2,1%) (1,5%) (3,6%)

4-Personen

(60 % des Einkommens) 33.482 €

identisch 12,2% 3,9% 2,6% 5,7%

(32.890 €) (12,1%) (3,5%) (2,6%) (6,0%)

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

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Neben den dargestellten Durchschnittsbelastungen bzw.

Ausgaben der Musterhaushalte kann die Gesamtkostenbe-lastung für bestimmte Haushalte höher liegen, insbeson-dere wenn die Entwicklung des individuellen Einkommens nicht mit den Preis- bzw. Kostenerhöhungen einhergeht.

I.8.2.2 Energiekosten der Industrie

Die Energiekosten der Industrie in Deutschland sind 2013 insgesamt zurückgegangen. Die aggregierten Kosten betrugen rund 37,3 Milliarden Euro. Das ist ein Rückgang 0

Abbildung I.8.10: Jährliche Energieausgaben eines Ein-Personen-Musterhaushalts

Ausgaben pro Jahr in Euro Anteil am Nettoeinkommen in Prozent

Erdgas (7.350 kWh/Jahr)

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Betrachtet wird eine Mietwohnung (55 m²) in einem Mehrfamilienhaus mit Gasheizung.

Strom (1.800 kWh/Jahr) ohne elektr. Warmwasser Superbenzin (1.000 Liter bei 13.000 km/Jahr mit 7,8 l/100 km)

einkommensschwacher Haushalt * Schätzung

durchschnittlicher Haushalt 

Abbildung I.8.11: Jährliche Energieausgaben eines Vier-Personen-Musterhaushalts

2

Ausgaben pro Jahr in Euro Anteil am Nettoeinkommen in Prozent

Erdgas (12.000 kWh/Jahr)

Betrachtet wird eine Mietwohnung (90 m²) in einem Mehrfamilienhaus mit Gasheizung.

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Strom (4.500 kWh/Jahr) ohne elektr. Warmwasser Superbenzin (1.200 Liter bei 15.000 km/Jahr mit 7,8 Liter/100 km)

einkommensschwacher Haushalt *Schätzung

durchschnittlicher Haushalt 

um rund 0,7 Milliarden Euro (1,9 Prozent) gegenüber dem Vorjahr 2012. Der Anteil von Stromkosten an den Gesamt-kosten liegt seit einigen Jahren bei knapp zwei Dritteln, nachdem er im Jahr 2000 bei etwas mehr als der Hälfte lag (siehe Abbildung I.8.12).

Relative Energiekosten

Der durchschnittliche Anteil der Energiekosten am Brut-toproduktionswert bleibt stabil. Die Energiekosten lassen sich ins Verhältnis zum Bruttoproduktionswert als unter-nehmerische Ertragsgröße (Gesamtleistung) setzen. Nach Zahlen für das Jahr 2012 (Statistisches Bundesamt 2014) hat-ten die Energiekoshat-ten im Verarbeihat-tenden Gewerbe einen durchschnittlichen Anteil von 2,1 Prozent. Das entspricht dem Niveau der Vorjahre (BMWi 2014d).

In den einzelnen Wirtschaftszweigen bleibt die unter-schiedliche Bedeutung der Energiekosten erhalten. Für den Wirtschaftszweig Bergbau und Gewinnung von Steine und Erden lag der Energiekostenanteil bei 6,4 Prozent (siehe Tabelle I.8.5). Innerhalb dieser beiden Industrie-Wirtschafts-zweige fallen die Anteile je nach betrachtetem Bereich (Kategorie) unterschiedlich aus. Wertschöpfungsstarke Bereiche mit einem hohen Beschäftigungsbestand weisen einen teilweise geringen Anteil auf, wie die Herstellung von Kraftwagen (0,8 Prozent), der Maschinenbau (1,0 Prozent) oder die Herstellung von Metallerzeugnissen (2,2 Prozent).

Überdurchschnittliche Kostenanteile sind u. a. beim Ernäh-rungsgewerbe (2,4 Prozent), in der Chemischen Industrie (4,6 Prozent) oder dem Papiergewerbe (6,8 Prozent) vorzu-finden. Höhere Anteile wurden für Bereiche wie der

Her-stellung von Zement (rund 17 Prozent) oder der Herstel-lung von Industriegasen (rund 28 Prozent) ermittelt.

Der Energiekostenanteil an der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe lag zuletzt bei 7,9 Prozent. Dies geht aus Zahlen für das Jahr 2012 hervor (Statistisches Bun-desamt, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie).

Energiekosten als Anteil an der Bruttowertschöpfung sind ein Indikator für die Abbildung der Energiekostenbelas-tung. Gegenüber dem Bruttoproduktionswert sind Bestands-änderungen und Kosten von auswärtigen Bearbeitungen nicht in der Bruttowertschöpfung enthalten.

I.8.2.3 Energiekosten aus gesamtwirtschaftlicher Sicht Die Gesamtausgaben für den Primärenergieverbrauch in Deutschland sind gesunken. Sie lagen im Jahr 2013 bei rund 127 Milliarden Euro und waren damit um 2,6 Milliarden Euro (2 Prozent) niedriger als im Jahr 2012 (siehe Abbildung I.8.13).

Das Verhältnis von Energieausgaben zum BIP erhöhte sich 2013 auf 5,2 Prozent. Dabei wird eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,1 Prozent (real 0,1 Pro-zent) zugrunde gelegt. Im Vorjahr 2012 lag das Verhältnis noch bei 4,9 Prozent.

Die Ausgaben für den gesamten Endenergieverbrauch sind 2013 gestiegen. Sie betrugen im Jahr 2013 rund 236 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg von 3,3 Pro-zent gegenüber dem Vorjahr 2012 (mit 228 Milliarden Euro). Das Verhältnis von (End-)Energieausgaben zum BIP stieg auf 8,4 Prozent nach 8,3 Prozent im Vorjahr 2012.

Abbildung I.8.12: Energiekosten in der Industrie in Mrd. Euro

Gase

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie auf Basis von Daten der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen und des Statistischen Bundesamts Strom Kohleprodukte/Feste Brennstoffe Heizöl/Mineralölprodukte

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Die relativen Gesamtausgaben für Strom lagen zuletzt auf einem ähnlichen Niveau wie in den frühen 1990er Jahren.

Die absoluten Gesamtausgaben der Letztstromverbraucher bilden die gesamtwirtschaftliche Kostenentwicklung bei Strom von der Verwendungsseite ab unter Berücksichtigung

der staatlich induzierten und regulierten Ausgabenelemente sowie der marktgetriebenen Ausgabenelemente (siehe Stel-lungnahme der Experten-Kommission, 2012, 2014). Im Jahr 2012 betrugen sie 65 Milliarden Euro. Im Verhältnis zum nominalen BIP lag ihr Anteil 2012 damit bei 2,5 Prozent.

Tabelle I.8.5: Energiekostenbelastung ausgewählter Wirtschaftszweige

Wirtschaftszweig Anteil am Bruttoproduk tionswert

2012 (in Prozent) Anteil an Bruttowertschöpfung 2012 (in Prozent)

Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 6,4 17,0

Kohlenbergbau 6,3 23,2

Gewinnung von Erdöl und Erdgas 2 4,0

Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau 9,9 28,8

Gewinnung von Natursteinen, Kalk- und Gipsstein, Kreide usw. 12,8 17,3

Verarbeitendes Gewerbe 2,1 7,9

Ernährungsgewerbe 2,4 14,1

Textilgewerbe 3,9 13,1

Holzgewerbe (ohne Herstellung von Möbeln) 3,4 15,9

Papiergewerbe 6,8 28,3

Chemische Industrie 4,6 21,3

Herstellung von Industriegasen 28,1

Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden 7,3 24,4

Herstellung von Flachglas 17,0 68,4

Herstellung von Hohlglas 15,6 41,1

Herstellung von Ziegeln und sonstiger Baukeramik 14,2 38,6

Herstellung von Kalk und gebranntem Gips 23,9 71,1

Metallerzeugung und -bearbeitung 5,4 31,4

Herstellung von Metallerzeugnissen 2,2 6,3

Quelle: Statistisches Bundesamt 2014

Abbildung I.8.13: Ausgaben für den Primärenergieverbrauch in Mrd. Euro

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie auf Basis von Daten der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen

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