4 Technisch‐ökonomische Bilanzierung des zyklischen Speicherbetriebs
4.2 Energetische Entzugsleistung des Speichers bei unterschiedlichen Förderraten und
4.2.2 Energetische Bilanzierung & Speichereffizienz
Für die energetische Bilanzierung wurden die eingespeicherten und produzierten Energien für jeden Speicher‐Heiz‐Zyklus berechnet. Da die Leistung des Speichers aufgrund variabler Temperaturspreizungen nicht konstant ist, ergeben sich die gespeicherten und produzierten Energien aus dem Intergral der Leistung über je 175 Tage. In Abb. 17 sind die eingespeicherten und produzierten Energien über 10 Einzeljahre (Speicher‐Heiz‐Zyklen) für verschiedene Fließraten und Wärmeauskopplungen dargestellt.
Generell lässt sich feststellen, dass die eingespeicherte und produzierte Energie bei größeren Fließraten und Wärmeauskopplungen ansteigt. Abgesehen von der ersten Speicherphase ist die jährlich eingespeicherte Energiemenge, unabhängig von der gewählten Temperaturspreizung und Fließrate, relativ konstant über 10 Jahre. Die jährlich eingespeicherte Energie schwankt bei einer Temperaturspreizung von
30 K zwischen ca. 2,9 (5 l/s) und 22,5 GWh (40 l/s),
38,4 K zwischen ca. 3,3 (5 l/s) und 26,7 GWh (40 l/s),
50 K zwischen ca. 4,0 (5 l/s) und 32,0 GWh (40 l/s).
Bei einer Wärmeauskopplung von 30 K ist der Abfall bei der eingespeicherten Energie zwischen dem ersten und zweiten Jahr durch die kleinere installierte Leistung des Speichers im zweiten Jahr zu erklären; bei einer Wärmeauskopplung von 50 K durch eine größere. Bei einer Temperaturspreizung von 30 K nimmt die speicherbare Energiemenge über 10 Jahre geringfügig ab; bei einer Temperaturspreizung von 50 K nimmt sie geringfügig zu.
Die während der Heizphasen produzierten Energien sind über 10 Jahre hinweg etwas dynamischer. Durch die langsame Aufheizung der heißen Seite des Speichers steigt die produzierte Energie von Jahr zu Jahr.
Bei einer Wärmeauskopplung von 30 K steigt der energetische Output über 10 Jahre im Mittel um ca. 50%;
bei 38,4K um ca. 30%; bei 50 K um ca. 20%. Die jährlich produzierte Energie schwankt bei einer Temperaturspreizung von
30 K zwischen ca. 1,5 (5 l/s) und 13,0 GWh (40 l/s),
38,4 K zwischen ca. 2,2 (5 l/s) und 18,8 GWh (40 l/s),
50 K zwischen ca. 3,1 (5 l/s) und 26,3 GWh (40 l/s).
Eine Erhöhung der Fließrate um das 8fache (5 ‐ 40 l/s) führt demnach relativ linear zu einer 8fachen Erhöhung der produzierten Energie. Eine Erhöhung der Temperaturspreizung von 30 auf 38,4 K führt zu einer mittleren Erhöhung der produzierten Energie von ca. 45%; bei einer Erhöhung von 30 auf 50 K von ca. 100%.
Rechnet man die jährlich produzierte Wärmemenge in eine äquivalente Menge Heizöl um (Heizwert 10 kWh/l), ergeben sich mögliche Einsparungen zwischen ca. 100.000 (dT = 30 K, 5 l/s, Jahr 1) und 2,7 Mio.
Litern pro Jahr (dT = 50 K, 40 l/s, Jahr 10). Diese Mengen müsste aufgebracht werden, wenn die Wärme ohne Aquiferspeicher ausschließlich durch den Einsatz von Heizöl erzeugt werden müssten. Bei einem angenommenen jährlichen Wärmebedarf von 25.000 kWht eines Haushalts, könnte man mit der produzierten Wärme im Mittel zwischen ca. 50 (dT = 30 K, 5 l/s, Jahr 1) und 1000 (dT = 50 K, 40 l/s, Jahr 10) Haushalte versorgen. Hier ist allerding zu beachten, dass aufgrund des Leistungsabfalls (s. Kapitel 4.2.1) die Wärme während der Heizphase nicht kontinuierlich produziert wird, sondern langsam abnimmt. Die Angaben über die Haushalte in Abb. 17 sind demnach als Mittelwerte pro Heizphase zu verstehen.
∆T = 30 K ∆T = 38.4 K ∆T = 50 K
Energie Speicherphase
Energie Heizphase
Energie Pumpenbetrieb
36 Abb. 17 Vergleich der im Reservoir eingespeicherten (oben), produzierten Energien (Mitte) und Pumpenergien (unten) über 10 Jahre mit jeweils 175d langen Speicher‐ und Heizphasen pro Jahr. Berücksichtigt wurden Förderraten von 5 (lila), 10 (rot), 20 (orange), 30 (grün) und 40 l/s (blau) bei drei verschiedenen Betriebsarten des Speichers;
jeweils mit konstanten Injektionstemperaturen von 80°C während der Speicherphase aber mit variierenden Injektionstemperaturen in der Heizphase von 50 (links), 41.6 (Mitte) und 30°C (rechts).
Um die notwendigen Pumpenenergien, und damit die Pumpkosten, zu quantifizieren, müssen zuerst die zeitabhängigen Pumpenleistungen während des Speicherbetriebes berechnet werden. Die Leistung der Pumpen richtet sich nach der erzeugten Absenkung bzw. Erhöhung des Reservoirdruckes, ∆p, während der Injektion und Förderung des Thermalwassers. Sie errechnet sich nach
𝑷𝑷𝒖𝒎𝒑𝒆,𝒆𝒍 𝑻𝑫𝑷 ∙ 𝑸
𝜼𝑷𝒖𝒎𝒑𝒆 Gl. 2
mit dem tatsächlichen Pumpendruck TDP, der Fließrate Q und dem Wirkungsgrad der Pumpe 𝜂 . Der tatsächliche Pumpendruck kann berechnet werden über
Injektion: 𝑇𝐷𝑃 Δ𝑝 𝑝
Produktion: 𝑇𝐷𝑃 𝑝 ℎ ∙ 𝑔𝜌 ℎ ℎ ∙ 𝑔𝜌 ∆𝑝
mit dem Systemdruck im Kraftwerk 𝑝 , der Abhängtiefe der Pumpe ℎ , der Fluiddichte 𝜌 und der Tiefe des freien Wasserspeigels ℎ . Die Pumpenleistung wird im Folgenden für einen hydrostatischen Reservoirdruck, eine Abhängtiefe der Pumpe von 100 m, dynamischen Fluiddichten, einem Systemdruck von 5 bar und einem Wirkungsgrad der Pumpen von 0,72 berechnet. Der Wirkungsgrad der Pumpen wird in erster Näherung als konstant, also unabhängig von der Fließrate, angenommen. Für die Injektion des Wassers wird nur dann eine Pumpe aktiviert, wenn die erzeugte Druckerhöhung im Reservoir den obertägigen Systemdruck übersteigt.
Die benötigte Pumpenleistung ist analog zum Zeit‐Druck‐Verhalten des Reservoirs nicht konstant (s.
Kapitel 4.1.1). Die maximalen Pumpenleistungen auf der heißen Seite (BS‐Nord) werden ausschließlich von der gewählten Fließrate bestimmt. Sie schwanken zwischen ca. 18 (5 l/s) und 213 kW (40 l/s) während der Produktion und 0 (5 l/s, 10 l/s) und 53 kW (40 l/s) während der Injektion. Die maximalen Pumpenleistungen auf der kalten Seite (BS‐Süd) werden zusätzlich durch die Thermalwassertemperatur bzw. Fluiddichte bestimmt. Die Pumpenleistung während der Produktion schwanken bei einer Temperaturspreizung von 50 K zwischen ca. 19 (5 l/s) und 248 kW (40 l/s). Bei einer Temperaturspreizung von 30 K sind die maximalen Pumpenleistungen um ca. 3‐7% kleiner. Die Pumpenleistung während der Injektion schwanken bei einer Temperaturspreizung von 50 K zwischen ca. 0 (5 l/s, 10 l/s) und 85 kW (40 l/s). Bei einer Temperaturspreizung von 30 K sind die maximalen Pumpenleistungen um ca. 30‐40% kleiner.
Die jährlich aufzuwendende Pumpenenergie setzt sich zusammen aus den benötigten Pumpenergien beider Bohrungen. Sie errechnet sich jeweils aus dem Intergral der Pumpenleistung über 175 Tage. In Abb.
17 sind die für die verschiedenen Betriebsarten des Aquiferspeichers berechneten Pumpenenergien dargestellt. Generell lässt sich feststellen, dass die jährlich eingesetzte Pumpenenergie hauptsächlich von der gewählten Fließrate bestimmt wird. Für eine gegebene Fließrate ist sie über 10 Jahre relativ konstant.
Sie schwankt zwischen ca. 0,2 (5 l/s) und 2,3 GWhe (40 l/s) pro Jahr. Die Erhöhung der Wärmeauskopplung von 30 auf 50 K führt zu einer minimalen Erhöhung der jährlich benötigten Pumpenenergie im Mittel um
<5%. Bei einem angenommenen Strompreis von 0,20 €/kWhe entsprächen die benötigten Pumpenergien
jährlichen Kosten zwischen ca. 30.500 (30 K, 5 l/s) und 465.000 € (50 K, 40 l/s). Der angesetzte Preis von 0,20 €/kWhe entspricht dabei nicht dem Endverbraucherpreis für Strom, welcher ca. 50% höher ist, sondern einem Industriekundentarif (Klotz et al., 2014). Die Strompreise für Großkunden schwanken in Abhängigkeit der Abnahmemenge zw. 0,18 € (1 ‐ 10 GWhe) und 0,20 € (0,2 ‐ 1 GWhe).
Die Effizienz des Speichers kann durch den Rückgewinnungskoeffizienten (recovery factor) ausgedrückt werden. Er berechnet sich als Quotient von produzierter zu eingespeicherter Energie. Die Effizienzen sind in Abb. 18 für verschiedene Fließraten und Wärmeauskopplungen dargestellt. Aus Abb. 18 wird ersichtlich, dass die Effizienz des Speichers vorwiegend durch die gewählte Temperaturspreizung bestimmt wird. Der Einfluss der Fließrate verändert die Speichereffizienz nur um wenige Prozentpunkte.
Bei einer Wärmeauskopplung von 30 K wurden Speichereffizienzen von 30‐36% im ersten Jahr und 56‐64% im zehnten Jahr berechnet. Die Zunahme der Effizienz über 10 Zyklen ergibt sich aus der langsamen Aufheizung des Speichers auf der heißen Seite. Die damit verbundenen Abnahmen der Leistungsabfälle während der Heizphasen (s. Kapitel 4.2.1) führen zu einem stetigen Anstieg der produzierten Wärmeenergie.
Bei einer Wärmeauskopplung von 38,4 K wurden Speichereffizienzen von 52‐58% im ersten Jahr und 69‐74% im zehnten Jahr berechnet. Die Effizienz ist hier deutlich höher als im 30 K Szenario, da hier während die berechneten Leistungsabfälle während der Heizphasen deutlich geringer sind (s. Kapitel 4.2.1).
Bei einer Wärmeauskopplung von 50 K wurden Speichereffizienzen zwischen 75 und 86%
berechnet. Der Abfall der Effizienz im zweiten Zyklus ergibt sich durch den Unterschied in der Vorlauftemperatur während der Speicherphase. Sie liegt im ersten Jahr konstant bei 41,6°C. Im zweiten Jahr liegt sie anfänglich bei 30°C, der Injektionstemperatur während der ersten Heizphase.
Dadurch kann mehr Energie im zweiten Zyklus eingespeichert werden, wodurch die Effizienz geringfügig abnimmt.
Die modellierten Rückgewinnungskoeffizienten sind vergleichbar mit den berechneten Effizienzen anderer Studien (e.g. Schout et al., 2014; Sommer et al., 2014; Tordrup et al., 2016) und liegen in der Größenordnung der in den Aquiferspeichern von Berlin (77%), Rostock (55‐70%) und Neubrandenburg (72%) gemessenen (Sanner et al., 2005; Schmidt & Müller‐Steinhagen, 2005). Generell lässt sich feststellen,
dass vorhandene Überschusswärme mit einem Verlust von ca. 20‐40% in einen tiefen Aquifer, bei optimalen Bedingungen, zwischengespeichert werden kann. Dies bedeutet, dass 60‐80%
der Wärme in Zeiten großer Nachfrage bereitgestellt werden kann und dass sie zu 100%
generiert werden müsste, wenn sie nicht zwischengespeichert wird.
dass für den Betrieb eines Aquiferspeichers die Temperaturspreizung möglichst groß sein sollte. Obwohl die Injektionstemperaturen in ein Reservoir oft durch hydrogeologische, chemisch‐physikalische oder technischen Randbedingungen begrenzt ist, sollte die Wärmeauskopplung dennoch maximiert werden, da sie die Effizienz des Speichers und die produzierte Wärmemenge maßgeblich kontrolliert.
dass die produzierte Wärmemenge und damit die Speichereffizienz langfristig steigen. Damit scheint in diesen betrachteten Szenarien die Rentabilität (Gewinn pro eingesetztes Kapital)
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∆T = 30 K ∆T = 41.6 K ∆T = 50 K
Abb. 18 Vergleich der Speichereffizienz über 10 Jahre (10 Speicher‐Heiz‐Zyklen) mit jeweils 175d langen Speicher‐
und Heizphasen pro Jahr. Die Effizienz ergibt sich aus dem Verhältnis von produzierter zu eingespeicherter Energie im Reservoir (recovery factor). Betrachtet wurden Förderraten von 5, 10, 20, 30 und 40 l/s in drei verschiedenen Betriebsarten des Speichers; jeweils mit konstanten Injektionstemperaturen von 80°C während der Speicherphase aber mit variierenden Injektionstemperaturen in der Heizphase von 50 (oben), 41.6 (Mitte) und 30°C (unten).