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Ekel stellt neben Angst, Freude, Ärger, Traurigkeit und Überraschung eine grundlegende Emo-tion (BasisemoEmo-tion) dar, die Menschen empfinden können (Ekman, 1992a).

In Studien wurde herausgefunden, dass es folgende Auslöser für Ekel gibt:

• Körperausscheidungen (Schleim, Kot, Urin, Speichel, Ejakulat)

• Verdorbenes Essen (Schimmel)

• Mangelnde Hygiene (Schmutz)

• Spezifische Tiere (Flöhe, Kakerlaken, Zecken, Läuse, Würmer, Mäuse)

• Tod (Leichen)

• Infektionen (Biran, 2001).

Es gibt Hinweise, dass der Ekel eine spezielle Salienz im Gedächtnis besitzt. Dies soll die Auf-merksamkeit bei einem erneuten Kontakt mit einem Ekelreiz steigern und den Menschen dadurch vor Kontamination schützen (Chapman 2012, Rachman, 2004).

Eine Studie fand heraus, dass ProbandInnen für ekelige Wörter eine bessere Gedächtnisleistung aufwiesen im Vergleich zu negativen und neutralen Wörtern (Duesenberg et al., 2016). Eine andere Studie wiederum fand heraus, dass sich ProbandInnen den typischen Gesichtsausdruck für Ekel besser merkten als einen positiven oder neutralen Gesichtsausdruck (Roman et al., 2015).

Von der Gesellschaft wird suggeriert, dass Kinder im Alter von 0 bis2 Jahren keine Ekelgefühle erleben. Die Annahme besteht deshalb, da sich Babys und Kleinkinder sehr gerne kleine Ge-genstände in den Mund stecken und dabei sogar unangenehme Gerüche ignorieren. Sie halten alles für essbar und lernen erst mit der Zeit von Vorbildern was essbar ist und was nicht (Rozin

& Fallon, 1986).

Ekel ist in erste Linie eine Reaktion auf einen unangenehmen Geschmack. Dieser kann bitter, sauer oder faulig sein. Diese Reaktion ist typisch und ist ein wichtiger Schutzmechanismus für den Menschen, da viele Gifte bitter schmecken. Bei Tieren wird ein ähnliches Verhalten beo-bachtet. Sogar einfache Tiere, wie beispielsweise Seeanemonen, geben Bitteres wieder ab. Aus diesem Basismechanismus entwickelte sich der Ekel, der nun auch ohne Stimulation des Ge-schmackssinns hervorgerufen werden kann (Rozin et al., 2000).

Die Emotion Ekel beschreibt eine große Abneigung, die sich auch somatisch zeigt. Mitunter werden Übelkeit, Schweißausbrüche, Brechreiz, ein niedriger Blutdruck bis hin zum Verlust des Bewusstseins registriert. Viele WissenschaftlerInnen gehen davon aus, dass diese Reaktion angeboren sowie auch sozial erworben ist. Der Geschmackssinn, Geruchssinn und das visuelle System spielen bei der Aufnahme der Ekelreize eine entscheidende Rolle (Aunger et al., 2011).

Der Gesichtsausdruck bei Ekel ist sehr markant: Die Nase wird gerümpft und die Mundwinkel werden herabgezogen (Ekman, 2010). Abbildung 1 (Darwin, 1872) zeigt die typische Mimik.

Abbildung 1: Charakteristischer Gesichtsausdruck der Ekelwahrnehmung.

Ekel ist ein „behaviorales Immunsystem“ (Schaller & Park, 2011). Ekel motiviert solches Ver-halten, dass die Gesundheit schützt bzw. hilft Krankheiten zu vermeiden. Die durch Ekel aus-gelöste Distanzierung dient der Vermeidung von Krankheitserregern und Infektionen und re-duziert den physischen Kontakt mit Pathogenen, um die Ausbreitung von Krankheiten zu ver-hindern. Auch Säuberungsverhalten (z.B. Waschen, Körperpflege) ist ein ekelmotiviertes Ver-halten. Besonders interessant ist, dass Menschen nicht nur Ekel vor tatsächlich infektionsaus-lösenden Situationen, wie z.B. vor Hundekot haben, sondern auch vor harmloser Schokolade in Kotform (Schaller & Park, 2011).

Die Reaktion Ekel bezieht sich dabei nicht nur auf Gegenstände oder Tiere. Menschen können sich auch vor zwischenmenschlichem Kontakt ekeln, da dieser potentiell infektiös sein kann.

Viele Krankheiten werden von Mensch zu Mensch übertragen. Menschen, deren Ekelempfind-lichkeit besonders ausgeprägt ist, können dadurch eventuell menschliche Interaktionen redu-zieren. Diese These wird durch Personen gestützt, die versuchen Keime zu vermeiden. Dieser

Ekel vor Krankheitserregern kann außerdem kurzzeitig erhöht werden, beispielsweise durch massive Darstellung der Medien der Influenza, und kann somit Auswirkungen auf das soziale Umfeld haben (Schaller & Park, 2011).

Der Ekel, der auf Kleintiere wie beispielsweise Spinnen, Insekten und Ratten bezogen ist, lässt sich insofern erklären, dass gerade die genannten Tiere gefährliche Krankheitserreger übertra-gen können und somit eine potentielle Ansteckungsgefahr darstellen (vgl. Knowles et al., 2003) Bei einer Studie wurde außerdem die Korrelation der Ekelneigung mit mehreren psychischen Krankheiten untersucht. Es konnten Zusammenhänge zwischen Ekelneigung und spezifischen Phobien, Zwangsstörungen (Waschzwänge), Borderline-Persönlichkeitsstörung sowie zur Schizophrenie beobachtet werden (Knowles et al; Schienle et al., 2003).

Interessanterweise tritt Ekel nicht nur bei Störungen auf, die krankheitsvermeidend agieren, sondern auch bei der Höhenphobie und bei der posttraumatischen Belastungsstörung (Knowles et al., 2003).

Ekel soll uns nicht nur vor körperlicher Kontamination wie beispielsweise vor Blut, Kot, Urin, aversivem Geruch oder Geschmack schützen, sondern auch vor psychischen Gefahren, wie bei-spielsweise sexuellen Abnormalitäten oder unmoralischen Geschäften. Die Emotion des ‚mo-ralischen Ekels‘ soll uns vor schlechten Menschen schützen. Unfaires Verhalten kann dieselben Areale im Gehirn aktivieren, die für den Basisekel zuständig sind. Dies zeigte ein Experiment in welchem die ProbandInnen eine Geldsumme geschenkt bekamen und diese Summe auf eine weitere Person und sich selbst aufteilen sollten. War der Betrag des/der anderen Proban-den//Probandin zu gering, so löste dies Aktivierung in ekelrelevanten Hirnarealen aus (Hübler, 2014).

Viele VegetarierInnen ekeln sich vor Tierfleisch. Die Annahme, dass vegetarisch lebende Per-sonen besonders ekelempfindlich sind, konnte bislang jedoch nicht belegt werden. Vielmehr gibt es die Annahme, dass VegetarierInnen den neutralen Gegenstand (Fleisch) mit moralischen Bedenken koppeln und somit das Tierfleisch als Körperteil eines Lebewesens wahrnehmen.

Menschen die Fleisch essen, ekelten sich nicht nur nicht vor dem Verzehr des Tieres, sondern empfanden auch eine geringere Empathie gegenüber den Tieren (Boucabeille, 2015).

Ekel vor Leichen stellt eine weitere Ekelquelle dar. Der charakteristische Geruch von Ver-wesung spielt dabei eine zentrale Rolle. Eine Theorie besagt, dass der Ekel die Abneigung und die Angst vor dem Sterben repräsentiert (Rozin et al., 2000).

Dass ekelrelevante Bilder bei Erwachsenen einen Gedächtnisvorteil bringen, zeigten verschie-dene Studien, beispielsweise bei Chapman et al. (2012; 2018). Diese Daten können nicht für Kinder extrapoliert werden, da Kinder keine kleinen Erwachsenen sind und sich auch nicht im

selben kognitiven sowie emotionalen Entwicklungsstadium befinden. Kinder vor der Pubertät können Bilder besser wiedererkennen als Erwachsene. Das liegt möglicherweise daran, dass sie ein Bild aufgrund des noch geringeren Wissenstandes genauer betrachten (Fisher & Sloutsky.

2004).