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Calcium-Ionophor (CultActive) und ihre Anwendung

5.2 Methoden

5.2.6 Calcium-Ionophor (CultActive) und ihre Anwendung

Calcium spielt bei der Aktivierung der Eizelle und den darauffolgenden Zellteilungen eine wichtige Rolle. Bei auffällig niedrigen Befruchtungsraten und Auffälligkeiten bei der embryonalen Entwicklung, kann die Ursache in einem Mangel an Calcium lie-gen. Dadurch kann entweder die Samenzelle die Eizelle nicht aktivieren (keine Be-fruchtung) oder nachfolgende Zellteilungen können aufgrund von Calciummangel nicht adäquat stattfinden (verzögerte oder keine Weiterentwicklung der Embryo-nen). Solche Calciummangelzustände können unmittelbar nach der Befruchtung, durch das künstliche Anreichern von Calcium in der Eizelle, vermieden werden.

Dabei sieht das Verfahren wie folgt aus: Die ICSI wird wie in Kapitel 5.2.5 beschrie-ben durchgeführt. Anschließend werden die injizierten Eizellen für 15 Minuten in 30 μl Tropfen des Calcium-Ionophors (GM508 CultActive von Gynemed) überführt.

Hierfür wird im Vorfeld eine CultActive-Schale vorbereitet und das Medium für min-destens vier Stunden in 5% - 7% CO2 bei 37°C äquibiliert. Anschließend werden die so behandelten Eizellen in zwei Waschschritten gewaschen und in einem mit Kul-turmedium vorbereitete Schale überführt, worin sie weiter kultiviert werden. In Ab-bildung 13 wird eine CultActive-Schale, welche mit CultActive- und Waschtropfen bestückt ist, dargestellt.

Material und Methoden

46 Abbildung 13: CultActive-Schale

Quelle: Gynemed: GM508 CultActive, https://gynemed.de/produkte/gm508-cultactive/, 4. Juli 2020.

In dieser Studie wird bei Vorliegen einer der folgenden Indikationen das CultActive, im Rahmen der ICSI-Therapie, eingesetzt:

 Totales Befruchtungsversagen (im Vorzyklus),

 Verminderte Befruchtungsrate (≤ 30,0 % im Vorzyklus),

 Entwicklungsprobleme (2PN- oder Embryoarrest im Vorzyklus),

 Schwere männliche Infertilitätsfaktoren wie Kryptozoospermie, Azoospermie oder TESE-Spermien (überwiegend immotile Spermien).

Eine Kryptozoospermie liegt gemäß WHO-Kriterien vor, wenn im Ejakulat weniger als eine Million Spermien pro ml ausgezählt werden. In dieser Studie wird bei einer Kryptozoospermie nur dann CultActive eingesetzt, wenn die Spermienkonzentration bei unter 500000 pro ml liegt.

Eine Azoospermie liegt gemäß WHO-Kriterien vor, wenn im Ejakulat bei der Nativ-auszählung keine Spermien vorzufinden sind. In dieser Studie wird bei einer Azoospermie nur dann CultActive eingesetzt, wenn nach der Spermienaufbereitung vereinzelte Spermien auffindbar sind oder Spermien keine Motilität aufweisen.

TESE-Spermien wurden bereits in Kapitel 5.2.3.2 ausführlich erläutert. In dieser Studie wird bei TESE-Patienten CultActive eingesetzt, sofern die Spermien keine beziehungsweise nur eine geringe Motilität aufweisen.

Material und Methoden

47 5.2.7 Das Vitrifizieren und Erwärmen von Eizellen

Wie bereits in Kapitel 3.6 beschrieben, werden die Eizellen 16 bis 20 Stunden nach der ICSI auf ihre Befruchtung kontrolliert. In dieser Studie erfolgt dies nach dem im Consensus Workshop von Istanbul (2011) empfohlenen Scoring-System (siehe Ta-belle 2). Demnach werden nur regelrecht befruchtete Eizellen weiter kultiviert und die restlichen verworfen.

Falls überzählige befruchtete Eizellen entstehen oder aus einem medizinischen Grund ein „Freeze all“ erfolgen muss, wird dies anhand der Vitrifikation (ultraschnel-les Einfrieren) durchgeführt. Dieses Verfahren verspricht eine Überlebensrate von über 90,0 % der Vorkernzellen.44 Hierbei wird wie folgt vorgegangen: Auf einem Zettel werden die Tropfen markiert, aus welchen die regelrecht befruchteten Eizel-len vitrifiziert werden solEizel-len. Anschließend werden die für das Vitrifizieren benötig-ten Volumina der Medien Equilibration Solution (ES) und Vitrification Solution (VS) aus dem Vit Kit-Freeze entnommen und in Eppendorf-Reaktionsgefäße pipettiert.

Darin sollen sie die Zimmertemperatur annehmen. Im nächsten Schritt werden Eti-ketten mit Informationen zur Patientenidentifikation und über das Datum sowie die Anzahl der vitrifizierten 2PN-Zellen erstellt und auf Cryolocks geklebt. Stickstoff wird in eine kleine Stickstoffbox gefüllt, damit die vitrifizierten 2PN-Zellen ohne Luftkon-takt in die Kryocontainer überführt werden können. Sobald die beschriebenen Vor-bereitungen abgeschlossen sind, wird der Vitrifikationsvorgang gestartet.

Die zu vitrifizierenden 2PN-Stadien (maximal zwei pro Cryolock und mit minimalem Medienübertrag) mittels einem Stripper-Tip aus der Kulturschale entnommen und in 50 μl ES-Tropfen, welcher zuvor in eine Petrischale pipettiert wurde, überführt. Die Zellen schrumpfen zunächst, bevor sie sich während der Inkubationszeit von sechs bis zehn Minuten wieder ausdehnen. Mit Ausdehnung der 2PN-Stadien ist die Äqui-librierung abgeschlossen. Die im Anschluss stattfindende Vitrifikation darf höchs-tens 110 Sekunden dauern. Hierbei werden die Zellen in 50 μl VS überführt, welcher ebenfalls im Vorfeld auf die Petrischale pipettiert wurde. Dort werden die Zellen (mindestens 30 Sekunden) gerührt, damit sie vollständig mit der VS in Berührung kommen. Anschließend werden sie schnellstmöglich, mit möglichst wenig VS, auf

44Vgl. Diedrich, K. u.a. (2019): Reproduktionsmedizin, 2. Auflage, Berlin Heidelberg, S. 241.

Material und Methoden

48 dem Cryolock platziert. Der beladene Cryolock wird in eine Stickstoffbox einge-taucht und sofort gerührt. Das Rühren verhindert ein zu langsames Einfrieren und die daraus resultierende Kristallisation. Ab diesem Zeitpunkt darf die Kühlkette, bis zum Erwärmen, nicht mehr unterbrochen werden. Unter Stickstoff wird der Cryolock mit den Zellen in Schutzröhrchen gepackt und in ein Goblet überführt. Das Goblet wird in einem Halter für Kryo-Goblets gespannt und unverzüglich unter Stickstoff in vorher ausgewählte Köcher des Kryocontainers transferiert. Darin wird es schließ-lich bis zum Kryozyklus aufbewahrt.

Ist der Zeitpunkt des Kryozyklus gekommen, beginnt das Erwärmungsverfahren.

Dazu werden die Medien Thawing Solution (TS), Diluent Solution (DS) und Wash Solution (WS) vom Vit Kit-Thaw verwendet. Die benötigten Volumina der Medien DS und WS werden in Eppendorf-Reaktionsgefäße aliquotiert und zur Annahme der Raumtemperatur gelassen. Die benötigten Volumina von TS hingegen, werden ebenfalls in Eppendorf-Reaktionsgefäße pipettiert und in einen Inkubator gestellt, wo sie bei 37°C ohne CO2 erwärmt werden. Nach circa 30 Minuten haben die Me-dien die gewünschten Temperaturen angenommen, womit das Erwärmen der Zel-len beginnen kann. Zunächst wird das TS in eine der Vertiefungen einer 4-Well-Platte und 50 μl DS auf eine Petrischale pipettiert. Die Stickstoffbox wird mit genü-gend flüssigem Stickstoff gefüllt, worin die Kryo-Goblets mit den Zellen eingetaucht werden. Dabei gilt zu beachten, dass die Überführung der Goblets vom Kryo-container in die Stickstoffbox unverzüglich erfolgt. Als nächstes wird das Schutz-röhrchen des Cryolocks unter flüssigem Stickstoff entnommen und der Cryolock so-fort in vorgewärmtes TS in einer 4-Well-Schale überführt. Die Zellen werden unter dem Mikroskop identifiziert und mit dem Stripper-Tip für eine Minute auf den Boden der Schale gelegt. Anschließend werden sie ins DS überführt und gerührt, damit die Zellen mit dem Medium vollständig in Berührung kommen. Darin verweilen sie für vier Minuten. In dieser Zeit wird 2 x 50 μl WS auf eine Petrischale pipettiert. Darin werden die Zellen im nächsten Schritt jeweils für vier Minuten gewaschen. Nach den Waschvorgängen werden die 2PN-Stadien in eine zuvor vorbereitete und äquilib-rierte Kulturschale überführt. Dort erfolgt die Begutachtung darüber, ob vitale oder nichtvitale 2PN-Zellen vorliegen. Anschließend werden sie zur weiteren Kultivierung bis zum Embryotransfer in dieser Kulturschale aufbewahrt.

Material und Methoden

49 5.2.8 Die Beurteilung und der Transfer von Embryonen

In den folgenden Unterkapiteln wird die Embryoentwicklung und neben anderen das in dieser Studie angewandte Bewertungssystem zur Beurteilung der Embryoqualität näher beschrieben. Des Weiteren wird auf das sogenannte Assisted Hatching und schließlich auf den Embryotransfer eingegangen.

5.2.8.1 Embryoentwicklung und Bewertungssysteme

Der Embryotransfer stellt den letzten Schritt einer IVF-Behandlung dar. In der Regel geschieht dies zwischen Tag 2 und Tag 5 nach der ICSI. In diesem Zeitraum werden Embryonen täglich (morgens) einem Embryo-Scoring unterzogen. Hierzu werden sie unter einem Lichtmikroskop untersucht und beurteilt. Sich zu langsam teilende Embryonen korrelieren mit einer einer schlechteren Schwangerschaftsrate als sich normal teilende Embryonen.45 Im Vergleich haben sich zu schnell teilende Embryo-nen eher eine Chance auf eine Schwangerschaft. Zur Beurteilung von EmbryoEmbryo-nen kommen unterschiedliche Beurteilungssysteme in Frage. In der vorliegenden Studie wird das im Consensus Workshop von Istanbul (2011) empfohlene Embryo-Grading System angewandt (siehe Tabelle 6,7 und 8). Dabei werden die Embryonen je nach Entwicklungsstadium und anhand der Zellzahl sowie -größe beurteilt. In Tabelle 6 wird das Scoring-System für Cleavage-Stage-Embryos verdeutlicht.

Grad Bewertung Beschreibung

1 Gut • < 10 % Fragmentation

• Stadiumsspezifische Zellzahl

• Keine Multinukleation 2 Ausreichend • 10-25 % Fragmentation

• Stadiumsspezifische Zellzahl der meisten Zellen

• Keine Hinweise auf Multinukleation 3 Schlecht • Schwere Fragmentation (> 25 %)

• Zellzahl nicht stadiumsspezifisch

• Hinweise auf Multinukleation

Tabelle 6: Konsensbewertungssystem für Embryonen im Cleavage-Stadium

Quelle: Vgl. The Istanbul consensus workshop on embryo assessment (2011): proceedings of an expert meeting, Human Reproduction, Vol. 0, Issue 0, 1-14, S. 10.

45Vgl. Montag, M (2014): A practical guide to Selecting Gametes and Embryos, Boca Raton London New York, S.117.

Material und Methoden

50 Während eine synchrone Zellteilung zu 2-, 4- und 8-Zellern führt, bringt eine asyn-chrone Teilung 3-, 5-, 6-, 7- und 9-Zellern hervor. Synasyn-chrone und symmetrische Teilungen sollten gleichgroße Blastomere aufweisen und asynchrone Teilungen nach dem Teilungsschema in Abbildung 14 erfolgen.46

Abbildung 14: Teilungsschema von Embryonen

Quelle: Eigene Darstellung

Vom oben abgebildeten Teilungsschema abweichende Größenkombinationen wei-sen eine ungünstige Prognose auf und können mit Multinukleation und Aneuploidie korrelieren. In Tabelle 7 wird das sogenannte Konsensbewertungssystem für Tag-4-Embryonen veranschaulicht.

46 Vgl. Montag, M (2014): A practical guide to Selecting Gametes and Embryos, Boca Raton London New York, S.118.

Material und Methoden

51

Grad Bewertung Beschreibung

1 Gut • In eine vierte Runde der Spaltung eingetreten.

• Nachweis von Verdichtungen, die das gesamte Embryonenvolumen betreffen.

2

Ausrei-chend • In eine vierte Runde der Spaltung eingetreten.

• Die Verdichtung betrifft den größten Teil des Embryonenvolumens.

3 Schlecht • Unverhältnismäßige Kompaktierung, die weniger als die Hälfte des Embryos betrifft, wobei zwei oder drei Zellen als diskrete Blastomere verbleiben.

Tabelle 7: Konsensbewertungssystem für Tag-4-Embryonen

Quelle: Vgl. The Istanbul consensus workshop on embryo assessment (2011): proceedings of an expert meeting, Human Reproduction, Vol. 0, Issue 0, 1-14, S. 10.

Das Konsensbewertungssystem für Blastozysten wird in Tabelle 8 aufgezeigt. Die-ses ist ein dreiteiliges Scoring-System und drückt den Expansionsgrad der Blasto-zyste als Zahl zwischen 1 bis 4 aus. Die innere Zellmasse (ICM) und das Trophektoderm (TE) werden von 1 bis 3 klassifiziert. Demnach würde beispiels-weise eine expandierte Blastozyste mit einer guten ICM und ein ausreichendes TE als 312 klassifiziert werden.

Grad Bewertung Beschreibung Stadium der

(Embryoblast) 1 Gut Hervorstehend, leicht erkennbar, mit vielen Zellen, die verdichtet sind.

2 Ausreichend Leicht erkennbar, mit vielen Zellen, die lose grup-piert sind.

3 Schlecht Schwierig zu erkennen, mit wenigen Zellen.

TE (Trophoblast) 1 Gut Viele Zellen, die ein kohäsives Epithel bilden.

2 Ausreichend Wenige Zellen bilden ein loses Epithel.

3 Schlecht Sehr wenige Zellen.

Tabelle 8: Konsensbewertungssystem für Blastozysten

Quelle: Vgl. The Istanbul consensus workshop on embryo assessment (2011): proceedings of an expert meeting, Human Reproduction, Vol. 0, Issue 0, 1-14, S. 11.

Neben den Empfehlungen gemäß des Consensus Workshops von Istanbul (2011) existieren noch weitere Scoring- beziehungsweise Grading-Systeme für Embryo-nen. Hier ist beispielsweise das häufig am Tag 5 angewandte Bewertungssystem

Material und Methoden

52 nach Gardner et al. zu erwähnen. Dieses System ist dem dreiteiligen Konsensbe-wertungssystem für Blastozysten (siehe Tabelle 8) ähnlich. Dabei wird der Expan-sionsgrad der Blastozyste ebenfalls als Zahl, jedoch zwischen 1 bis 6, ausgedrückt.

Die ICM und das TE hingegen werden anhand von Buchstaben von A bis C klassi-fiziert. Demnach würde beispielsweise eine expandierte Blastozyste mit einer guten ICM und ein gutes TE als 4AA klassifiziert werden.

Zu guter Letzt sei erwähnt, dass die Beurteilung der Embryonenqualität, trotz vor-liegender Richtlinien, eine subjektive Bewertung ist und somit in letzter Instanz vom Auge des Betrachters abhängt.

5.2.8.2 Assisted Hatching

Der Embryo ist von den frühen Teilungsstadien bis zur Blastozystenentwicklung von einer Hülle, der Zona pellucida, umgeben. Sie besitzt viele wichtige Funktionen, wie zum Beispiel den Schutz der Eizelle vor Polyspermie oder während der Passage durch den Eileiter. Für die Implantation muss der Embryo jedoch im Blastozysten-stadium die Zona pellucida verlassen beziehungsweise aus dieser „Herausschlüp-fen“ (Hatching). Es ist bekannt, dass sich die Zona pellucida durch die In-vitro-Kul-tur, bei Frauen ab 37 Jahren oder bei kryokonservierten Zellen verhärten bezie-hungsweise verdicken und dadurch das „Schlüpfen“ des Embryos erschweren kann. Um diese Problem zu lösen, existieren verschiedene Techniken, die zur kom-pletten Öffnung oder partiellen Ausdünnung der Zona pellucida führen. Beim As-sisted Hatching (AH) wird mittels einer feinen Nadel eine künstliche Öffnung der Zona pellucida geschaffen und ein leichteres Herausschlüpfen des Embryos ermög-licht. Dieses kann dann Tag 2, 3 oder 4 nach der ICSI durchgeführt werden. Im Rahmen dieser Studie wurde den Patientinnen diese Methode angeboten und auf Wunsch bei 98 Patientinnen angewandt. An dieser Stelle sei angemerkt, dass nach mehr als 20 Jahren nach Einführung von AH, dessen effektive Nutzen nach wie vor kontrovers diskutiert wird.47

47Vgl. Diedrich, K. u.a. (2019): Reproduktionsmedizin, 2. Auflage, Berlin Heidelberg, S. 263 f.

Material und Methoden

53 5.2.8.3 Embryotransfer

Nachdem eine Selektion getroffen wurde und die zu transferierenden Embryonen begutachtet wurden, kann der letzte Schritt, also der Transfer, erfolgen. In Deutsch-land ist laut dem Embryonenschutzgesetz (ESchG) der gleichzeitige Transfer von bis zu drei Embryonen erlaubt. Aus den Daten des Deutschen IVF-Registers (März 2019) geht jedoch hervor, dass der Transfer von mehr als zwei Embryonen, im Hin-blick auf die Lebendgeburtengarte, keinen Vorteil mit sich bringt.48 Daher geht der Trend in Richtung eines Single-Embryo-Transfers (SET). Ziel des SETs ist die Über-tragung von nur einem entwicklungskompetenten Embryo, damit das Risiko von Mehrlingsgeburten reduziert wird. Demzufolge entscheidet der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Patientenpaar, wie viele Embryonen transferiert werden sollen.

Dabei spielen Faktoren wie das Alter der Patientin, die Anzahl der Behandlungszyk-len und der Zeitpunkt des Embryotransfers (Tag zwei bis fünf) eine entscheidende Rolle.

Für den Transfer werden die Patientinnen in eine für die gynäkologische Untersu-chung übliche Position gebracht. Nach Einstellung der Portio mit einem Spekulum, wird ein Mandrin in den Zervikalkanal eingeführt. Anschließend werden die Embry-onen, mit einem kleinen Tropfen Nährflüssigkeit, in einen weichen Katheter aufge-nommen. Dieser wird vorsichtig bis in das Cavum uteri, in die zuvor ausgemessene optimale Lage, eingeschoben. Bereits wenige Minuten nach dem Eingriff steht die Patientin auf und wird entlassen. Zu den viel diskutierten Fragen zählt auch die Bett-ruhe nach dem Transfer und ihre mögliche positive Wirkung auf die Implantations-rate. Die Amerikanische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin hat sich in ihren Richtlinien (2017) eindeutig gegen die Bettruhe nach dem Embryotransfer ausge-sprochen.49

48Vgl. Breitbach, E. (2019): Schwanger werden und Mehrlinge vermeiden. Geht beides?, https://www.wunschkinder.net/aktuell/wissenschaft/ivf-und-icsi/wie-viele-embryonen-sollte-man-einpflanzen-7753/#die-zahlen-aus-deutschland, 4. Juli 2020.

49Vgl. Diedrich, K. u.a. (2019): Reproduktionsmedizin, 2. Auflage, Berlin Heidelberg, S. 261 f.

Auswertung der Studienergebnisse

54

6 Auswertung der Studienergebnisse

Nachdem im vorangegangenen Kapitel die im Rahmen dieser Studie verwendeten Materialen und Methoden beschrieben wurden, erfolgt in diesem Kapitel die Aus-wertung der vorliegenden Ergebnisse. Dies geschieht im Grundsatz anhand eines Vergleichs der jeweiligen Ergebnisse zwischen zwei Patientengruppen. Dabei stellt Gruppe 1 mit 213 Patienten jene Gruppe dar, bei welcher es im Rahmen der ICSI-Therapie zu keinem Einsatz von CultActive kam. Bei Gruppe 2, mit 97 Patienten, wurde die ICSI-Therapie unter Verwendung von CultActive durchgeführt. In den fol-genden Unterkapiteln erfolgt jeweils einleitend die Vorstellung der allgemeinen (über alle Indikationen hinweg) Mittelwerte für die Fertilisationsrate (ausschließlich 2PN-Zellen) sowie der Quoten für die Schwangerschaftsrate, klinische Schwanger-schaftsrate und Lebendgeburtenrate für beide Gruppen. Des Weiteren findet inner-halb der jeweiligen Kennzahlenkategorie eine Gegenüberstellung, vor dem Hinter-grund diverser Indikationen, beider Patientengruppen statt. Diese setzen sich aus Befruchtungsversagen, verminderte Befruchtungsrate (≤ 30 %), Entwicklungsprob-leme (2PN- oder Embryoarrest) und schwere männliche Infertilität zusammen. Es sei darauf hingewiesen, dass bei Vorliegen eines Befruchtungsversagens, die je-weilige Rate der oben genannten Kennzahlen bei Gruppe 1 mit 0,0 % versehen wurde. Bei einer verminderten Befruchtungsrate und einem Entwicklungsproblem im Vorzyklus (kein Transfer aufgrund des Arrests) hingegen, wurden für Gruppe 1 die Schwangerschaftsraten vom Vorzyklus ermittelt und retrospektiv analysiert.

6.1 Fertilisationsrate

Nachfolgend werden in Abbildung 15 die Fertilisationsraten gemäß den jeweiligen Indikationen für beide Patientengruppen gegenübergestellt.

Auswertung der Studienergebnisse

55 Abbildung 15: Diagramm Fertilisationsrate

Quelle: Eigene Darstellung

Bei der Gegenüberstellung der Fertilisationsrate im Falle eines Befruchtungsversa-gens, liegt ein hochsignifikantes Ergebnis von 60,6 % (20/33, p ≤ 0,001) bei Gruppe 2 vor.

Bei einer verminderten Befruchtung liegt die Fertilisationsrate von Gruppe 1 bei 21,4

% (3/14) und von Gruppe 2 bei 50,0 % (7/14), wobei das Ergebnis statistisch nicht signifikant ist.

Bei Entwicklungsproblemen im Vorzyklus liegt die Fertilisationsrate von Gruppe 1 bei 46,7 % (7/15) und von Gruppe 2 bei 60,0 % (9/15). Hierbei liegt ein signifikantes Ergebnis (p ≤ 0,05) vor.

Bei schwerer männlicher Infertilität liegt die Fertilisationsrate von Gruppe 1 mit 53,0 % (80/151) über dem Wert von Gruppe 2 mit 42,9 % (15/35), wobei das Ergeb-nis statistisch nicht signifikant ist.

Bei einer differenzierten Betrachtung (Subfertilitäten) innerhalb der schweren männ-lichen Infertilität (siehe Tabelle 9), sind folgende Ergebnisse zu verzeichnen:

Auswertung der Studienergebnisse

56

Indikation Gruppe 1 Gruppe 2 Signifikanz

Kryptozoospermie 53,5 % (54/101) 57,9 % (11/19) nicht signifikant Azoospermie 57,9 % (11/19) 33,3 % (2/6) nicht signifikant TESE-Spermien 48,4 % (15/31) 20,0 % (2/10) nicht signifikant

Tabelle 9: Fertilisationsrate (Kryptozoo-, Azoospermie und TESE)

Quelle: Eigene Darstellung

Während bei der Kryptozoospermie das Vergleichsergebnis für Gruppe 2 leicht hö-her ausfällt, liegen die Ergebnisse bei Azoospermie und TESE-Spermien für Gruppe 2 deutlich unter den Werten von Gruppe 1. Dabei sind die Ergebnisse statistisch nicht signifikant.

6.2 Schwangerschaftsraten

Die unterschiedlichen Schwangerschaftsraten (Schwangerschaftsrate, klinische Schwangerschaftsrate und Lebendgeburtenrate) werden in Abbildung 16 nach den Indikationen Befruchtungsversagen, verminderte Befruchtung, Entwicklungsprob-leme im Vorzyklus und schwere männliche Infertilität aufgeteilt und die Gruppen 1 und 2 jeweils gegenübergestellt.

Abbildung 16: Diagramm Schwangerschaftsraten

Quelle: Eigene Darstellung

Die Auswertung der Abbildung erfolgt in den folgenden Unterkapiteln.

Auswertung der Studienergebnisse

57 6.2.1 Schwangerschaftsrate

Stellt man die Schwangerschaftsraten im Falle eines Befruchtungsversagens ge-genüber, liegt ein hoch signifikantes Ergebnis von 42,4 % (14/33, p ≤ 0,001) bei Gruppe 2 vor.

Bei verminderter Befruchtung liegt die Schwangerschaftsrate von Gruppe 2 bei 71,4

% (10/14) und ist signifikant höher als bei Gruppe 1 mit 7,1 % (1/14, p ≤ 0,05).

Im Falle eines Entwicklungsproblems im Vorzyklus liegt ein deutlich besseres, je-doch statistisch nicht signifikantes Ergebnis von 26,7 % (4/15) bei Gruppe 2, im Vergleich zu Gruppe 1 mit 0,0 % (0/15), vor.

Bei schwerer männlicher Infertilität liegt die Schwangerschaftsrate von Gruppe 1 mit 38,4 % (58/151) leicht über dem Wert von Gruppe 2 mit 34,3 % (12/35). Das Ergeb-nis ist statistisch jedoch nicht signifikant.

Bei einer differenzierten Betrachtung innerhalb der schweren männlichen Infertilität, anhand einer Aufteilung in drei Indikationen (siehe Tabelle 10), sind folgende Er-gebnisse zu verzeichnen:

Indikation Gruppe 1 Gruppe 2 Signifikanz

Kryptozoospermie 30,7 % (31/101) 47,4 % (9/19) Nicht signifikant Azoospermie 52,6 % (10/19) 0,0 % (0/6) Nicht signifikant TESE-Spermien 54,8 % (17/31) 30,0 % (3/10) Nicht signifikant

Tabelle 10: SS-Rate (Kryptozoo-, Azoospermie und TESE)

Quelle: Eigene Darstellung

Während bei der Kryptozoospermie das Vergleichsergebnis für Gruppe 2 deutlich höher liegt, liegen die Ergebnisse bei Azoospermie und TESE-Spermien für Gruppe 2 deutlich unter den Werten von Gruppe 1. Diese Ergebnisse sind jedoch statistisch nicht signifikant.

6.2.2 Klinische Schwangerschaftsrate

Im Falle eines Befruchtungsversagens liegt die klinische Schwangerschaftsrate von Gruppe 2 bei 33,3 % (11/33) und stellt zugleich ein sehr signifikantes Ergebnis dar (p ≤ 0,01).

Die klinische Schwangerschaftsrate bei verminderter Befruchtungsrate liegt bei Gruppe 1 bei 0,0 % (0/14) und bei Gruppe 2 bei 64,3 % (9/14). Hierbei liegt ein sehr signifikantes Ergebnis vor (p ≤ 0,01).

Auswertung der Studienergebnisse

58 Bei der Gegenüberstellung der klinischen Schwangerschaftsrate bei Entwicklungs-problemen im Vorzyklus, weist Gruppe 1 eine Rate von 0,0 % (0/15) und Gruppe 2 von 26,7 % (4/15) auf. Dieses Ergebnis ist jedoch statistisch nicht signifikant.

Bei schwerer männlicher Infertilität liegt die klinische Schwangerschaftsrate von Gruppe 1 mit 34,4 % (52/151) über dem Wert von Gruppe 2 mit 25,7 % (9/35), wobei auch hierbei das statistische Ergebnis nicht signifikant ist.

Wird eine differenzierte Betrachtung innerhalb der schweren männlichen Infertilität, anhand einer Aufteilung in drei Indikationen (siehe Tabelle 11), vorgenommen, sind folgende Ergebnisse zu verzeichnen:

Indikation Gruppe 1 Gruppe 2 Signifikanz

Kryptozoospermie 25,7 % (26/101) 31,6 % (6/19) Nicht signifikant Azoospermie 52,6 % (10/19) 0,0 % (0/6) Nicht signifikant TESE-Spermien 51,6 % (16/31) 30,0 % (3/10) Nicht signifikant

Tabelle 11: Klinische SS-Rate (Kryptozoo-, Azoospermie und TESE)

Quelle: Eigene Darstellung

Während bei der Kryptozoospermie das Vergleichsergebnis für Gruppe 2 höher liegt, liegen die Ergebnisse bei Azoospermie und TESE-Spermien für Gruppe 2 un-ter den Werten von Gruppe 1. Diese Ergebnisse sind jedoch statistisch nicht signi-fikant.

6.2.3 Lebendgeburtenrate

Schließlich erfolgt die Betrachtung der Lebendgeburtenrate (auch als Baby-Take-Home-Rate bekannt), welche ohne Zweifel eine der wichtigsten Kennzahlen dar-stellt, da letztendlich das Ziel einer Therapie ist, ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass bei 16 Patientinnen (7 aus Gruppe 1 und 9 aus Gruppe 2), die einen positiven Schwangerschaftstest und eine bestätigte kli-nische Schwangerschaft (mit einer Ausnahme) hatten, die Geburten noch ausste-hen. Bei einer Patientin aus Gruppe 1 konnte das Ergebnis bezüglich einer mögli-chen Geburt nicht ermittelt werden.

Bei der Gegenüberstellung der Lebendgeburtenrate im Falle eines Befruchtungs-versagens, liegt ein signifikantes Ergebnis (p ≤ 0,05) von 27,3 % (9/33) bei Gruppe 2 im Vergleich zu Gruppe 1 mit 0,0 % (0/33) vor.