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Einfluss der Nahrungsaufnahme auf die gastro-intestinale Motorik

2 Schrifttum

2.3 Anforderungen an die Galenik von Enzymzubereitungen

2.3.2 Einfluss der Nahrungsaufnahme auf die gastro-intestinale Motorik

Magenentleerung

Die Entleerung des Mageninhaltes in das anschließende Duodenum unterliegt vie-len Einflussfaktoren und wird durch den „Magenspeicher“, die Tiefe der „Antrumwel-le“, die Öffnung des Pylorus sowie die Art der Motorik des Duodenums beeinflusst (EHRLEIN 2005). Die Regulation der Motorik und der Entleerung des Magens ge-schieht demzufolge zum einen durch den Magen selbst und zum anderen darmas-soziiert, wie im Folgenden beschrieben wird.

Der „Magenspeicher“ erzeugt einen tonischen Druck, damit Flüssigkeit, die mit der Nahrung aufgenommen wird, unmittelbar entleert wird (SAMSOM et al. 2009). Die Rate der Entleerung nimmt allerdings mit der Zeit exponentiell ab (EHRLEIN 2005).

Es herrscht eine enge funktionelle Beziehung zwischen Magen- und Duodenal-motorik („antro-duodenale Koordination“). Die Regulation der „antro-duodenalen Koordination“ erfolgt über entero-gastrische Reflexe und intestinale Hormone, zum Beispiel CCK (EHRLEIN 2005). Während der Magenentleerung werden die Kon-traktionen des Duodenums gehemmt, um die Entleerung des Magenchymus zu er-leichtern (EHRLEIN 2005). Im Umkehrschluss wird die Magenentleerung gehemmt, wenn Kontraktionen im Duodenum stattfinden (SAMSOM et al. 2009) oder zum Beispiel vermehrt gespaltene und resorbierbare Nährstoffe im distalen Dünndarm

anfluten (WEBER u. EHRLEIN 1998; EHRLEIN 2005; MALJAARS et al. 2008). Die intestinale Transitzeit wird durch die Anwesenheit von Fett (v.a. Fettsäuren: mittel-kettige haben einen größeren Einfluss als langmittel-kettige (SPILLER et al. 1988; MEY-ER et al. 1998 b)), Kohlenhydraten (v.a. Glukose, Maltose (MEYMEY-ER et al. 1998 b)) und Proteinen (v.a. Tryptophan + Phenylalanin (MEYER et al. 1998 b)) im Dünn-darm - vor allem im Ileum - verlangsamt (MALJAARS et al. 2008). Diese „Feed-back-Hemmung“ der Magenentleerung durch den Darm wird durch die sogenannte

„Duodenal-, Jejunum- und Ileumbremse“ (engl.: „duodenal-, jejunal-, ileal brake“) erreicht (EHRLEIN 2005). Die „ileal brake“ bewirkt somit sowohl eine Reduktion des Appetits als auch eine Erhöhung des Sättigungsgefühls, so dass infolgedessen die Nahrungsaufnahme reduziert wird (MALJAARS et al. 2008).

Einfluss der Zusammensetzung der Nahrung auf die Magenentleerung

Es werden viele Einflussfaktoren der Nahrung auf die Magenentleerung diskutiert.

Die Magenentleerung wird sowohl durch eine niedrige Temperatur im Mageninhalt als auch durch hohe Osmolalität, Viskosität, Faseranteile und die hohe Kalorien-dichte einer Mahlzeit verlangsamt (SUN et al. 1988; SUN et al. 1995; VIST u.

MAUGHAN 1995; SILEIKIENE et al. 2005). Auch die Konsistenz der Mahlzeit (fest, flüssig) und die Blutglukose-Konzentration haben einen Einfluss auf die Magenent-leerung (HOROWITZ et al. 2002; SAMSOM et al. 2009).

Im Folgenden werden die Einflussfaktoren und deren Wirkung auf die Magenentlee-rung gegenübergestellt (Übersicht 2-5) und anschließend die wichtigsten wissen-schaftlichen Erkenntnisse hierzu erläutert. Einen Überblick über die mittlere Ver-weildauer einiger Speisen im Magen gibt Übersicht 2-6.

Übersicht 2-5: Nutritive Einflussfaktoren auf die Magenentleerung Einflussfaktor Verlangsamung der

Magenentleerung

Beschleunigung der Magenentleerung

Literatur

Kaloriendichte Hoch Gering [1] [2] [3] [4]

Fettgehalt der Nahrung Hoch Gering [5] [6] [7]

Konsistenz Fest Flüssig [8] [9]

Temperatur Sehr kalt/warm Körperwarm [10] [11] [12]

Mahlzeitgröße Groß Klein [5] [10]

Ballaststoffe Ballaststoffreich Ballaststoffarm [19]

Viskosität Hoch Niedrig [13] [14]

Partikeldichte < > 1 g/cm3 = 1 g/cm3 [15]

Partikelgröße ≥ 1 mm < 1 mm [9] [15] [16]

Osmolalität Hoch Gering [3]

Blutglukosespiegel Hoch Niedrig [17] [18]

Literatur:

[1] HUNT (1980) [2] JAIN et al. (1989) [3] VIST u. MAUGHAN (1995) [4] CALBET u. MACLEAN (1997) [5] READ et al. (1982) [6] BECKERS et al. (1992) [7] MALJAARS et al. (2008) [8] MEYER (1980) [9] SILBERNAGL u.

DESPOPOULOS (2007) [10] KONOPKA (1985) [11] SUN et al. (1988) [12] SUN et al. (1995) [13] MEYER et al. (1986) [14] EHRLEIN (2005) [15] MEYER et al. (1985) [16] EWE et al. (1992) [17] HOROWITZ et al. (2002) [18] SAMSOM et al. (2009) [19] SILEIKIENE et al. (2005)

Übersicht 2-6: Mittlere Verweildauer verschiedener Speisen im Magen, nach DONATH u.

SCHÜLER (1972) Verweildauer

im Magen [h] Speisen

1-2 Wasser, Tee, Kaffee, Kakao, Bier, fettarme Fleischbrühe, gekochter Reis, weiche Eier, Süßwasserfische (gekocht)

2-3 Kaffee mit Sahne, gekochte Milch, Kakao mit Milch, Kartoffeln, Kartoffel-brei, Obst, zarte Gemüse, Weißbrot, rohe Eier, 3 Min. gekochte Eier, See-fisch, Kalbfleisch

3-4 Vollkornbrot, Schwarzbrot, Bratkartoffeln, Kohlrabi, Karotten, Radieschen, Spinat, gegrilltes Filet, Schinken, Rührei, Omelette, Huhn (gekocht), Äpfel 4-5 Geflügel (gebraten), Wild, Rauchfleisch, Rind (gebraten), Hülsenfrüchte,

Gurkensalat, in Fett Gebackenes 6-7 Pilze, Heringssalat, Speck, Thunfisch in Öl

7-8 Gänsebraten, Grünkohl, Ölsardinen, fettes Fleisch (z.B. Schweinshaxe)

Erläuterungen zu einigen nutritiven Einflussfaktoren auf die Magenentleerung Bei Aufnahme einer flüssigen Mahlzeit hat die Kaloriendichte den größten Einfluss auf die Magenentleerung, gefolgt von der Osmolalität der Mahlzeit (VIST u. MAUG-HAN 1995; CALBET u. MACLEAN 1997; MAUGMAUG-HAN et al. 2004).

Kaloriendichte einer Mahlzeit

Bei gesunden Menschen besteht ein negativer linearer Zusammenhang zwischen der Kaloriendichte der aufgenommenen Nahrung und der Magenentleerungsrate (HUNT 1980; JAIN et al. 1989; VIST u. MAUGHAN 1995; CALBET u. MACLEAN 1997). Zum Beispiel wurden in einer Studie 600 ml Glukoselösung (0,1 kcal/ml) im Mittel innerhalb von 9,4 Minuten und 600 ml Milchprotein-Lösung (0,7 kcal/ml) im Mittel innerhalb von 26,4 Minuten aus dem Magen gesunder Testpersonen entleert (CALBET u. MACLEAN 1997). Die Art der Kalorien bzw. Kohlenhydrate scheint hin-gegen keinen Einfluss zu haben (CALBET u. MACLEAN 1997). Das bedeutet, dass bei oraler Zufuhr isokalorischer Konzentrationen verschiedener Nährstoffe (Protein, Fett, Kohlenhydrate) die Magenentleerung gleichermaßen beeinflusst wird (MCHUGH u. MORAN 1979; HUNT 1980).

Über den Kontrollmechanismus der Magenentleerung von Kohlenhydraten durch den Dünndarm („Loop-Mechanismus“) herrscht derzeit noch Uneinigkeit, denn

BRENER et al. (1983) und MAUGHAN et al. (2004) beobachteten einen „closed-loop“-Effekt für getestete Glukoselösungen. Die Glukose, die im Duodenum an-kommt, löst einen negativen „Feedback-Mechanismus“ aus, so dass keine weitere Glukose aus dem Magen entleert wird. Dieser Mechanismus soll eine mehr oder weniger konstante Energieversorgung des Körpers garantieren. Allerdings existie-ren ebenfalls Studien, die besagen, dass bei steigender Energiedichte oder stei-gendem Volumen einer flüssigen Testmahlzeit die absolute Abgabe von Energie bzw. Kohlenhydraten an den Dünndarm steigt (VIST u. MAUGHAN 1995; CALBET u. MACLEAN 1997), was bedeuten würde, dass die Energielieferung in den Dünn-darm weder konstant noch limitiert ist. Studien, die sich mit dem Effekt der „ileal brake“ auf die Magenentleerung befassten, ergaben, dass die Anwesenheit von Kohlenhydraten im Ileum die Magenentleerung hemmt (LAYER et al. 1990; LAYER et al. 1993; LAYER et al. 1995; MALJAARS et al. 2008).

Fettgehalt einer Mahlzeit

Nahrungsfette bestehen hauptsächlich (zu etwa 97%) aus langkettigen Triglyzeri-den (RUPPIN u. MIDDLETON 1980) und werTriglyzeri-den durch Lipasen im Verdauungstrakt zu Fettsäuren und Monoacylglycerolen hydrolysiert (MALJAARS et al. 2008).

Fettsäuren werden anhand der Anzahl ihrer Kohlenstoffatome (C-Atome) in kurzket-tige (≤ C7), mittelketkurzket-tige (C6-C12 (RUPPIN u. MIDDLETON 1980; BECKERS et al.

1992) bzw. C8-C12 (MALJAARS et al. 2008)) und langkettige (> C12) Fettsäuren unterteilt (MALJAARS et al. 2008). Zudem werden gesättigte von ungesättigten Fettsäuren unterschieden (ZORN 2004; MALJAARS et al. 2008). Fettsäuren mit einer Kettenlänge von ≤ C10 und MCT, die zuvor durch gastrische und pankreati-sche Lipasen zu mittelkettigen Fettsäuren hydrolysiert wurden, werden aufgrund ihrer Polarität nach der Resorption im Dünndarm (Mukosazellen) unmittelbar in die venöse bzw. portale Blutbahn aufgenommen (RUPPIN u. MIDDLETON 1980; BE-CKERS et al. 1992; MALJAARS et al. 2008). Allerdings können etwa 30% einer ap-plizierten Menge MCT sogar in unveränderter Form (ohne vorherige enzymatische Spaltung) in die Darmmukosa aufgenommen werden (RUPPIN u. MIDDLETON 1980). LCT (> C10 bzw. > C12) hingegen werden zunächst enzymatisch in

langket-tige Fettsäuren gespalten, durch Gallensalze in Mizellen eingeschlossen, in der Mukosa des Dünndarms zu Triglyzeriden re-verestert und in Form von Chylomikro-nen in die Lymphbahn und anschließend in die venöse Blutbahn geleitet (BERG-STRÖM u. BORG(BERG-STRÖM 1954; RUPPIN u. MIDDLETON 1980; MALJAARS et al.

2008). Die Kettenlängen der Fettsäuren haben also einen Einfluss auf deren Re-sorption und somit auch auf die Magenentleerung (BECKERS et al. 1992).

Generell wird bei Verzehr sehr fettreicher Mahlzeiten die Magenentleerung verlang-samt (READ et al. 1982; BECKERS et al. 1992; MALJAARS et al. 2008), da die bei der Hydrolyse entstehenden Fettsäuren die Verdauungsvorgänge im Körper beein-flussen (MALJAARS et al. 2008). Die Anwesenheit von Fettsäuren im Ileum, aber auch im gewissen Maße von Monoacylglycerolen und Triacylglycerolen (TGL), lö-sen den Mechanismus der „ileal brake“ aus, so dass die Motilität des Jejunums und die Magenentleerung inhibiert werden (PIRONI et al. 1993; DOBSON et al. 1999;

MALJAARS et al. 2008). Mittelkettige Triglyzeride (MCT) werden, im Vergleich zu langkettigen Triglyzeriden (LCT), zum Beispiel Olivenöl, langsamer aus dem Magen entleert - komplette Entleerung nach ca. 6-8 h (MCT) bzw. nach 4-6 h (Olivenöl) - und verbleiben ebenfalls länger im Dünndarm (PIRK u. SKÁLA 1970). Folglich könnte die Verlangsamung der Chymuspassage ein Grund für die effizientere Ver-dauung der MCT gegenüber der LCT bei bestehender Malabsorption sein (PIRK u.

SKÁLA 1970). Zudem können mittelkettige Triglyzeride sogar ohne Einwirkung von Lipasen im Darm direkt resorbiert werden (HOFFMEISTER et al. 2012), wie bereits zuvor erwähnt wurde. Sie werden demnach schneller resorbiert als langkettige (RUPPIN u. MIDDLETON 1980; BECKERS et al. 1992; MALJAARS et al. 2008).

Aufgrund ihrer schnellen Verfügbarkeit im Blut wurden MCT als alternative Energie-quelle für Sportler getestet (BECKERS et al. 1992; BERNING 1996), allerdings hat sich der Einsatz zu diesem Zweck in der Praxis bisher – unter anderem aufgrund der kaum vorhandenen und wenig aussagekräftigen Studienergebnisse (NOSAKA et al. 2009; CLEGG 2010) - nicht durchgesetzt.

Einige Untersuchungen zu den Effekten des aufgenommenen Nahrungsfettes auf die Magenentleerung, die mittels ɣ-Kameras durchgeführt wurden, haben allerdings gezeigt, dass Öle aus der Nahrung relativ schnell und mengenabhängig aus dem

Magen in das Duodenum befördert werden (MEYER et al. 1996; MEYER u. LAKE 1997; MEYER et al. 1998).

Chemisch hergestellte gehärtete Fette, wie zum Beispiel in Kakaobutter oder Mar-garine enthalten, werden aufgrund höherer Gehalte an gesättigten Fettsäuren auch von gesunden Individuen eher schlechter verdaut als beispielsweise Öle, die viele ungesättigte Fettsäuren enthalten (z.B. Leinöl); (KRAMER 2010).

Allgemein ist festzustellen, dass die Verweildauer von Fetten im Magen am längs-ten ist, gefolgt von Proteinen und Kohlenhydralängs-ten (SILBERNAGL u. DESPOPOU-LOS 2007).

Konsistenz und Partikelgrößen einer Mahlzeit

Auch die Konsistenz und „Struktur“ der Nahrung haben einen erheblichen Einfluss auf die Magenentleerung. Bei der Entleerung einer faserreichen bzw. physikalisch groben Mahlzeit erfolgt zunächst eine stationäre („Lag“-) Phase. Während dieser Phase werden die groben Bestandteile zunächst im Magen zerkleinert, bevor sie in den Darm entleert werden (EHRLEIN 2005).

Feste Nahrung verbleibt im Magen bis sie zu einer Partikelgröße von ≤ 1 mm (EWE et al. 1992; SILBERNAGL u. DESPOPOULOS 2007) bzw. ≤ 2 mm (WYSE et al.

2003) zerkleinert wurde („Lag-Phase“) und wird dann in das Duodenum abgegeben, wobei kleinere Nahrungspartikel den Magen schneller verlassen als größere (MEY-ER et al. 1985; MEY(MEY-ER et al. 1988). Nach der „Lag-Phase“ verläuft die Entleerung der festen Partikel linear (HOUGHTON et al. 1988). Flüssige Nahrungsbestandteile verlassen den Magen schneller als feste (MEYER 1980). Die Verweildauer, nach der 50% der aufgenommenen Nahrung abgeflossen sind, beträgt für Wasser ca.

10-20 Min. und für festere Nahrung etwa 1-4 h (SILBERNAGL u. DESPOPOULOS 2007). Hochkalorische Drinks (z.B. ProvideXtra®) werden aufgrund ihrer flüssigen Komposition als Alternative zum „Fasten“ vor Gastroskopien eingesetzt. Es wurde nachgewiesen, dass bei 10 von 12 Probanden die komplette Trinknahrung (200 ml) in weniger als 2 Stunden den Magen verlassen hatte (ANSCHÜTZ et al. 2008).

Breiige, kalorienhaltige Nahrung verbleibt ca. 1-2 Stunden im Magen, feste und fett-reiche hingegen bis zu 5 Stunden (MURER u. BERGER 2005).

Unverdauliche, feste Nahrungsbestandteile werden beim Menschen gemeinsam mit verdaulichen Bestandteilen aus dem Magen entleert (WYSE et al. 2003).

Die Dichte von Nahrungsbestandteilen

Die Dichte eines Partikels hat ebenfalls Auswirkungen auf seine Entleerung aus dem Magen; Partikel mit einer Dichte von etwa 2 g/cm³ oder < 0,6 g/cm³ werden langsamer entleert als Partikel mit einer Dichte von circa 1 g/cm³ (MEYER et al.

1985). Unter anderem deshalb haben heutige Pankreatinprodukte eine Dichte von ca. 1 g/cm³ (MEYER et al. 1985; MEYER et al. 1988).

Die Viskosität einer Mahlzeit

Nach experimentell intragastraler Gabe von Teflon-Partikeln (d = 3,2 mm) und einer NaCl-Lösung (200 ml) mit 1,3% Guar (enthält Guaran, pflanzlicher Schleimstoff) bei Hunden, konnte festgestellt werden, dass nach Zugabe des Guars und somit nach Erhöhung der Viskosität, die Teflon-Partikel schneller aus dem Magen entleert wur-den (nach 180 Min. ca. 50% der Partikel) als nach Instillation reiner NaCl-Lösung (nach 180 Min. ca. 30% der Partikel); (MEYER et al. 1986). Daraus ist abzuleiten, dass größere Nahrungspartikel in einer viskösen Umgebung schneller aus dem Magen entleert werden als in flüssiger Umgebung. Allerdings wird (homogen) vis-köser Chymus im Vergleich zu flüssigem langsamer aus dem Magen abgegeben, da der Chymus unter anderem einen erhöhten Strömungswiderstand bietet (EHR-LEIN 2005).

Die Größe einer Mahlzeit

Auch das Volumen der Masse einer Mahlzeit hat einen Einfluss auf die Magenver-weildauer; nach Aufnahme größerer Mahlzeiten wird die Magenentleerung verlang-samt (READ et al. 1982). Zum Beispiel verweilen 0,3-0,5 l Wasser ca. zwei bis drei Stunden im Magen, während 0,1-0,2 l Wasser bereits nach einer Stunde den Ma-gen verlassen haben (KONOPKA 1985).

Durch die regelmäßige Aufnahme größerer Mahlzeiten im Verlauf eines Tages und einer Magenentleerungsrate von etwa 2 kcal/Min. befindet sich die westliche Bevöl-kerung über den Tag hinweg die meiste Zeit in einem „postprandialen Zustand“

(GARG et al. 1994; ANDERSON et al. 1995; MONNIER et al. 2003; SAMSOM et al.

2009).

Hemmende bzw. verlangsamende, nicht nutritive Einflussfaktoren auf die Magen-entleerung:

• Linke Körperlage ppr. (HOROWITZ et al. 1993; BOULBY et al. 1997)

• Akuter Stress (OCHI et al. 2008)

• Menstruationszyklus (Follikelphase); (BRENNAN et al. 2009)

• Körperliche Aktivität (nach flüssiger Elektrolytmahlzeit); (LEIPER et al. 2001)

• Rauchen (MILLER et al. 1989)

Hemmung der Magenentleerung und dadurch Verlängerung der Dünndarmverweil-zeit des Chymus durch die „ileal brake“, ausgelöst durch folgende Metaboliten im Ileum (BECKERS et al. 1992; MALJAARS et al. 2008):

• Triglyzeride

• Freie Fettsäuren

• Glukose

• Aminosäuren

Einfluss der Magenentleerung auf das exokrine Pankreas

Die Funktion des exokrinen Pankreas ist endogen mit der Motilität des Gastrointes-tinaltraktes gekoppelt, sowohl im nüchternen Zustand als auch während der Ver-dauung (LAYER et al. 2001). Beispielsweise bewirken größere Mengen kurzkettiger Fettsäuren im Ileum die Auslösung der „ileal brake“ und gleichzeitig eine geringgra-dige Inhibition der Sekretion von Pankreassaft, Proteinen und Trypsin aus dem Pankreas von Ferkeln (SILEIKIENE et al. 2005). Geringe Dosierungen kurzkettiger Fettsäuren (5 Millimolar Butyrat; 7,5 Millimolar Propionat) führen hingegen 30 Minuten nach der ilealen Infusion zu einem kurzzeitigen Anstieg des Volumens

des sezernierten Pankreassaftes, des Trypsins und der Proteine im Duodenum (SI-LEIKIENE et al. 2005).

Effekte der EPI auf die gastrointestinale Motorik Motorik des Magens

Studien haben bestätigt, dass bei Vorliegen einer exokrinen Pankreasinsuffizienz, zum Beispiel in Folge einer chronischen Pankreatitis, der Transit des Chymus durch den Magen (LONG u. WEISS 1974; REGAN et al. 1979; LAYER et al. 1997;

BRUNO et al. 1998) im Vergleich zu gesunden Patienten beschleunigt ist. Eine halbflüssige Testmahlzeit (41,4 g Reisstärke; 10,2 g emulgiertes Triolein; 11,4 g Nat-riumcaseinat) wurde bei EPI-Patienten ohne Enzymsubstitution im Mittel nach 128 Minuten zu 90% aus dem Magen entleert, bei gesunden Kontroll-Personen hin-gegen nach 163 Minuten (LAYER et al. 1997).

Motorik des Darmes

Auch in Bezug auf die Transitzeit des Chymus im Dünndarm wurden bei EPI-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpatienten beschleunigte Transitzeiten festgestellt (LAYER et al. 1997). Die Zeit für die Hydrolyse und Absorption von Nah-rungsbestandteilen im Darm wird durch die beschleunigte Passage verringert. Auch exogen zugeführte Pankreasenzympräparate haben durch eine potentiell kürzere Verweildauer im Dünndarm eine verkürzte „Einwirkdauer“ in Bezug auf die enzyma-tische Spaltung von Nahrungsbestandteilen. Die Stelle, an der die maximale Re-sorption im Darm stattfindet (Abschnitt, in dem die Nahrungsbestandteile gespalten vorliegen), verschiebt sich somit vom Duodenum weiter nach distal, so dass ver-mehrt Nahrungsbestandteile unverdaut am distalen Ileum anfluten (FIEKER et al.

2011). Hierdurch kommt es wiederum zu weiteren Rückkopplungen und sekretori-schen und motorisekretori-schen Regulationsstörungen der oberen gastro-intestinalen Orga-ne (LAYER et al. 2001), wie zum Beispiel eiOrga-nes pathologischen Auftretens der „ileal brake“ und somit einer Hemmung der Magenentleerung (EHRLEIN 2005).

Es gibt allerdings auch Studien, in denen festgestellt wurde, dass die Darmpassage bzw. die OCTT bei nüchternen CF- bzw. EPI-Patienten im Mittel im Vergleich mit gesunden Probanden verlangsamt war (OCTT: 136 Min.); (GREGORY 1996). Die

OCTT bei gesunden, nüchternen Menschen beträgt im Vergleich dazu im Mittel et-wa 88 Minuten (GREGORY 1996; TURSI et al. 2003).

Da sich die veränderte bzw. beschleunigte Magen- (LONG u. WEISS 1974) bzw.

Darm-Passage der Ingesta mithilfe von oral verabreichtem Pankreatin normalisieren lässt (LAYER et al. 1997), ist davon auszugehen, dass eine EPI-assoziierte Mal-absorption sowohl die Ursache als auch die Konsequenz einer gestörten motori-schen Funktion sein kann (LAYER et al. 1997).

Einfluss der Nahrungsbestandteile und Nahrungsbeschaffenheit auf die Wirksam-keit von Pankreatinprodukten

Bei der oralen Einnahme eines Pankreatinproduktes hat die Temperatur der gleichzeitig zugeführten Nahrung Auswirkungen auf die Wirksamkeit des Präpara-tes, da kalte Lösungen (11°C versus 37°C) den Freisetzungsprozess des Pankrea-tins aus der Gelatine-Kapsel verlangsamen (MEYER u. LAKE 1997).

Studien beschreiben außerdem einen möglichen Effekt von nicht emulgierten Ölen (z.B. Olivenöl zu Spaghetti) auf die „gecoateten“, lipophilen Pankreatinproduk-te (MEYER u. LAKE 1997). In-vitro-Versuche konnPankreatinproduk-ten belegen, dass die „gecoaPankreatinproduk-te- „gecoate-ten“ Präparate unter dem Einfluss von „freien“ Ölen Aggregate bilden und somit länger im Magen verweilen als nach oraler Zufuhr emulgierter Öle (z.B. Milchfett);

(MEYER u. LAKE 1997).