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Einflüsse der Generativen Transformationsgrammatik

1.2.2 Moderne linguistische Theorien

1.2.2.2 Einflüsse der Generativen Transformationsgrammatik

Chomskys Generative Transformationsgrammatik (fortan; GT). Das Theorie- gebäude von Chomsky hat, wie bekannt, im Laufe der Jahre verschiedene Wandlungen erlebt; es wurde ergänzt und erweitert. Der Ansatz der GT wurde und wird oft auch auf eine sehr eigene Art und Weise inteф retiert und verwendet.®‘ Die Betonung von Syntaxfragen in der GT hat aber allgemein dazu beigetragen, daß die Syntax in der Sprachforschung größeres Augen- merk erhielt.

Die Vertreter der GT haben durchaus auch Interesse für die kroatische Syntax gezeigt - wohl gerade wegen der besonderen Stellung der Enklitika, die durch ihre festen Positionen im Satz über die Satzstruktur Aufschluß geben können. Hier seien beispielsweise die Arbeiten von Brown (1968),

“ BOLDOCKY (1970, 117).

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Cavar und W ilder (1992) und Eichler (1994) erwähnt. Von deren theoreti- sehen Überlegungen wird im nächsten Kapitel ausführlicher berichtet werden.

Ein Beispiel für die spezifische Interpretation und Verwendung der GT ist eine Ende der 1970er Jahre in Kroatien erschienene und von einer Lingui- stengruppe aus dem Institut Zavod za jezik gemeinschaftlich verfaßte Gram- matik,’^ die als erste versucht hat, bei der Beschreibung der kroatischen Standardsprache die theoretischen und methodologischen Ansätze der т о - demen Linguistik zu verwenden.^^ Wo immer möglich, wird die Syntax aufgrund ihrer Transformationen beschrieben bzw. unter Berücksichtigung ihrer Tiefen- und Oberflächenstruktur. Dieser Ansatz ist, laut Pranjkovié, für die grammatische Struktur gut gelungen, aber bei der Beschreibung zusam- mengesetzter Sätze mangelhaft.’^ Zudem bedient sich die Grammatik bei der Beschreibung der Wortfolge des Ansatzes der funktionalen Satzperspektive.

Kürzlich (1995) ist eine dritte, ergänzte Ausgabe erschienen. Der in dieser letzten Ausgabe der Wortfolge eingeräumte umfangreichere Raum zeigt, daß die W ortfolge offensichtlich nicht mehr als ein nebensächliches Thema aufge- faßt wird. Baric et al. betrachten den Satz unter den drei Aspekten der gram- matischen, kommunikativen und semantischen Struktur (gramatičkog ustrój- stva, obavijesnog ustrojstva, sadriajnog ustrojstva). Der Aspekt der kom- munikativen Struktur wurde als Kategorie neu eingeführt, um die Frage der Wortfolge befriedigender lösen zu können.’^

Die Wortfolge selbst wird auf den zwei Ebenen der grammatischen und der kommunikativen Struktur analysiert. Zur ersteren Ebene heißt es:

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” BARIĆ et a l., 1979; ״ Objelcxianjivanje Priručne gramaiike hrvatskoga knjiievnog jezika bez sumnje je jedan od najznačajnijih dogadjaja и kroatislici osam desetih godina, uza sve prigovore koji se toj knjizi mogu uputiti.“ (PR A N JK O V IC , 1993, 79).

” PR A N JK O V IČ (1993, 79).

Ibid., 91: siehe z.B. BARIĆ et al. (1995. 394fO.

” ״ Rezultāti dobiveni takvim raščlanjivanjem dobra su podłoga za utvrdivanje konstanti reda riječi и hrvatskom jeziku i istraživanje njegovih situacijski i kontekstualno uvjetovanih stilsko- sem antičkih vrijednosti.“ (Ibid., 398). Ljiljana Reinkowski - 9783954790364

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״ Mit W örtern werden im Satz syntaktische Kategorien ausgedrückt. Des- wegen wird unter der Wortfolge die Reihenfolge, die Anordnung der syntaktischen Kategorien verstanden.י* [...] Auf der Ebene der gramma- tischen Struktur ist die Reihenfolge der syntaktischen Kategorien in der kroatischen Literatursprache ziemlich frei, i.e. die W örter, durch die die syntaktischen Kategorien ausgedrückt werden, können ihre Stellungen im Satz vertauschen, ohne daß sich ihr Verhältnis ändert.“”

Auf der Ebene der kommunikativen Struktur scheine das Thema an der ersten und das Rhema an der zweiten Position auf. ״Unter der Vorausetzung, daß das Subjekt (als Element der grammatischen Struktur) Thema (als Eie- ment der kommunikativen Struktur) ist, und das Prädikat mit Objekt und Verbergänzungen (als Elemente der grammatischen Struktur) Rhema (als Eie- ment der kommunikativen Struktur) ist, lassen sich die Regeln für die neu- trale Wortfolge festlegen. Auf diese Weise ließe sich auch die stilistisch neutrale von der stilistisch markierten Wortfolge unterscheiden. Bei der stili- stisch neutralen Wortfolge komme zuerst das Subjekt, gefolgt von Prädikat und Objekt.’’ Zur stilistisch markierten Wortfolge werden ebenfalls einige Regeln genannt. Wörter könnten durch ihre Positionierung an den herausge- hobenen Stellen im Satz (erste und letzte Stelle im Satz) oder durch den Satz- akzent betont werden, oder auch durch beides, je nach dem, was aussagt

** Die erste Ausgabe aus dem Jahr 1979 w ar etw as ungenauer: ״ Pod redom riječi razum ijeva se (redo)slijed riječi, raspored riječi и rečenici“ , es folgt aber weiter: ״ Kada se пека sintaktička ka- tegorìja izriče jednom riječju, pravila о redu riječi istovremeno su i pravila о poretku sintaktič- kih kategorija.“ (Ibid., 4520•

״ Rijecima se и rečenici izriču sintaktičke kategorije. Stoga se p o d redom riječi razumijeva redo(slijed), raspored sintaktičkih kategorija.[..,] S obzirom na grainatičko ustrojstvo, poredak sintaktičkih kategorija и hrvatskom književnom jeziku dosta je slobodan. Sto znači da riječi kojima se izriču sintaktičke kategorije magu zam jenjivati mjesto и rečenici, а da se ne promijeni njihov medusobni o d n o s.“ (BARIĆ et a l., 1995, 583).

״ Ako se pretpostavi d a je subjekt (element grainatičkog uslrojstva) tenia (elem ent obavijesnog ustrojstva), a predikat s objektima i priložnim oznakama (elementi gram atičkog ustrojstva) rema (element obavijesnog ustrojstva), mogu se odrcditi pravila za stiiski neutralan red rije č i.“ (Ibid., 583).

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43 werden s o l l e . A l s besondere Kategorie wird die ‘obligate Reihenfolge’

(obavezan red) eingeführt, die aufgrund bestimniter rhythmisch-intonativer Gesetzmäßigkeiten entstehe. Es handelt sich hierbei vor allem um die Regeln über die Stellung der Enklitika und Proklitika, denen auch in der Grammatik ein Drittel der gesamten Abhandlung zur Wortfolge gewidmet wird.

Im Rahmen eines großen Projektes für eine neue Kroatischgrammatik verfaßte Katičič 1986 den Abschnitt über die Syntax. Obwohl er natürlich auch über die Wortfolge spricht, hat er diesem Problem nicht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt und sich mehr mit den Enklitika beschäftigt.

Seine Inteфretation des Satzes basiert auf den Prinzipien der funktionalen Satzperspektive und zum Teil der G T .‘°' Nach Katičičs eher freier Inter- pretation der GT ordnen sich die W örter in einer bestimmten Reihenfolge und stellen sich erst aufgrund besonderer Transformationen um. Im Kroati- sehen sei die Wortfolge ״ im großen und ganzen“ frei und diene dem Aus- druck von stilistischen Feinheiten. Aber auch die freie Wortfolge habe ihre Regeln, deren Nichtbeachtung zu einer Verminderung der sprachlichen Aus- drucksmöglichkeiten führe: Nach der ersten Regel muß das Thema zuerst aufscheinen, gefolgt vom Rhema. In den invertierten Stellungen (Rhema vor Thema) ist das Rhema besonders betont. Alle Wortfolgeregeln unterliegen dieser Grundregel.‘“ Katičič nennt weiter die Regeln für die neutrale Wort- folge, deren Festlegung Bedingung für die Beschreibung der stilistisch mar- kierten Wortfolge ist. Dabei wird vorausgesetzt, daß Subjekt gleich Thema

Ibid., 590 ff.

״ Najkrace - aü , naravno, ne i najpreciznije - ta bi se koncepcija [die Syntax von Kati- čic; Anm. Lj.R .] mogia opisati kao dosla spretan, и odredenoj mjeri i originalan, spoj vrlo slo- bodno shvacenog (da ne kažem ‘vlastitog’) transform acionalizm a i tradicionalnog pristupa sin- ta k si.[...] Transform acionalisticki aspekt smatram manje uspjelim, ponešto predimenzioniranim te manje spretno provedenim , bez obzira na to Sto se т о г а priznati da su uz njegovu pomoc neki sintaktički odnosi i pojavnosti opisani znatno uspjeSnije i preglednije nego dósad. “ (PRA N J- КОѴІС, 1993, 1140; siehe auch: ״ Za stilistički aspekt и Sintaksi treba prije svega reci da je ne- kako previše usputan, nedovoljno ‘znanstven’, im presionistički. О stilskoj vrijednosti pojedinih sintaktičkih pojavnosti Katičič govori prilično neredovito, uglavnom onda kad mu se ucini da se о nekoj pojavi može dati zanimljîv i efektan stilistički kom entar ili kad je ta pojava, iz bilo kojeg razloga, stilski m arkirana. Katičičeva stilistika, ako se о njoj иорсе može govoriti. vrlo je široko shvačena; od savjetničko-norm ativističke stlistike m aretičevskog tipa do različitih, nerijetko spretnih i domišljatih, ali nedovoljno preciznih, pa i sasvim *metaforičkih’ kvalifikacija.“ (Ibid.,

120).

י״ג KATIĆIĆ (1986, 492). Ljiljana Reinkowski - 9783954790364

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und Prädikat mit Adverbialbestimmungen sowie Objekt gleich Rhema sind.‘°^ Bei einer Änderung des Verhältnisses von kommunikativer und grammatischer Struktur ändere sich auch die neutrale Wortfolge, weil dann das Thema immer vor dem Rhema s t e h e . Katičič bleibt bei diesen grund- sätzlichen Feststellungen mehr oder weniger stehen und dringt nicht weiter in die Analyse der syntaktischen Kategorien und ihrer Wortfolge ein.