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Eignung von Gefäßversuchen

Im Dokument Humboldt-Universität zu Berlin (Seite 87-90)

4.1 Grundsätzliche methodische Betrachtungen

4.1.4 Eignung von Gefäßversuchen

Durch das umfangreiche Wurzelwerk des Spargels ist die genaue Ermittlung der Kronen-merkmale erschwert. Aus diesem Grund wird oft bei Versuchen im Spargel auf Gefäße zu-rückgegriffen (BORN 1981, DUFAULT 1991, KRUG 1999a). Allerdings sind die Bedingun-gen für die Pflanzen sicher anders als im Freiland.

Grundsätzlich lassen sich im Freiland und in Gefäßen vergleichbare Ergebnisse erzielen, wie die Untersuchungen mit unterschiedlichen Pflanzmassen gezeigt haben (Tabellen 34, 37 und 38). Somit ist gewährleistet, dass die Ergebnisse der anderen Versuche im Freiland auch ohne die aufwendige Erfassung von Kronenmerkmalen oder des Ertrages als Aussage dienen kön-nen. Im direkten Vergleich von Pflanzen im Freiland und in Gefäßen am gleichen Standort im Jahre 2003 zeigten sich zwar grundsätzliche Unterschiede in der Intensität der Ausprägung einzelner Laub- und Kronenmerkmale (Tabellen 24 und 25), die inhaltliche Aussage über die Auswirkungen der unterschiedlichen Pflanzmassen auf das Wachstum von Spargelpflanzen im ersten Standjahr war unter beiden Versuchsbedingungen jedoch gleich. Die Gefäßversuche dürfen deshalb als für das Freiland gültig bezeichnet werden.

Im Sommer zeigten die Pflanzen im Freiland und den Gefäßen noch die gleiche maximale

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hinlänglich bekannt ist (WILCOX-LEE 1987, HARTMANN 1996). Die Bodenfeuchte im Freiland wurde separat mit einem Tensiometer erfasst und bei Bedarf bewässert. Obwohl der Boden im Freiland und den Gefäßen der gleiche war, ergaben sich deutlich mehr notwendige Bewässerungsmaßnahmen in den Gefäßen. Im Sommer traten in den Gefäßen trotz teilweise zweitägigen Bewässerungsintervallen wiederholt Wasserdefizite auf. Zumindest konnte hier nicht die Gleichmäßigkeit in der Wasserversorgung gewährleistet werden, da sich besonders das Jahr 2003 als außergewöhnlich heiß und trocken erwies.

Der gleiche Grund ist bezüglich der Beobachtung anzugeben, dass die Pflanzen in den Gefä-ßen früher in die Abreife gingen. Zwar ist die Induktion der Abreife durch niedrige Tempera-turen im Spätsommer bedingt (KRUG 1996, 1999b), hohe TemperaTempera-turen und Trockenheit können diesen Effekt jedoch beschleunigen (PRESSMAN et al. 1989). Für die Pflanzen in den Gefäßen treffen dabei wahrscheinlich beide Faktoren zusammen. Es ist davon auszuge-hen, dass Pflanzen in schwarzen Gefäßen auf schwarzem Bändchengewebe einer deutlich höheren Temperatur als im Freiland ausgesetzt sind.

Beim Vergleich der Kronen im Freiland und den Gefäßen ergaben sich ebenfalls Unterschiede (Tabelle 25). Jedoch war hier die Anzahl der Wurzeln und die FM der Krone im Freiland sig-nifikant verringert. Gleichzeitig fanden sich sigsig-nifikant mehr dicke Knospen, was ähnlich wie bei den Laubmerkmalen auf bessere Wachstumsbedingungen schließen lässt (DROST und WILCOX-LEE 1997b). Die geringere Anzahl Wurzeln und FM der Kronen müssen daher auf die anderen Bedingungen zurückzuführen sein. Die Pflanzen im Freiland hatten einen größe-ren durchwurzelbagröße-ren Raum zur Verfügung. Obwohl sich die Hauptwurzelmasse beim Spar-gel im Bereich bis 30cm Bodentiefe befinden (DROST und WILCOX-LEE 2000), wird bei ausreichend lockerem Boden ein größeres Bodenvolumen durch die Wurzeln erschlossen (REIJMERINK 1973). Die Pflanzen brauchten also bei gleicher oder größerer Wurzelmasse nur eine geringere Anzahl Wurzeln. Bei der Rodung der Pflanzen im Herbst konnte nur auf Spatentiefe gearbeitet werden, so dass ein Teil der Wurzelmasse nicht miterfasst wurde. Auf-grund des dichten Standes und der Verteilung der wenigen Pflanzen musste im Gegensatz zu anderen Untersuchungen (PASCHOLD et al. 2001a, BLOOM 2003) darauf verzichtet wer-den, großräumig den Boden auszuheben, die Wurzeln auszusieben und den entsprechenden Pflanzen zuzuordnen.

Die in den Gefäßen zu 25l erzielten durchschnittlichen Kronenmassen der Varianten von 361

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540g pro Pflanze. WAGENVOORT und AMMERLAAN (1988) rodeten im Freiland Pflan-zen unterschiedlicher Sorten im Herbst und Winter des ersten Standjahres. Die Sorte ‚Gijn-lim‘ kam im Durchschnitt aller gerodeten Pflanzen auf eine Kronenmasse von 484g. Da sich über die Sorten eine Schwankung der Kronenmasse von 374 bis 550g ergab, ist der Vergleich der Kronenmassen unterschiedlicher Sorten aus anderen Versuchen problematisch. Aus die-sem Grund kann ansonsten nur auf einzelne Ergebnisse aus Deutschland zurückgegriffen werden, in der Annahme, dass die Ergebnisse ebenfalls anhand der Standardsorte ‚Gijnlim‘

ermittelt wurden oder die Sortenunterschiede hier gering sind. PASCHOLD et al. (2001a) nennen als Bandbreite der Kronenmasse im Herbst des ersten Standjahres nach umfangrei-chen Erfassungen 700 bis 950g pro Pflanze und liegen damit über den in den Gefäßen erhal-tenden Massen. PASCHOLD (2001b) berichtet sogar von Einzelpflanzen in Lysimetern, die über drei kg FM pro Pflanze im ersten Standjahr erzielen können. Dennoch kann davon aus-gegangen werden, dass die in den Gefäßversuchen erhaltenen Kronenmassen denen unter Praxisbedingungen entsprechen.

4.2 Jungpflanzenqualität bei Spargel

Die Qualität von Spargeljungpflanzen wird im Allgemeinen über die Pflanzmasse sowie der Anzahl der Wurzeln und Knospen beschrieben. Laut KRUG (1991) sollte eine gute Spargel-jungpflanze mindestens 40g, acht Wurzeln und vier Knospen besitzen, FRITZ und STOLZ (1989) fordern mindestens 40-50g, 20 Wurzeln und fünf bis sechs Knospen. OERTL (2001b) definiert die Qualität von guten Spargeljungpflanzen mit einer Pflanzmasse von mindestens 60g, 15-20 Speicherwurzeln und sortenabhängig fünf feste Knospen.

Darüber hinaus dürfen keine stärkeren Beschädigungen der Kronen, äußerlicher Schimmel-pilzbefall, hohle Wurzelschläuche oder faule Knospen vorhanden sein (FRITZ und STOLZ 1989, OERTL 2001b). Die Ausprägung dieser Qualitätsmerkmale sind auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen. Beschädigungen der Speicherwurzeln von Spargeljungpflanzen sind sowohl bei der Rodung (GOTTWALD und WOLTERSTORFF 1988) als auch der Pflan-zung (GREINER 1990) möglich. Hier findet sich dann oft der Ausgangspunkt für eine Schimmelbildung (VOGEL 1996), die unter ungünstigen Lager- oder Pflanzbedingungen ver-stärkt auftritt (MAQBOOL und CAMERON 1994). Hohle Wurzelschläuche und weiche

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LOON et al. 1983, NIKOLOFF 1984), Penicillium ssp. oder Rhizoctonia ssp. (GORDON-LENNOX und GINDRAT 1987) hervorgerufen werden.

Die FM der Krone zeigt beim Spargel enge wechselseitige Beziehung zur Anzahl der Wurzeln und der Knospen. So hängt die Kronenmasse bei Spargeljungpflanzen stark von der Anzahl der Wurzeln ab (HARTMANN 1989). Bei Betrachtung der untersuchten Herkünfte wiesen mit Ausnahme der Herkunft 3 im Jahr 2002 die Pflanzen mit einer höheren durchschnittlichen FM in beiden Versuchsjahren auch eine höhere Anzahl Wurzeln auf (Tabellen 27 und 28).

Die Pflanzen im Herbst des ersten Standjahres zeigten in beiden Versuchsjahren eine enge Beziehung zwischen der FM und Wurzelanzahl der Kronen, aber auch zur Anzahl dicker Knospen (Tabelle 17). DROST (1994) erhielt durch eine Steigerung der Wassergaben bei Spargel neben der Erhöhung der Kronenmasse von 413 auf 586g auch eine Erhöhung der Knospenanzahl von 53 auf 78, was ebenfalls den direkten Zusammenhang zwischen der Pflanzenmasse und der Anzahl der Knospen unterstreicht. Ferner haben die Versuche zur Pflanzenentwicklung von einjährigen Spargelpflanzen in den Jahren 2001 und 2003 gezeigt, dass nach dem ersten Durchwuchs im Frühjahr die weiteren Triebe einer Jungpflanze aus im gleichen Jahr neu gebildeten Knospen entstehen. Aus diesen Gründen konnte auf eine diffe-renzierte Versuchsanstellung hinsichtlich der Anzahl an Knospen und Wurzeln bei Spargel-jungpflanzen verzichtet werden. Die Untersuchungen der visuell sichtbaren Qualitätsmerk-male von Spargeljungpflanzen ließen sich daher vornehmlich auf die Pflanzmasse und den Verlust an Pflanzenteilen vor der Pflanzung reduzieren.

Im Dokument Humboldt-Universität zu Berlin (Seite 87-90)