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Behandlungen vor der Pflanzung

Im Dokument Humboldt-Universität zu Berlin (Seite 99-103)

Die Qualität von Spargeljungpflanzen zeichnet sich nicht nur durch deren Beschaffenheit bei der Rodung aus, sondern wird auch durch die Bedingungen bis zur Pflanzung beeinflusst (WEBER 2002). Verschiedene Maßnahmen vor der Pflanzung können eine Steigerung der Jungpflanzenqualität bedeuten, wenn dadurch das spätere Anwachsen im Feld verbessert wird.

Es wird oft empfohlen, den Zeitraum zwischen Rodung und Pflanzung der Spargeljungpflan-zen möglichst kurz zu gestalten (WEBER 2002, ZIEGLER 2002), was jedoch nicht immer möglich ist. Die Pflanzen sollen auf der einen Seite möglichst früh gerodet werden, um Ver-luste bei der Pflanzung von bereits neu gebildeten Trieben zu verhindern (MEULENDIJKS 2000c). Auf der anderen Seite können ungünstige Bedingungen bei einer frühen Pflanzung auch zu Problemen bei der Etablierung von Spargelanlagen führen (FALLOON 1986a, GOTTWALD und WOLTERSTORFF 1988), so dass oft eine Zwischenlagerung der Jung-pflanzen notwendig wird.

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4.3.1 Einflüsse einer Lagerung

Eine kühle oder warme Lagerung von Spargeljungpflanzen vor der Pflanzung für einige Tage brachte keine Unterschiede hinsichtlich des Wachstums im ersten Standjahr (Anhang Tabel-len 11 und 12). Jedoch kam es in diesem relativ kurzen Zeitraum bei den warm gelagerten Pflanzen nicht zur nennenswerten Bildung von Schimmel oder dem Verlust von Trieben.

Auch eine um zwei Wochen verzögerte Pflanzung bei einer warmen Zwischenlagerung wirkte sich nur unwesentlich auf das Wachstum der Spargelpflanzen im ersten Standjahr aus (An-hang Tabellen 13 und 14). Als Gründe sind zu vermuten, dass neben der Lagertemperatur (MEULENDIJKS 1991) auch eine ausreichende Feuchtigkeit für eine Schimmel- oder vor-zeitiger Triebbildung und dem damit gegebenen Substanzverlust der Jungpflanzen verant-wortlich ist. In den vorliegenden Versuchen wurden die Pflanzen zwar warm, aber auch rela-tiv trocken gelagert.

Ein zunehmend späterer Pflanztermin von zur gleichen Zeit gerodeten Jungpflanzen führte zu einer kontinuierlichen Verminderung der erfassten Laub- und Kronenmerkmale im ersten Standjahr (Tabellen 46 und 47). Allerdings waren diese erst ab einer Pflanzung im Mai deut-licher ausgeprägt, wobei die Pflanzen zu diesem Zeitpunkt schon eine relativ warme aber tro-ckene Zwischenlagerung von über zwei Monaten hinter sich hatten. Da auch hier keine nen-nenswerten Substanzverluste der Jungpflanze durch Schimmelbildung oder Triebwachstum vor der Pflanzung gegeben waren, ist die Wachstumsreduktion weniger auf die Lagerung, sondern vielmehr auf die deutlich verkürzte Vegetationsperiode zurückzuführen (SUDJAT-MIKO et al. 1996).

4.3.2 Einflüsse einer Tauchbehandlung

Eine wichtige Maßnahme zur Steigerung der Qualität von Spargeljungpflanzen stellt die Tau-chung in einer Fungizidlösung (Beizung) dar (KNAFLEWSKI et al. 1993, WEBER 2002). So konnte auch in den vorliegenden Versuchen eine deutliche Steigerung des Pflanzenwachstums im ersten Standjahr durch eine Beizung mit den Mitteln ‚Sportak Alpha‘ und ‚Switch‘ anhand nahezu allen ermittelten Laubmerkmalen festgestellt werden (Tabellen 49, 50 und 54). Dabei scheint die Beizung auf zwei Wegen das Wachstum von Spargeljungpflanzen zu fördern.

Während einer Lagerung kommt es in Abhängigkeit von den jeweiligen Lagerbedingungen zu einem Wasserverlust bei Spargeljungpflanzen (MAQBOOL und CAMERON 1994). Eine

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Versuch über zwei Jahre signifikant höhere maximale Trieblängen im Sommer (Tabelle 48).

Die fördernden Effekte waren teilweise auch noch im Herbst gegeben. Jedoch lassen sich die positiven Auswirkungen einer Beizung nicht nur durch die zusätzliche Wasseraufnahme vor der Pflanzung begründen. Im direkten Vergleich von in Wasser und in einer Fungizidlösung getauchten Pflanzen ergaben im Herbst eine signifikant größere maximale Trieblänge und eine höhere Anzahl dicker Triebe (Tabelle 51). Auch zeigte sich in dem Gefäßversuch mit geschwächten Pflanzen, dass eine tendenzielle Zunahme der meisten Laub- und Kronen-merkmale in der Reihenfolge unbehandelte, in Wasser getauchte und gebeizte Pflanzen gege-ben war (Tabelle 52 und 53).

LILL und TATE (1982) empfehlen vor einer Lagerung von Spargeljungpflanzen für mehrere Wochen eine Tauchung in einer Fungizidlösung, um einer Schimmelbildung vorzubeugen.

RAHDEN et al. (1990) fanden an im Frühjahr gebeizten Jungpflanzen im Herbst des ersten Standjahres einen geringeren Pilzbefall der Wurzeln. PASCHOLD et al. (2001b) berichten von starken Wurzelausfällen ungebeizter zur Pflanzung beschädigter Jungpflanzen im Som-mer des ersten Standjahres durch Fäulnisbefall. Dies erklärt auch die in den Versuchen nach-gewiesenen signifikant höheren Gehalte an löslichen RKH im Herbst bei den unbehandelten Pflanzen, obwohl gleichzeitig die meisten Laubmerkmale signifikant verringert waren (Ta-bellen 49 und 50). Der Verlust an Wurzelmasse durch einen Befall mit bodenbürtigen Pilzen führte wahrscheinlich zu einer höheren Konzentrierung der im Laufe des Sommers eingela-gerten RKH in der verminderten FM der Kronen. In den Gefäßversuchen zu einer Beizung war dieser Effekt nicht nachweisbar (Tabelle 53), da hier aufgrund der trockeneren und wär-meren Bedingungen Wurzelausfälle durch einen Pilzbefall bei der Rodung im Herbst nicht festzustellen waren.

Bereits die Spargelsamen weisen einen hohen Besatz verschiedener bodenbürtigen Pilze auf (KNAFLEWSKI und SADOWSKI 1990b). An Spargeljungpflanzen sind zumeist auch ohne sichtbare Symptome zahlreiche unterschiedliche Pilze vorhanden (GOSSMANN et al. 2001).

LACY (1979) erhielt durch eine Beizung der Jungpflanzen keine Förderung des Pflanzen-wachstums und erklärt dieses damit, dass die Pflanzen schon vor der Behandlung erkrankt waren. Eine Tauchbehandlung der Kronen vor der Pflanzung kann den Befall mit dem im Spargel bedeutendsten bodenbürtigen Schaderreger Fusarium oxysporum f.sp. asparagi

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suchung von inkubierten Pflanzen aus den vorliegenden Versuchen gezeigt hat (BAUER-MANN 2002). Neben Rhizoctonia violacea (MOLOT et al. 1985, RAHDEN et al. 1990) und Botrytis cinerea (ZIEGLER 2002) liegt auch die Vermutung nahe, dass der Pilz Phytophthora megasperma var. sojae zu Problemen bei der Etablierung von Spargelanlagen führen kann, obwohl in Deutschland ein direkter Zusammenhang bislang noch nicht nachgewiesen wurde.

In Neuseeland ist dieser auf Spargel spezialisierte Erreger schon länger bekannt (BOESE-WINKEL 1974) und gilt inzwischen dort unter kühlen und feuchten Bedingungen zur Pflan-zung als die wichtigste Krankheit im ersten Standjahr (FALLOON 1986a, b). Nachdem in Italien (BUGIANI et al. 1994), Frankreich (BAUDRY et al. 1995) und der Schweiz (GOR-DON-LENNOX und GINDRAT 1987) dieser Pilz schon länger bekannt ist, wurde er auch in Deutschland in größerem Umfang festgestellt (ZIEGLER 2003).

Die Wahl des fungiziden Beizmittels scheint von eher untergeordneter Rolle zu sein. So konnten in zahlreichen Mittelvergleichen zumeist nur unwesentliche Unterschiede in der Wir-kung auf die Etablierung von Spargelanlagen aufgezeigt werden (RAHDEN et al. 1990, KNAFLEWSKI et al. 1993, POLL 1997), wie sich auch in den vorliegenden Versuchen bes-tätigte (Anhang Tabellen 15 bis 17). Eine Ausnahme bilden dabei Versuche von WEBER (2002), der mit einem nicht näher benannten Mittel eine nachweisliche Schädigung der Pflan-zen über mehrere Standjahre erhielt. Vor dem Einsatz eines neuen Mittels sollte daher vorher eine Prüfung durchgeführt werden.

Von größerer Bedeutung scheint jedoch die Konzentration des verwendeten Fungizides zu sein. KNAFLEWSKI et al. (1993) fanden zwar keine geringere Wirkung durch eine Halbie-rung der Aufwandmenge eines Beizmittels, FALLOON und FRASER (1991) steigerten je-doch bis zu einem gewissen Punkt mit der Konzentration auch die Wirksamkeit des verwen-deten Mittels. Bei einer weiteren Erhöhung der Aufwandmenge drehte sich der Effekt um, was sie durch mögliche toxische Wirkungen erklären. Die Steigerung der Aufwandmenge des Mittels ‚Switch‘ von 0 über 0,1 auf 0,2% brachte im Freilandversuch 2002 ebenfalls eine ste-tige Zunahme der Höhe aller erfassten Laubmerkmale im ersten Standjahr (Tabelle 51).

Hinsichtlich des optimalen Zeitpunktes der Tauchbehandlung der Kronen in einer Fungizidlö-sung finden sich in der Literatur keine exakten Versuche. Bei einer Lagerung für mehrere Wochen erscheint es vorteilhaft, direkt nach der Rodung die Beizung durchzuführen (LILL

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Pflanzenschutz nicht mehr möglich ist (ZIEGLER 2002). Andere Autoren raten zu einer Bei-zung direkt vor der PflanBei-zung (WOLTERSTORFF und GOTTWALD 1988, MEULENDIJKS 1991). Der im Versuch durchgeführte Vergleich einer Beizung vor der Lagerung oder Pflan-zung brachte keine Unterschiede im Laubwachstum des ersten Standjahres (Anhang Tabelle 18). Dennoch sollte die Beizung kurz vor der Pflanzung durchgeführt werden, da neben der fungiziden Wirkung auch eine Steigerung der Vitalität der Pflanzen durch eine Wasserauf-nahme vor der Pflanzung gegeben ist (Tabelle 48).

Im Dokument Humboldt-Universität zu Berlin (Seite 99-103)