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Freiwilliges Engagement in der Gemeinde und in der Welt ist eine Grundform christ-licher Existenz. Christ*innen sind nach biblischem Verständnis durch Gott dazu berufen und befähigt, aus der Motivation des Glaubens tätig zu handeln und sich für ein gelin-gendes Miteinander in Kirche und Gesellschaft zu engagieren. Ein solches Engagement dient anderen und ist zugleich Möglichkeit, eigene Fähigkeiten und die eigene Person zu entwickeln sowie sinnstiftende Erfahrung zu gewinnen.

Ehrenamtliches Engagement ist die Grundform der Mitarbeit in der Kirche. Es geschieht in großer Vielfalt und unter unterschiedlichsten Rahmenbedingungen in allen Bereichen und Ebenen der Kirche, der kirchlichen Körperschaften, Einrichtungen und Werke sowie in den Mitgliedseinrichtungen und Projekten des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schle-sische Oberlausitz (DWBO).

In vielen Arbeitsfeldern der Kirche übersteigt die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen die der beruflichen deutlich. Dies ist in der Regel nicht Ausdruck begrenzter finanzieller Ressourcen, sondern wurzelt in der programmatischen Entscheidung, dass Kirche im Miteinander-Tun von Menschen wächst. Ehrenamtliche sind Hand, Herz, Kopf und Gesicht der Kirche.

Viele Aufgaben und Tätigkeiten ehrenamtlicher Mitarbeiter*innen erfordern eine intensive Aus- und Fortbildung sowie kontinuierliche Begleitung. Daher nimmt der Bedarf an Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen stetig zu, was nicht zuletzt im Blick auf die Qualität kirchlicher Angebote zu begrüßen ist.

Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement sind auch in Kirche und Diakonie den Verände-rungen unterworfen, die allgemein für dieses Feld zu bemerken sind. Dauerhafte Formen eines Engagements treten zurück. Mehr Menschen wollen sich zu einem bestimmten Thema oder bei einer bestimmten Aufgabe mit konkreten Zielen für eine begrenzte Zeit einbringen.

2.5

2. Bildung in evangelischer Verantwortung – ein Überblick

… hat ihren Ursprung darin, dass Kirche als Gemeinschaft in der Nachfolge Christi das Miteinander von Menschen ist, die ohne dafür bezahlt zu werden ihre Zeit, Kraft und Gaben einbringen.

… versetzt ehrenamtlich Mitarbei-tende in die Lage, ihr Tun und Wirken mit dem notwendigen Wissen und Können auszuüben.

Sie sieht in der Qualifizierung von ehrenamtlich Mitarbeitenden eine zentrale Aufgabe mit wachsender Bedeutung.

… verbindet fachliche Qualifikation mit der Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit zu entfalten und weiter zu entwickeln. Das En-gagement für andere bzw. das Gemeinwohl wird mit der Gele-genheit zur Erweiterung eigener Kompetenzen und Fähigkeiten verbunden.

… ermöglicht vor allem durch Frei-willigendienste für junge Men-schen eine Berufs- und Lebens- orientierung. Mit internationalen Programmen eröffnet sie durch interkulturelle und ökumenische Erfahrungen die Chance, eigene Gewohnheiten und Lebensent-würfe in ein neues Licht zu rücken.

… bietet eine intensive persönli-che Erfahrung in und mit Kirpersönli-che und Diakonie. Sie sensibilisiert engagierte junge Menschen, von denen nicht wenige später Entscheidungsträger*innen in gesellschaftlichen Bereichen sind, für Themen wie Gerechtigkeit oder Fragen des Miteinanders in einer globalen Welt.

ZEPT FÜR DIE EKBO

Qualifizierung in Leitungsämtern

Für die Leitungsgremien der EKBO, unter denen die Gemeindekirchenräte zahlenmäßig die bedeutendsten sind, sieht die Grundordnung vor, dass die Mehrheit der Mitglieder ihr Amt ehrenamtlich ausübt. Die Verantwortung für Haushalt, Bauaufgaben, Personal und das gemeindliche bzw. kirchliche Leben bedarf neben Alltagswissen, beruflichen Fähigkeiten und Gemeindekenntnis auch der Leitungskompetenz und eines besonderen Wissens um kirchliche Ordnungen und Regeln.

Die beruflichen Mitarbeiter*innen in den Gemeinden, die Bildungsbeauftragten in den Kirchenkreisen und das AKD unterstützen und qualifizieren die Arbeit der Gemeindekir-chenräte mit Fortbildung und Beratung. Der Bereich Gemeindeberatung und Gemeinde-entwicklung im AKD qualifiziert an 15 Wochenenden pro Jahr ehrenamtlich Mitarbeitende für ihre Aufgaben und führt rund 50 Einzelberatungen durch.

Über eine diesbezügliche Arbeit in den Kirchenkreisen, -gemeinden oder kirchlichen Einrichtungen gibt es keine systematische Übersicht. Insgesamt halten Berliner Kirchen-kreise und -gemeinden häufiger als Brandenburger eine eigene personelle Infrastruktur für Fortbildungen in diesem Sektor vor. In der Regel beteiligen sich an solchen Angeboten beruflich und ehrenamtlich Leitende gemeinsam. Bei Bedarf werden Expert*innen aus anderen Bereichen hinzugezogen. Dies muss dann, ebenso wie der Einsatz externer Be-rater*innen, durch die jeweiligen Auftraggeber finanziert werden.

Die Angebote im Bereich der Fortbildung von ehrenamtlich engagierten Leitungspersonen haben eine nachhaltige Wirkung besonders im Blick. Das beinhaltet, dass die Teilnehmen-den mehrdimensional in ihren geistlichen, kommunikativen und organisatorischen Kom-petenzen gebildet werden und dass in der Regel konkrete Ergebnisse und Verabredungen in systemischen Prozessen gemeinsam entwickelt werden. Um die Fortbildungsarbeit in diesem Bereich weiterzuentwickeln, wurden in Kooperation des AKD mit kreiskirchlich Beauftragten Materialien für eine modulare Fortbildung für Leitungsverantwortliche ent-wickelt. Diese können als Bausteine abgerufen werden.

2. Bildung in evangelischer Verantwortung – ein Überblick

Da die Vielfalt und der Umfang ehrenamtlichen Engagement wächst, werden Förderung, Gewinnung und Begleitung sowie Fragen eines für alle Beteiligten guten Einsatzes ehren-amtlicher Mitarbeiter*innen zunehmend zu einer zentralen Leitungsaufgabe. Das AKD bietet daher eine Ausbildung zur Ehrenamts-Koordinator*in an, die von der Akademie für Ehrenamtlichkeit zertifiziert ist. Diese handlungsorientierte Basis-Qualifizierung befähigt zur Planung, Organisation, Durchführung und Koordination einer guten Ehrenamtlichenarbeit.

Sie richtet sich an ehrenamtliche und berufliche Mitarbeiter*innen in Kirchengemeinden und -kreisen, in diakonischen oder sozialen Projekten, Einrichtungen und Verbänden, die die Mitarbeit Ehrenamtlicher verantwortlich begleiten und koordinieren (wollen).

Qualifizierung für Gottesdienste: Prädikant*innen und Lektor*innen

Der ehrenamtliche Verkündigungsdienst ist ein wichtiger Beitrag zum gottesdienstlichen Leben in den Gemeinden, der die Lebenswelt unterschiedlicher Menschen auf besondere Weise zur Sprache bringt sowie glaubwürdig mit der Verkündigung des Evangeliums ver-knüpft. Ein solcher Dienst erfordert eine solide Aus- und Fortbildung.

Lektor*innen mit erweiterten Aufgaben im Gottesdienst werden in Kursen darauf vorbe-reitet, agendarische Gottesdienste mit einer Lesepredigt zu halten. Die Entwicklung von liturgischer Präsenz und theologisch-homiletischer Kompetenz steht dabei im Vordergrund.

Prädikant*innen, die Gottesdienste mit Abendmahl und selbst erarbeiteter Predigt leiten, erwerben zunächst eine theologische Grundqualifikation, die erweiterte Kenntnisse in Homiletik (Predigtlehre) einschließt. Diese wird in der Regel im Kirchlichen Fernunterricht (KFU) erworben, wenn die angehenden Prädikant*innen sie nicht durch eine Ausbildung, zum Beispiel als Diakon*in oder Gemeindepädagog*in oder ein Theologiestudium, mitbringen.

Der KFU wurde einst als Reaktion auf die Kirchenpolitik der DDR gegründet und wird heute von mehreren ostdeutschen Landeskirchen, darunter auch der EKBO, getragen. Das Studi-um dauert 2,5 Jahre und wird von Lehrenden aus Universitäten, Gemeinden und Schulen in Wochenendseminaren und Seminarwochen an vier verschiedenen Kursorten gestaltet.

ZEPT FÜR DIE EKBO

Das AKD bietet die darauf aufbauenden Ausbildungskurse für Lektor*innen und Prädikant*in-nen an und bindet in die Konzeption und Durchführung der Kurse besonders qualifizierte Pfarrer*innen oder Prädikant*innen ein. In jedem Jahr finden je ein Lektor*innen- und ein Prädikant*innenkurs statt. Die Fortbildung der Prädikant*innen erfolgt kontinuierlich in Tages- und Wochenendseminaren sowie im Prädikant*innenkonvent. Die Fortbildung der Lektor*innen findet in Tages- oder Abendveranstaltungen statt. Lektor*innenkurse finden in unregelmäßigen Abständen auch in einzelnen Kirchenkreisen statt, häufig in Koopera-tion mit dem AKD. In den Kirchenkreisen wird zunehmend eine begleitende Beratung von Lektor*innen und Prädikant*innen angestrebt.

Auch die übrigen offenen Bildungsangebote des AKD im Bereich Gottesdienst werden von Lektor*innen und Prädikant*innen genutzt. Daneben gibt es in einigen Kirchenkreisen und Gemeinden eigenständig organisierte Fortbildungen und regelmäßige Treffen für diese Gruppe, die durch das AKD, zum Beispiel durch punktuelle Mitarbeit, unterstützt werden.

Qualifizierung für seelsorgerliches Handeln

Die Telefonseelsorge ist entsprechend ihrer Konzeption durch großes ehrenamtliches Engagement getragen. In Berlin, Cottbus und Ostbrandenburg arbeitet die Kirchliche Tele-fonseelsorge in ökumenischer Trägerschaft, ebenso in Potsdam. Im gesamten Bereich der EKBO hat die Kirchliche Telefonseelsorge derzeit über 300 ehrenamtlich Mitarbeitende, von denen die Mehrzahl Frauen sind. Diese führen pro Jahr über 65.000 Gespräche. Die Mitarbeit in der Telefonseelsorge setzt eine intensive Aus- und Fortbildung voraus, die im Laufe eines Jahres mehrere Wochenend- und Abendseminare umfasst, für die eine gute Zusammenarbeit mit der Seelsorge-Aus- und Fortbildung (SAF) der EKBO besteht. Die Teilnehmenden erweitern ihre Kompetenzen in Gesprächsführung und Kommunikation und erwerben Grundkenntnisse der Seelsorge. Sie befassen sich mit menschlichen Grundsi-tuationen, wie zum Beispiel Ohnmacht, Angst, Aggression oder Sexualität und erwerben Kenntnisse zu Sucht und psychischen Erkrankungen. Die Bereitschaft, die eigenen Gefühle und Erfahrungen kritisch miteinander zu reflektieren, ist eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung, die pro Jahr etwa 30 Freiwillige absolvieren. Eine regelmäßige

2. Bildung in evangelischer Verantwortung – ein Überblick

für eine Arbeit in der Telefonseelsorge ist daneben die Bereitschaft, für sich selbst über religiöse Fragen nachzudenken und Anrufer*innen mit anderen religiösen Vorstellungen anzunehmen. Geistliche und spirituelle Elemente sind daher Teil der Ausbildung.

Für das Kinder- und Jugendtelefon Nummer gegen Kummer e. V. und das Elterntelefon, das bei Erziehungsfragen berät und unterstützt, werden pro Jahr 12 ehrenamtlich Mitarbeitende intensiv vorbereitet. Die Ausbildung ist an die der Telefonseelsorge angelehnt. Mit DOWERIA gibt es eine russischsprachige Telefonseelsorge, in der etwa 90 qualifizierte Ehrenamtli-che arbeiten. Diese Angebote sind alle in Trägerschaft des DiakonisEhrenamtli-chen Werkes (DWBO).

In den ca. 30 ambulanten und stationären Hospizen im Bereich der EKBO sind aktuell 2.000 ehrenamtliche Hospizhelfer*innen tätig. Über 300 neue Mitarbeitende werden pro Jahr zu Hospizhelfer*innen ausgebildet. Die Ausbildungen in den einzelnen Hospizdiensten orientieren sich in der Regel am Celler Modell.16 Ähnlich wie in den Kursen zur Telefon-seelsorge sind Reflexion auf eigene Erfahrungen, Ängste, Vorstellungen und Motivationen, Wahrnehmung von Grenzen im Umgang mit Kranken und Sterbenden sowie eine gründliche Ausbildung in seelsorglicher Gesprächsführung Inhalt der Ausbildung. Da im Bereich der Sterbebegleitung Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch abgerechnet werden, obliegt auch ehrenamtlich Mitarbeitenden eine qualifizierte Dokumentation ihrer Tätigkeit und Leistungserbringung, was ebenfalls im Rahmen der Ausbildung erlernt werden muss.

Für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in der Krankenhausseelsorge gibt es in den je-weiligen Häusern Aus- und Fortbildungen, die von den zuständigen Krankenhausseelsor-ger*innen gestaltet werden. Auf landeskirchlicher Ebene gibt es ebenfalls eine Ausbildung, die von der Landespfarrerin für Seelsorge im Krankenhaus angeboten wird. Einheitlich verbindliche Standards für dieses Arbeitsfeld sind derzeit in der Erarbeitung.

Fluggäste, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Flughafens, Besucher und andere seelsorglich zu begleiten, ist Aufgabe der Flughafenseelsorge in Berlin. Seit 2012 sind evangelische und katholische Flughafenseelsorger*innen ehrenamtlich tätig. Die Ausbil-dung umfasst zwei Wochenenden und sechs AusbilAusbil-dungstage, in denen Grundlagen für seelsorgerliche Arbeit und die Besonderheit der Abläufe am Flughafen vermittelt werden.

16 | Vergleiche

ZEPT FÜR DIE EKBO

Nach einer begleiteten Mentoringphase werden die ehrenamtlichen Seelsorger*innen in ihr Amt eingeführt. Teamtreffen und regelmäßige Supervision sind selbstverständlich.

Außergewöhnliche, belastende Ereignisse, wie Unfälle, Gewalt oder Katastrophen, rufen bei vielen Menschen vorübergehend starke Reaktionen und Gefühle hervor. Das betrifft vor allem Angehörige, aber auch Augenzeug*innen. Die Notfallseelsorge der EKBO ist seit 20 Jahren ein Angebot für Menschen in Krisensituationen und gilt allen Menschen, unabhängig von ihrer religiösen Bindung oder Weltanschauung. Die Mitarbeiter*innen werden über die Feuerwehr, die Polizei oder den Rettungsdienst alarmiert und sind zu unverzichtbaren Partnern für die Einsatzkräfte vor Ort geworden. Etwa 260 Männer und Frauen, Pfarrer*innen und Interessierte, arbeiten im Bereich der EKBO an dieser Aufga-be mit und leisten pro Jahr üAufga-ber 1.100 Einsätze. Voraussetzung für eine MitarAufga-beit in der Notfallseelsorge ist eine nach bundeseinheitlicher Richtlinie zertifizierte Ausbildung mit mindestens 80 Unterrichtseinheiten sowie aufbauende Lehrgänge und Hospitationen bei Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. Die Notfallseelsorger*innen und Kriseninterven-tionshelfer*innen sind zu regelmäßiger Supervision verpflichtet.

Freiwilligendienste

Freiwilligendienste sind eine zeitlich befristete, aber sehr intensiv angelegte Möglichkeit für Engagement. Sie bieten eine Bildungsgelegenheit für Menschen aller Generationen.

Es gibt sie mit verschiedenen inhaltlichen Ausrichtungen und Zielsetzungen sowie mit unterschiedlicher zeitlicher Dauer. Eine lange Tradition auch in Kirche und Diakonie hat das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), das überwiegend praktische Tätigkeit in sozialen Einrich-tungen anbietet. Hinzu kommen Möglichkeiten eines Einsatzes im Feld von Kultur oder Naturschutz (Freiwilliges Ökologisches bzw. Kulturelles Jahr).

Während sich das FSJ und andere Freiwilligendienste an junge Menschen richten, steht der Bundesfreiwilligendienst (BFD) Frauen und Männern jeden Alters offen. Einsatz-möglichkeiten bestehen hier in ähnlichen Bereichen. Die Zeitdauer ist in beiden Freiwil-ligendiensten in der Regel ein Jahr, kann aber von 6 bis 24 Monaten variiert werden. FSJ

2. Bildung in evangelischer Verantwortung – ein Überblick

deutlich größer als das Angebot der geförderten Stellen. Das Diakonische Werk (DWBO) koordiniert im Bereich der EKBO die evangelischen Angebote im Rahmen des FSJ und des BFD für die ca. 430 Freiwilligen pro Jahr.

Internationale Freiwilligendienste stehen in der Tradition der Auslandsmission (zum Beispiel Berliner Missionswerk) oder der internationalen Friedens- und Versöhnungsar-beit (zum Beispiel Aktion Sühnezeichen – Friedensdienste (ASF)), dem Internationalen Christlichen Jugendaustausch (ICJA) und der Ökumenischen Jugenddienste (ÖJD). Auch internationale Freiwilligendienste werden staatlich gefördert, jedoch müssen die Teilneh-menden bei langfristigen Einsätzen einen vergleichsweise höheren finanziellen Beitrag selber aufbringen. Internationale Freiwilligendienste sind in der Regel auf ein Jahr Dauer angelegt. Kürzere Terms sind aber möglich und deren Kosten entsprechend überschaubar.

Angebote für ein freiwilliges Engagement mit kürzerer Zeitdauer bieten zum Beispiel die Ökumenischen Jugenddienste, ein Arbeitsbereich des AKD, an. Jeden Sommer finden zweiwöchige Work-Camps in Deutschland mit Jugendlichen aus europäischen und außer-europäischen Ländern statt. Die Work-Camps sind die Gelegenheit für ökumenisches und interreligiöses Lernen in gesellschaftlich relevanten und kirchlich orientierten Projekten. Die Teilnehmenden erhalten die Chance, Eindrücke und Erfahrungen mit oder über Mitglieder anderer Kulturen zu gewinnen und sich dadurch selbst als Person mit ihrer kulturellen Prägung besser kennen zu lernen.

Der Schwerpunkt der Arbeit von Aktion Sühnezeichen – Friedensdienste liegt auf einjährigen Freiwilligendiensten in Ländern, die in der Zeit des Nationalsozialismus unter der deutschen Gewaltherrschaft gelitten haben. ASF-Freiwillige unterstützen Überlebende von Konzentrationslagern und Zwangsarbeit, sie begleiten psychisch Kranke, Obdachlose, Flüchtlinge oder Menschen mit Behinderungen. In Stadtteilprojekten, Gedenkstätten und Antirassismus-Initiativen sind sie vor Ort aktiv und erhalten geschichtliche Lernorte für die Zukunft. Ziel ist es, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in die Ge-sellschaft zu tragen und dabei international sichtbare Zeichen zu setzen. Die ASF arbeitet bundesweit und entsendet pro Jahr 130 Freiwillige. Ein kurzfristiges Engagement wird in rund 20 Sommerlagern in 13 verschiedenen Ländern, wie Frankreich, Tschechien, den Niederlanden, Polen oder Russland und Israel, ermöglicht.

ZEPT FÜR DIE EKBO

Das Berliner Missionswerk entsendet jährlich ca. 20 Freiwillige für ein Jahr in seine Partnerkirchen in Taiwan, Tansania, Südafrika, Palästina, England, Schweden, Italien und Kuba. In der Vorbereitung wird in Kooperation mit der Berliner Stadtmission die Beschäf-tigung mit Armut angeregt. Entwicklungspolitische Fragen stehen ebenso wie interkul-turelle Kommunikation und Konfliktschulung auf dem Programm. Nicht zuletzt werden die Freiwilligen auf eine Auseinandersetzung mit der Vielfalt christlicher Glaubens- und Frömmigkeitspraxis, die sie erleben werden, vorbereitet.

Nicht selten weckt das Auslandsjahr bei den Freiwilligen Interesse an ökumenischem Engagement. Viele ehemalige Freiwillige setzen sich verstärkt in den Gemeinden ein und integrieren ihren Glauben nach ihrer Rückkehr stärker in den Alltag. Eigene Gewohnheiten und Lebensentwürfe rücken in ein neues Licht.

Freiwilligendienste sind Bildungsangebote. Das Engagement für andere bzw. das Gemein-wohl wird mit der Gelegenheit zur Erweiterung eigener Kompetenzen und Fähigkeiten verbunden. Dazu sind in allen Freiwilligendiensten unterschiedlich ausgedehnte, meist mehrere Wochen umfassende Seminarphasen vorgeschrieben.

Die Freiwilligendienste werden staatlich gefördert. Es gibt Vorgaben im Blick auf Qualitäts-standards in der Durchführung und Begleitung. Für das Freiwillige Soziale Jahr / Diakonische Jahr haben sich evangelische Träger bundesweit zusammengeschlossen und verbindliche Leitlinien zur Qualitätssicherung vereinbart. Als profiliert Diakonisches Jahr fördert und erweitert das FSJ in evangelischer Trägerschaft auch die religiöse, die interkulturelle und die politische Bildung der Teilnehmenden.

2. Bildung in evangelischer Verantwortung – ein Überblick

Bildung und Förderung ehrenamtlichen Engagements in ausgewählten Feldern Für die Ausbildung zum einfachen kirchenmusikalischen Dienst bietet die EKBO an den kirchenmusikalischen Ausbildungszentren in Brandenburg, Dahme und Rheinsberg Kurse an. Dort werden Organist*innen, Chor-, Kinderchor- oder Posaunenchorleiter*innen sowie Popularkirchenmusiker*innen ausgebildet. Sie erlangen mit dem erfolgreichen Abschluss dieser Ausbildung einen Eignungsnachweis für die entsprechende Tätigkeit in Gottesdiens-ten, Veranstaltungen und in der Chorarbeit. Alle Ausbildungsgänge setzen grundlegende musikalische Fähigkeiten voraus und dauern etwa zwei Jahre. Bei entsprechender Eignung eröffnet sich die Möglichkeit, die kirchenmusikalische Ausbildung im C-Seminar17 fortzu-setzen und damit in den nebenamtlichen Dienst zu gehen.

Weitgehend unbeachtet ist bislang die Tätigkeit von Betreuungsvereinen, von denen sich vier im Land Brandenburg in evangelischer Trägerschaft befinden. Betreuungsver-eine akquirieren, fördern, begleiten und qualifizieren Menschen, die ehrenamtlich die rechtliche Betreuung von Menschen übernehmen. Rechtliche Betreuung ermächtigt dazu, Rechtshandlungen im Namen des Betreuten vorzunehmen, die dieser selbst nicht mehr vornehmen kann. Sie ist seit 1992 an die Stelle der Vormundschaft über Volljährige getre-ten. Daneben sind die Betreuungsvereine mit der Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel zur

„selbstbestimmten Vorsorge“, betraut und sollen die Bereitschaft, rechtliche Betreuung ehrenamtlich zu übernehmen, fördern. Immer mehr Bedeutung gewinnen die Beratung zu Vorsorgevollmachten und die Beratung von Bevollmächtigen.

Unter dem Namen Charisma betreibt das DWBO die Freiwilligenagentur von Kirche und Diakonie. Sie ist ein Beratungs- und Vermittlungsangebot für Menschen, die sich ehrenamt-lich engagieren möchten und für gemeinnützige Organisationen und Kirchengemeinden, die Ehrenamtliche suchen.

In der EKBO ist das AKD ein zentraler Anbieter vielfältiger Bildungs- und Unterstützungs-formen für ehrenamtlich Mitarbeitende. Das umfasst zertifizierte Ausbildungen, weiter qualifizierende Fortbildungen, abrufbare Vor-Ort-Veranstaltungen, Begleitung, Moderation, Beratung und Coaching in unterschiedlichen kirchlichen Handlungsfeldern. Hinzu kommt die Möglichkeit, Materialien zu bestellen, zu downloaden und auszuleihen. In verschiedenen

17 | Vergleiche S. 112.

ZEPT FÜR DIE EKBO

Kirchenkreisen gibt es ebenfalls Angebote zur Aus- und Fortbildung ehrenamtlicher Mit-arbeiter*innen in den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern. In der Regel sind die Angebote sowohl für berufliche als auch für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen konzipiert.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH) ist eine evangelische Hilfsorganisation. In der Tradition des evangelischen Johanniterordens hat sie ihre Schwerpunkte u. a. im Rettungs- und Sanitätsdienst, im Katastrophenschutz und der humanitären Auslandshilfe, in der Bildungs- und Erziehungsarbeit sowie in sozialen Diensten für Kinder, Jugendliche, Ältere und Kranke. Etwa 400 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen im Landesverband Berlin-Branden-burg sind vorwiegend im Sanitätsdienst und Bevölkerungsschutz organisiert. Sie werden regelmäßig im Umfang von ca. 200 Stunden pro Jahr fortgebildet. Viele Fortbildungen sind regional vor Ort organisiert. Weiterführende und spezielle Themen werden in der Johanni-ter-Akademie und ihren Bildungsinstituten angeboten. Viele dieser Aus- und Fortbildungen unterliegen normativen Vorgaben und sind an Zertifizierungen von Bildungsstätten und Bildungsangeboten, zum Beispiel der Länder oder der Unfallversicherungsträger, gebunden.

Im Bereich der EKBO werden etwa 50.000 Menschen pro Jahr in Kursen der JUH zu Ersthel-fer*innen in unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel für den Erwerb des Führerscheins, die Betriebshelferausbildung oder den Schulsanitätsdienst ausgebildet. Dabei werden alle Altersgruppen erreicht: begonnen bei Ersthelfern von morgen im Kitaalter bis hin zu Angeboten für ältere Menschen.

2. Bildung in evangelischer Verantwortung – ein Überblick

ZEPT FÜR DIE EKBO