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Am 09.02.1997 wurde zeitgleich mit den Tauben im Stadtgebiet Hannover das Versuchspräparat an den flugunfähigen Täuberich („Ballimann“) des Taubenpärchens auf dem Balkon Werderstraße 33 verteilt. Weitere Termine für die Pillenverteilung waren dort der 06.04., 10.05., 29.06., 14.07., 23.08., 27.09., 01.11. und 07.12.1997. In der Literatur wird eine Mindestwirkdauer des Versuchspräparates von mindestens acht bis zu maximal zwölf Wochen diskutiert (HENNIG, 1993). So wurde sichergestellt, dass durch die zeitlich kurze Wiederholung der Pillenausgabe immer ein ausreichender Wirkstoffspiegel im Blut des Tieres vorhanden war.

Zuerst sollte auch das weibliche Wildtier („Goldi“) das Versuchspräparat bekommen. Es zeigte sich aber, dass „Goldi“ die Aufnahme verweigerte und auch nach manueller Verabreichung durch die Bewohnerin der Wohnung die Pille regurgitierte.

Aus diesem Grund legte das weibliche Tier weiterhin Eier, währenddessen das männliche Tier unter dem Einfluss des Versuchspräparates stand.

Die Eiablage des Taubenpärchens „Goldi“ und „Ballimann“ weist einige Auffälligkeiten auf. Durchschnittlich wurden zwei Eier gelegt. Im Juni

wurden keine Eier gelegt, im Juli dafür gleich sieben Stück. Im Vergleich mit den in der Literatur angegebenen Brutspitzen im März und Mai bis Juli (PIKULA et al., 1982) ist auffällig, dass im Mai und besonders im Juli die Eiablage deutlich erhöht war. Im März war die Eiablage durchschnittlich, im Juni wurden keine Eier gelegt.

Abb.92: Entwicklung der Eiablage in der Kontrollgruppe Werderstraße 33 im Jahr 1997 (Goldi und Ballimann)

Eientwicklung von Goldi und Ballimann Balkon Werderstraße 33 (1997)

2

1

3

0

7

2 2 2

1

2

0 1 2 3 4 5 6 7 8

März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

Anzahl Eier

Das Taubenpärchen „Rosa“ und „Putzer“ erhielten kein Versuchspräparat.

Die flugunfähige Taube „Rosa“ und der Wildtäuberich „Putzer“ nahmen die gelben Schälerbsen ohne Wirkstoff problemlos ohne zusätzliche Manipulation zeitlich parallel zu dem anderen Versuchspärchen auf.

Die Eiermenge im Untersuchungszeitraum lag bei durchschnittlich zwei Stück.

Im Mai und Oktober wurden jeweils drei Eier gelegt, im November kein Ei und im Dezember 1997 ein Ei. Die Entwicklung der Eiablage deckt sich mit den in der Literatur beschriebenen Brutspitzen (PIKULA et al., 1982) insofern, als dass im März und April und im Juni und Juli kontinuierlich Eier gelegt werden und im Mai 1997 sogar drei Eier.

Auffällig ist die geringe Eiablage beider Taubenpärchen im November.

Möglicherweise ist eine späte Mauser dafür verantwortlich.

Abb.93: Entwicklung der Eiablage in der Kontrollgruppe Werderstraße 33 im Jahr 1997 (Rosa und Putzer)

Eientwicklung von Rosa und Putzer Balkon Werderstraße 33 (1997)

2 2

3

2 2 2

3

2

0

1

0 1 2 3

März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

Anzahl Eier

4.8 Ermittlung der Befruchtungsrate in den Nestern auf dem Balkon Werderstraße 33

Das weibliche Versuchstier „Goldi“ verweigerte die Aufnahme des Versuchspräparates. Sein Geschlechtspartner „Ballimann“ nahm das Versuchspräparat stets gut auf. Aufgrund dieser Tatsache legte das weibliche Tier weiterhin Eier.

Ausgehend von einer nachgewiesenen Wirksamkeit von acht Wochen (HENNIG, 1993), muss das Versuchspräparat nach Applikation am 09.02.1997 bis zum 06.04.1997 einen ausreichenden Wirkstoffspiegel entfaltet haben, weil im März 1997 beide Eier unbefruchtet waren und dieser Monat in der Literatur als Brutspitze gilt (PIKULA et al., 1982).

Die nächste Applikation des Versuchspräparates fand am 06.04.1997 statt. Der Wirkstoffspiegel des Versuchspräparates musste aber zu diesem Zeitpunkt schon wieder gesunken sein und der neue

und 10.05.1997 ausreichend gewesen sein, weil nur im Mai drei unbefruchtete Eier und im Juni kein Ei gelegt wurden.

Überraschend ist die besonders hohe Eiablage im Juli, weil das Versuchspräparat am 29.06. und am 14.07.1997 wiederum verabreicht wurde. Das weibliche Tier hätte nur unbefruchtete Eier legen dürfen. Es waren aber drei der vier Eier befruchtet. Möglicherweise hat das flugunfähige, männliche Tier das Versuchspräparat regurgitiert.

Im August bleiben beide gelegten Eier unbefruchtet. Im September muss das Versuchspräparat möglicherweise schneller verstoffwechselt worden sein, weil eins von zwei Eiern befruchtet war. In den beiden Folgemonaten gelegte Eier (drei Stück) blieben unbefruchtet, woraus sich ein wirksamer Ausbringungsintervall am 27.09. und 01.11.1997 ergibt.

Abb.94: Befruchtungsrate in der Kontrollgruppe Werderstraße 33 im Jahr 1997 (Goldi und Ballimann)

0 1 2 3 4 5 6 7

Anzahl Eier

Eientwicklung (Goldi, ohne Pille und Ballimann, mit Pille) Werderstraße 33 im Jahr 1997

Befruchtet 0 1 0 3 0 1 0 0 1

Unbefruchtet 2 0 3 4 2 1 2 1 1

März April Mai Juli August September Oktober November Dezember

Insgesamt legte das Taubenpärchen „Goldi“ und „Ballimann“ im Jahr 1997 22 Eier. Von diesen waren sechs Eier befruchtet und sechzehn Eier

unbefruchtet.

Die Befruchtungsrate im Jahr 1997 liegt bei 27%.

Das weibliche Tier („Rosa“) des unbehandelten Taubenpärchens legte im März, August und Oktober jeweils zwei unbefruchtete Eier. Im November wurden keine Eier und im Dezember ein unbefruchtetes Ei gelegt.

Die Gründe dafür sind unklar. Möglicherweise wurde durch eine Verwechslung dem männlichen Tier das Versuchspräparat verabreicht oder es wurde eine regurgitierte Pille des anderen Täuberichs aufgenommen.

Die Eiermenge im April, Juni und Juli beträgt jeweils zwei Stück, von denen immer ein Ei befruchtet war.

Im Mai und September wurden je drei Eier gelegt, von denen jeweils zwei Eier befruchtet und eins unbefruchtet waren.

Möglicherweise waren die als unbefruchtet bewerteten Eier doch befruchtet, weil die Eiablage des später gelegten zweiten Eis noch nicht als befruchtet erkennbar war oder weil die Untersuchung der Eier so spät durchgeführt wurde, dass das Ergebnis nicht eindeutig als befruchtet bewertet werden konnte.

Abb.95: Befruchtungsrate in der Kontrollgruppe Werderstraße 33 im Jahr 1997 (Rosa und Putzer)

1 2 3

Anzahl Eier

Eientwicklung (Rosa und Putzer, ohne Pille) Werderstraße 33 im Jahr 1997

Im Jahr 1997 wurden von „Rosa“ und „Putzer“ 19 Eier gelegt. Von dieser Eiermenge waren sieben befruchtet und zwölf unbefruchtet.

Das entspricht einer Befruchtungsrate von 37%.

Überraschend ist die nur um 10% höhere Befruchtungsrate dieses Taubenpärchens, das kein Versuchspräparat erhalten hat.

Erwartbar wäre eine Befruchtungsrate von 80% (HAAG, 1987) bis 93.6%

(PIKULA et al., 1982) gewesen.

Ein Grund dafür kann möglicherweise eine Verwechslung der Tauben durch die Wohnungsinhaberin gewesen sein, so dass auch das männliche Tier des Kontrollpärchens, das kein Versuchspräparat bekommen sollte, den Wirkstoff verabreicht bekam und deshalb so viele unbefruchtete Eier gelegt wurden.

5 Diskussion

Das Ziel dieser Arbeit war zu überprüfen, ob das humanmedizinische Kombinationspräparat aus -Ethinylestradiol zur temporären Fertilitätsreduzierung bei verwilderten Haustauben im Feldversuch geeignet ist. Die Untersuchungen erstreckten sich vom 10.02.1997 bis 31.12.2003 im Stadtgebiet Hannover.