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Bis zum Ende des 19. Jhs. finden sich Angaben zur leistungssteigernden Eiweißfütterung hauptsächlich in Büchern zur Geflügelzucht, die neben der Zucht verschiedener Rassen auch Angaben zur Haltung und Fütterung machten, allerdings allein aufgrund empirischer Daten.

Ab dem ersten Jahrzehnt des 20. Jhs. wurden Eiweißbedarfsangaben aufgrund von Berechnungen aus N-Bilanzversuchen oder

Fütterungsversuchen formuliert.

8.2.1 Bedarfsableitung aus Bilanzversuchen

Die Empfehlungen verschiedener Autoren für die Eiweißversorgung von ausgewachsenen Hühnern auf Grund der Bilanzuntersuchungen gehen aus Tabelle 8.2 hervor.

Tabelle 8.2: Eiweißbedarf ausgewachsener Hühner nach Bilanzversuchen

Jahr Autor Land Tiere Empfehlung in

g/ kg KM/ d 1909 VÖLTZ u. YAKUWA D Hähne, minimale

Versorgung

1 vRp Henne, nicht

mausernd

2,2 Rp/ Henne 1928/

29

ACKERSON et al. USA

Henne, mausernd 3,3 Rp/ Henne

Hähne 3,1 Rp

Bruthenne 2 vRp

Erhaltung:

Ruhepriode, Henne

2,25 vRp Erhaltung:

Mauser, Henne

3 vRp

1932 DIAKOW D

Henne, Ablage 1 Ei in 2 Tagen

2,25 + 5,8 vRp 1938 MACDONALD USA Legende Henne 12,5% Rp

8.2.2 Bedarfsableitung aus Fütterungsversuchen

Die meisten Angaben zum Eiweißbedarf des Huhns 1950 stammen bis 1950 aus Fütterungsversuchen. Dabei fütterte man verschiedene Eiweißmengen und -arten und prüfte Wachstums- und Legeleistung. Schon früh war man sich bewusst, dass der Bedarf auch von der Art des Eiweißes abhängig ist (KAUFFMANN 1927). Mit Entdeckung der meisten Aminosäuren und ihrem Gehalt in Futtermitteln fand man eine Begründung für die unterschiedliche Wirkung der Eiweiße. Ende des 19. Jhs. waren 13 der 20 Aminosäuren und

bei 12 ihr Gehalt in Futtermitteln bekannt. (s. ALEXY 1998, Tab.1, S. 17). So waren bis 1950 auch schon beim Huhn Angaben zum Aminosäurenbedarf möglich (Abschnitt 8.3).

8.2.2.1 Eiweißbedarf Lege- und Bruthennen

WEINMILLER et al. 1936 sowie auch BERGMANN et al. 1937/38 weisen darauf hin, dass eine pauschale Angabe aufgrund der unterschiedlichen Haltungs- und Fütterungssysteme sowie dem variierendem Angebot an Eiweißfuttermitteln, mit unterschiedlicher biologischer Wertigkeit, problematisch ist. So wurde von vielen Autoren (RAATZ 1926c, 1927; RÖMER 1926a; WEINMILLER 1932; WEINMILLER und MANTEL 1941) deutlich gezeigt, dass tierisches Eiweiß eine höhere biologische Wertigkeit besitzt als pflanzliches Eiweiß und deshalb zu einem gewissen Prozentsatz immer in einer leistungsorientierten Futterration enthalten sein sollte.

Fütterungsversuche zum Eiweißbedarf der Legehennen wurden ab 1925 durchgeführt. Diese Versuche sind in Tabelle XVI im Anhang zusammengefasst.

FANGAUF 1939 weist in einem Bericht darauf hin, dass in der Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem 1. Weltkrieg, die Eiweißgaben unnötig hoch waren (bis zu 32%

Fisch- und Fleischmehl in der Ration). FANGAUF und HAENSEL 1937a,b und 1939a versuchten daraufhin, die minimal notwendige Eiweißmenge für befriedigende Legeleistungen zu bestimmen. Es stellte sich heraus, dass der Einsatz von weit weniger Eiweiß, allerdings hochwertiges, als bisher verwendet, bei gleicher Leistung möglich ist.

Diese Erkenntnis zeigt sich auch in den Angaben in Tabelle XVII im Anhang deutlich.

Die ausführlichen Angaben zum Eiweißbedarf verschiedener Legerassen von HALNAN 1936a wurden aus Gründen den Anschaulichkeit in Tabelle 8.3 aufgeführt.

Tabelle 8.3: Tagesbedarf an verdaulichem Eiweiß verschiedener Legerassen nach HALNAN 1936a

Rasse KM engl. Pfund Bedarf im Winter g vRp

Bedarf im Sommer g vRp

3 5,4 6,4

4 7,2 8,5

Weiße Leghorn

5 9 10,7

4,5 8 6,8

5,5 9,8 8,3

Weiße Wyandottes

6,5 11,6 9,8

4,5 8,6 9,0

5,5 10,5 10,9

Rote Rhodeländer

6,5 12,4 12,9

8.2.2.2 Eiweißbedarf im Wachstum

Ein Versuch von RAATZ 1926b mit rebhuhnfarbenden Italienerküken verdeutlichte, wie unterschiedlich die Auswirkung verschiedener Eiweißfuttermittel auf das Wachstum sein kann. Er fütterte eine Gruppe von Küken nur mit tierischen Eiweißzusätzen, die andere nur mit pflanzlichen Eiweißfuttermitteln. Die nachteilige Wirkung der pflanzlichen Eiweiße auf das Wachstum geht aus Abbildung 8.1 hervor.

Abbildung 8.1: Größenunterschiede zweier gleichaltriger Küken bedingt durch die Ernährung mit tierischem bzw. pflanzlichem Eiweiß aus Versuchen von RAATZ 1926b

Die Fütterungsversuche, die die Intention hatten, den Eiweißbedarf im Wachstum zu bestimmen und die erfassbare Ergebnisse brachten, sind Tabelle XV im Anhang aufgeführt.

Als Kriterien der Bewertung dienten das Wachstum in einigen Fällen auch die Futterausnutzung sowie die Mortalität.

Aus dieser geht hervor, dass die Wachstumsphase in mehrere Perioden mit unterschiedlicher Eiweißfütterung eingeteilt werden muss. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass sich die Fähigkeit der Eiweiß- bzw. Futterausnutzung mit zunehmenden Alter verschlechtert (NORRIS und HEUSER 1929/30, CARVER et al. 1931).

Der Erhaltungsbedarf des Kükens tritt nach MANGOLD 1951 gegenüber dem Produktionsbedarf stark zurück und wurde daher auch in wissenschaftlichen Arbeiten nur selten berücksichtigt. Aufschlussreiche Ergebnisse zu diesem Thema haben jedoch MITCHELL et al. 1931 publiziert (Tab. 8.4).

Tabelle 8.4: Täglicher Bedarf an Rohprotein für Erhaltung und Wachstum nach

In der Literatur findet man bis 1950 nur wenig Informationen zum Eiweißbedarf für die Mast des Huhnes. Als Grundlage dienten jedoch auch sämtliche Versuche, die über die optimale Eiweißversorgung des Kükens im Wachstums durchgeführt wurden (Abschnitt 8.2.2.2). Im Zusammenhang mit der Mast von Hühnern fanden sich einige Fütterungsversuche über die Eignung verschiedener kohlenhydrat- und eiweißreicher Futtermittel (Tab. 3.3 und 3.4, sowie Tab. I-VII, Anhang). Bei den Versuchen über die Menge Eiweiß im Futter, die für die Mast notwendig ist, stand die Rentabilität der Mast im Vordergrund.

LEHMANN 1927 unterscheidet Junggeflügel- Hähnchen- und Kapaunen- sowie Altgeflügelmast. Volkswirtschaftlich hatte die Junggeflügelmast das größte Gewicht.

Rentabel war eine Mast bei Rhodeländerhühnern bis zu einem Endgewicht von 1500 g in ca.

12 Wochen. Eine Mast von Hähnen und Kapaunen verschiedener Rassen stellte sich oberhalb von 2000 g als unrentabel heraus. Der Eiweißbedarf in der Mast kann nicht allein durch Körner gedeckt werden. Ein Zusatz von eiweißreichen tierischen Zusätzen ist notwendig.

LEHMANN legt in seinen Versuchen zur Mast Wert auf die Verwertungszahl, das heißt wie viel g Futter verzehrt werden müssen, um 100 g Gewichtzunahme zu erreichen. Die Verwertungszahl sollte bei der Mast 350 nicht überschreiten, da ab diesem Wert die Mast als unrentabel angesehen werden kann.

In einer Ergänzung von 1928 zu seinen Versuchen an Hähnen und Kapaunen erwähnt LEHMANN, dass die Hähne täglich 9,3 g Eiweiß bei 64,2 g Gesamtnährstoff aufgenommen haben.

SOLUN 1930 gibt für die Mast von Hähnen ab einem Alter von 6-7 Monaten für 15-19 Tage einen Eiweißbedarf von 3 g/ kg KM verdaulichem tierischen Protein in Form von Hefe oder Blutmehl und Magermilch zuzüglich 4 g/ kg KM verdaulichem pflanzlichen Eiweiß an.

BÜNGER und WERNER 1933 verwendeten in der Mast von 4-5 Wochen alten Hähnchen eine Futtermischung mit 20 % Eiweißfutter. Diese stellte sich als ausreichend dar, da eine weitere Zulage keine Verbesserung brachte.

MASCAGNI 1934 empfiehlt für die Mast von Junghähnchen erst eine Ration mit 18-20%

Eiweiß, welche später auf 16-17% reduziert werden kann.

Eine Futtermischung mit 14,2 % verdaulichem Eiweiß mit tierischen Eiweißkomponenten aus Heringsmehl und gekochtem frischen Schlachtblut, brachten in Versuchen mit Hähnchen einen besseren Masterfolg als eine Futtermischung aus 20,6% verdaulichem Eiweiß, basierend auf Blut- und Heringsmehl (RICHTER und BRÜGGEMANN 1936).

MAW et al. 1937 überprüften, ob ein verschieden hoher Eiweißgehalt im Mastfutter den Eiweiß- und Fettgehalt der Muskulatur beeinflusst. Unabhängig vom Gewicht und der Größe der Versuchstiere bestand ein solcher Zusammenhang nicht.

LEHMANN 1940 empfiehlt für verschiedene Hühnerrassen folgende Nährstoffverhältnisse für die Junggeflügelmast:

Winsener Masthühner 1:3,3

Leghorn 1:3,1

Rhodeländer 1:3,3

Orpington 1:2,8

Mechelner 1:3,5.

Er beobachtete, dass es in der 9-12 Mastwoche zu keinem weiteren N-Ansatz kommt. Zu dieser Zeit kann die Futtermenge durch kohlenhydratreiche Futtermittel erhöht werden, was zu einem weiteren Nährstoffverhältnis führt.

In einem Vergleich war das Junggeflügel in der Fleischproduktion dem Schwein überlegen.