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In dieser Studie wurde die basale und die nerval stimulierte Motorik der Zirkulär- und Längsmuskelschicht des Jejunums und Kolons des Pferdes in vitro untersucht. Die

Untersuchungen führten zu folgenden Ergebnissen. 1) Unter basalen Bedingungen konnten regionenspezifische Motilitätsmuster identifiziert werden. 2) Carbachol wirkte in allen Regionen motilitätssteigernd. ATP und NO wirkten in allen Regionen hemmend. Die Neuropeptide PACAP und VIP wirkten in allen Regionen, bis auf den Jejunum-Längsmuskel, hemmend. 3) Die nerval stimulierten Muskelantworten während der

elektrischen Feldstimulation beruhten auf einer Aktivierung des enterischen Nervensystems und der Ausschüttung hemmender und erregender Neurotransmitter. 4) Es konnte gezeigt werden, daß das Kolon unter vorwiegend hemmenden neuronalen Einfluß steht. Im Jejunum-Zirkulärmuskel spielen sowohl hemmende als auch erregende Einflüsse ein Rolle, während im Jejunum-Längsmuskel die erregenden Einflüsse dominieren. 5) Die nerval vermittelte Hemmung wurde im Kolon über einen nitrergen und einen Apamin-sensitiven Mechanismus vermittelt. Nerval vermittelte Hemmung im Jejunum wurde ausschließlich über einen

Apamin-sensitiven Mechanismus vermittelt. 6) In allen Regionen war diese Apamin-sensitive Hemmung primär ATP vermittelt. Im Kolon-Längsmuskel und im Jejunum-Zirkulärmuskel war zusätzlich PACAP an der Apamin-sensitiven Komponente beteiligt. 7) Kontraktile Komponenten waren cholinerg vermittelt.

Motilitätsmuster und deren Regulation im Gastrointestinaltrakt des Pferdes sind bisher bei weitem nicht so intensiv untersucht worden wie bei den klassischen Labor- und

Versuchstieren (Gerring, 1991). Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnten neue Befunde über die hemmende und erregende Regulation der Längs- und Zirkulärmuskulatur im Jejunum und Kolon des Pferdes gewonnen werden.

Basale Motilität des Pferdedarms

In Zirkulär- und Längsmuskelpräparaten des Kolons traten in vorliegender in vitro Studie Kontraktionsgruppen auf, die von unterschiedlich ausgeprägten Phasen geringer Motilität flankiert wurden und die mit einer Tonuserhöhung einhergingen. Das Motilitätsmuster des Jejunums war, im Vergleich zum Motilitätsmuster der Beckenflexur des Kolons, regelmäßiger

und zeigte keine Schwankungen im Muskeltonus. Auch in vivo konnten diese

unterschiedlichen Motilitätsmuster im Kolon und Jejunum des Pferdes elektromyographisch gezeigt werden (Davies & Gerring, 1983a). Charakteristisch für die elektrische Aktivität der gastrointestinalen Muskulatur sind oszillierende Potentialänderungen, die aus zwei

Komponenten bestehen (Davies, 1989). Eine der Komponenten ist gekennzeichnet durch eine periodische und langsame wellenförmige Änderung des elektrischen Potentials im

Sekundenbereich (langsame Wellen / slow waves) (Davies, 1989). Diese langsamen Wellen entstehen in spezialisierten Schrittmacherzellen, den Interstitial Cells of Cajal (ICC). Die ICC sind elektrisch mit den Muskelzellen gekoppelt und initiieren die als slow waves bezeichneten Oszillationen im Membranpotential der Muskelzellen, die untereinander ebenfalls elektrisch gekoppelt sind (Sanders et al. 1999). In der Regel induzieren die slow waves selber keine Muskelkontraktion sondern haben eher die Funktion eines Taktgebers. Erst wenn die

Depolarisation während des Peaks der slow waves ein Schwellenpotential übersteigt, kommt es zu raschen Potentialänderungen, die als Aktionspotentiale (spike potential) bezeichnet werden. Sie sind den langsamen Welle überlagert und bilden die zweite Komponente (Davies, 1989). Die Frequenz der Aktionspotentiale ist mit der Kraft der Muskelkontraktion korreliert, das heißt je höher die Frequenz desto stärker die Kontraktion der Muskelzelle (Davies, 1989).

Im Gegensatz zum Dünndarm, in dem slow waves stets vorhanden sind, kann im Dickdarm die Frequenz und das Auftreten dieser slow waves variabel sein, was das im Kolon auftretende Muster von sich abwechselnden Kontraktionsgruppen und motorischen Pausen in der

vorliegenden Studie erklären könnte (Davies, 1989; Duthie, 1974; Wankling et al. 1968).

Ferner spielen besonders in Regionen wie Magen und Kolon, in denen lang anhaltende Änderungen des Muskeltonus für die Speicherfunktion des Organs von entscheidender Bedeutung sind, das absolute Membranpotential der Muskelzelle, unabhängig vom Auftreten der slow waves, eine entscheidende Rolle (Szurszewski, 1977). Je positiver das

Membranpotential desto höher ist der Muskeltonus. In diesen Regionen sind die slow waves bei der Einstellung des Tonus beteiligt. Das funktionelle Korrelat sind die in der vorliegenden Studie registrierten Tonuserhöhungen während der Kontraktionsgruppen im Kolon. Im

Jejunum konnten diese oszillierenden Tonusänderungen bedingt durch die geringe Variabilität der slow waves nicht beobachtet werden (Davies, 1989). Die im Kolon registrierten

Kontraktionsgruppen treten ebenso unter in vivo Bedingungen auf und scheinen in allen bisher untersuchten Spezies eine intrinsische Eigenschaft dieser Darmregion zu sein (Sarna,

1991). Die Kontraktionsgruppen entsprechen demnach Perioden innerhalb derer alle slow waves Aktionspotentiale entladen. Im Gegensatz dazu bleiben die slow waves während der motorischen Pausen unterschwellig. Die Periodizität dieses Aktivitätsmusters im Kolon ist variabel; sie konnte in der vorliegenden Studie durch Apamin so moduliert werden, daß durchgehend Kontraktionen auftraten. Apamin wirkte daher als Prokinetikum

motilitätssteigernd. Langandauernden Gruppen von Aktionspotentialen, sogenannte long spike bursts wurden in mehreren Spezies in vivo registriert (Ruckebusch & Fioramonti, 1980) und enstehen wahrscheinlich durch eine Verschmelzung mehrerer überschwelliger slow waves, welche die Eigenschaft enwickeln, sich fortzubewegen. Sie lösen Kontraktionsgruppen aus, die sich langsam anal fortpflanzen und den portionierten, langsamen Transport von Koloninhalt bewirken. Die Transportrate im Dünndarm ist dagegen abhängig von der räumlichen und zeitlichen Koordination von Einzelkontraktionen und von der

Ausbreitungslänge der von Einzelkontraktionen gebildeten peristaltischen Welle (Schemann

& Ehrlein, 1986). Da die Ausbreitungslänge der peristaltischen Welle nach distal immer kürzer wird (Siegle & Ehrlein, 1987; Schemann & Ehrlein, 1986), ist die kontraktile Aktivität in den untersuchten Jejunumpräparaten regelmäßiger als im Kolon.

Es wird postuliert, daß beim Pferd die Beckenflexur des Kolons eine Sonderstellung

einnimmt (Sellers & Lowe, 1986). Hier soll der Ausganspunkt von oral, aboral, bi-direktional gerichteter und propulsiver Kontraktionen der Darmwand liegen. Dementsprechend wurde dieser Region eine Schrittmacherfunktion zugeordnet, ohne daß entsprechende Befunde dies bisher belegen (Sellers & Lowe, 1986). In der vorliegenden Studie konnte kein spezifisches Kontraktionsmuster beobachtet werden, das auf eine Schrittmacherfunktion schließen lassen würde.

Die ungleichmäßige phasische Aktivität in der Zirkulärmuskulatur des Jejunums und die gleichmäßigere phasische Aktivität in der Längsmuskulatur des Jejunums in vorliegender Studie scheinen in in vitro Untersuchungen für das Jejunum des Pferdes typisch zu sein (Malone et al. 1996). Regional unterschiedliche Aktivitätsmuster und auch unterschiedliche Aktivitätsmuster zwischen Zirkulär- und Längsmuskelstreifen konnten bereits in anderen in vitro Motilitätsstudien beim Pferd gezeigt werden (Belloli et al. 1994; Belloli et al. 1997;

Malone et al. 1996; Malone et al. 1999; Rakestraw et al. 1996; Van Hoogmoed et al. 2000).

Diese regional unterschiedlichen Motilitätsmuster wurden durch nervale Blockierung mit Tetrodotoxin nicht beeinflußt. Dieser Befund würde darauf hindeuten, daß Nerven, wenn

überhaupt, nur unwesentlich an der Entstehung des basalen Motilitätsmusters beteiligt sind.

Diese Schlußfolgerung bezieht sich jedoch nur auf die unter in vitro Bedingungen registrierte Motilität. Es muß berücksichtigt werden, daß die basale Motilität in vivo sehr stark von nervaler Aktivität abhängt. Da unter in vitro Bedingungen nicht alle physiologisch

auftretenden mechanischen und chemischen Stimuli simuliert werden können, fehlen zum Teil die für die Initiierung nervaler Reflexe notwendigen sensorischen Stimuli. Des weiteren muß berücksichtigt werden, daß Tetrodotoxin alle Nerven inaktiviert und damit unspezifisch hemmende und erregende Nervenzellen hemmt. Eine selektive Ausschaltung hemmender Einflüsse auf die glatte Darmmuskulatur durch L-NAME oder Apamin hatte auch auf die in vitro registrierte basale Motilität einen erheblichen Einfluß. Die durch L-NAME ausgelöste Steigerung der Motilität konnte, mit Ausnahme des Kolon-Zirkulärmuskels, durch den cholinergen Blocker Atropin unterdrückt werden. Dies bedeutet, daß die motilitätssteigernde Wirkung von L-NAME auf einer Demaskierung einer cholinergen Komponente beruhte. Dies entsprach Befunden im Jejunum-Zirkulärmuskel des Pferdes (Rakestraw et al. 1996). Da die basale Motilität auch durch Apamin gesteigert wurde, muß davon ausgegangen werden, daß selbst beim nicht stimulierten Darm Substanzen ausgeschüttet werden, die einen hemmenden Apamin-sensitiven Einfluß auf das Präparat ausüben. Apamin blockiert calciumabhängige Kalium-Kanäle in glatten Muskelzellen und antagonisiert damit die Wirkung einiger hemmender Transmitter im Magen-Darmtrakt (Kong et al. 2000; Ekblad, 1999).

Die in vitro registrierte basale Motilität des Pferdedarms beruhte zum Teil auf endogenen Eigenschaften der Muskelzellen. Diese Eigenschaften können jedoch durch nervale Einflüsse entscheidend moduliert werden. Dies belegen die nach elektrischer Feldstimulation

induzierten motorischen Antworten.

Neuropharmakologie der nerval vermittelten Antworten im Pferdedarm Die untersuchten Präparate zeigten nach nervaler Aktivierung durch elektrische

Feldstimulation Motilitätsänderungen, die aus hemmenden und erregenden Komponenten bestanden. Abhängig von der untersuchten Region und Muskelschicht variierten die Anteile der Komponenten und die daran beteiligten Neurotransmitter. Regionenspezifische nerval vermittelte Antworten sind Ausdruck der funktionellen Adaptation von

Regulationsmechanismen im enterischen Nervensystem und wurden in allen bisher

untersuchten Spezies beobachtet. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnten die nerval vermittelten Antworten im Jejunum und Kolon des Pferdes identifiziert und

neuropharmakologisch charakterisiert werden.

Elektrische Feldstimulation (EFS) diente zur Auslösung und gezielten Untersuchung nerval vermittelter Muskelaktivitäten. Die verwendeten Stimulationsparameter lösten Tetrodotoxin-sensitive Antworten aus, wodurch belegt wurde, daß auch beim Pferd die EFS ausschließlich Nerven aktiviert. Im Prinzip werden durch die EFS alle nervalen Strukturen in der Darmwand stimuliert. Dazu gehören erregende und hemmende Motorneurone des enterischen

Nervensystems wie auch extrinsische Nervenfasern von Parasympathikus und Sympathikus.

Mehrere Befunde zeigten jedoch, daß der Anteil extrinsischer Nervenfasern an der nerval vermittelten EFS-Antwort vernachlässigbar ist. Zum einen führte der α-adrenerge Antagonist Phentolamin zu keinen wesentlichen Änderungen der EFS-Antworten. Da Phentolamin auch keinen Einfluß auf die basale Motilität hatte, liegt bei den in vitro Präparaten kein

signifikanter Sympathikustonus vor. Damit scheint der Sympathikus nicht an der in vitro registrierten EFS-Antwort beteiligt zu sein. Dies bedeutet nicht, daß der Sympathikus unter in vivo Bedingungen ohne Einfluß auf die Motorik wäre. Im gesamten Dickdarm des Pferdes konnten α2-adrenerge Rezeptoren nachgewiesen werden, deren Aktivierung bei in vivo Studien zu einer Hemmung der Motilität führte (Sellers et al. 1985; Roger &

Ruckebusch, 1987). Diese Wirkung beruht primär auf einer präsynaptischen Hemmung der Azetylcholinausschüttung im enterischen Nervensystem (Dobreva et al. 1998) und wird besonders unter pathophysiologischen Bedingungen, die mit einem erhöhten

Sympathikustonus assoziiert sind, relevant. Auch parasympathische Nervenfasern scheinen bei den nerval induzierten Antworten keine entscheidende Rolle zu spielen, da ihre Anteil an der Innervation des Darms im Verhältnis zu der Zahl enterischer Nervenfasern extrem gering ist (Kirchgessner & Gershon, 1989). Darüber hinaus hätte eine Aktivierung

parasympathischer Nerven keinen direkten Einfluß auf die Motilität der Darmmuskulatur, da parasympathischen Nervenfasern zuerst im enterischen Nervensystem umgeschaltet werden (Schemann & Grundy, 1992).

Die Antworten während einer elektrischen Feldstimulation basieren also im wesentlichen auf einer Aktivierung des enterischen Nervensystems und der daraus resultierenden Ausschüttung von hemmenden und erregenden Transmittern, von denen bis heute mehr als 20 identifiziert

sind (McConalogue & Furness, 1994). Daher besteht die Antwort auf eine elektrische Feldstimulation immer aus mehreren Komponenten, die gleichzeitig oder sequentiell auftreten, sich aber in Teilen immer überlagern. Die Kolon-Muskelstreifen des Pferdes

antworteten auschließlich mit einer fast vollständigen Hemmung der Motilität, so daß dort die Ausschüttung hemmender Transmitter dominierte. Nach Blockade der hemmenden

Komponenten durch L-NAME und Apamin konnte jedoch auch im Kolon eine kontraktile Atropin-sensitive Antwort ausgelöst werden. Dies bedeutet, daß es trotz der dominierenden Wirkung der hemmenden Transmitter auch zu einer Ausschüttung erregender Transmitter, insbesondere Azetylcholin, kommt. Die Dominanz hemmender Transmitter an der EFS-Antwort ist typisch für das Kolon und wurde auch bei anderen Spezies beobachtet (Bianchi et al. 1968; Crema et al. 1968). Es ist unwahrscheinlich, daß diese Dominanz auf einer zu geringen Anzahl erregender Motorneurone im enterischen Nervensystem des Pferdekolons beruhte, da die ChAT-Immunreaktivität im Plexus myentericus auf eine große Anzahl cholinerger Nervenzellen hindeutet (eigene Befunde). Die Dominanz der hemmenden Antwort liegt wahrscheinlich an der wesentlich größeren Anzahl hemmender Transmitter in inhibitorischen Nervenzellen des Plexus myentericus (Costa et al., 1996), deren Effekte sich addieren bzw. potenzieren können. Die ausgeprägte Atropinsensitivität der erregenden Antwort zeigte, daß Azetylcholin der primäre Überträgerstoff der erregenden Muskelantwort im Pferdedarm darstellt. Im Gegensatz dazu kommen für die Übertragung der hemmenden Muskelantwort eine Reihe von Transmittern in Frage. Hierzu zählen unter anderem Stickoxid (NO), Adenosin 5'-Triphosphat (ATP), Vasoaktives Intestinales Polypeptid (VIP) und

Adenylatzyklase Aktivierendes Polypeptid der Hypophyse (PACAP ”Pituitary Adenylat Cyclase Activating Polypeptide”) (Bennett, 1997). In der vorliegenden Arbeit konnten nitrerge und VIPerge Nervenzellen im Plexus myentericus des Pferdedarms nachgewiesen werden. NO und ATP wirkten im Kolon und Jejunum hemmend. Mit Ausnahme des Jejunum-Längsmuskels wirkten auch PACAP und VIP im Pferdedarm hemmend. Dadurch konnte nachgewiesen werden, daß auch im Pferdedarm die nerval vermittelten Hemmungen der Motilität im wesentlichen durch NANC-Transmitter vermittelt werden.

Hemmende Antworten können sowohl indirekt, durch ein Verminderung der anregenden cholinergen Wirkung und/oder direkt, durch Aktivierung der hemmenden Nervenzellen bedingt sein. In der vorliegenden Arbeit überwog die direkte Hemmung, da nur eine geringe Atropinwirkung auf die basale Motilität und damit verbunden auch eine geringe basale

Ausschüttung von Azetylcholin vorlag. In einer Studie von Van Hoogmoed wurden die nerval vermittelten Antworten der Tänien und der Zirkulär- und Längsmuskulatur des ventralen Kolons des Pferdes untersucht (Van Hoogmoed et al. 2000). Hemmende Antworten während der elektrischen Feldstimulation konnten jedoch nur unter adrenerger und cholinerger

Blockade erzeugt werden (Van Hoogmoed et al. 2000). Die Längsmuskulatur des ventralen Kolons blieb durch elektrische Feldstimulation unbeeinflußt (Van Hoogmoed et al. 2000). Im Gegensatz dazu, konnten in der vorliegenden Arbeit zum einen hemmende Antworten ohne pharmakologische Eingriffe induziert werden und zum anderen konnten hemmende

Antworten auch im Längsmuskel des Kolon ausgelöst werden. Dies verdeutlicht, daß selbst im Kolon direkt benachbarte Regionen unterschiedlichen Steuerungsmechanismen unterliegen können. Diese Interpretation wird unterstützt durch Studien, die eine große Variation in der Anzahl myenterischer Neurone entlang des Pferdekolons beschrieben haben (Sellers & Lowe, 1986; Burns & Cummings, 1991). Methodische Unterschiede zu der Studie von Van

Hoogmoed et al. müssen jedoch für die Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden (Van Hoogmoed et al. 2000). So wiesen die Muskelstreifen des Kolons in den

Untersuchungen von Van Hoogmoed nur eine Größe von 2 x 10 mm auf (Van Hoogmoed et al. 2000), während in der hier vorliegenden Studie Präparate von ca. 7x10 mm verwendet wurden. Im Vergleich zu kleineren Labortieren ist die Dichte myenterischer Ganglien und damit die Anzahl der Nervenzellen pro Fläche bei größeren Tieren geringer (eigene unveröffentlichte Befunde). Bei der Verwendung zu kleiner Präparate ist daher eine ausreichende Ausschüttung von Transmittern nicht mehr gewährleistet. Wirkungen bestimmter Transmitter können dann nur nach pharmakologischer Blockade der antagonistisch wirkenden Transmitter registriert werden.

Die nerval vermittelten Antworten zeigten die größte Variabilität im Jejunum-Zirkulärmuskel, wo die Hälfte der Präparate eine kontraktile, die andere Hälfte eine hemmende Antwort zeigten. Es konnte gezeigt werden, daß hemmende Antworten bei geringem und erregende Antworten bei hohem Muskeltonus auftreten. Die Abhängigkeit zwischen Vorspannung und EFS-induzierter Anwort bestätigt frühere Befunde an Zirkulärmuskelpräparaten des

Pferdejejunums (Malone et al. 1999). Eine mögliche Erklärung für diesen Zusammenhang könnten die für die Initiierung des peristaltischen Reflexes identifizierten Mechanismen liefern: Bei geringem Füllungszustand, also niedrigem Muskeltonus, relaxiert der

Zirkulärmuskel, während der Längsmuskel kontrahiert. Bei starker Füllung und einem damit

verbundenen hohen Muskeltonus kontrahiert auch der Zirkulärmuskel (Malone et al. 1999).

Die Beziehung zwischen Muskeltonus und Muskelaktivität könnte auch eine Erklärung dafür sein, daß der Jejunum-Längsmuskel primär kontraktile EFS-Antworten zeigte, da er auf eine mechanische Stimulation kontrahiert, unabhängig von der Füllung des Darms. Die Dominanz der kontraktilen Antwort im Pferdejejunums stimmt überein mit Untersuchungen über die Innervation der Längsmuskulatur, die primär über erregende cholinerge Mechanismen innerviert wird (Brookes et al. 1992). Es bleibt zu untersuchen, ob die nur in der Jejunum-Zirkulärmuskulatur gefundene Abhängigkeit zwischen Muskeltonus und nerval induzierter Muskelantwort mit der besonderen Bedeutung der Zirkulärmuskultur für den peristaltischen Reflex (Bayliss & Starling, 1899) und der stärkeren peristaltischen Aktivität im Jejunum zusammenhängt (Siegle & Ehrlein, 1987).

EFS-induzierte kontraktile Antworten waren in der vorliegenden Arbeit in allen Geweben Atropin-sensitiv und somit cholinerg vermittelt. Dies entspricht den Befunden von Malone im Jejunum-Längsmuskel des Pferdes (Malone et al. 1999). Die kontraktile cholinerg

vermittelte Komponente war, mit Ausnahme des Jejnum-Längsmuskels, in vielen Präparaten überlagert von der hemmenden Komponente und konnte in ihrem vollen Ausmaß nur nach Blockade der hemmenden Transmitter registriert werden. Der muskarinerge Agonist Carbachol führte in allen Geweben zu einer konzentrationsabhängigen Steigerung der Kontraktilität. Der Jejunum-Längsmuskel wies dabei die höchste Sensitivität auf Carbachol auf. Dies stimmt mit den EFS-Antworten im Jejnum-Längsmuskel überein, da in diesen Präparaten kontraktile Antworten dominierten.

Als eine Hauptkomponente der nerval vermittelten Hemmung wurde bei zahlreichen Spezies insbesondere Stickoxid (NO) postuliert (Rakestraw et al. 1996, Sanders & Ward, 1992, Van Hoogmoed et al. 2000, Stark et al. 1993, Stark et al, 1991; Rand & Li, 1995). Beim Pferd war die Hemmung im Kolon besonders dominant. Die Zugabe des NO-Donors Nitroprussid führte in der vorliegenden Studie zu einer fast vollständigen Hemmung der spontanen Motilität von Kolon und Jejunum. Trotz der hemmenden Wirkung von exogen applizierten NO und der motilitätssteigernden Wirkung des NO-Synthaseblockers

N-Nitro-L-Arginin-Methylester (L-NAME), konnte nur im Kolon eine nitrerg vermittelte Komponente der hemmenden EFS-Antwort identifiziert werden. In einer Studie beim Pferd konnte L-NAME ebenfalls eine EFS-induzierte Hemmung in der Zirkulärmuskulatur des ventralen Kolons reduzieren (Van Hoogmoed et al. 2000). Trotz des Nachweises

NO-synthestisierender Nervenzellen im Plexus myentericus des Jejunums (Rakestraw et al. 1996 und eigene Befunde) konnten in der vorliegenden Arbeit keine NO Beteiligung an den EFS-induzierten Antworten im Jejunum nachgewiesen werden. Dies widerspricht den Ergebnissen früherer Untersuchungen am Jejunum des Pferdes (Rakestraw et al. 1996). In der Studie von Rakestraw beim Pferd wurde die NO-vermittelte Komponente erst bei lang anhaltender Stimulationsdauer von 1 Minute deutlich (Rakestraw et al. 1996). Offensichtlich werden beim Pferdedarm signifikante Mengen an NO nur nach langandauernder Stimulation der

Nervenzellen ausgeschüttet und NO somit eher an der Vermittlung der spät einsetzenden und lang anhaltenden Hemmung beteiligt ist. Es ist daher wahrscheinlich, daß die in der

vorliegenden Arbeit verwendete relativ kurze Dauer der elektrischen Feldstimulation von 10 Sekunden nicht ausreichte, um eine NO-vermittelte Hemmung im Jejunum des Pferdes deutlich werden zu lassen. Es ist bekannt, daß die Hemmung in einzelne zeitlich zu

differenzierende Phasen unterteilt werden kann. So kann nach elektrischer Stimulation der hemmenden Nervenzellen im ENS eine biphasische Hemmung auftreten, deren Ausprägung und Pharmakologie jedoch regionen- und speziesabhängig ist (Baccari et al. 1991). Dabei ist Stickoxid in vielen Fällen an der schnellen transienten Antwort beteiligt während

Neuropeptide, wie VIP die langanhaltende Hemmung vermitteln (D'Amato et al. 1992;

Grundy et al. 1993; Meulemans et al. 1995; Uc et al. 1999; Matsuyama et al. 1999). Die Ergebnisse der vorliegende Arbeit deuten darauf hin, daß im Pferdedarm Stickoxid primär bei der spät einsetzenden, lang anhaltenden Hemmung eine Rolle spielt. ATP scheint dagegen die schnell einsetzende, kurz andauernde Hemmung zu vermitteln. Daher führte in der

vorliegenden Arbeit die kombinierte Applikation von Apamin und L-NAME in allen Geweben zu einer Aktivitätssteigerung und einer fast vollständigen Aufhebung der EFS-induzierten Hemmung.

Beim Pferd überwog die Apamin-sensitive Komponente in allen Regionen. Eine zusätzliche nitrerge Komponente konnte nur im Kolon nachgewiesen werden. Untersuchungen an

Zirkulärmuskelpräparaten des Jejunums und des ventralen Kolons des Pferdes kamen zu einer ähnlichen Schlußfolgerung(Rakestraw et al. 1996; Van Hoogmoed et al. 2000). Die in der vorliegenden Arbeit erstmals beschriebenen Apamin-sensitiven und nitrergen Komponenten der EFS-induzierten Hemmung in beiden Muskelschichten der Beckenflexur sind insofern bemerkenswert, da in ähnlichen Untersuchungen an unmittelbar benachbarten Regionen des

ventralen Kolons weder Apamin-sensitive noch nitrerge Wirkungen im Längsmuskel identifiziert wurden (Van Hoogmoed et al. 2000).

Als mögliche Transmitter, die am Apamin-sensitiven Mechanismus beteiligt sein könnten, werden ATP, PACAP aber auch VIP vermutet (Rakestraw et al. 1996; Costa et al. 1986;

Shuttleworth & Keef, 1995). Bei der NO vermittelten Hemmung im Pferdedarm waren

Apamin-sensitive Mechanismen nicht involviert, da Apamin die hemmende Wirkung des

Apamin-sensitive Mechanismen nicht involviert, da Apamin die hemmende Wirkung des