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Die Windeldermatitis in der Pflege

3. Die Windeldermatitis

3.6 Die Windeldermatitis in der Pflege

Das ABCDE-Prinzip fasst die wichtigsten Maßnahmen der Pflege bei Windeldermatitis zusammen, so wie sie derzeit in der Grundlagenliteratur zu finden sind, und wird im Folgenden vorgestellt (Wied, Warmbrunn 2012, S. 885).

Air: Hierbei geht es darum, den Wärmestau zu beseitigen und durch das Weglassen der Windel Luft an die betroffenen Stellen zu lassen. Zu bedenken dabei ist, dass Kinder, welche keine Windeln tragen, keine Windeldermatitis entwickeln (Höger 2011, S. 98).

Barriers: Dabei sollen zur Regeneration der Hautbarriere Salben nach ärztlicher Anordnung verwendet werden. Weitere Produkte, welche zusätzlich verwendet werden, müssen auf die

Behandlung abgestimmt sein (Wied, Warmbrunn 2012, S. 885–

886).

Cleansing: Häufigeres Windelwechseln, das Säubern mit alkalifreien Präparaten sowie das Abtrocknen der betroffenen Hautstellen ohne mechanische Reizung stehen hier im Vordergrund (Wied, Warmbrunn 2012, S. 886). Dabei kann auch der Föhn zum Trocknen verwendet werden, es ist jedoch unbedingt darauf zu achten, diesen vorsichtig und in nötigem Abstand zur Haut zu verwenden, um keinesfalls Verbrennungen herbeizuführen (Höger 2011, S. 98). Es wird auch darauf hingewiesen, dass bei einer Windeldermatitis kein Öl zur Reinigung verwendet werden darf, da dies auf der beschädigten Haut brennt und das

Pilzwachstum begünstigt (Wagner 2008, S. 388). Konträr dazu findet sich in der Literatur der Hinweis, bei einer Windeldermatitis mit Öl, insbesondere mit Olivenöl, zu reinigen. Ebenfalls

unterschiedliche Angaben gibt es zur Reinigung mit

Feuchttüchern. Es besteht auch die Möglichkeit, Sitzbäder mit Schwarztee oder anderen Produkten nach ärztlicher Verordnung durchzuführen (Höger 2011, S. 98). Abschließend können

Leinen- oder Mullläppchen auf die betroffenen Stellen gelegt werden, um Reibung zu vermeiden (Bieber, Steen 2007, S. 1748).

Diaper: Auch in diesem Punkt wird in der Literatur gegensätzlich argumentiert. Einerseits werden Einwegwindeln mit

Superabsorber empfohlen, da diese viel mehr Flüssigkeit aufnehmen können (Höger 2011, S. 98–99). Andererseits wird mit der Luftundurchlässigkeit ebendieser wiederum gegen sie argumentiert und ein Wechseln zu Stoffwindeln empfohlen (Wagner 2008, S. 388).

Education: Hier steht die Aufklärung der Eltern über die Pathogenese der Windeldermatitis im Vordergrund (Höger 2011, S. 99), und es geht auch um die Anleitung der Eltern, die Pflegemaßnahmen an ihrem Kind selbst durchzuführen und Risikofaktoren zu erkennen (WHO 1998 zit. n. Hochscheid 2008, S. 3). Dabei tritt besonders das präventive Wirken der Pflegepersonen in den Vordergrund (International Council of Nurses 2010).

Aus dem ABCDE-Prinzip lassen sich Hauptfaktoren, welche auf die Entwicklung einer Windeldermatitis wirken können, ableiten. So spielen Hautreinigungsmittel eine wichtige Rolle. Das bekannteste ist wohl die Seife. Hierbei ist zu beachten, dass die Alkalisalze in der Seife das Hautfett entfernen und die Hornhaut aufquellen lassen. Bei trockener Haut eignen sich daher besser synthetische Detergenzien, sogenannte Syndets, die aus waschaktiven Tensiden bestehen und pH-neutral sind. Bei Reinigungsmitteln ist zu berücksichtigen, dass zugesetzte Duft- und Parfümstoffe zu allergischen Reaktionen führen können. Reines Wasser wird ebenfalls als Hautreinigungsmittel gesehen. Zu beachten ist hierbei, dass bereits klares Wasser den Säureschutzmantel der Haut angreift und warmes Wasser die Haut stärker auslaugt als kaltes. Für die Reinigung im Windelbereich wird bei zu wickelnden Kindern gerne Öl für die Hautreinigung verwendet, da dies nicht nur Schmutz entfernt, sondern auch eine Schutzschicht hinterlässt. Nach jeder Hautreinigung unabhängig vom Hautreinigungsmittel ist unbedingt darauf zu achten, dass Stellen, an denen Haut auf Haut liegt, sehr gut getrocknet werden, um eine Mazeration zu vermeiden. Diese Hautstellen können speziell bei Säuglingen Achseln,

Halsfalten, Leistenbeugen sowie Finger- und Zehenzwischenräume sein (Wagner 2008, S.

365).

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Hautpflegemittel. Es kann sich dabei um eine Öl-in-Wasser-Emulsion oder eine Wasser-in-Öl-Emulsion handeln. Ersteres bildet keinen Fettfilm auf der Haut, hat einen hohen Wasseranteil und lässt die Epidermis aufquellen, was zum Verlust von Hautfeuchtigkeit führen kann. Durch das zügige Eindringen in die Haut ist es auch als Trägersubstanz von Medikamenten geeignet. Die Wasser-in-Öl-Emulsion dagegen dringt langsam in die Haut ein und bildet einen Schutzfilm. Beide Emulsionen sind als Creme oder Lotion erhältlich, Duft- und andere Zusatzstoffe können auch hier allergische Reaktionen hervorrufen. Des Weiteren gibt es das reine Pflanzenöl, das je nach Art des Öles verschiedene Eigenschaften hat. Zu beachten ist, dass eventuell Allergien durch das Öl hervorgerufen werden können, daher sollte die Anwendung nur nach Absprache mit den Eltern erfolgen. Öl sollte nur in sehr guter Qualität verwendet und lichtgeschützt unter 20 °C gelagert werden. Zu nennen sind auch Salben, wie beispielsweise Vaseline und Schafwollfett. Salben haben einen hohen Fettanteil bei einem geringen Wassergehalt, dies kann zum Abdichten der Hautporen führen und den Wärmeaustausch verhindern, was bei einer großflächigen Anwendung einen Wärmestau bewirken kann. Abschließend sind noch Pasten zu erwähnen, diese sind eine Mischung aus Puder und Salbe, haften an der Hautoberfläche und haben einen wasserabstoßenden Effekt. Je nach Art der Paste kann diese auf die Haut fettend oder austrocknend wirken.

Salben und Pasten sowie Emulsionen, die Medikamente beinhalten, sind nur nach ärztlicher Anordnung anzuwenden (Wagner 2008, S. 366).

Eine zentrale Rolle bei der Thematik Windeldermatitis im Kindesalter spielt die Windel.

Allein in Deutschland werden täglich sechs Millionen Windeln verwendet. Als Erstes sei hier die wiederverwendbare Windel genannt, diese ist in Form von sogenannten Stoffwindeln zu finden und geschichtlich betrachtet schon lange bekannt. Stoffwindeln bestehen heutzutage aus verschiedenen Elementen und können aus unterschiedlichen Textilien gefertigt sein. Es gibt derzeit eine Vielzahl an verschiedenen Systemen, die je nach Bedarf miteinander kombiniert werden können. Die Mehrwegwindeln aus Stoff weisen eine umweltfreundlichere Bilanz als Einmalwindeln auf. Die Amerikanerin Marion Donovan entwickelte um 1950 die erste Alternative zur Mehrwegwindel. So schnitt sie aus einem Duschvorhang aus Kunststoff kleine Windeln zurecht und legte dies mit Papier aus.

Victor Mills, welcher für Procter&Gamble arbeitete, entwickelte schließlich die ersten kommerziellen Windeln, welche 1961 unter dem Namen „Pampers“ vorgestellt wurden, und so begann das Zeitalter der Einmalwindeln. Einmalwindeln, welche auch oft Wegwerfwindeln genannt werden, bestehen aus mehreren Schichten. Ein saugendes Polster, das aus Superabsorbern besteht, bildet dabei das Kernstück. Der Urin wird darin in Gel umgewandelt und sorgt so für eine trockene Haut (Kreisel, Zemme 2010, S. 30–38).

Um es im besten Fall gar nicht erst zu einer Windeldermatitis kommen zu lassen, stellt die Prävention, das Vermeiden von Krankheiten, einen bedeutenden Punkt dar. An dieser Stelle ist zuvorderst die Primärprävention zu nennen, welche darauf abzielt, eine Krankheit zu vermeiden, bevor sich erste Zeichen dieser bemerkbar machen. Im Zusammenhang mit der Windeldermatitis kann eine solche Prävention eine Anleitung durch eine professionelle Pflegeperson zur korrekten Säuglingspflege sein. Zweitens gibt es die Sekundärprävention, hierbei wird beim ersten Auftreten einer Gesundheitsstörung der Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen versucht. Dies können zum Beispiel das Beobachten der Haut im Windelbereich und das Einleiten geeigneter Erstmaßnahmen beim Auftreten von Auffälligkeiten sein. Abschließend ist die Tertiärprävention zu erwähnen. Hier geht es darum, das Wiederauftreten einer Krankheit zu vermeiden oder abzumildern und den Umgang mit dieser zu erleichtern. In dieser Situation kann eine Einweisung in längerfristige Pflegemaßnahmen erfolgen (Hoehl 2008, S. 96–101).