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2.7 Die Diagnoseverfahren bei Multiple Sklerose

2.7.2 Die Magnet Resonanz Tomographie

Die Magnet Resonanz Tomographie (MRT) wurde um 1975 entwickelt und lieferte die Möglichkeit der bildhaften Wiedergabe des lebenden Gehirns. Die Bilder des Gehirns und des Rückenmarks sind relativ störungsfrei und haben den Vorteil gegenüber der Compu-ter Tomographie, dass sie nicht durch Knochen beeinflußt werden und können so viele extrinsische und intrinsische pathologische Prozesse aufzeigen. Bei Patienten mit Erkran-kungen des Rückenmarks hat die MRT die invasive Methode der Myelographie vollständig ersetzt. Die Entwicklung der MRT veränderte die Diagnostikmöglichkeiten für MS voll-ständig (vgl. YOUNG, HALL und PALLIS, 1981, S. 1063). Mit Hilfe des MRT wird ein starkes lokales Magnetfeld erzeugt, welches auf die Protonen und Neutronen, die sich in jedem Körpergewebe befinden einwirkt und diese dazu bringt sich parallel zu dem ex-tern erzeugten Magnetfeld auszurichten. Mit Folgen von Impulsen wird das Gewebe dazu gebracht eine magnetische Resonanz des Kerns zu erzeugen, welche mit einem Empfän-ger festgehalten werden kann. Mit mathematischen Methoden können dann die genauen Positionen dieser für ein Gewebe charakteristischen Protonen und Neutronen bestimmt werden. In unserem Körper ist das H+-Proton gebunden in Wasser am weitesten ver-breitet. Wenn der Impuls unterbrochen wird kehren die H+- Protonen wieder in die zum Magnetfeld parallele Ausrichtung zurück. Dieser Prozess wird von zwei Eigenschaften der magnetischen Resonanz beherrscht, die T1 - Längsausrichtung und die T2- transversale Ausrichtung. Ein MRT zeigt das Gewebe demnach an Hand der Dichte der H+ - Protonen und ihrer Ausrichtung. Allerdings können diese durch die Gegebenheiten der makromo-lekularen Umgebung des Wassers beeinflußt werden. Daher lassen sich die Stärken und Schwächen dieser Methode erkennen, ein MRT ist sehr reliabel bei Bindegewebe, aller-dings lässt es keinen Schluss auf die Ursache der Veränderung zu. Deswegen wird bei der Untersuchung des ZNS mit MRT ein bestimmter Marker, der sich an Wasser bindet und die Blut-Hirn-Schranke nicht durchdringen kann, das Gadolinium verwendet. Lässt es sich im ZNS nachweisen ist gezeigt, dass die Blut-Hirn-Schranke an diesen Stellen durchlässig geworden ist. Diese Permeabilitätsänderung wird als mögliches Symptom der MS diskutiert.

2.7 Die Diagnoseverfahren bei Multiple Sklerose 2 DIE MULTIPLE SKLEROSE 2.7.2.1 Die T2-Darstellung des Gehirns

Die T2-Methode hat eine hohe Sensitivität für Läsionen der weißen Substanz im Gehirn, welche durch MS verursacht werden können. Diese Läsionen lassen sich bei 95% der Betroffenen in den periventrikulären Regionen finden, wobei sie scharf abgegrenztes oder weitläufiges Gebiet befallen können. Sie finden sich eher in den tiefen als in den periphe-ren Schichten der weißen Substanz. Bei 2/3 der MS Patienten lassen sich Läsionen am äußeren Rand des Kortex nachweisen (vgl. MILLER, RUDGE und JOHNSON, 1988, S.

927). Bei vaskulären Erkrankungen kommt es im Gegensatz zur MS kaum zu Läsionen innerhalb des Corpus callosum (vgl. OFFENBACHER, FAZEKAS und SCHMIDT, 1993, S. 905). Ebenfalls häufig betroffen sind bei MS das Kleinhirn und der Hirnstamm (vgl.

BARKHOF, FILLIPI und MILLER, 1997, S. 2059). Läsionen des Hirnstammes grenzen an Bereiche, die mit zerebrospinaler Flüssigkeit gefüllt sind, also an die Ventrikel oder das Aquaedukt. Arteriosklerose dagegen zeigt eher Veränderungen der zentralen Pons oder des Mittelhirns. Bei 50% mit sicherer MS lassen sich Läsionen innerhalb der wei-ßen Substanz des Gehirns finden. Veränderung in der grauen Substanz lassen sich mit Hilfe der MRT viel seltener nachweisen als Läsionen in der weißen Substanz. Die Ba-salganglien sind in 10% der Fälle von Läsionen betroffen. Geringe Übereinstimmung des konventionellen MRT und den post mortem gefundenen Läsionen zeigten sich im Bereich des Thalamus (vgl. CIFELLI, ARRIDGE und JEZZARD, 2002, S. 650). Der Grund dafür kann sein, dass es nur geringe Unterschiede in der bildlichen Darstellung der T2-Läsion und der umgebenden grauen Substanz gibt.

2.7 Die Diagnoseverfahren bei Multiple Sklerose 2 DIE MULTIPLE SKLEROSE 2.7.2.2 Die T2-Darstellung des Rückenmarks

Das Rückenmark wird bei radiologischen Untersuchungen immer miteinbezogen, weil es ein Teil des ZNS ist und somit eine Vielzahl von Symptomen auslösen kann. Die geeignetste Methode ist wiederum die T2-Methode der MRT. Im Querschnitt lassen sich weniger als eine Läsion pro Segment finden und befallen nur einen Teil des anterior-posterioren Durchmessers des Rückenmarks. Im Längsschnitt finden sich die Läsionen eher asymmetrisch an der Oberfläche des Rückenmarks (vgl. LYCKLAMA, THOMPSON und FILLIPI, 2003, S. 555). Obwohl sich die meisten Läsionen in posterioren und lateralen Gebieten zeigen ist es nicht ungewöhnlich, dass sich diese Läsionen auf die umliegende grauen Substanz ausweiten. Eine aktive Läsion schwillt an und kann so den Eindruck einer Atrophie des Rückenmarks erwecken. Bei MS können sich ausschließlich im Rückenmark Veränderungen zeigen, dies kommt vor allem bei der primär progressiven Form der MS vor, bei welcher Läsionen im Gehirn nur sehr klein sind oder überhaupt nicht vorkommen.

Eine diffuse Hyperintensität der Protonendichte im Rückenmark wurde ebenfalls eher bei der primär progressiven Form als bei anderen Formen der MS gefunden (vgl. LYCKLAMA et al., 1998, S. 687). Bei MS Patienten mit sicherer MS wiesen 100% Läsionen im Gehirn auf, wobei nur 56% mit anderen neurologischen Erkrankungen diesen Befund ebenfalls zuließen. Innerhalb des Rückenmarks hatten 92% der Patienten mit sicherer MS Zeichen von Läsionen, wobei dies nur bei 6% mit anderen Erkrankungen der Fall war (vgl. BOT, BARKHOF und LYCKLAMA, 2002, S. 46).

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