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Die Fehlererklärung bzw. die Untersuchung der Fehlerquellen

2. Theoretischer Teil

2.1. Forschungsstand, Begriffsklärung und Themeneingrenzung

2.1.5. Die Fehlererklärung bzw. die Untersuchung der Fehlerquellen

In Übereinstimmung mit Uzuegbu (2003: 60) sollte das Ziel einer Fehlererklärung die Berücksichtigung sowohl möglichst vielfältiger Faktoren als auch eines umfangreichen Erklärungshintergrunds sein, damit das Zusammenwirken mehrerer Entstehungsursachen erkannt und berücksichtigt werden kann. Wie Uzuegbu meinte, soll man keine Angst haben, hypothetische Erklärungen der Fehler erstellen zu können, ohne dass man exakte Fehlerursachen nennen muss:

„Man sollte demnach den Mut haben, Erklärungen auch hypothetisch zu formulieren, wobei die Fehlererklärungen nicht so eng zu fassen sind, dass durch sie die Ursachen eines Fehlers exakt benannt werden müssen. Das Ziel sollte eher sein, möglichst viele Faktoren einzubeziehen und so einen breiten Erklärungshintergrund zu schaffen, vor dem auch das Zusammenwirken mehrerer Entstehungsursachen erkannt und berücksichtigt werden kann.“

(Uzuegbu 2003: 60)

Die Fehlerquellen

Brown (1980: 174) und James (1998: 178–179) klassifizieren die Quellen der fehlerhaften Äußerung des Fremdsprachenlerners unter vier verschiedenen Fehlergruppen, während Uzuegbu (2003: 61) drei Gruppen der Fehlerursachen identifiziert. Laut Brown und James schließen die Fehlerquellen die folgenden ein: den interlingualen Transfer, den intralingualen Transfer, den Kontext des Lernens und vielfältige kommunikative Strategien, die die Lerner verwenden („various communication strategies the learners use“). Uzuegbu (2003: 61) bezeichnet die ersten zwei Fehlerursachen von James und Brown als sprachliche Faktoren, die Fehler verursachen können. Den Kontext des Lernens nennt sie

lehrgangsbedingte Faktoren, während sie die vielfältigen kommunikativen Strategien, die die Lerner verwenden, als lernerspezifische Faktoren bezeichnet. Demnach sind Uzuegbus drei Gruppen die sprachlichen Faktoren, die lehrgangsbedingten Faktoren und die lernerspezifischen Faktoren. Sprachliche Faktoren sind Faktoren, die entweder inter- oder intralinguale Fehler verursachen. Diese Fehler stammen aus der linguistischen Erfahrung der Lerner und entstehen entweder durch den Einfluss von bereits erworbenen Sprachen der Lerner auf die neue Sprache oder durch den Gebrauch der Regeln und Strategien der Zielsprache selbst.

2.1.5.1. Lehrgangsbedingte Faktoren

Diese Faktoren verursachen Fehler wegen der Umgebung oder sozialen Situation des Lerners während des Unterrichts oder durch den Lehrer und die verwendeten Materialien sowie durch die Methodik für das Lehren (Akinbode, 2008: 124).

2.1.5.2. Lernerspezifische Faktoren

Diese sind Faktoren, die vom Lerner selbst stammen. Diese können z. B. wegen des Mangels von Interesse bzw. Motivation, Müdigkeit, Nervosität, Angst oder wegen anderer schlechter physischer und/oder emotionaler Zustände seitens des Lerners sein (Aito, 2005:

27). Ebenfalls wichtig ist auch die kognitive Kompetenz.

2.1.5.3. Intralinguale Fehler

Intralinguale Fehler sind Fehler, die die neu zu lernende Fremdsprache selbst als den Störfaktor haben, d. h. die Abweichungen gehen auf die Fremdsprache zurück. Sie entstehen innerhalb der Struktur der Zielsprache selbst und werden durch mangelhafte Kenntnisse der Zielsprache verursacht. Sie können auch verursacht werden, weil der Lerner z. B. die Regeln verallgemeinert (Jibowo 2005: 8). Der Lerner bewertet Strategien und linguistische Kenntnisse, die er für die Ordnung der Regeln der Zielsprache erworben hat, sehr pauschal, was zur Übergeneralisierung der Regeln führt. Er wendet auch in einigen Fällen die Regeln der Zielsprache unvollständig an, weil er unfähig ist, die Regeln richtig zu lernen (Oyedele 2011: 21). Intralinguale Fehler haben deshalb nichts mit einer Übertragung von

Eigenschaften oder Regeln der bereits erworbenen Sprachen der Lerner auf die Zielsprache zu tun. Akinbode (2008) fasst es so zusammen:

Errors in this category reflect general characteristics of rules of learning e.g.

over-generalisation or faulty application of rules, thereby producing incorrect forms of analogy. Learners make inductive generalizations about the target language system based on the data to which they are exposed. As a result of the restriction based on the data, learners who are ignorant of the exceptions to certain rules of grammar generalize and produce incorrect forms by analogy.

The inability of learners to apply the exceptions to rules leads to errors…

(Akinbode 2008: 124) 2.1.5.4. Interlinguale Fehler

Interlinguale Fehler können durch den Einfluss der Muttersprache oder der Zweitsprache bzw. ersten Fremdsprache der Lerner entstehen. Interlinguale Transfers entstehen wegen der linguistischen Erfahrung des Lernenden, d. h. die Einwirkung der bereits erworbenen Sprachen des Lernenden auf die neue Fremdsprache. Hier soll der muttersprachliche Einfluss auf die neue Sprache die Hauptursache sein. Eine positive Einwirkung fordert das Erlernen der neuen Sprache, während ein negativer Einfluss das Erlernen der neuen Sprache stört. Diesen negativen Einfluss nennt man Interferenz. Laut Brown (1980: 173) kommen solche Fehler häufig am Anfang des Lernprozesses vor, da die Muttersprache L1 das einzige Sprachsystem ist, das der L2–Lerner kennt und auf das er sich stützen kann. Deshalb findet eine negative Übertragung statt. Brown erklärt weiter: Selbst wenn weitere Sprachen L3, L4 usw. gelernt werden, besteht Übertragung aus allen vorher erfahrenen Sprachen. Jedoch ist der Grad der Übertragung unterschiedlich.

2.1.5.4.1. Interferenz

Die Behavioristen haben sich seit Langem intensiv mit dem Konzept der Interferenz beschäftigt. Zum Beispiel wird die Monografie von Lado (1957) „Linguistics Across Cultures” als Schrittmacher der Interferenzforschung betrachtet. Ihr zufolge ist diese Art der

‚negativen Übertragung„ schädlich für den Lernprozess und soll daher vermieden werden.

Von den 1960er- bis zu den 1980er-Jahren wurden u. a. von Sprachlehrforschern, Linguisten und Lernpsychologen Untersuchungen bzw. Experimente durchgeführt, um das Interferenzphänomen im Lernprozess besser beschreiben bzw. erklären zu können.

Interferenz wird deshalb von verschiedenen Sprachwissenschaftlern auf folgende Weise definiert:

 „Überlagerung, Überschneidung; gegenseitiger Einfluss verschiedener Sprachen aufeinander“ (Wahrig 1970: 696)

 eine häufig gebrauchte Bezeichnung für eine falsche Übertragung von einer Sprache in eine andere (Hufeisen/Neuner 1999: 24)

 Übertragung von bereits internalisierten linguistischen Lerngewohnheiten auf die Erlernung einer neuen Gewohnheit (Jakobovits 1970)

 „All cases of deviation from the norm of one of the other language…” (Juhasz 1970: 9)

 „the rearrangement of patterns that result from the introduction of foreign

elements into the more highly structured domains of language” (Weinreich 1966: 1, zitiert nach Jibowo et al.2005)

In dieser vorliegenden Arbeit wird als Interferenz verstanden: die negative Übertragung bereits internalisierter Sprachsysteme bzw. linguistischer Elemente, Regeln, Strukturen und Eigenschaften von der Muttersprache (L1) und anderer bereits erworbener Sprachen (L2/L3) in die neue Sprache X, die zu Fehlern führt.

2.1.5.4.2. Quellen der Interferenzfehler

Celaya und Torrs (2001: 7) nennen u. a. folgende typische Quellen von Interferenzfehlern:

Codewechsel, wortwörtliche Übersetzung und Wortprägungen. Zusätzlich gibt es die sogenannten falschen Freunde („false friends“), d. h. Wörter, die zu der neuen Sprache morphologisch und phraseologisch ähnlich sind, aber die eine andere Bedeutung haben. Was diese Arbeit betrifft, kann es auch Fehler geben, die aus den linguistischen Gepflogenheiten des nigerianischen Englischen zurückzuführen sind. Diese alle dienen als mögliche Quellen der Interferenzfehler der nigerianischen Deutschstudierenden und werden deshalb in der Arbeit untersucht.