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Die Euro-Lehrer: Kommen Sie wirklich?

Im Dokument 1/2005 (Seite 31-34)

Die EDK ist gefordert, Massnahmen zur Umsetzung der EU-Richtlinien zur beruflichen Mobilität und damit der Anerkennung ausländischer Lehrdiplome rasch um-zusetzen. Die Basis für die Anerkennung sind die An-erkennungsbedingungen für die Lehrdiplome, die an schweizerischen Pädagogischen Hochschulen erworben werden. Diese lassen bereits einen erheblichen Spielraum zu. Wenn die EDK in ihrer Beurteilung den bisherigen EU-Gerichtsurteilen vorbehaltlos folgt, könnte es durchaus wie in einem-EDK Papier gelesen, zu einer «Kulturauffri-schung durch europäische Lehrpersonen in der Schweiz»

kommen. Vor einer zu eurofreundlichen Auslegung der Aufnahmekriterien sollte geprüft werden, welche Praxis denn EU-Mitgliedstaaten in der Bewertung und Anerken-nung von Schweizer Lehrdiplomen anwenden. Es ist zu wünschen, dass trotz hoher Bewertung der Durchsetzung einer Erleichterung der Migration keine Euro-Sparvariante entstehen wird. Aber zum Schluss entscheidet ja immer noch der Markt. Gegenwärtig haben wir keinen Mangel an eigenen, sehr gut qualifizierten Lehrpersonen, und das wissen ja auch die kommunalen Schulbehörden.

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«Lern-Räume: Pädagogik und Architektur im Dialog»: so lautet nicht nur der Titel des Beitrags von Peter Eberhard und Urs Meier; dem Dialog zwischen den beiden Fachdis-kursen mit ihren jeweiligen Fachpraxen in seinem histori-schen Wandel und seinen jüngsten Ausformungen ist der Band Schulhausbau. Der Stand der Dinge gewidmet, der zur gleichnamigen Ausstellung erschienen ist.

31 Schulhausbauten der jüngeren und jüngsten Zeit aus der Schweiz (Schwerpunkt Zürich), Deutschland, Österreich, Niederlande, Dänemark, Norwegen und Finnland werden in diesem Band auf je zwei Doppelseiten vorgestellt. Farb-fotografien von Gesamtansichten und Innenräumen, Kurz-beschriebe der Besonderheiten, Grundstück- und Baupläne geben Einblick in die Schulbauten und in die bei ihrer Pla-nung federführenden pädagogisch-didaktischen Konzepte.

Das Erscheinungsbild der Schulhäuser kann anhand der parallel zur Bebilderung abgedruckten Baupläne überprüft werden. So werden Anordnung und Grössenverhältnisse von Klassen-, Innen- und Aussenräumen erkennbar. Die Angaben der wichtigsten Kennzahlen wie etwa Anlage- und Gebäudekosten, Nutzfläche, Anzahl Klassen, Anzahl Schüler und Schülerinnen oder die Energiekennzahlen ma-chen die Projekte zusätzlich vergleichbar.

Im historischen Vergleich wird ersichtlich, wie die Schulhausbauarchitektur im Kontext der jeweils aktuel-len gesellschaftlichen und pädagogischen Diskurse gele-sen werden muss. So thematisierte etwa die klassische Schulbauarchitektur der 50er- und 60er-Jahre Licht und Bewegung, während man sich in den 90er-Jahren vorab mit städtebaulichen und formalen Fragen befasste. Heu-te, am Anfang des 21. Jahrhunderts, zielt die Diskussion darüber hinaus vor allem auch auf eine die individuelle und integrative Lehr- und Lernformen ermöglichende Ge-staltung der Schulhausbauarchitektur. So ist allen im Band dokumentierten Schulbauten neueren Datums die räumli-che Offenheit nach innen und aussen gemein: Raumarran-gements, die nicht mehr von der räumlichen Unterteilung in für sich abgeschlossene Klassenzimmer bestimmt sind, sondern in denen offenere, individualisierte, klassen- und fächerübergreifende Unterrichts- und Lernformen prakti-ziert werden können und die darüber hinaus auch funk-tional nicht an die Vermittlung bestimmter schulischer Fachinhalte gebunden sind, sondern multifunktional ein-setzbar sind und verschiedene pädagogische und soziale Kontexte und Nutzungen in sich zu vereinigen vermögen.

Der dokumentarische Teil des Bandes zu Schulhaus-bauprojekten der jüngsten Vergangenheit wird ergänzt durch mehrere Aufsätze, die den Dialog zwischen den bei-den Disziplinen historisch verorten und konzise Abrisse zu den zentralen pädagogischen Ansätzen bieten. So lassen Karin Dangel und Daniel Kurz in ihrem Beitrag hundert Jahre Reformdiskussion und deren Auswirkung auf die Schulhausbauarchitektur Revue passieren, Peter Ess be-richtet über Zürcher Erfahrungen und Adrian Scheidegger beleuchtet zentrale Fragen zur Beurteilung von Schulbau-projekten. Ergänzt werden diese Kapitel mit Originalzitaten von Schülerinnen, Schülern, Lehrpersonen und Abwarten, die aus ihrer Perspektive aus der Alltagspraxis über ihre Nutzung und ihr Erleben ihrer Schulräume berichten.

Hochbaudepartement der Stadt Zürich, Eidgenössi-sche TechniEidgenössi-sche Hochschule Zürich / ETH Wohnforum, Schul- und Sportdeparte-ment der Stadt Zürich, Pädagogische Hochschule Zürich, Hrsg.

Schulhausbau. Der Stand der Dinge. Der Schweizer Beitrag im internationalen Kontext.

Redaktion: Daniel Kurz, Alan Wakefield. (Zweisprachig:

deutsch/englisch). Basel:

Birkhäuser, 2004.

224 Seiten, € 31.–, CHF 48.–

S c h u l h a u s b a u . D e r S t a n d d e r D i n g e

Eine Buchbesprechung

Von Elisabeth Gaus

Elisabeth Gaus ist Dozentin im Fachbereich Werken und Werken Textil an der Pädagogischen Hochschule Zürich

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Wie lassen sich Foto- und Videoproduktionen in der me-dienpädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund einsetzen und welche wissen-schaftlichen Erkenntnisse über deren Lebenswelten kön-nen daraus gewonkön-nen werden? Der folgende Beitrag be-richtet über ein breit angelegtes internationales Projekt.

Der Aspekt der visuellen Kommunikation wird vertieft vorgestellt.

An der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und an-deren Universitäten und Institutionen in London, Rom, Athen, Stockholm und Utrecht wurde von 2001 bis 2004 das internationale EU-Praxisforschungsprojekt «CHICAM – Children in Communication about Migration» durchge-führt. Junge Migrantinnen und Migranten aus verschiede-nen Ländern der Erde, die in Deutschland, Italien, Grie-chenland, Schweden, Grossbritannien und in den Nieder-landen leben, machten im Kontext von lokalen «CHICAM-Clubs» Fotos und Videos über ihr Leben. Die Produktionen konnten jeweils von den Kindern und Jugendlichen der anderen Länder über eine spezielle Intranet-Plattform angeschaut und kommentiert werden. Zugleich wurden die Produktionen der Kinder unterschiedlichen Öffent-lichkeiten zugänglich gemacht, um im sozialen Umfeld, in lokalen Institutionen (z.B. Schulen) und in politischen Institutionen ein stärkeres Bewusstsein für die Lage von Kindern aus Migrations- und Fluchtkontexten zu schaffen.

Das Projekt verfolgte vor allem das Ziel, das Potenzial neu-er Medien für intneu-erkulturelle Kommunikation, Reflexion und Integration zu untersuchen.1

CHICAM knüpfte dabei an Erfahrungen des interna-tionalen Projekts VideoCulture (Niesyto 2003) an und ver-band eine ethnografisch-lebensweltliche Dimension mit einer medienpädagogischen Dimension. Die ethnografi-sche Dimension diente der Erkundung der Lebenswelten der Kinder mittels Medienproduktionen, teilnehmender Beobachtung, Einzel- und Gruppengesprächen. In der me-dienpädagogischen Dimension wurden vor allem Chancen einer audiovisuellen Kommunikation mittels Fotografie, Video und Internet erprobt und erforscht. Projektmitarbei-ter/innen erhoben in allen Ländern Daten zu verschiede-nen Themen und Lebensbereichen, die für die Kinder rele-vant sind: Familie, Peergroup, Schule und Medien.

Das Erstellen von Eigenproduktionen und die ethno-grafische Forschungspraxis waren eng miteinander ver-bunden. Auf der Basis von Fallstudien entstanden nach

der einjährigen Feldphase thematische und summative Analysen: Die verschiedenen Daten wurden aufbereitet, entlang der Projektleitfragen analysiert und unter den Forschern und Forscherinnen der sechs beteiligten Länder verglichen und diskutiert. Die Kommunikation zwischen den Projektpartnern fand auf Forschungstreffen und bi-lateralen Treffen statt sowie medienvermittelt über eine CHICAM Researcher-Intranetplattform. Einige Partner ver-fügten über spezielle Erfahrungen im Bereich Migrations-arbeit und -forschung, andere dagegen mehr im Bereich Medienpädagogik und -forschung. Im Projekt wurde fol-gende Arbeitsteilung vereinbart:

• Das «Centre for Research in International Migration and Ethnic Relations (CEIFO)» in Stockholm und das «Greek Council for Refugees» in Athen waren federführend für den Arbeitsbereich Peergroup-Beziehungen. Es ging dabei um die Beziehungen innerhalb der Produktionsgruppen, die interkulturellen medienvermittelten Beziehungen zwischen den Ländergruppen und die Beziehungen, die die Gruppenmitglieder zu anderen sozialen Kontexten oder Institutionen haben.

• Das Forschungsfeld Familienbeziehungen wurde schwer-punktmässig von den Partnern «Greek Council for Re-fugees» in Athen und University of Utrecht – Research Institute for Culture and History in Kooperation mit Mira Media, Niederlande bearbeitet. Kinder mit Migra-tionshintergrund werden häufig zu einseitig aus einer Problem- und Defizitperspektive betrachtet. Benachteili-gende Verhältnisse in den Blick zu nehmen ist wichtig, es sollten jedoch auch die Kompetenzen wahrgenommen werden, die oft im Schnittfeld verschiedener kultureller Bezugskontexte entstehen.

• Für den Bereich Schule waren in erster Linie die Part-ner «Centre for Research in International Migration and Ethnic Relations (CEIFO)» in Stockholm und «Fondazione Centro Studi Investimenti Sociali (CENSIS)» in Rom zustän-dig. Der Lernort Schule stellt eine grosse Chance für inter-kulturelle Kommunikation, interinter-kulturelles Lernen und Integration dar. Es besteht jedoch auch die Gefahr, dass Schule Kompetenzen von Minderheiten ignoriert und Ausgrenzungsprozesse verstärkt.

• Die Abteilung Medienpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg war zusammen mit dem Insti-tute of Education, University of London, für den Bereich der visuellen Kommunikation zuständig. Beide Partner verfügen über Vorerfahrungen aus dem bereits

erwähn-K i n d e r , M e d i e n u n d M i g r a t i o n

Das EU-Praxisforschungsprojekt CHICAM – Children in Communication about Migration

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Von Peter Holzwarth, Björn Maurer und Horst Niesyto

Peter Holzwarth ist Diplompädagoge, Doktorand und Lehrbeauf-tragter; Björn Maurer ist Diplompädagoge und LehrbeaufLehrbeauf-tragter;

Horst Niesyto ist Professor für Erziehungswissenschaft und Leiter der Abteilung Medienpädagogik. Alle drei arbeiten an der Pädago-gischen Hochschule Ludwigsburg.

ten Projekt «VideoCulture». Im Projekt CHICAM wurden Beobachtungen aus «VideoCulture» anhand einer jünge-ren Altersgruppe erweitert. Mit dieser Grundlagenarbeit intendierte die Ludwigsburger Forschungsgruppe, Kon-zepte für zeitgemässe Formen von interkultureller Me-dienarbeit und «Image Education» zu entwickeln.

Folgende Fragestellungen standen im Rahmen des For-schungsschwerpunkts «Visuelle Kommunikation» im Mit-telpunkt des Interesses:

1. Welche Medienerfahrungen haben die beteiligten Kin-der und Jugendlichen?

2. Aus welchen kulturellen Symbolkontexten bedienen sich Kinder im Rahmen der Kommunikationsprozesse (Herkunftsland, Einwanderungsland, globale Kultu-ren)? Inwiefern werden Formen visueller Sprache ent-wickelt?

3. In wieweit lassen sich im Rahmen der medienpädago-gischen Arbeit mit Hilfe eines speziellen Projekt-Intra-nets Formen interkultureller Kommunikation ermögli-chen?

4. Welche medienpädagogischen Konzepte und Angebote eignen sich für die Zielgruppe Kinder/Jugendliche mit Migrationshintergrund und fördern interkulturelle Kom-munikation?

Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsschwerpunkts Visuelle Kommunikation vorge-stellt:2

Medienerfahrungen und kulturelle

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