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5 Begriffserklärung und Diskussion

5.3 Didaktik

„Die Didaktik (gr. Didáskein lehren) im engeren Sinn beschäftigt sich mit der Theorie des Unterrichts. Im weiteren Sinne ist sie die Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens“

(Bolay, Reichle, 2012, S. 5). Bis heute gibt es keinen allgemein einheitlichen Begriff für Di­

daktik, im weitesten Sinn wird sie als die Theorie des organisierten Lehrens und Lernen in allen möglichen Situationen und Zusammenhänge verstanden. Im engeren Sinn als die Theorie des Unterrichts (Weniger zit. aus Dollinger et al., 2009).

So beschäftigt sich die allgemeine Didaktik unabhängig von spezifischen Fächern mit der Gestaltung von Lernangeboten und den Lerntechniken. Die Fachdidaktik befasst sich mit dem Lehren und Lernen von bestimmten Lehrinhalten. Die konstruktivistische Didaktik ist der Auffassung, dass im Prozess der Wahrnehmung keine Realität abgebildet, sondern vielmehr eine relative und subjektive Wirklichkeit aufgebaut wird. So kann ein Mensch der als ein in sich geschlossene System mit einer eigenen Bewusstseins­ und Verhaltens­

struktur ist, Wissen erwerben in dem er es selbst aufbaut. Die Aufgabe der Lehrenden ist es in diesem Fall eine entsprechende Lernumgebung zu schaffen welche besonders reich­

haltig, interessant und kommunikationsorientiert für die Lernenden ist. So soll Lernen zur Selbstorganisation der Lernenden werden. Ein solche Möglichkeit ist die kommunikative und subjektive Didaktik, welche als Gegenbewegung zur kognitiven Didaktik entstandene ist. Hierbei handelt es sich um eine didaktische Form mit interdisziplinären Ansatz. Im Mit­

telpunkt steht dabei die Kommunikation und die Beziehung zwischen Lehrendem und Ler­

nenden welche das Lernen entscheidend beeinflussen. Der Vermittlung des Lerninhaltes erfolgt durch Selbstorganisation jedes einzelnen. So wird Wissen als Gruppe durch in­

tensiv und sachbezogener Kommunikation erarbeitet. Diese Art der Didaktik lässt sich sehr gut in Naturräumen wie z.B.: dem Wald bestens umsetzen. Dies lässt sich in der Waldpäd­

agogik im lernzielorientierte Unterricht (curriculare Didaktik) äußerst gut verwirklichen.

Hierbei geht es um die Planung des Aufbaus und des Ablaufs der Durchführung. Die Planung erfolgt in 4 Schritten. Dabei werden zuerst die Lernziele gesammelt, beschrieben, geordnet und dann wird entschieden welche verwendet werden. Anschließend erfolgt der Organisationsprozess. Die Auswahl der Methoden und Medien werden anhand einer Ziel­

Methoden­Matrix nach kognitiven, affektiven und psychomotorischen (Kopf­, Herz­, Hand­) Zielen geordnet. Dieser Prozess ist in der Waldpädagogik unkompliziert umsetzbar (Bolay, Reichle, 2012).

5.3.1 Didaktik und Methodik der Waldpädagogik

„Eine Didaktik und Methodik der Waldpädagogik übernimmt pädagogisch­theoretische Konzepte, um diese in der Praxis der Bildungsprozesse im Wald modifiziert anzuwenden.

Es geht also darum für die angestrebten Inhalte und Ziele geeignete Lehr­,und Lernme­

thoden auszuwählen. […] Im Allgemeinen versteht man Didaktik als Wissenschaft vom Lehren und Lernen, während die Methodik Wege des Lehrens und Lernen beschreibt.

Beide sind sehr verbunden. Daher spricht man gerne von methodisch­didaktischen Zu­

sammenhänge“ (Bolay, Reichle, 2012, S. 6).

Das ganzheitliche Konzept nach Pestalozzi, welches oben schon angesprochen wurde und die Bildung für nachhaltige Entwicklung findet bei Bolay, Reichle (2012) besondere Bedeutung. So soll Waldpädagogik nicht einfach eine Führung durch den Wald sein, bei der nur der Förster oder der Lehrer spricht, sondern auch ein Erleben mit Herz und Hand sein. So ist der Handlungsorientierte Unterricht, „[…] Unterricht, in dem die Schüler nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit den Händen und den Füßen, mit dem Herzen und allen Sinnen lernen können“ (Meyer, 1994, zit. aus Bolay und Reichle, 2012, S. 202). Im handlungsorientierten Lernen der Waldpädagogik lässt sich Gesundheitsförderung gut in­

tegrieren.

In dieser Form des Unterrichts werden Kompetenzen (Methoden­, Sozial­, Sachkom­

petenz) vermittelt, so dass die Lernenden die Möglichkeit haben, Verantwortung für ihr ei­

genes Lernen zu bekommen. Bei der Umsetzung des handlungsorientierten und lernziel­

orientiertem Unterricht wird in der Waldpädagogik gerne mit den W­Fragen gearbeitet.

Diese Didaktik W­ Fragen wurden von Paul Heimann (1965) entwickelt und finden in der Waldpädagogik Verwendung. Im Allgemeinen sind die W­Fragen ein Instrument der lern­

und lehrtheoretischen Didaktik, sie dienen zur Analyse und Planung von Unterricht. Fol­

gende neun W­Fragen finden in der Waldpädagogik Anwendung:

➢ Wer soll lernen?

➢ Was soll gelernt werden? Es wird der Lerninhalt beschrieben und auch emotionale Bezüge und die Vermittlung von Kompetenz, unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, werden berücksichtigt.

➢ Wann soll gelernt werden? Hier spricht man nicht nur vom richtigen Zeitpunkt, sondern auch vom richtigen Alter.

➢ Mit wem soll gelernt werden? Es ist wichtig mit wem die Waldpädagogen arbeiten, ob mit Lehrenden gemeinsam oder alleine. Wichtig ist auch zu klären ob eine ganze Schule, einzelne Klassen oder eine Neigungsgruppe in den Wald kommen.

➢ Wo soll gelernt werden? Dies ist bei der Waldpädagogik eine der wichtigsten Fragen, die sich nach dem Lerninhalt und der Arbeitsform richten.

➢ Wie wird gelernt? Diese Frage wird aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit be­

trachtet und setzt auf Autonomie und Selbständigkeit der Teilnehmerinnen/Teil­

nehmer.

➢ Womit wird gelernt? Diese Frage richtet sich nach der Methode, welche bei diesem Thema jedoch auf Wald­ bzw. Naturmaterialien als didaktische Gegenstände ver­

weist.

➢ Warum wird gelernt? Dabei geht es besonders um die Ziele die darauf verweisen, dass die Natur die wichtigste Lebensgrundlage bietet. Der Mensch erfährt wo seine Wurzeln sind, und nimmt dabei Kontakt zu seinem Urbedürfnis auf.

➢ Wozu wird gelernt? Es werden Handfertigkeiten erlernt, mögliche Berufsperspek­

tiven gezeigt aber auch geht es dabei um erlernen von Weltwissen (Bolay, Reichle, 2012).