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Demografische 2.1 Entwicklung

Im Dokument OPUS 4 | Lebenslagen in Brandenburg (Seite 46-58)

Als weitere wichtige Datenquellen sind die Da-ten der Bundesagentur für Arbeit (BA) sowie das IAB-Betriebspanel für die Bereiche Erwerbstätig-keit, Arbeitsmarkt, berufliche Bildung zu nennen.

Neben den bereits zuvor benannten amtlichen Statistiken (MZ, EVS, BA) wurden die Sozialhil-festatistik und Statistiken anderer Leistungsge-setze (z. B. SGB II, SGB VIII) berücksichtigt.

Rahmenbedingungen 2 in Brandenburg

Demografische 2.1 Entwicklung

Brandenburg ist eines der flächengrößten Län-der Deutschlands und gleichzeitig das größte der neuen Bundesländer. Auf 29.476 Quadrat-kilometern leben 2,5 Millionen Menschen. Mit der Bevölkerungsdichte von 86 Einwohnerin-nen und Einwohnern je Quadratkilometer zählt es nach Mecklenburg-Vorpommern zu den am dünnsten besiedelten Bundesländern.

Tabelle 3

Bevölkerung – Übersicht 2007

Das Land Brandenburg hat mit 2,54 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2007 nur eine unwesentlich geringere Bevöl-kerungszahl als im Jahr 1991 (0,3 Prozent weniger). Die gegenüber den anderen neuen Bundesländern günstige Bevölkerungsent-wicklung ist im Wesentlichen auf die Wan-derungsgewinne aus der Hauptstadt Berlin zurückzuführen.

bevölkerung: 2.535.700

davon weiblich: 50,5 %

davon männlich: 49,5 %

ausländische bevölkerung: 66.300 (2,6 %) bevölkerungsdichte: 86 Einwohner/-innen/km2

durchschnittsalter: 44,5 Jahre

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

46 lebenslagen in brandenburg Abbildung 1

Bevölkerungsentwicklung von 1991 bis 2007

Zunächst setzte nach der deutschen Verei-nigung ein massiver Rückgang der Bevölke-rung ein (Abbildung 1). Von 1990 bis 1994 verringerte sich die Bevölkerungszahl von knapp 2,59 Millionen um 50.000 Einwohne-rinnen und Einwohner.

Abbildung 2

Bevölkerungsentwicklung nach Wanderungs- und natürlichem Saldo von 1991 bis 2007

Ab Mitte der 1990er Jahre konnte die Stadt-Umland-Wanderung aus Berlin die kontinu-ierlich negative natürliche Bevölkerungsent-wicklung (mehr Sterbe- als Geburtenfälle) ausgleichen und führte zu einem stetigen Wachstum.

Abbildung 1 Bevölkerungsentwicklung von 1991 bis 2007

2.535.700 Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 2 Bevölkerungsentwicklung nach Wanderungs - und natürlichem Saldo von 1991 bis 2007

-40.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 3 Entwicklung der zusammengefassten Gebur tenziffer (TFR) von 1996 bis 2007

0,96 1,05 1,1 1,17 1,21 1,18 1,21 1,25 1,28 1,28 1,29 1,36

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 4 Wanderung von 1991 bis 2007

30.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Einwohner/-innenEinwohner/-innen Einwohner/-innen

Abbildung 1 Bevölkerungsentwicklung von 1991 bis 2007

2.535.700 Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 2 Bevölkerungsentwicklung nach Wanderungs - und natürlichem Saldo von 1991 bis 2007

-40.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 3 Entwicklung der zusammengefassten Gebur tenziffer (TFR) von 1996 bis 2007

0,96 1,05 1,1 1,17 1,21 1,18 1,21 1,25 1,28 1,28 1,29 1,36

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 4 Wanderung von 1991 bis 2007

30.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Einwohner/-innenEinwohner/-innen Einwohner/-innen

Brandenburg war damit im Vergleich der neu-en Bundesländer das einzige Land mit Bevöl-kerungszuwächsen. Im Jahr 2000 erreichte Brandenburg mit 2,60 Millionen Einwohne-rinnen und Einwohnern seine höchste Be-völkerungszahl. Seitdem können die Zuzüge aus Berlin die anderen negativ verlaufenden Komponenten der Bevölkerungsentwicklung nicht mehr kompensieren (Abbildung 2).

Auffällig ist allerdings die geschlechterspe-zifische Entwicklung. Während die Zahl der Frauen seit 1991 um 2,8 Prozent sank, stieg der Anteil der männlichen Bevölkerung um 1,5 Prozent an.

Geburtendefizit 2.1.1

Der wesentliche Grund für die negative Be-völkerungsentwicklung ist der Geburtenaus-fall nach der Wende. In der DDR konnten die bereits fallenden Geburtenzahlen durch spezifische familienpolitische Anreize relativ stabil gehalten werden. In den ersten Jahren nach der Wende hat sich die Geburtenrate nahezu halbiert. Von 1991 bis 1996 wurde im Durchschnitt pro Frau nicht einmal ein Kind geboren. Das Minimum lag 1993 bei 0,74.

Seit 1994 steigt die Fertilität allmählich an.

2007 erfolgte im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Anstieg. Heute bringt jede Bran-denburgerin durchschnittlich 1,36 Kinder zur Welt. Trotz der leichten Erholung liegt die Geburtenrate noch erheblich unter dem Ni-veau, das für eine stabile Bevölkerungsent-wicklung (2,13 Kinder pro Frau) erforderlich ist. Kommen die Sterbefälle hinzu, so verliert Brandenburg auf natürlichem Wege (gerin-ge Geburtenrate und Gestorbene) jährlich zwischen 8.000 und 15.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der zu-sammengefassten Geburtenziffer für Bran-denburg. Die Ursachen für den starken Rückgang der Geburten nach der Wiederver-einigung liegen in den ökonomischen Unsi-cherheiten und der Angleichung der Verhal-tensmuster von Ost und West. Vor allem die Ungewissheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung und der Wegfall zuvor gewähr-ter Vergünstigungen für junge Familien sind wesentliche Bestimmungsgründe für das Ge-bärverhalten. Ab 1993 stieg die zusammen-gefasste Geburtenziffer (TFR) allmählich wieder an und scheint sich aktuell auf dem westdeutschen Niveau zu stabilisieren 23. Die Entwicklung der Geburten in den neu-en Ländern spiegelt auch eine Anpassung an westdeutsche Verhaltensweisen wider 24. Kinderlosigkeit ist überdurchschnittlich oft zu beobachten:

wenn Vereinbarkeitsbedingungen für ein

Zusammenbringen von Erwerbstätigkeit und Familie als zu schwierig bewertet werden,

wenn auf Grund eines relativ niedrigen

(nicht eines sehr niedrigen) Einkommens Kinder den vorhandenen Lebensstandard in Frage stellen würden 25.

23 IWH 2006, S. 12

24 Der Wunsch nach Selbstbestimmung in der Kinderfrage ist auch auf ein immer stärkeres Bedürfnis nach Selbstverwirkli-chung in der Lebensplanung des/der Einzelnen zurückzufüh-ren. Biografieverläufe sind nicht mehr so eng an traditionellen sozialen Institutionen wie der Familie orientiert. Vgl. BiB 2004, S. 21

25 Roloff 2003

48 lebenslagen in brandenburg Abbildung 3

Entwicklung der zusammengefassten Geburtenziffer (TFR) von 1996 bis 2007

Die Sonderauswertung des Statistischen Bun-desamtes von 2007 legt erstmals umfassende Angaben zur Kinderlosigkeit vor. Es gab Kin-derlosigkeit in Deutschland schon immer. In den letzten 20 Jahren ist sie aber deutlich an-gestiegen. Von den befragten Frauen im Alter zwischen 40 und 49 Jahren haben 21 Prozent keine Kinder. Im Alter von 50 bis 59 Jahren sind 16 Prozent der Frauen kinderlos. In den alten Bundesländern ist der Anteil der kinderlosen Frauen bisher deutlich höher gewesen als in den neuen Ländern. Unter den Frauen zwi-schen 40 und 49 haben in den alten Ländern 23 Prozent keine Kinder, in den neuen Ländern sind es nicht einmal halb so viele. Die Kinder-losigkeit steigt in den alten Bundesländern mit dem Bildungsstand. So hat jede vierte Frau mit hoher Bildung keine Kinder, bei den Frauen mit niedriger Bildung ist es nur jede achte. In den neuen Ländern ist dagegen der Anteil der Kinderlosen insgesamt erheblich niedriger und nimmt mit dem Bildungsstand nicht zu 26.

26 Destatis 2007 c

Die Alterstruktur der gebärenden Frauen än-dert sich. 1990 lag das durchschnittliche Al-ter der Frauen bei der Geburt zwischen 20 und 26 Jahren. Heute wird die Mehrheit der Kinder von 25- bis 31-jährigen Frauen gebo-ren 27. Mit einem Durchschnittsalter von 29,2 Jahren sind Brandenburger Frauen jedoch noch immer jünger als der Bundesdurch-schnitt mit knapp über 30 Jahren. Generell steigt jedoch für die neuen Bundesländer das durchschnittliche Erstgebärenden-Alter.

Gegenüber westdeutschen Müttern bekom-men ostdeutsche Mütter seltener ein zweites Kind. Demzufolge nimmt die Verbreitung von Ein-Kind-Familien stark zu. Betrug deren An-teil in den neuen Bundesländern 1991 noch 49 Prozent, so waren es 2006 schon 62 Pro-zent. Auch in Brandenburg ist der Anteil der Ein-Kind-Familien entsprechend hoch. So betrug 2007 die Quote der Familien mit nur einem Kind 64 Prozent. Die Folgen der sin-kenden Geburtenzahlen haben Brandenburg

27 AfS BE-BB 2008 c Abbildung 1 Bevölkerungsentwicklung von 1991 bis 2007

2.535.700 Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 2 Bevölkerungsentwicklung nach Wanderungs - und natürlichem Saldo von 1991 bis 2007

-40.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 3 Entwicklung der zusammengefassten Gebur tenziffer (TFR) von 1996 bis 2007

0,96 1,05 1,1 1,17 1,21 1,18 1,21 1,25 1,28 1,28 1,29 1,36

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 4 Wanderung von 1991 bis 2007

30.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Einwohner/-innenEinwohner/-innen Einwohner/-innen

unlängst erreicht. In absehbarer Zeit wird das demografische Echo dieses Geburtenknicks sichtbar. Kinder, die nach der Wende nicht geboren wurden, fehlen als künftige Eltern-generationen.

Selektive Wanderung 2.1.2

Die Wanderungsbewegung ist die zweite Komponente der Bevölkerungsentwicklung.

Interessanterweise fallen die Wanderungssal-den der letzten Jahre positiver aus (Abbildung 4). Die Zuzüge aus dem Ausland Anfang der 1990er Jahre hielten trotz Abwanderungen in die alten Bundesländer die Bevölkerung sta-bil. Der Wegzug nach Westdeutschland lässt bis Ende der 1990er Jahre nach, steigt jedoch ab 2000 wieder an. Ende der 1990er Jahre, nach Verschärfung der Asylgesetzgebung von 1993, kommen die Zuzüglerinnen und Zuzüg-ler nicht mehr aus dem Ausland, sondern aus Berlin und siedeln sich vornehmlich im enge-ren Verflechtungsraum an.

Abbildung 4

Wanderung von 1991 bis 2007

Während der äußere Entwicklungsraum durch Abwanderung Menschen verliert, wurde in Berlinnähe die Abwanderung durch Zuzug mehr als ausgeglichen. Die Zahl der Zuzüge ist ab dem Jahr 1997 rückläufig und kann seit 2001 die Fortzugszahlen nicht mehr kompen-sieren. So war im Jahr 2007 mit minus 4.000 Personen der höchste Wanderungsverlust der letzten 16 Jahre zu verzeichnen. Alles in allem sind von 1991 bis 2007 per saldo 1,25 Millionen Personen zugezogen und 1,12 Mil-lionen aus Brandenburg abgewandert.

Abbildung 5 zeigt die Wanderungsbilanz Brandenburgs für das Jahr 2007, differen-ziert in die beiden Planungsräume. Während der engere Verflechtungsraum weiterhin Be-völkerung, insbesondere auf Grund der Zu-wanderung aus Berlin, hinzugewinnt, verliert der äußere Entwicklungsraum seine Bevöl-kerung durch Abwanderung in den engeren Verflechtungsraum und insbesondere durch Fortzug in die alten Bundesländer.

Abbildung 1 Bevölkerungsentwicklung von 1991 bis 2007

2.535.700 Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 2 Bevölkerungsentwicklung nach Wanderungs - und natürlichem Saldo von 1991 bis 2007

-40.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 3 Entwicklung der zusammengefassten Gebur tenziffer (TFR) von 1996 bis 2007

0,96 1,05 1,1 1,17 1,21 1,18 1,21 1,25 1,28 1,28 1,29 1,36

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 4 Wanderung von 1991 bis 2007

30.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Einwohner/-innenEinwohner/-innen Einwohner/-innen

50 lebenslagen in brandenburg

Abbildung 5

Wanderungssalden der Planungsräume 2007

Die Wanderung verläuft nicht nur regional un-terschiedlich, auch hinsichtlich der Personen-kreise bestehen Besonderheiten. Durch die ansteigende, ökonomisch motivierte Mobilität ist Brandenburg in besonderem Maße von der Abwanderung gut ausgebildeter junger Men-schen im Alter bis zu 30 Jahren betroffen. Das Geschlechterverhältnis zwischen Frauen und Männern ist insgesamt nahezu ausgeglichen.

Bei den Fortzügen in der Altersgruppe der jun-gen Erwachsenen bis Anfang 20 dominieren die Frauen (Tabelle 4). Im Allgemeinen liegt im Alter von 18 bis 30 Jahren die allgemeine Mo-bilitätsbereitschaft der Frauen deutlich über der der Männer.

Tabelle 4

Wanderung der 18- bis unter 30-Jährigen 2007

Als Wanderungsmotive gelten vorhandene bzw.

bessere Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten (vgl. Kapitel 4) sowie attraktivere Lebensbe-dingungen. Mit 30 Jahren und älter nimmt die Mobilität der Frauen deutlich ab und liegt (bis ins Rentenalter) unter der Mobilität der Män-ner. Ziel der Politik ist, die Abwanderung junger Frauen zu verhindern. Weiterhin sollten Anreize geschaffen werden, junge Frauen anderer Bun-desländer für Brandenburg zu gewinnen.

Regressionsschätzungen auf Basis von Kreisdaten bestätigen, dass ökonomische Faktoren einen nicht unbeträchtlichen Ein-fluss auf die Nettoabwanderung aus

ostdeut-Abbildung 5 Wanderungssalden der Planungsräume 2007

789

273 -220 -771 -6.705 -1.843 7.392 -2.883

-9.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

26,2

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 8 Durchschnittliches Alter der Bevölkerung von 1996 bis 2006

41,2 41,7 42,2 42,7 43,1

44,0

Quelle: AfS BE-BB 2007 a

Abbildung 7 Entwicklung von Kinder- und Altenquotient von 1995 bis 2007

altersgruppe (in Jahren)

Zuzüge Fortzüge Wanderungssalden

Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen

18 bis 20 1.541 2.009 2.839 4.330 -1.291 -2.390

21 bis 24 3.383 4.263 6.256 6.895 -2.761 -2.780

25 bis 29 4.509 4.664 6.281 5.491 -1.845 -821

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

schen Regionen ausüben. Die demografi-schen und wirtschaftlichen Entwicklungen können nicht unabhängig betrachtet werden.

Vor allem die Beschäftigungschancen in ei-ner Region scheinen eine wesentliche Deter-minante für die Wanderungsentscheidungen zu sein 28. Wanderungsverluste treten in ers-ter Linie gegenüber den wirtschaftlich starken süddeutschen Ländern Bayern und Baden-Württemberg und dem einwohnerstarken Nordrhein-Westfalen sowie Hessen auf. Für die Entscheidung zum Fortzug sprechen in den meisten Fällen die Qualität, Bezahlung und Entwicklungsperspektive des Arbeits-platzes. Die hohe Zahl von abwandernden jungen Frauen im Familiengründungsalter ist nicht nur beschäftigungspolitisch, sondern auch langfristig von standort- und bevölke-rungspolitischer Bedeutung 29.

Alterung 2.1.3

Die Bevölkerungsentwicklung wird stark durch historische Ereignisse bestimmt. Kriege, Wirt-schaftskrisen, politische Veränderungen, aber auch staatliche Maßnahmen (Familienpoli-tik, Wohnungsbau) hinterlassen Spuren im Altersaufbau der heutigen Bevölkerung. Die Alterspyramide (Abbildung 6) offenbart tiefe Einschnitte im Ergebnis der beiden Weltkrie-ge, der Einführung der „Pille“ bzw. der Lega-lisierung des Schwangerschaftsabbruchs so-wie insbesondere den historisch einmaligen Einschnitt der politischen Wende nach 1989.

In abgeschwächter Form werden sich gebur-tenschwache und -starke Jahrgänge über vie-le Generationen fortsetzen. Dieser Effekt, das sogenannte „demografische Echo“, bewirkt zu

28 IWH 2006, S. 11

29 Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2004, S. 13

niedrige Geburtenzahlen, wenn die schwach besetzten Jahrgänge der Frauen nach 20 bis 30 Jahren in das geburtenfreudige Alter hin-einwachsen. Dagegen führen die geburten-stärkeren Jahrgänge künftig zu einem Anstieg der Zahl der älteren Menschen.

Der Alterungsprozess der deutschen Bevölke-rung hat bereits vor über 100 Jahren begon-nen. Eingeleitet wurde er durch ein massives Absinken des Geburtenniveaus unter das Be-standserhaltungsniveau (von 2,1 Kindern pro Frau) und verstärkt seit Mitte der 1970er Jah-re durch die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung. Auch die Menschen in Branden-burg werden immer älter. Während vor 1990 deutliche Unterschiede in der Lebenserwar-tung zwischen Ost- und Westdeutschland be-standen, kam es nach der Wiedervereinigung zu einer Angleichung. Von 1991 bis 2006 stieg die Lebenserwartung der Frauen in Branden-burg von 77,0 auf 81,5 Jahre und die der Män-ner von 69,0 auf 75,4 Jahre.

Abbildung 6

Alterspyramiden 2007

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

52 lebenslagen in brandenburg

Die beschriebene demografische Entwick-lung vermindert vor allem die Zahl der jungen (und mittleren) Altersgruppen. Der Anteil der Kinder bis zu 14 Jahren hat sich von 1996 bis 2007 von 16 Prozent auf 11 Prozent re-duziert. Insgesamt stellen die Kinder und Jugendlichen (Bevölkerung unter 20 Jahren) die Altersgruppe dar, die nachhaltig vom Ge-burtenrückgang der letzten Jahrzehnte be-einflusst wird. Dagegen stieg der Anteil der Brandenburgerinnen und Brandenburger, die 65 Jahre oder älter waren, im gleichen Zeitraum von 14 Prozent auf 21 Prozent. Die mittlere Altersgruppe ist die Bevölkerung im Erwerbsalter.

Abbildung 7

Entwicklung des Kinder- und Altenquotients von 1995 bis 2007

Zwei Drittel sind zwischen 15 und 64 Jahren alt. Zu dieser Altersgruppe gehören auch alle geburtenstarken Jahrgänge, die gegenwärtig im mittleren Erwerbsalter angelangt sind und künftig zunehmend für die allmähliche Alte-rung des Erwerbspersonenpotenzials und der Gesamtbevölkerung sorgen werden.

Im Zuge dieser Veränderungen verschiebt sich das Verhältnis zwischen der Bevölkerung im Erwerbsalter und der Bevölkerung im Ren-tenalter, der sogenannte Altenquotient. Der Altenquotient wird hier als vergleichender Indi-kator der Alterung herangezogen. Er gibt das quantitative Verhältnis der älteren Bevölkerung (65 Jahre und älter) zur Erwerbsbevölkerung (20 bis 64 Jahre) an. Die Alterung der Bevölke-rung wird besonders deutlich im Vergleich der Entwicklungsverläufe von Altenquotient und Kinderquotient (Abbildung 7). Der Kinderquo-tient zeigt den Anteil der jungen Bevölkerung (unter 20 Jahre) an der Erwerbsbevölkerung auf. Im Entwicklungszeitraum von Mitte der

1990er Jahre bis 2003 war der Kinderquoti-ent der größere Kennwert. Ab 2004 erfolgte eine Trendumkehr.

Das durchschnittliche Alter der Bevölke-rung in Brandenburg ist von 1996 bis 2007 um fast fünf Jahre von 39,6 auf 44,5 Jahre gestiegen. Waren die Brandenburgerinnen

Abbildung 5 Wanderungssalden der Planungsräume 2007

789

273 -220 -771 -6.705 -1.843 7.392 -2.883

-9.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

26,2

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 8 Durchschnittliches Alter der Bevölkerung von 1996 bis 2006

41,2 41,7 42,2 42,7 43,1

44,0

Quelle: AfS BE-BB 2007 a

Abbildung 7 Entwicklung von Kinder- und Altenquotient von 1995 bis 2007

und Brandenburger Mitte der 1990er Jahre noch deutlich jünger (um mehr als ein Jahr) als der Bundesdurchschnitt, kam es ab 1999 zur Trendwende (Abbildung 8). Dem wirkt auch nicht der gestiegene Anteil der nicht-deutschen Bevölkerung entgegen 30, deren Durchschnittsalter bei 37 Jahren liegt.

Abbildung 8

Durchschnittliches Alter der Bevölkerung von 1996 bis 2006

Die nichtdeutsche Bevölkerung ist im Allge-meinen von jüngeren Alterskohorten geprägt, wobei der Anteil der Kinder (0 bis 14 Jahre) dem der deutschen Bevölkerung entspricht (zehn Prozent). Deutlich geringer dagegen ist der Anteil der älteren nichtdeutschen Be-völkerung. 2007 waren 21 Prozent der Bran-denburgerinnen und Brandenburger 65 Jah-re und älter. Der Anteil dieser Altersgruppe

30 AfS BE-BB 2008 a: Insgesamt betrug der Anteil der nichtdeut-schen Bevölkerung 2007 in Brandenburg 2,6 Prozent und lag damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (8,8 Prozent).

Potsdam hat mit 5,6 Prozent den höchsten Anteil nichtdeut-scher Bevölkerung. In den ländlich strukturierten Kreisen nimmt der Ausländer/-innen-Anteil deutlich ab.

bei der nichtdeutschen Bevölkerung beträgt lediglich sechs Prozent.

Mit der Erhöhung des Anteils von alten Men-schen steigt auch der Anteil der schwerbe-hinderten Menschen. So sind mehr als die Hälfte (52 Prozent) der schwerbehinderten Personen 65 Jahre und älter. In 83 Prozent

der Fälle wird die Behinderung durch eine all-gemeine Krankheit (einschließlich Impfschä-den) verursacht. Der Anteil der angeborenen Behinderungen beträgt sechs Prozent 31.

31 AfS BE-BB 2008 c: 2007 waren 219.434 Brandenburger Personen im Besitz eines Schwerbehindertenausweises. Das waren 9.375 Personen bzw. 4,5 Prozent mehr als bei der letzten Erhebung vor zwei Jahren.

Abbildung 5 Wanderungssalden der Planungsräume 2007

789

273 -220 -771 -6.705 -1.843 7.392 -2.883

-9.000

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

26,2

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Abbildung 8 Durchschnittliches Alter der Bevölkerung von 1996 bis 2006

41,2 41,7 42,2 42,7 43,1

44,0

Quelle: AfS BE-BB 2007 a

Abbildung 7 Entwicklung von Kinder- und Altenquotient von 1995 bis 2007

54 lebenslagen in brandenburg

Zusammengefasst wird der demografische Wandel in Brandenburg im Wesentlichen durch folgende Faktoren geprägt:

die für die Reproduktion der Bevölkerung

zu niedrige Geburtenrate,

die höhere Lebenserwartung der Menschen,

die Abwanderung vor allem junger

Men-•

schen in andere Länder,

die Binnenwanderung von den Berlin

fernen in die Berlin nahen Regionen.

Entwicklung der Haushalte 2.1.4

und Lebensformen

Brandenburg zählte im Jahr 2007 insgesamt 1,24 Millionen Haushalte. In einem Drittel dieser Haushalte leben Kinder (ohne Alters-beschränkung). Alle Haushaltsformen mit Kindern unter 18 Jahren ergeben einen Anteil von einem Fünftel (Tabelle 5). In drei Vierteln der Haushalte mit minderjährigen Kindern le-ben die Eltern mit einer Partnerin oder einem Partner in einer Ehe oder Lebensgemein-schaft zusammen. Der Anteil Alleinerziehen-der beträgt 25 Prozent. Während die Zahl Alleinerziehen-der Paare mit Kindern in den vergangenen Jah-ren abnahm, nahm im gleichen Zeitraum die Zahl Alleinerziehender, überwiegend Frauen, stetig zu (vgl. Kapitel 8).

Trotz des Rückganges der Bevölkerungszahl nimmt die Zahl der Brandenburger Haushalte zu. So hat sich 2007 die Anzahl der Haus-halte im Vergleich zu 1996 um 15 Prozent erhöht und im Vergleich zu 1991 ist sie sogar um 20 Prozent gestiegen. Damit einher geht die fortschreitende Verkleinerung der durch-schnittlichen Haushaltsgröße.

Tabelle 5

Haushalte, Familienstand 2007

Abbildung 9

Größe der Haushalte 2007

Haushalte (in 1.000)

Haushalte gesamt 1.243,9

Haushalte mit Kindern 394,2

Davon mit Kindern unter 18 240,3

Ehepaare 139,9

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

Haushalte mit

Quelle: AfS BE-BB 2008 a

-30

2005 2010 2015 2020 2025 2030

1.000 Personen

Natürlicher Saldo Wanderungssaldo Bevölkerungsentwicklung

Quelle: AfS BE-BB 2008 c, Basis: 31.12.2006

Abbildung 10 Bevölkerungsprognose bis 2030 Abbildung 9 Größe der Haushalte 2007

4 % 13 %

9 %

14 % 25 %

35 % Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe Baugewerbe

Handel, Gastgewerbe und Verkehr Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister Öffentliche und private Dienstleister

Quellen: AfS BE-BB 2007 c; BA RD Berlin-Brandenburg 2007; eigene Berechnungen Abbildung 12 Erwerbstätige nach Branchen 2006

Abbildung 13 Entwicklung des Arbeitsvolumens von 1995 bis 2006

0

Arbeitsvolumen in Mio. Stunden

Quelle: AfS BE-BB 2007 c

55 darstellung, analyse und trends – die situation in brandenburg 2007 lebten im Durchschnitt 2,04 Personen

in Brandenburger Haushalten. 1991 waren es 2,34 Personen und im Jahr 2001 noch 2,2 Personen. Seit 1991 ist die Zahl der Ein-Personen-Haushalte um 66 Prozent gestie-gen, die der Zwei-Personen-Haushalte um 45 Prozent. Heute lebt die absolute Mehrheit (nahezu drei Viertel) der Brandenburgerinnen und Brandenburger in Ein- und Zwei-Perso-nen-Haushalten (Abbildung 9). Der Anteil der Haushalte mit vier oder mehr Personen ist hingegen gesunken. Die enorme Zunahme der kleinen Haushalte seit der Wiederver-einigung stellt neue Herausforderungen an den Brandenburger Wohnungsmarkt. In den nächsten Jahren ist mit der Fortsetzung die-ses Trends zu rechnen. Es überlagern sich zwei Effekte: Die zunehmende Alterung der Gesellschaft bewirkt einen steigenden Anteil an kleinen Haushalten. Weiterhin ist ein all-gemeiner Wandel der Lebensgewohnheiten und die Ausprägung von neuen Formen des Zusammenlebens zu verzeichnen (vgl. Kapi-tel 8).

Abbildung 10

Bevölkerungsprognose bis 2030

Bevölkerungsprognose 2.1.5

Nach der aktuellen Bevölkerungsprognose wird sich die Bevölkerungszahl bis 2030 kon-tinuierlich auf etwa 2,2 Millionen Einwohne-rinnen und Einwohner verringern. Gegenüber dem Basisjahr der Prognose (2006) bedeu-tet das einen Rückgang um rund 354.000 Einwohnerinnen und Einwohner (14 Prozent weniger). Der vorausgesehene Bevölkerungs-verlust (im Durchschnitt 12.800 Personen jährlich) verläuft räumlich und zeitlich nicht gleichmäßig. So wird für das Berliner Umland eine weiter wachsende Bevölkerung prognos-tiziert, während der Bevölkerungsrückgang im

Nach der aktuellen Bevölkerungsprognose wird sich die Bevölkerungszahl bis 2030 kon-tinuierlich auf etwa 2,2 Millionen Einwohne-rinnen und Einwohner verringern. Gegenüber dem Basisjahr der Prognose (2006) bedeu-tet das einen Rückgang um rund 354.000 Einwohnerinnen und Einwohner (14 Prozent weniger). Der vorausgesehene Bevölkerungs-verlust (im Durchschnitt 12.800 Personen jährlich) verläuft räumlich und zeitlich nicht gleichmäßig. So wird für das Berliner Umland eine weiter wachsende Bevölkerung prognos-tiziert, während der Bevölkerungsrückgang im

Im Dokument OPUS 4 | Lebenslagen in Brandenburg (Seite 46-58)