• Keine Ergebnisse gefunden

2. Analyse der Außenwirtschaft Sachsen-Anhalts und ihrer strukturellen

2.1. Wirtschaftsstruktur Sachsen-Anhalts

2.1.6. Demografie und Beschäftigung

34. Der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes zufolge könnte die Bevölke-rung Sachsen-Anhalts bis zum Jahr 2040 um über 38 Prozent schrumpfen – so stark wie in keinem anderen Bundesland.1 Damit droht ein Mangel an erwerbsfähigen Personen im Allgemeinen und an Fachkräften im Besonderen, der in einzelnen Branchen bereits heute erkennbar ist.

35. Mit einer höheren Zuwanderung kann dem demografischen Wandel entgegnet werden. Gleich-wohl verzeichnete Sachsen-Anhalt im Jahr 2010 einen negativen Wanderungssaldo, bezogen auf die Bevölkerungsanzahl, von -0,42 Prozent. In keinem anderen Bundesland war der Saldo derart negativ. In absoluten Zahlen entspricht dies einem Überschuss von 9.857 Fortzügen. Die Fortzüge in Relation zur Bevölkerung liegen mit 1,64 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt von 1,3 Prozent, wohingegen die Zuzüge mit 1,22 Prozent geringfügig unter dem Durchschnitt liegen.

36. Die Interviews mit den verschiedenen Akteuren des Landes zeigten allerdings, dass der Fachkräf-temangel zurzeit noch nicht als elementares Problem empfunden wird.

37. Einen weiteren demografischen Trend stellt die Überalterung der Bevölkerung dar. Der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung Sachsen-Anhalts ist schon heute gering und wird zu-künftig weiter sinken, wobei der Altenquotient stetig steigen wird. Im Jahr 2010 war Sachsen-Anhalt mit 24,4 Prozent das Bundesland mit dem zweithöchsten Altenquotienten und lag deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 20,6 Prozent. Darüber hinaus verzeichnet Sachsen-Anhalt mit 22,7 Prozent den geringsten Jugendquotienten aller Bundesländer.

38. Unberücksichtigt blieben bisher die Wanderungsbewegungen vom oder ins Ausland. Hier zeigt sich für Sachsen-Anhalt mit 0,09 Prozent ein positiver Saldo, welcher sich in den letzten fünf Jah-ren auf niedrigem Niveau kontinuierlich verbessert hat.2

39. Wie bereits erwähnt, hat sich die demografische Entwicklung mit ihren Konsequenzen für das Fachkräfteangebot bislang nicht als Standortnachteil des Landes Sachsen-Anhalt ausgewirkt. So gab die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG) an, bei allen

1 https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Bevoelkerungsvoraus-berechnung/Bevoelkerungsvorausberechnung.html

2 http://www.statistik.sachsen-anhalt.de/shop/index.php?cPath=21_70_73&sort=1a&page=2

lungsprojekten durch eine Zusammenarbeit mit den Hochschulen des Landes - insbesondere der Universität Magdeburg - den potentiellen Investoren eine ausreichende Humankapitalbasis zusi-chern zu können. Dies sei dadurch möglich, dass fast 50 Prozent der Studierenden der Hochschu-len ihr Abitur in Sachsen-Anhalt gemacht haben, eine enge Bindung an ihre Heimat aufweisen und daher auch gerne in Sachsen-Anhalt bleiben, wenn sie hier attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten finden.

40. Die Verfügbarkeit von Arbeitnehmern unterschiedlicher Qualifikationsstufen in Deutschland nimmt jedoch aufgrund des demografischen Wandels allgemein und stetig ab, so dass die Rekru-tierung von Mitarbeitern aus dem Ausland in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Vor allem Unternehmen in Süddeutschland gelingt es zunehmend, den Mangel an hochquali-fizierten Ingenieuren und anderen Akademikern durch ausländische Fachkräfte auszugleichen.

Dieser Lösungsansatz zur Verminderung des Fachkräftemangels ist in Sachsen-Anhalt bislang nur punktuell verfolgt worden. So gab es mit Hilfe von Kontakten der IHKs oder vereinzelt auch der Hochschulen einige Versuche, arbeitslose Akademiker aus Südeuropa für Unternehmen in Sach-sen-Anhalt zu gewinnen. Diese Einzelprojekte sind jedoch bislang noch nicht erfolgreich gewesen.1 41. Der Anteil ausländischer sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in Sachsen-Anhalt liegt bei

rund einem Prozent und damit deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 6,7 Prozent.

Auch der Durchschnitt der ostdeutschen Bundesländer ist mehr als doppelt so hoch. Dieser sehr niedrige Wert hängt auch mit dem geringen Anteil urbaner Bevölkerung in Sachsen-Anhalt zu-sammen, denn der Anteil ausländischer Beschäftigter ist in Städten allgemein größer als in ländli-chen Gebieten. Im Kontext der außenwirtschaftliländli-chen Aktivitäten Sachsen-Anhalts stellt der nied-rige Anteil ausländischer Arbeitskräfte jedoch einen Nachteil für die Unternehmen des Landes dar.

So können ausländische Arbeitskräfte Unternehmen dabei helfen, die Märkte in ihren Heimatlän-dern zu erschließen oder Teil von internationalen Wertschöpfungsketten zu werden. Dabei sind für die Unternehmen nicht nur die Sprachkenntnisse der ausländischen Mitarbeiter von Vorteil, sondern häufig erweisen sich vor allem die Kenntnisse der kulturellen Unterschiede, der Gepflo-genheiten beim Handel sowie vereinzelt sogar konkrete Kontakte als wichtige Wettbewerbsvortei-le. Aus diesem Grund ist der geringe Anteil ausländischer Arbeitskräfte nicht alleine unter dem Aspekt des zunehmenden Fachkräftemangels, sondern auch und insbesondere unter dem Aspekt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu bewerten. Vor diesem Hintergrund sollten Aktivitä-ten der Anwerbung und Bindung internationaler Arbeitskräfte für Unternehmen in Sachsen-Anhalt einen höheren Stellwert als bisher bekommen. Die bislang angeschobenen Aktivitäten sind dabei positiv zu bewerten, weil sie in die richtige Richtung weisen. Auch wenn durch diese Maßnahmen im Ergebnis bislang nur vereinzelt ausländische Fachkräfte angeworben werden konnten, sollten

1 Aussage von Interviewpartnern.

sie nicht grundsätzlich in Frage gestellt, sondern die konkrete Umsetzung geprüft werden. PwC gibt in diesem Zusammenhang konkrete Verbesserungsvorschläge (Kap. 6.2.4).

Abbildung 3: Anteil ausländischer Arbeitnehmer 2010

Quelle: Eigene Zusammenstellung PwC nach https://www.regionalstatistik.de/genesis.

6,72%

7,85%

2,26%

0,85%

0%

1%

2%

3%

4%

5%

6%

7%

8%

9%

Gesamtdeutschland Westdeutschland Ostdeutschland (einschließlich Berlin)

Sachsen-Anhalt

Abbildung 4: Wanderungsbewegungen über die Grenzen der Bundeslän-der im Jahr 2010 (Saldo in Relation zur Bevölkerung)

Quelle: Eigene Darstellung PwC; Datengrundlage: Statistische Ämter des Bundes und der Länder.