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6. Empfehlungen zur Umsetzung der Strategie

6.1. Empfehlungen für prioritäre Zielländer und -regionen der

6.1.1. Bedeutung von Zielländern und -regionen

249. Die Ausfuhren Sachsen-Anhalts konzentrieren sich zu einem großen Teil auf Kernmärkte innerhalb der EU (vgl. Kap. 2.2.4). Diese Märkte stellen für Sachsen-Anhalt eine wichtige Stütze des Außen-handels dar und sind auch geografisch näher als außereuropäische Märkte, was die Kommunikati-on und den Transport erleichtert. Zudem sind die kulturellen Unterschiede geringer. Insofern ver-wundert es auch nicht, dass es sich bei 55 Prozent der Ausfuhren von Gütern aus Sachsen-Anhalt ins Ausland um Ausfuhren in europäische Staaten handelt. Auch das Interesse an der Markter-schließung in europäischen Staaten ist bei den Unternehmen, die außenwirtschaftlichen Bera-tungsbedarf haben, besonders groß. So wurden von den befragten Unternehmen, die an Veranstal-tungen der Exporttour im Jahr 2010 teilnahmen, überwiegend europäische Länder genannt, die sie als Zielregion besonders interessieren.

250. Die Staaten Europas eignen sich insbesondere für KMU sehr gut, um dort erste Auslandserfahrun-gen zu sammeln. Der freie Warenverkehr, hohe Rechtssicherheit und relativ geringe kulturelle Unterschiede vereinfachen den Handel mit Partnern in diesen Staaten. Dennoch sollte der regiona-le Fokus der Außenhandelsaktivitäten und Fördermaßnahmen sich wie bisher auf Zielregionen außerhalb Europas konzentrieren. Denn Außenwirtschaftsförderung sollte die Unternehmen vor allem sensibilisieren, befähigen und unterstützen bei der Erschließung von Märkten, die sie ohne diese Förder- und Beratungsmaßnahmen nicht erschließen könnten und die zugleich sehr hohe Marktchancen bieten. Dazu zählen vor allem Märkte im asiatischen Raum, Amerika und den so genannten BRICS-Staaten1. Wir empfehlen daher, die Repräsentanzen, Delegations- und Unter-nehmerreisen auf diese Regionen zu konzentrieren. Die von Bund, Land und Kammern finanzier-ten bzw. geförderfinanzier-ten Beratungsangebote sowie die Messeförderung sollfinanzier-ten jedoch weiterhin regi-onal offen und dementsprechend auch für europäische Märkte zur Verfügung stehen.

1 Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

251. Sachsen-Anhalt verfügt als relativ kleines Bundesland über begrenzte Ressourcen für eine Außen-wirtschaftsförderung. Es ist deshalb erforderlich, die verfügbaren Mittel für Repräsentanzen und Delegations- und Unternehmerreisen auf Zielregionen bzw. -länder zu konzentrieren, die ein gro-ßes Potential für die Unternehmen Sachsen-Anhalts haben. Eine undifferenzierte, weltweite Ver-teilung der Ressourcen würde die finanziellen Möglichkeiten des Landes überfordern und die pro Reise oder Repräsentanz zur Verfügung stehenden Mittel noch weiter verringern. Daher empfeh-len wir eine Schwerpunktsetzung für die außenwirtschaftlichen Aktivitäten des Landes im Rahmen von Delegations- und Unternehmensreisen sowie der Finanzierung von Repräsentanzen auf aus-gewählte Wirtschaftsräume, in die bereits Beziehungen bestehen bzw. wo die Voraussetzungen für die kurzfristige Realisierbarkeit solcher Beziehungen bestehen. Dies beinhaltet allerdings auch eine verstärkte wechselseitige Abstimmung der Außenwirtschaftsaktivitäten - insbesondere der Auslandsreisen - zwischen dem Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft und der IMG als Lan-desfördergesellschaft. Hier sollte die IMG ihre Außenwirtschaftsaktivitäten an der Strategie des Landes ausrichten und eng mit dem Ministerium abstimmen.

252. Die Auswahl der vorgeschlagenen Zielländer basiert auf einer Reihe von Analysen, deren individu-elle Gewichtung in den folgenden Unterkapiteln zu den jeweiligen Ländern näher dargelegt wird.

 Bestehende Beziehungen: Sachsen-Anhalt unterhält bereits mit mehreren Ländern Beziehun-gen etwa durch traditionelle WirtschaftsverflechtunBeziehun-gen, Austauschprogramme im Hochschul-bereich (vgl. auch Kapitel 2.3) oder eigene Repräsentanzen (vgl. Kap. 3.5). Die Auswahl der Fokusländer ist insbesondere im Hinblick auf bereits bestehende Beziehungen gefallen bzw. auf Länder, in denen die Voraussetzungen für die kurzfristige Realisierbarkeit solcher Beziehungen bestehen.

 Eintrittshürden: Eintrittshürden sind aufgrund der kleinteiligen Wirtschaftsstruktur Sachsen-Anhalts (vgl. Kapitel 2.1.) von entscheidender Bedeutung. Wie sich auch aus den geführten Ex-perteninterviews ergibt, sind Risiken, die sich aus der Erschließung ausländischer Märkte erge-ben, für kleine Unternehmen ungleich schwerer zu tragen als für größere Unternehmen.

Gleichwohl fallen gute Marktchancen und hohe Markteintrittshürden in sich entwickelnden Ländern oftmals zusammen. Hier ist es wichtig, die Hürden in der Gesamtschau mit den Markt-chancen und den vorhandenen oder zu etablierenden Ressourcen zur Überwindung der Hürden zu betrachten. Die Auswahl der Zielländer erfolgte somit stets unter Berücksichtigung der be-stehenden Eintrittshürden zur Markterschließung.

 Überregionaler Hebel: Durch die Erschließung einzelner Märkte (z. B. Südafrika) kann der Zu-gang zu einer ganzen Region (Afrika) gelingen. Dieses Prinzip kann einerseits die Wirkung von Außenwirtschaftsförderung noch verstärken und anderseits die Chancen für Unternehmen er-höhen. Dies kann zum Beispiel durch Freihandelszonen oder etablierte Transportwege begüns-tigt werden.

 Makroökonomische Implikationen: Die Attraktivität von Märkten hängt ganz wesentlich von der allgemeinen Leistungsfähigkeit einer Ökonomie ab. Als Indikator der Attraktivität eines Marktes sind daher die Wachstumsraten geeignet.

253. Die aufgeführten Indikatoren sind stets in der Gesamtschau zu berücksichtigen. Auf dieser Basis empfehlen wir eine Fokussierung auf die folgenden fünf Zielmärkte, die in den folgenden Unter-kapiteln jeweils näher beleuchtet werden:

 China,

 Vietnam,

 Vereinigte Staaten von Amerika,

 Russland,

 Südafrika.

254. Es ist zu beachten, dass diese Empfehlungen auf den aktuellen Analysen und Untersuchungen basieren. Wir empfehlen deshalb, die Schwerpunkt-Länder und -Regionen regelmäßig auf ihre Aktualität hin zu überprüfen und die Auswahl ggf. entsprechend anzupassen.

255. In der getroffenen Auswahl sind drei der schnell wachsenden fünf BRICS-Staaten vertreten, mit Südafrika darüber hinaus ein Land der so genannten Löwenstaaten, jener sich schnell entwickeln-den afrikanischen Staaten. Weitere Länder, die mitunter ebenfalls stark wachsen, darunter die BRICS-Staaten Brasilien und Indien, sind nicht enthalten. Diese beiden Länder weisen bspw. hohe Markteintrittshürden auf, wobei Brasilien sich in aktuellen Auswertungen sogar gegenüber dem Vorjahr verschlechtert hat.1 Bei Indien erweisen sich vor allem Binnenzölle als administrativ und operativ große Markteintrittshürde. Zudem weist Indien eine negative Entwicklung der Importe aus Sachsen-Anhalt auf (vgl. Kap. 2.2). Die hohen Markteintrittshürden und die negative Export-entwicklung stehen nicht im Widerspruch zu den verstärkten Aktivitäten der IMG in Indien im Jahr 2012. Auf Initiative der IMG erfolgten mehrere Reisen in das Land. Hier bestand die Absicht darin, Investoren zu werben und nicht das Land als Exportmarkt zu erschließen. Brasilien zeigt bereits gute Entwicklungen der Importe aus Sachsen-Anhalt (vgl. Kap. 2.2), spielt jedoch noch keine sehr bedeutende Rolle für die sachsen-anhaltischen Ausfuhren. Aus der Gesamtbetrachtung ergibt sich aus unserer Sicht die Empfehlung, die Ressourcen der Außenwirtschaftsförderung nicht auf diese beiden Länder zu konzentrieren, sondern auf die oben genannten fünf Fokusmärkte.2

256. Erneut weisen wir darauf hin, dass es sich bei den empfohlenen Zielländern um keine Ausschluss-liste handelt. Vielmehr handelt es sich um eine Empfehlung zur Fokussierung der vorhandenen

1 Ease of Doing Business Ranking 2013: Brasilien Rang 130 (2012: 128), Indien Rang 132 (unverändert)

2 Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass diese Empfehlungen auf aktuellen Analysen beruhen und neue Entwicklungen andere Schlussfolgerungen nach sich ziehen können.

Ressourcen im Sinne der Außenwirtschaftsförderung, ohne die wichtigen und etablierten Außen-wirtschaftspartner Sachsen-Anhalts, die sich größtenteils in Europa befinden, zu vernachlässigen oder die unternehmerische Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Die Fokussierung sollte keines-falls dazu führen, sich entwickelnde und neu aufkeimende Chancen zu ignorieren.

257. Die Form der Unterstützung kann sich entlang den verschiedenen Förderinstrumenten und -initiativen entwickeln, von der Bereitstellung von Informationen bis hin zur Bereitstellung von Ressourcen vor Ort, etwa durch Büroflächen in vorhandenen Repräsentanzen. Im Hinblick auf den Eintritt in bzw. den Ausbau von Zielmärkten sollten jedoch die Unternehmens- bzw. Delegations-reisen (unter Hinzuziehung von zielmarkterfahrenen sachsen-anhaltischen Unternehmern) sowie die Repräsentanzen den Kern der Unterstützung bilden. Beide Instrumente erfahren eine große Wertschätzung als wirkungsvolle und effiziente Instrumente der Außenwirtschaftsförderung.

Empfehlungen für die konkrete zukünftige Ausgestaltung dieser Instrumente werden in Kapitel 6.2. vorgestellt.