• Keine Ergebnisse gefunden

4 Datenerhebung im Projekt E B : ein regional orientiertes Forschungsdesign

Im Dokument Aufstieg durch Bildung? (Seite 106-109)

In den vorangegangenen Abschnitten wurden Chancen und Grenzen regionaler Bil-dungsdaten für die Bildungssteuerung und Forschungspraxis diskutiert. Welche Ein-schränkungen sich daraus innerhalb der wissenschaftlichen Projektarbeit ergeben, aber auch, welche Lösungsmöglichkeiten bestehen, soll im Folgenden beispielhaft anhand von Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt „EB-Entwicklung durch Bil-dung“ und seines Erhebungsdesigns illustriert werden.

„Region“ spielt innerhalb des Projektes eine besondere Rolle: Orientiert an pro-gnostizierten Fachkräftebedarfen werden Bildungsangebote entwickelt, welche auf die Verbindung von Hochschul- und Regionalentwicklung abzielen (Marks 2015, S. 3). Das setzt in theoretischer Hinsicht die Auseinandersetzung mit der Frage vo-raus, welcher regionalräumlichen Eingrenzung die Projektlogik entspricht (vgl.

Marks 2015; Steinmüller 2020, dieser Band). Um eine erste Eingrenzung zu errei-chen und damit die Datenerhebung auf einen leicht zu operationalisierenden und zielgruppenorientierten Untersuchungsraum zu beschränken, wurden all jene Land-kreise zur „EB-Untersuchungsregion“ aggregiert, welche ausgehend von Kaiserslau-tern als Weiterbildungszentrum innerhalb einer Stunde zu erreichen sind (ÖPNV oder MIV) (vgl. Abb. 1).

Karte der EB-Untersuchungsregion (Quelle: Marks 2016, S. 14)

Das Forschungsprojekt zielt auf die Entwicklung bedarfsorientierter Angebote im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung. Dabei sollen regionale Bedarfe von derzeit Studierenden, neuen Zielgruppen wissenschaftlicher Weiterbildung sowie re-gional ansässigen Unternehmen direkt in die Angebotsentwicklung einfließen. Das

Abbildung 1:

betrifft den Inhalt und das Kompetenzniveau der Angebote, in besonderem Maße je-doch auch ihre Vereinbarkeit mit diversen Lebensentwürfen (vgl. Schwikal 2020, die-ser Band, und Neureuther 2020, diedie-ser Band). Daraus entstehende individuelle und strukturell bedingte Bedarfe an die Angebotsentwicklung empirisch zu untersuchen bedingt eine regional derart differenzierte Datenbasis, dass vorhandene Daten nicht ausreichten. In Konsequenz dessen wurden innerhalb des Projektes eine Reihe von eigenen Erhebungen in einem Mixed-Methods-Design durchgeführt (vgl. Schwikal 2020, dieser Band), welche sich in drei Analysebereiche gliedern lassen (vgl. Abb. 2):

die Arbeitsmarkt-, die Zielgruppen- und die Bildungsmarktanalyse. In deren Rah-men wurden sowohl quantitative als auch qualitative Erhebungen durchgeführt so-wie bereits vorhandene Sekundärdaten hinzugezogen (Schwikal & Steinmüller 2017, S. 10).

Datengestützte Bedarfsorientierung - Erhebungen im Projekt EB

Die Analyse des Arbeitsmarktes5 fokussiert auf die Fachkräftesituation regional an-sässiger Unternehmen. In Kombination einer eigenen quantitativen Unternehmens-befragung (N= 161) in Kombination mit Sekundärdaten der Industrie- und Handels-kammer wurde das regional verfügbare Fachkräfteangebot der Fachkräftenachfrage gegenübergestellt. Das ermöglichte, aktuell bestehende sowie künftig zu erwartende Missverhältnisse einzuschätzen und entsprechende Handlungsbedarfe und -chan-cen auszuweisen (Van de Water & Steinmüller 2017, S. 7). Speziell die projekteigene Unternehmensbefragung adressierte zudem u. a. Qualifikationen, die Fachkräfte aus

Abbildung 2:

5 Vgl. Schwikal & Steinmüller 2017.

Unternehmenssicht aufweisen sollen. Sie gliederten sich nach Qualifikationsstufen, Geschäftsbereichen und Fachrichtungen. Um die regionale Unternehmensstruktur möglichst aussagekräftig abzubilden, wurde die Zufallsstichprobe der Erhebung auf Basis einer Datenbank regionaler Unternehmen (dafne6) gezogen. Anstelle der ange-strebten über 300 teilnehmenden Unternehmen konnten allerdings nur 161 zu einer Teilnahme bewogen werden. Die Erhebung wurde zwar als aufwandsarme quantita-tive Online-Befragung realisiert. Umfrageteilnahmen ließen sich jedoch nur nach aufwendiger telefonischer Erstansprache und nachfolgendem E-Mail-Verkehr gene-rieren.

Zum Erkenntnisinteresse der Arbeitsmarktanalyse gehörte zudem die Frage, wie Hochschulen in Zukunft eine Rolle in der regionalen Entwicklung spielen kön-nen (Schwikal & Steinmüller 2017, S. 10). Um dieser Frage nachzugehen und die Er-gebnisse der erfassten Bedarfe durch die quantitative Unternehmensbefragung zu vertiefen, wurden weitere Auswertungen durchgeführt: zum einen qualitative Inter-views mit Expertinnen und Experten aus den Fachgebieten, in welchen deutliche Be-darfslagen identifiziert wurden; zum andern mittels Stellenanzeigen, um weitere von Unternehmen benötigte Kompetenzen zu erfassen (Schwikal 2017, S. 11). All diese Ergebnisse bieten die Grundlage für die Erstellung von Kompetenzprofilen, die zur Entwicklung entsprechender Angebote auf der angegebenen Datengrundlage verwendet werden.

Die Zielgruppenanalyse7 untersucht Bedarfe potenzieller Weiterbildungsteil-nehmender, was grundsätzlich die gesamte in der Region lebende Bevölkerung mit einschließt. In einem ersten Schritt wurden Sekundärdaten des Mikrozensus und des Adult Education Survey8 dazu verwendet, das allgemeine Weiterbildungsverhalten als Referenzrahmen abzubilden. Um dem entsprechende Regionaldaten gegenüber-zustellen, wurden zwei eigene Befragungen durchgeführt: innerhalb der regionalen Bevölkerung sowie der Studierenden der Technischen Universität Kaiserslautern (so-wie der Partnerhochschulen Kaiserslautern und Ludwigshafen am Rhein).

Mit dem Ziel, die Bedarfe neuer Zielgruppen wissenschaftlicher Weiterbildung zu identifizieren und deren Erwartungen an Weiterbildungsangebote zu erfassen (Schwikal & Steinmüller 2017, S. 12 f.; Schwikal & Steinmüller 2018, S. 10), wurde die Bevölkerungsumfrage durch ein externes Institut durchgeführt. Das war nötig, weil weder für die Stichprobenziehung noch für die Erhebungsform computergestützter telefonischer Interviews (CATI) ausreichende Projektressourcen zur Verfügung stan-den. Denn für statistisch aussagekräftige Ergebnisse bemaß sich die Stichproben-größe in Relation zur Gesamtbevölkerung der Untersuchungsregion und mit einer Größe von über 400 befragten Personen.9 Erfragt wurden Angaben zu Berufsbiogra-fie, Berufstätigkeit und Wünschen an die organisationale und didaktische Gestaltung der Angebote sowie Einstellungen zu Unterstützungsangeboten seitens der Hoch-schule, deren Inanspruchnahme für die Befragten vorteilhaft sein könnte (Schwikal

6 https://www.bvdinfo.com/de-de/unsere-losungen/daten/nach-landern/dafne 7 Vgl. Schwikal & Steinmüller, 2017.

8 https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/microdata/adult-education-survey 9 Gerichtet an Personen zwischen 17 und 64 Jahren.

& Steinmüller 2017). Die Studierendenbefragung fokussierte ferner auf die Hetero-genität der Studierendenschaft und daraus entstehende Anforderungen an die Wei-terbildungsangebote (Heinbach & Schwikal 2017, S. 6). Sie wurde unter Präsenz- wie auch Fernstudierenden (DISC) durchgeführt und soll dazu dienen, die Studierbar-keit zu verbessern (ebd.).

Die dritte und letzte Analyseebene betrifft den Bildungsmarkt.10 In deren Rah-men wurde der Istzustand wissenschaftlicher und beruflicher Weiterbildungsange-bote im gesamten regionalen Umfeld erfasst. Hintergrund ist die Frage, inwiefern den erhobenen Bedarfen bereits entsprechende Weiterbildungsangebote gegenüber-stehen. Um dies abzubilden, erfolgten Datenbankrecherchen im „Hochschulkom-pass11“ sowie im entsprechenden Portal der Agentur für Arbeit.12 Beide lassen eine regional begrenzte Suche zu. Auch die Curricula bereits angebotener Weiterbil-dungsstudiengänge des Distance and Independent Studies Center (DISC) der Tech-nischen Universität Kaiserslautern wurden herangezogen, um dortige Angaben über Zielgruppen, Dauer der Angebote, Kosten bzw. inhaltliche und organisatorische As-pekte zusammenzutragen (Schwikal & Steinmüller 2017, S. 13 f.).

5 Kritische Reflexion: Erfahrungen aus der

Im Dokument Aufstieg durch Bildung? (Seite 106-109)