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3   Material und Methoden

3.2   Experimentelles Design

3.2.4   Datenerfassung

3.2.4.1 Kälber

Für jedes Kalb wurden die Ohrmarkennummer, das Geschlecht, das Geburtsdatum, die Rasse bzw. die Art der Kreuzung und die Körperkondition erfasst. Je nach Be-trieb bestand außerdem die Möglichkeit Daten bezüglich der Ohrmarken-Nummer der Mutter und des Namen des Vaters/Deckbullen zu vermerken. Zusätzlich wurden der Name des Betriebes, das Datum der Messung und die Uhrzeit für den Messbe-ginn notiert. Über den gesamten Versuchszeitraum von 36 Minuten wurde die Herz-frequenz des Tieres regelmäßig alle 5 Sekunden in Herzschlägen pro Minute ge-messen und aufgezeichnet. Gleichzeitig wurden alle Messzeitpunkte der einzelnen Versuchsabschnitte jeweils mit Beginn und Ende notiert, sodass die Herzfrequenzen ausgewählten Zeitpunkten des Versuches genau zugeordnet werden konnten. Das heißt jeweils der Beginn und das Ende der ersten Ruhephase, der ersten Blutent-nahme, der zweiten Ruhephase, des zehnminütigen Fixationstests und der zweiten Blutentnahme wurden vermerkt.

Des weiteren erfolgte über die gesamte Versuchszeit und insbesondere während des Führens zum Anbindeort und der Anbindung eine ständige Beobachtung des Verhal-tens und der Renitenz des Kalbes. Mit Hilfe eines Score-Punktesystems (Tabelle 3) wurde das Verhalten bewertet und aus den einzelnen Scores für die Ruhephase, die Phasen des Halfterns und Führens sowie der Anbindung ein Gesamt-Score ermittelt.

Tabelle 3: Scorepunkte für die Verhaltensbeurteilung steti-gen Wechsel mit hin- und herlau-fen, gelegentlich mal treten zum Bauchgurt, Phasen, läuft viel bis hin zum gele-gentlichen Sprin-gen oder toben im Iglu, übermütig, treten zum Gurt oder häufiges Umdrehen

Ständig in Be-wegung, kommt nicht zur Ruhe, springt und tobt herum, blökt, treten zum Gurt, Abwehr (auch Zug am Halfter nötig, unpro-blematisch und schnell

Zug am Halfter ist nötig, leistet geringen stark am Halfter gezogen oder rückwärts ge-schoben wer-den, springt und versucht star-ker Zug aufs Half-ter/Weigerung oder sehr lange dauernd, häufig und andauern-des Treten, springen, bis hin zum Angriff oder Ausbruch Strick oder an Mauer, etc.) , maximal ein bis zwei Minuten, danach ruhig oder beknab-bern von Strick, Wand, etc., selten zwi-schendurch gespannter Strick

Kalb unruhig im Wechsel mit ruhigen Interval-len, Zug am Strick, bewegt sich viel und zeigt Abwehr bei gespanntem Zeit-raum in mehreren Intervallen, wenig still stehend

Wild und stark unruhig, Dauer-hafte Abwehr am Strick, Kalb

„hängt sich rein“

(passiv), oder springt und zieht ständig und

Im Laufe der 36-minütigen Messung der Herzfrequenz wurde jedem Kalb zweimal Blut entnommen. Die erste Entnahme erfolgte nach den ersten 12 Minuten der Ver-suchszeit und diente als Basalwert für Serum-Cortisol vom ruhigen und ungestress-ten Kalb. Die Entnahme erfolgte am fixierungestress-ten Kalb durch Punktion der V. jugularis

rum- Röhrchen (10 ml, Firma Sarstedt, Nümbrecht). Die zweite Blutentnahme erfolg-te im direkerfolg-ten Anschluss an den zehnminütigen Fixationserfolg-test durch erneuerfolg-te Punktion der V. jugularis in ein Serum-Röhrchen. Diese zweite Probe wurde ebenfalls zur Be-stimmung von Serum-Cortisol genutzt und sollte die Veränderungen im Vergleich zur ersten Blutprobe nachweisen. Nach der Entnahme wurden die Blutproben gekühlt und in das Labor der Klinik für Rinder, der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hanno-ver transportiert. Dort wurden die Serum-Röhrchen bei 3.500 x g für 10 min zentrifu-giert, das Serum abpipettiert und bis zur Analyse bei -18° C eingefroren. Alle Serum-proben wurden schließlich gesammelt durch das endokrinologische Labor der Klinik für Rinder der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover mittels Chemilumines-zenz-Immunoassay (Immulite®, Siemens Diagnostics, Eschborn, Deutschland) ana-lysiert. Bei Messungen mit einem solchen kompetitiven Immunoassay konkurriert das Cortisol in der zu messenden Probe mit Cortisol, welches mit alkalischer Phosphata-se konjugiert ist, um Antikörperbindungsstellen (beschichtet mit polyklonalen Kanin-chen-Antikörpern gegen Cortisol) im Test-tube. Die dabei messbare Lichtemission ist zur Cortisolmenge der zu messenden Probe umgekehrt proportional. Anschließend erfolgte die Berechnung der Konzentration im Vergleich zu einer Standardkurve.

3.2.4.3 Beobachtender Landwirt und zweiter Betriebsbesuch

Die ausgewählten Kälber wurden im Anschluss an den Versuch für vier Wochen (30 Tage) im Hinblick auf das Auftreten von Besaugen vom Besitzer bzw. der kälberbe-treuenden Person des Betriebes intensiv beobachtet. Die Landwirte bekamen ein Formular (siehe Abbildung 1) ausgehändigt, in dem die Identifizierungsdaten der teil-nehmenden Tiere dokumentiert waren, sodass bei Beobachtung entsprechenden Verhaltens ein Vermerk gemacht werden konnte. Dabei sollte zwischen Besaugen, welches innerhalb von 15 Minuten nach der Tränke auftrat und Besaugen, welches sich unabhängig davon zeigte, unterschieden werden. Um insbesondere diese Un-terscheidung zu erleichtern, wurden Betriebe ohne Tränkeautomatenfütterung aus-gewählt. Weiterhin sollten ausschließlich Tier-Tier-Besaugungen an Körperteilen, wie z. B. Ohren, Flotzmaul, Schwanz, Nabel, Euterregion, Penis oder Hodensack, nicht jedoch Besaugen von Gegenständen notiert werden. Nach Ablauf der vierwöchigen

Beobachtungszeit wurden die ausgefüllten Beobachtungsbögen durch die Landwirte

Abbildung 1: Beobachtungsbogen (Auszug)

Zusätzlich wurden im Januar 2012 vier Betriebe (Betriebe Nr. 13-16 mit insgesamt 25 getesteten Kälbern) nochmals besucht, um die Validität der Einschätzungen durch den Landwirt zu prüfen. Die Tiere wurden dafür sechs Stunden kontinuierlich insbe-sondere vor, während und nach dem Tränken hinsichtlich ihres Verhaltens in der Gruppe beobachtet. Analog zum oben dargestellten Beobachtungsbogen wurde für jedes Kalb die Art des Besaugens (nutritiv, d. h. innerhalb von 20 min während/nach der Tränke) bzw. nicht-nutritiv (d. h. außerhalb der Tränkezeit) und die Intensität (Häufigkeit während der Beobachtungszeit („-“ kein Besaugen; „+“ bis zu 5 min im Beobachtungszeitraum; „++“ 6-10 min im Beobachtungszeitraum; „+++“ mehr als 10 min im Beobachtungszeitraum) des Besaugens notiert. Anschließend wurden die Beobachtungen mit denen der Landwirte verglichen und Übereinstimmungen bzw.

Abweichungen dokumentiert sowie die Validität der von den Landwirten übermittelten Informationen überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass bei 21 von 25 Kälbern, also in 84% der Fälle, die Beobachtungen denen der Landwirte entsprachen.