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4. DISKUSSION

4.1 F ARBSINN

4.1.4 D ISKUSSION DER U NTERSUCHUNG

Es dauerte 18 Monate, um ein entsprechendes Patientenkollektiv zu finden.

Aufgrund der Multimorbidität vieler Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung mussten sehr viele Probanden schon vor Beginn der Studie ausgeschlossen werden, da sie mindestens ein Ausschlusskriterium, wie zum Beispiel Augenerkrankungen oder Diabetes mellitus, aufwiesen. Da der Diabetes mellitus selbst schwere erworbene Farb- und Kontrastsinnstörungen verursacht, die zu einer Überlagerung mit den Befunden der koronaren Herzkrankheit geführt hätten, wurden Patienten mit einem Diabetes mellitus von der Studie ausgeschlossen. (www.diabetes.uni-duesseldorf.de/tools/print.html?TextID=817).

Die entsprechenden Befunde wurden uns von der Abteilung Kardiologie der MHH bereitgestellt.

Es wurde besonderer Wert darauf gelegt, exogene Störfaktoren zu minimieren.

Deshalb achteten wir darauf, dass die Untersuchung mit dem Patienten alleine, in körperlicher Ruhe, entspannt und ohne Zeitdruck stattfand.

Insbesondere Farbsinntestungen, die zu den psychophysischen Untersuchungen zählen, sind sehr sensibel auf verschiedene Störfaktoren. Neben den endogenen Faktoren wie Intelligenz, Motivation und Vigilanz, die jedoch schwer zu bewerten waren, spielt auch die individuelle Erfahrung im Umgang mit Farben eine Rolle (Schröder A, 2002).

4.1.4.2 Ophthalmologische Befunde

Die ophthalmologischen Untersuchungen wie Visus, Refraktion, Augeninnendruck und Cup/Disk-Ratio zeigten bei den KHK-Gruppen im Vergleich zum gesunden Probandenkollektiv keine pathologischen Befunde.

Auffällig waren jedoch die im Durchschnitt um 2 mm Hg niedrigeren Tensio-Werte der KHK-Gruppe (siehe Auswertung, Tab. 5 und 6). Es konnte ein signifikanter Unterschied zwischen der Gruppe der 1-Gefäßerkrankungen und der Gruppe der gesunden Kontrollprobanden, sowie zwischen der Gruppe der 3-Gefäßerkrankungen

und der gesunden Kontrollgruppe im Mann-Withney-U-Test festgestellt werden. Eine Ursache für die signifikant niedrigeren intraokulären Drücke könnten die von den Patienten eingenommenen blutdrucksenkenden Medikamente (ß-Blocker, Diuretika) sein. In wie weit eine Minderperfusion des Ziliarkörpers durch die Atherosklerose zu einer reduzierten Kammerwasserproduktion und damit zur Senkung des intraokulären Druckes führt, kann nur als Hypothese aufgestellt werden.

Die Untersuchung an der Spaltlampe erfolgte erst im Anschluss an die Farb- und Kontrastsehprüfung, um eine eventuelle Beeinträchtigung des Farbsinnes zu vermeiden. Bekannt ist, dass eine netzhauttoxische Wirkung durch Licht erzeugt werden kann (Kremers JJ, 1988, Byrnes G A, 1992).

4.1.4.3 HMC-Anomaloskop 4.1.4.3.1 Anomalquotient

Das Mischverhältnis der Mischfarbe wird durch den Anomalquotienten beschrieben, der bei der Mittelnormgleichung 1,0 beträgt.

Nimmt man die Normwertstudie unserer Abteilung, in der die Untersuchungen jedoch nur mit dem 2°Okular durchgeführt wurden, (Sauter B, 2002) als Maßstab, liegen die Werte der KHK-Gruppen und die der Kontrollgruppe im Absolut- und Relativmodus im jeweiligen Normbereich.

Im Vergleich der Anomalquotienten zwischen der 1. und 2. Messung im Wilcoxon- Test fallen vereinzelt Signifikanzen auf, die jedoch keiner Regelmäßigkeit unterliegen.

Besonders im Vergleich der Gruppe der 2-Gefäßerkrankung mit der Gruppe der 3-Gefäßerkrankung, sowie der Gruppe der 3-Gefäßerkrankung mit der Gruppe der gesunden Kontrollprobanden im Mann-Withney-U-Test treten in der Rayleigh- Gleichung signifikante Unterschiede auf, die auch nach der Korrektur nach Holms signifikant bleiben (siehe Auswertung, Tab. 20). Auffällig war jedoch, dass keine signifikanten Unterschiede in der Moreland-Gleichung (Blau-Blau-Grünsinn) zu verzeichnen waren. Dieses könnte mit der physiologischen Altersveränderung am Auge in Zusammenhang stehen. Mit zunehmendem Alter kommt es durch eine vermehrte Anhäufung von unlöslichen Proteinen (Spector A, 1975, Harding JJ, 1976, Lerman S, 1978, Benedek GB, 1997), bedingt durch veränderte Enzymaktivitäten innerhalb der Linse (Ohrloff C, 1980) zu deren Transparenzminderung. Die dadurch bedingte Gelbfärbung der Linse ist mit einer verminderten Wahrnehmung im kurzwelligen Bereich (Weale RA, 1961, Polo V, 1997) verbunden. Daraus resultiert die schon lange bekannte Blau-Gelb-Störung bei einer Katarakt (Bull O, 1883, Hess C, 1908). Da diese altersphysiologische Veränderung sowohl bei den KHK-Patienten als auch bei den altersentsprechenden gesunden Kontrollprobanden vorliegt, konnten in der Moreland-Gleichung keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Der Farbsinn im Rot-Grün-Bereich wird durch die Linsentrübung nicht oder nur gering beeinträchtigt. Somit bestätigt diese Studie, dass die Moreland-Gleichung trotz des 4˚-Okulars des Anomaloskopes, vergleichbar mit der Blau-Gelb-Perimetrie, bei Patienten jenseits des 50. Lebensjahres zur Testung von erworbenen Farbsinnstörungen und zur Diagnostik von vaskulären Erkrankungen wenig sensitiv und nicht sinnvoll ist, da die Gelbfärbung der Linse die Messresultate verfälscht (Wild J M, 2001). In einer Studie unserer Arbeitsgruppe mit dem 4˚-Okular (Träger I-C, 2006) konnten mit der Moreland-Gleichung entsprechend signifikante Unterschiede

deutliche Unterschiede sowohl zwischen den 20- bis 40-jährigen, den 40- bis 60-jährigen und auch den über 60-60-jährigen.

4.1.4.3.2 Anomalquotient abhängig von der Startposition

In dieser Studie wurden die Untersuchungen nicht nur vom isochromatischen Punkt, sondern auch von den Farbungleichheiten, wie Rot und Grün bei der Rayleigh-Gleichung und Blau und Blau-Grün bei der Moreland-Rayleigh-Gleichung begonnen. Dabei ergaben sich abhängig von der Startposition unterschiedliche Ergebnisse.

Die Werte der äußeren Einstellbreite, die sich aus der Differenz der Anomalquotienten zwischen der von links und rechts gewählten Startpunkte ergeben, waren in der Gruppe der 3-Gefäßerkrankung im Vergleich zur Gruppe der gesunden Kontrollprobanden nur geringfügig höher. Dabei war festzustellen, dass die Einstellbreite in der Moreland-Gleichung wesentlich größer war, als in der Rayleigh-Gleichung. Eine mögliche Ursache kann das geringere Farbunterscheidungsvermögen für den Blau-Gelb-Bereich durch die unter 4.1.4.3.1 genannten Gründe sein.

4.1.4.3.3 Zeit

Besonders auffällig war im Gegensatz zu anderen Studien (Stapel J, 2005, Ahrens M, 2002), dass die Zeit für die Einstellung von zentral im Relativ-Modus der Rayleigh-Gleichung sowohl bei den KHK-Patienten als auch bei den gesunden Kontrollprobanden bis auf wenige Ausnahmen in der 1. Messung kürzer war, als bei der 2. Messung (siehe Auswertung, Tab. 25 und 26). Dies ist dahingehend zu diskutieren, dass die Probanden im 2. Testdurchlauf versuchten, die Farben noch exakter einzustellen. Sowohl im Absolut- als auch im Relativ-Modus der Rayleigh-Gleichung, die jeweils von rechts bzw. links des isochromatischen Punktes begonnen wurden, fielen in der 2. Messung kürzere Einstellzeiten auf. Dies lässt sich durch den Lerneffekt der Probanden erklären. Signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Messungen sind jedoch nur bei den KHK-Gruppen zu verzeichnen.

Innerhalb der Gruppen traten nur zwischen der Gruppe der 3-Gefäßerkrankung und der Gruppe der gesunden Kontrollprobanden signifikante Unterschiede auf, wobei zu erwähnen ist, dass die Gruppe der gesunden Kontrollprobanden mehr Zeit für die Einstellung benötigte.

In der Moreland-Gleichung konnten weder signifikante Unterschiede zwischen der 1.

und 2. Messung, noch innerhalb der einzelnen Gruppen festgestellt werden (Tabelle 30). Auf Grund der altersbedingten Einflüsse auf die Blau-Wahrnehmung können hier keine genaueren Ergebnisse erhoben werden.

4.1.4.3.4 Vergleichslichter

Der Anomalquotient alleine kann keine Aussage über die Leuchtdichte des Vergleichsfeldes machen. Deshalb muss die Helligkeitseinstellung des Vergleichslichtes immer mit angegeben werden.

Durch die Anweisung des Untersuchers, mit dem Vergleichslicht nur eine letzte Korrektur vorzunehmen, resultiert deshalb nur eine sehr geringe Streubreite der Ergebnisse.

4.1.4.3.5 Mischlichter

Über die Einstellbreite kann eine Einschätzung der Qualität des Farbunterscheidungsvermögen eines Probanden im Mischfeld erfolgen.

Als Einstellbreite wird der Bereich unterschiedlicher Farbmischungen des Mischlichtes bezeichnet, die mit dem Vergleichslicht zum Abgleich gebracht werden.

Eine geringe Einstellbreite bedeutet eine bessere Empfindlichkeit zur Unterscheidung von Wellenlängen. Die Gruppe der 2-Gefäßerkrankungen unterschied sich im Hinblick auf die Mischlichteinstellung analog zu den Anomalquotienten innerhalb der Rayleigh-Testung signifikant von der Gruppe der 3- Gefäßerkrankungen. Ebenso fielen signifikante Unterschiede zwischen der Gruppe der 3-Gefäßerkrankungen und der Gruppe der gesunden Kontrollprobanden auf (siehe Auswertung, Tab. 49). Eine deutlich geringere Einstellbreite konnte in der Gruppe der 3-Gefäßerkrankungen im Gegensatz zu der Gruppe der 2-Gefäßerkrankung, bzw. der gesunden Kontrollgruppe festgestellt werden. In der Moreland-Testung konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen verzeichnet werden.

4.1.4.3.6 Diskussion über Farbsinnuntersuchungen an KHK-Patienten in einer früheren Studie

In einer früheren Studie wurden KHK-Patienten mit einer 1-, 2- und 3- Gefäßkrankheit mittels des Farbpigmentprobentests Roth 28-hue (E) desaturiert untersucht (Erb C, 2001). Dabei wurden in den 3 KHK-Gruppen deutlich erhöhte Fehlersummen im Vergleich zur Kontrollgruppe nachgewiesen, jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen festgestellt. Als Grund wurde eine bereits bei der 1-Gefäßerkrankung vorliegende atherosklerotische Veränderung der Gefäße und damit verbundene Schädigung der Mikrozirkulation diskutiert, die in diesem Screening-Test auch im fortgeschrittenen Stadium keine zusätzliche Funktionsstörung bewirkt.

Im Vergleich dazu wurden mit dem Anomaloskop in dieser Studie signifikante Unterschiede zwischen den KHK-Patienten mit einer 2-Gefäß- und einer 3-Gefäßerkrankung und zwischen den Patienten mit einer 3-3-Gefäßerkrankung und den gesunden Probanden festgestellt. Dieses Ergebnis zeigt, dass Patienten mit einer zunehmenden Schwere der KHK-Gefäßerkrankung im Rot-Grün-Test mit dem HMC-Anomaloskop im Gegensatz zu dem Roth 28-hue (E) desaturiert Test, von Patienten mit einer leichteren Gefäßerkrankung und den gesunden Probanden unterschieden werden können. Zumindest in der Rot-Grün-Achse ist somit das HMC-Anomaloskop genauer als der Roth-28 (E) hue desaturiert Test.