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3.2 M ETHODE

3.2.7 Datenerfassung und Auswertung

Während der Messung erfolgte bei der WESTRA ERA Q/S-02 und dem NICOLET MEDIAN eine simultane Darstellung der gemittelten FAEP auf dem Monitor im Bereich von 0 bis 20 ms. Beide Geräte verfügen über integrierte Auswerteprogamme und ermöglichten eine Bearbeitung der gemessenen Kurven auf dem Bildschirm.

Dabei wurden die Potentiale durch Einstellung beweglicher Zeitmarkierungslinien markiert. Positive Potentialspitzen entsprachen einer positiven Ladung der Vertexelektrode zur Ohrelektrode. Sie wurden in Anlehnung an VAN DEN HONERT und STYPULKOWSKI (1986) mit P bezeichnet und mit römischen Zahlen numeriert.

Für Gruppe 1 wurden die Latenzen und Interpeaklatenzen im Anschluß daran in Form einer Tabelle zusammen mit den Meßkurven auf einem handelsüblichen Drucker ausgedruckt. Die ersten fünf Potentiale wurden für die weitere Auswertung verwendet. Die nachfolgenden Potentiale waren in ihrem Aussehen und Verhalten so variabel, daß sie für die weitere Analyse nicht verwendet wurden. Die Amplituden mußten nach Ausdruck der Kurven manuell ausgemessen werden. Bei der Auswertung der Entwicklungsreihen der Latenzen und Interpeaklatenzen wurden nur die Ergebnisse ab dem 16. Lebenstag berücksichtigt, da erst zu diesem Zeitpunkt alle Potentiale signifikant verschieden waren.

Im Rahmen dieser Untersuchung wurde der niedrigste Schalldruckpegel [dB], bei dem bei normaler Verstärkung gerade noch erkennbare Potentiale auftraten, als Potentialschwelle [dB] angesehen. Als Hörschwelle [dB] wurde der Reizpegel 10 dB unterhalb der Potentialschwelle definiert. Da die Messungen in 10 dB Schritten durchgeführt wurden, handelte es sich bei der Hörschwelle damit um den höchsten verwendeten Schalldruckpegel, bei dem sich bei normaler Verstärkung keine Potentiale erkennbar vom EEG-Rauschen abhoben. Die Latenz [ms] der Potentiale wurde entsprechend der Literatur als Zeitintervall zwischen dem Reizbeginn und dem Maximum des jeweiligen Potentials angegeben. Als Interpeaklatenz (IPL) [ms]

wurde der Zeitabstand zwischen zwei Potentialmaxima bezeichnet. Die Amplitude [µV] wurde bei der Auswertung als Differenz zwischen dem Minimum und dem Maximum eines Potentiales bestimmt. Die ermittelten Daten wurden auf einen herkömmlichen PC übertragen und dort unter dem Tabellenkalkulationsprogramm

3. Material und Methode 37

Microsoft Excel Mittelwerte (MW) und Standardabweichungen (Staw.) berechnet.

Das Programm SPSS für Windows wurde zur weiteren statistischen Auswertung eingesetzt. Es wurden Mittelwertvergleiche durchgeführt (Student-T-Test), Korrelationen zwischen den verschiedenen Parametern berechnet sowie nicht parametrische Tests (Whitney-Man-U) durchgeführt. Als signifikant galten Unterschiede mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit p £ 0,05, d. h. einem Signifikanzniveau von £ 5%.

Die FAEP der experimentell ertaubten Katzen (Gruppe 2) und der klinischen Patienten (Gruppe 3) wurden nur auf morphologische Unterschiede zu den FAEP normalhörenden Katzen untersucht. Die Einteilung des Schweregrades der Hörschädigung erfolgte dabei in Anlehnung an ROSE (1977a) (Tab. 8).

Tab. 8: Einteilung der Hörstörungen bei Hund und Katze nach ROSE (1977a).

dB nHL Hörverlust (%) Gruppe Beschreibung

-20 bis +35 0

+40 dB 10 A nicht signifikant

+45 dB 20 B erkennbar

+55 dB 30 C leicht

+65 dB 50 D deutlich

+75 dB 65 D sehr deutlich

+85 dB 85 E schwer

+90 dB 95 F extreme

+95 dB 100 vollständig

4. Ergebnisse 38

4 ERGEBNISSE 4.1 Vorversuche

4.1.1 Typisches Aussehen der frühen akustisch evozierten Potentiale der Katze Die mit der Standardeinstellung abgeleiteten FAEP-Meßkurven der Katzen waren charakterisiert durch das Auftreten von fünf vertexpositiven Potentialen in den ersten 5 bis 10 ms nach Stimulusbeginn. Die Potentiale wurden fortlaufend mit römischen Nummern von I bis V benannt und als P I, P II, P III, P IV und P V bezeichnet. Abb. 7 zeigt eine typische Meßkurve von frühen akustisch evozierten Potentialen bei der Katze.

Bei den durchgeführten Analysen war das Potential I häufig kleiner als das nachfolgende Potential II (Abb. 7). Der umgekehrte Fall (PI>PII) trat ebenfalls auf (Abb. 8). Zwischen P I und P II erschien gelegentlich ein kleines zusätzliches Potentialmaximum. Die Amplitude dieses Zusatzpotentials war deutlich kleiner als die der benachbarten Potentiale. Potential III hatte eine ähnliche Amplitude wie Potential II und P IV. Potential III war gekennzeichnet durch ein zweigipfliges Maximum. Potential IV war das prominenteste Potential in den FAEP der Katze. Es hatte auch bei niedrigen Schalldruckpegeln eine hohe Amplitude und ein deutliches Maximum. Deshalb wurde besonders dieses Potential bei der Bestimmung der Hörschwelle berücksichtigt. Potential IV lag außerdem vor einem tiefen vertexnegativen Potential, das den Übergang zum Potential V darstellte. Potential V hatte eine geringere Amplitude als Potential IV und konfluierte mit den nachfolgenden Potentialen.

Abb. 7: Beispiel einer FAEP-Meßkurve der Katze. Die Latenz [ms] eines Potentials ist die Zeit zwischen dem Reiz-beginn (Pfeil) und dem Maxi-malwert des Potentials. Die Amplitude [µV] entspricht der Differenz zwischen Minimum und Maximum eines Potentials.

4. Ergebnisse 39

4.1.2 Anzahl der Mittelungen

Für die Gewinnung auswertbarer FAEP mit deutlich abzugrenzenden Potentialen erwies sich in den Vorversuchen die Mittelung von 500 Einzelkurven (in der Kombination mit einer 10.000-fachen Verstärkung) als ausreichend. Messungen mit 1.000 fachem Averaging bei einer 5.000 fachen Verstärkerleistung ergaben nahezu identische Ergebnisse.

4.1.3 Pausendauer zwischen den einzelnen Stimuli

In den Vorversuchen konnte festgestellt werden, daß die Verringerung der Reizrate (d. h. der Abstandes zwischen zwei Clicks) zu einer deutlicheren Abgrenzung der Potentiale III/IV und IV/V und damit zu einem Anstieg der Amplitude dieser Potentiale führte. Auf die Latenzen hatte die Verlängerung der Pausendauer keinen Einfluß. Als Standardeinstellung wurde eine Pausendauer von 30 ms ausgewählt.

Die Aufnahmedauer nach Applikation des akustischen Reizes betrug 20 ms, der nächste Click folgte somit nach jeweils 50 ms. Daraus ergab sich eine Stimulationsfrequenz von 20 Hz.

4.1.4 Position der Ableitelektrode

Für die aktive Elektrode, die Referenzelektrode und die Erdungselektrode wurden verschiedene Ableitpositionen ausgetestet. Für die Elektrode am Vertex führte eine Verschiebung der Elektrodenposition um 1 cm oder mehr zu einer Abweichung in der Ausbildung der Kurven (Abb. 8a-c). Es traten Änderungen der Amplituden der einzelnen Potentiale auf, insbesondere bei Potential V. Eine Abweichung in der Position der zweiten Differenzelektrode am Mastoid wirkte sich ebenfalls auf die Amplitude aus: Auch hier fielen die FAEP bei verschiedenen Ableitpositionen rund um das Ohr deutlich unterschiedlich aus. Eine variierte Plazierung der Erdungselektrode hatte keine Auswirkungen auf Potentiale I bis IV. Für die nachfolgenden Potentiale waren nur geringfügige Änderungen in der Amplitude festzustellen. Als Standardposition der Ableitelektroden wurden die unter 3.2.4.

angegebenen Elektrodenpositionen verwendet (siehe Abb. 6).

4. Ergebnisse 40

Abb. 8 a+b: Ableitung von FAEP bei verschiedenen Positionen der Vertexelektrode.

Die oberen Potentialkurven (1-3) sind mit der standardmäßig verwendeten Ableitposition der Elektrode an der sagitalen Sutur vor dem rostralen Rand der Ohrmuschel aufgenommen. Die unteren Kurven (4-6) wurden mit einer am rostralen Ende des Os frontale (Stop) positionierten Elektrode abgeleitet. Die Stimulation erfolgte für a+b jeweils bei 90 -70 dB nHL.

4. Ergebnisse 41

Abb. 8 c+d: Ableitung von FAEP bei verschiedenen Positionen der Vertexelektrode Die FAEP 7-9 wurden mit einer in der Mitte des Os frontale angesetzten Elektrode abgeleitet. Die Position der Ableitelektrode bei den FAEP 10-12 war am Hinterhauptbein in Nackenhöhe. Die Stimulation erfolgte für c+d jeweils bei 90 -70 dB nHL.

4. Ergebnisse 42

4.1.5 Abstand der Schallquelle zum stimulierten Ohr

Der Abstand der Schallquelle zum Ohr beeinflußte die Latenzen der FAEP. Ein größerer Abstand zwischen Lautsprecher und Ohr hatte einen der Abnahme des Schalldruckpegels vergleichbaren Effekt. Bei einem Abstand von 13 cm trat eine deutliche Verlängerung der Latenzen (+ 0,4 ms) auf. Eine kontinuierliche Verminderung der Amplitude war bei einer Vergrößerung des Abstands von 1 cm auf 20 cm zu erkennen (Abb. 9).

Abb. 9: Beispiel für Variationen in der Kurvenform der FAEP bei Veränderung des Lautsprecherabstandes.

4. Ergebnisse 43

4.1.6 Kombination der Reizpegel

Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Katzen der Gruppe 1 (mit Ausnahme der eine Woche alten Welpen) im Bereich von 100 - 50 dB nHL und 50 - 0 dB nHL stimuliert, um einen möglichst weiten Bereich abzudecken. Dabei ließ sich eine Beeinflussung der Amplituden durch die Kombination der Reizpegel feststellen: Bei einer quasisimultan Messung im Bereich von 100 - 50 dB nHL waren die Amplituden von Potential IV und V bei 50 dB deutlich niedriger als bei einer 6-fach-Messung mit 50 dB als höchstem Pegel (Abb. 10).

Abb. 10: Diese Abbildung zeigt (von oben nach unten) zwei 6-fach quasisimultane Ableitungen. Deutlich zu erkennen ist die unterschiedliche Ausprägung der beiden FAEP-Meßkurven bei 50 dB nHL.

4. Ergebnisse 44

4.2 Erstes Auftreten von frühen akustisch evozierten Potentialen

Bei vier Welpen aus den zwei Würfen wurden am 7. Lebenstag erstmals Untersuchungen durchgeführt. Diese Messungen erfolgten bei 100 dB nHL und waren ohne vorherige Sedierung möglich. Nur bei einem Welpen aus dieser Gruppe konnten am 7. Tag post partum Potentiale nachgewiesen werden. Diese Potentiale hatten eine niedrige Amplitude und waren nicht eindeutig zuzuordnen. Am 8.

Lebenstag wurden Messungen an sechs Welpen vorgenommen. Dabei wurden bei vier dieser Welpen Potentiale nachgewiesen, für zwei weitere Welpen konnte das Auftreten von FAEP erstmals am 9. Lebenstag registriert werden. Die in diesem Zeitraum ermittelten Meßkurven wurden nicht in die statistische Auswertung aufgenommen, da die einzelnen Potentiale nicht signifikant unterschiedlich waren.

Nur in Einzelfällen waren bis zu diesem Zeitpunkt die Messungen von FAEP bei unterschiedlichen Schalldruckpegeln möglich: So konnte für den Welpen, der am 7.

Lebenstag erstmals FAEP zeigte, am 8. Tag post partum eine Hörschwelle von 60 dB nHL (rechtes Ohr) bzw. 70 dB nHL (linkes Ohr) nachgewiesen werden.

Am 11. Tag post partum konnten bei sieben Katzenwelpen 6-fach quasisimultane Messungen im Bereich von 100 - 50 dB nHL unter leichter Sedierung durchgeführt werden. Die FAEP wiesen alle identifizierbare Potentiale auf, die entsprechend der Literatur mit P I bis V bezeichnet wurden (siehe Abb.7). Potential I bis IV waren eindeutig als frühe akustisch evozierte Potentiale zu erkennen und signifikant unterschiedlich. Ab dem 16. Lebenstag waren alle Potentiale signifikant abgrenzbar (Abb. 13).

4. Ergebnisse 45

4.3 Vergleich der frühen akustisch evozierten Potentiale von Katzenwelpen und adulten Katzen

Es lassen sich grundsätzliche Unterschiede zwischen den akustisch evozierten Potentialen junger Katzenwelpen und den Potentialen adulter Katzen feststellen.

Diese Unterschiede werden in Abb. 11. beispielhaft dargestellt, die FAEP in dieser Abbildung stammen von einer weiblichen Katze am 15. Lebenstag (a) und vom selben Tier im Alter von 150 Tagen (b).

Die Hörschwelle betrug beim Welpen 50 dB nHL. Bei der Messung am 150. Tag post partum lag die Hörschwelle bei dem gleichen Tier um 50 dB niedriger bei 0 dB nHL. Die Latenzen der Potentiale waren bei der 150 Tage alten Katze deutlich kürzer als mit 15 Lebenstagen. Die Potentiale I - V traten bei dem älteren Tier in den ersten 5 ms und bei dem Katzenwelpen in den ersten 10 ms auf. So hatte z.B.

Potential IV beim Katzenwelpen eine Latenz von 6 ms. Bei dem älteren Tier betrug die Zeit zwischen Reizbeginn und Maximum des Potential IV 4,5 ms.

Die Interpeaklatenzen (IPL) waren bei der 15 Tage alten Katze deutlich größer als bei der Katze im Alter von 150 Tagen. Die IPL III - IV betrug beim Welpen 2 ms, beim älteren Tier dagegen 1 ms.

Die Amplitude eines Potentiales war beim Welpen bei gleicher Skalierung deutlich geringer als bei der 150 Tage alten Katze. In beiden Altersstufen war die Amplituden-Intensitäts-Funktion, d. h. ein Anstieg der Amplitude mit zunehmendem Reizpegel, festzustellen.

4. Ergebnisse 46

Abb. 11 a: Frühe akustisch evozierte Potentiale eines 15 Tage alten Katzenwelpen (Click-Stimulation bei 100 bis 50 dB nHL über Lautsprecher).

4. Ergebnisse 47

Abb. 11 b: Frühe akustisch evozierte Potentiale einer weiblichen Katze am 150.

Lebenstag (Click-Stimulation bei 100 bis 0 dB nHL über Lautsprecher).

4. Ergebnisse 48

4.4 Entwicklung der frühen akustisch evozierten Potentiale

Die unter 4.3. genannten Unterschiede zwischen den FAEP junger Katzenwelpen und älteren Katzen waren charakteristisch für die Entwicklung der FAEP bei der Katze. In den folgenden Kapiteln wird die Entwicklung der Hörschwelle, Latenzen, Interpeaklatenzen und Amplituden vom 1. bis zum 365. Lebenstag im einzelnen dargestellt.

4.4.1 Entwicklung der Hörschwelle

Die Hörschwelle bei den Katzenwelpen lag am 11. Tag post partum bei 46 ± 7 dB nHL. Am 26. Lebenstag war die Hörschwelle mit 25 ± 7 dB nHL bereits um 46%

niedriger. In den nächsten dreißig Tagen war eine weitere Abnahme der Hörschwelle um nochmals 40% auf 15 dB nHL festzustellen.

In den ersten zwei Monaten zeigte sich insgesamt eine deutliche Erniedrigung der Hörschwelle um 31 dB. Dies entspricht einer Senkung um 68%, bezogen auf den Ausgangswert von 46 dB nHL am 11. Lebenstag.

Die Hörschwelle der untersuchten Katzen erreichte am 110. Lebenstag mit 6 dB nHL ihren tiefsten Wert. Im verbliebenen Untersuchungszeitraum waren nur geringfügige Änderungen der Hörschwelle festzustellen. Bei der Messung am 365. Lebenstag war bei den untersuchten Katzen eine durchschnittliche Hörschwelle von 11 ± 5 dB nHL registrierbar. Damit sank die Hörschwelle der Katzen im Verlauf des Jahres insgesamt um 35 dB und erreichte damit eine Erniedrigung der Hörschwelle um 76%

des Ausgangswertes. Beim direkten Vergleich zwischen den einzelnen Meßzeitpunkten unterliegt die Entwicklung der Hörschwelle der Katze einem logarithmischen Verlauf, mit einer deutlichen Hörschwellenabsenkung in den ersten 60 Lebenstagen (Abb. 12). Es bestand eine hoch signifikante Korrelation (p=0,000) zwischen Hörschwelle und den Lebenstagen. Zwischen der Hörschwelle des rechten und des linken Ohres war mittels T-Test kein signifikanter Unterschied festzustellen.

4. Ergebnisse 49

4.4.2 Entwicklung der Latenzen

4.4.2.1 Latenzen in Abhängigkeit vom Lebensalter

Die Latenzen der Katze zeigten eine deutliche Abhängigkeit vom Lebensalter: Die ersten 60 Tage waren gekennzeichnet durch eine starke Abnahme der Latenzen für Potential I bis V. Die Veränderungen ab dem 90. Tag post partum bis zum Alter von einem Jahr bewegten sich in einem Bereich von 1-2 % und waren für alle Potentiale nicht signifikant. Die Abb. 13 zeigt die Latenzen von Potential I - V am 16., 60. und 365. Lebenstag bei 70 dB nHL. Die Entwicklung der FAEP über den gesamten Meßzeitraum ist in Abb. 15 dargestellt.

y = 9,206 + 409,29/x R2 = 0,8758

0 10 20 30 40 50 60

0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 390 Alter [Lebenstage]

Hörschwelle [dB nHL]

Abb. 12: Entwicklung der Hörschwelle in Abhängigkeit vom Lebensalter (MW ± Staw. mit Regressionskurve).

4. Ergebnisse 50

Die Latenz von Potential I verkürzt sich bei einem Stimulus von 70 dB nHL zwischen dem 16. und dem 32. Lebenstag um 32% (Tab. 9). Am 60. Tag post partum ist die Latenz von Potential I bereits auf 50% des ursprünglichen Wertes verkürzt. In den nachfolgenden Zeitintervallen finden keine signifikanten Änderungen mehr statt.

Nach einem Jahr beträgt die Latenz immer noch 48% der anfänglich gemessenen Zeit. Dies entspricht einer absoluten Verkürzung um 1,32 ms von 2,58 ms am 16.

Lebenstag auf 1,26 ms am 365. Lebenstag.

Bei Potential II ist dieser Verlauf etwas moderater ausgeprägt: In den ersten drei Wochen post partum findet eine Verkürzung um 27% des Ausgangswertes statt. Am 60. Lebenstag ist auch hier mit noch 62% die deutliche Reduzierung der Latenz abgeschlossen. Für den restlichen Meßzeitraum ist noch eine geringfügige Verkürzung der Latenzen auf insgesamt 58% des Anfangswertes festzustellen.

Potential III verläuft fast parallel zu Potential II: Hier liegen die Latenzen am 32.

Lebenstag bei 77%, am 60.Tag post partum bei 66% und nach einem Jahr bei 62%

des Ausgangswertes am 16. Lebenstag.

Die Latenzverkürzung von Potential IV fiel nicht so gravierend aus wie bei Potential I: Am 32. Lebenstag war die Latenz noch bei 74% des Ausgangswertes und am 60.

Lebenstag betrug die Latenz von Potential IV 62% der ursprünglichen Zeit. Bis zum 365. Lebenstag verkürzte sich die Latenz bis auf 58% der Latenz am 16. Tag post partum. Die absolute Verkürzung der Latenz von 6,11 ms am 16. Lebenstag auf 3,60 ms im Alter von einem Jahr war deutlich höher als bei Potential I bis Potential III.

Diese drastische Veränderung in der Latenz wurde nur noch übertroffen von Potential V, das am 365. Lebenstag 4,58 ms früher auftrat als am 16. Lebenstag.

Dies entsprach einer Verkürzung um 50% des Ausgangswertes.

4. Ergebnisse 51

Tab. 9: Entwicklung der Latenzen vom 11. bis zum 365. Lebenstag bei 70 dB nHL.

P 16. LT 32. LT 60. LT 365. LT Differenz vom 16. bis 365. LT

Abb. 13: Mittelwerte und Standardabweichungen von Potential I bis V am 16., 60.

und 365. Tag post partum bei 70 dB nHL.

4. Ergebnisse 52

4.4.2.2 Latenzen in Abhängigkeit von der Stimulusintensität

Es zeigte sich ab dem 16. Lebenstag eine signifikante Abhängigkeit der Latenzen vom Schalldruckpegel. Eine Korrelation zwischen den Latenzen und dem Schalldruckpegel ist gut nachweisbar. Eine Erhöhung der Lautstärke führte bei allen Potentialen zur Verkürzung der Latenzen (Tab. 10). Für Potential I ergab sich am 16. LT eine Verkürzung von 2,81 ms bei 50 dB nHL auf 1,74 ms bei 100 dB nHL.

Potential II trat am 16. Lebenstag bei 50 dB nHL bei 3,63 ms auf, und die Latenz verkürzte sich auf 2,79 ms bei 100 dB nHL. Die Latenz von Potential III verschob sich von 4,90 ms bei 50 dB nHL auf 3,77 ms bei 100 dB nHL. Auch Potential IV zeigte eine deutliche Abhängigkeit vom Schalldruckpegel: Nach einer Stimulation mit 50 dB nHL noch bei 6,37 ms, betrug die Latenz bei 100 dB nHL 5,38 ms. Am 16 Tag post partum war Potential V erst ab 60 dB nHL nachweisbar und hatte dort eine Latenz von 9,35 ms. Bei 100 dB nHL war auch hier eine deutliche Verkürzung auf 8,12 ms festzustellen. Es bestand ein signifikanter Unterschied zwischen den Latenzwerten bei 100 dB nHL und bei 50 dB nHL (p=0,001 für Potential I -IV) bzw.

zwischen 100 dB nHL und 60 dB nHL (p=0,038) für das fünfte Potential.

Tab.10: Latenzen am 16. Lebenstag in Abhängigkeit vom Schalldruckpegel. Die letzte Spalte zeigt die Verkürzung (in ms) beim Anstieg des Schalldruckpegels von 50 dB (P I-IV) bzw. 60 dB (P V) auf 100 dB nHL.

4. Ergebnisse 53

Die Latenz-Intensitäts-Funktion unterliegt ebenfalls einer Entwicklung: Während am 16. Lebenstag die Latenzdifferenzen zwischen 50 und 100 dB nHL für Potential I-V im Durchschnitt 1 ms betragen (Tab. 8), ist am 365. Lebenstag zwischen 50 und 100 dB nHL für die Potentiale I-V nur eine durchschnittliche Reduzierung der Latenz um 0,42 ms festzustellen (Abb. 14).

16 32

Abb. 14: Die Entwicklung der Latenzen exemplarisch für Potential IV in Abhängigkeit vom Lebensalter (schwarzer Pfeil) und in Abhängigkeit von der Stimulusintensität (weißer Pfeil). Bei adulten Katzen sind die Latenzen der Potentiale kürzer und eine Abhängigkeit von der Schallintensität weniger ausgeprägt als bei Katzenwelpen.

4. Ergebnisse 54

4.4.2.3 Latenzen in Abhängigkeit von der Hörschwelle

Betrachtet man die Latenzen in Abhängigkeit des jeweiligen Schalldruckpegels unter Berücksichtigung der Hörschwelle, dann ist die Latenzverkürzung über den gesamten Hörbereich annähernd gleich. Für Potential IV ist diese am 16. Lebenstag von 50-100 dB mit 0,99 ± 0,04 ms fast genauso groß wie am 365. Lebenstag mit 1,01 ± 0,11 ms von 10-100 dB nHL (Abb. 15).

Die Entwicklung der Latenzen in Abhängigkeit vom Lebensalter weist eine deutliche Latenzverkürzung in den ersten 60 Lebenstagen auf (Abb. 16). Damit gleichen die Latenzen der Potentiale in ihrem Verlauf der Entwicklung der Hörschwelle (siehe Abb. 12). In Abb. 17 sind die Latenzen der Potentiale I - V an den einzelnen Meßpunkten, bezogen auf den Schalldruckpegel oberhalb der Hörschwelle der Katzen ("feline Hörschwelle", fHL) angegeben. Die absoluten Latenzen wurden kleiner, die charakteristische Latenzverkürzung in den ersten 60 Tagen für die Potentiale I bis V blieb jedoch erhalten.

diff (50 -100)

Abb. 15: Latenz-Intensitäts-Funktion von Potential IV am 16. und 365. Lebenstag unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Hörschwelle (MW ± Staw.).

4. Ergebnisse 55

Abb. 16: Latenzverlauf von Potential I bis V bei 60 dB nHL in Abhängigkeit vom Lebensalter (MW ± Staw.).

0,0

Abb. 17: Latenzentwicklung von Potential I bis V vom 16 - 365. Lebenstag 60 dB oberhalb der Hörschwelle der Katzen (60 dB fHL) (MW ± Staw.).

4. Ergebnisse 56

4.4.3 Entwicklung der Interpeaklatenzen

Die absolute Latenzverkürzung über den gesamten Meßzeitraum war für die frühen (peripheren) Potentiale geringer als für die späteren (zentraleren) Potentiale. Dieses wirkte sich auf die Interpeaklatenzen (IPL) aus: Die IPL 1-2 zeigte bei 70 dB nHL eine Differenz von 0,15 ms zwischen dem 16. und 365. Lebenstag. Die IPL 1-3 nahm in dem ersten Lebensjahr um 0,31 ms ab. Bei der IPL 1-4 trat eine deutliche Verkürzung bis zum 46. Lebenstag um 35% auf. Der Verlauf im verbleibenden Meßzeitraum zeigte stagnierende Werte. Es blieb bei einer Verkürzung der IPL 1-4 um insgesamt 1,29 ms. Die stärkste Veränderung trat bei der IPL 1-5 auf (Abb. 18):

Hier erfolgte in den ersten zwei Monaten eine deutliche Verkürzung auf 54% des Ausgangswertes am 16. Lebenstag. Eine weitere geringfügige Verringerung der IPL 1-5 bis zum 75. Tag (50%) schloß sich an. Damit ergab sich für die IPL 1-5, die sog.

Hirnstammlaufzeit, insgesamt eine Verringerung um 3,14 ms (Tab. 11).

Die Entwicklung der Interpeaklatenzen wurde nicht von der Hörschwelle beeinflußt, der Kurvenverlauf war bei 70 dB oberhalb der Hörschwelle nahezu identisch wie bei 70 dB nHL.

Abb.18: Latenzentwicklung für IPL 1-2, 1-3, 1-4 und 1-5 vom 16. bis 365. Lebenstag bei 70 dB nHL (MW ± Staw.).

4. Ergebnisse 57

Tab. 11: Entwicklung der wichtigsten Interpeaklatenzen vom 16. bis zum 365.

Lebenstag bei 70 dB nHL.

IPL 16. LT 32. LT 60. LT 365. LT Differenz vom 16. bis 365. LT

4. Ergebnisse 58

Eine Abhängigkeit der IPL vom Schalldruckpegel war bei den untersuchten Katzen nicht ausgeprägt. Nur für einzelne Potentials zeigten sich an einigen wenigen Meßzeitpunkten geringfügige Verkürzungen der IPL, diese lagen im Bereich von

±0,2 ms (Abb. 19).

Betrachtet man die Interpeaklatenzen der direkt benachbarten Potentiale, so zeigte sich auch hier eine deutlichere Latenzverkürzung bei den Potentialen mit eher zentral gelegenem Ursprung. Während die Verkürzung der IPL 1-2 nur 0,15 ms und der IPL 2-3 nur 0,19 ms betrug, war die Verminderung der IPL 3-4 mit 0,87 ms deutlich größer. Am größten war die Veränderung der IPL 4-5 in der Entwicklung der FAEP der Katze. Hier zeigte sich vom 16. bis 365. Lebenstag eine Verkürzung um

Betrachtet man die Interpeaklatenzen der direkt benachbarten Potentiale, so zeigte sich auch hier eine deutlichere Latenzverkürzung bei den Potentialen mit eher zentral gelegenem Ursprung. Während die Verkürzung der IPL 1-2 nur 0,15 ms und der IPL 2-3 nur 0,19 ms betrug, war die Verminderung der IPL 3-4 mit 0,87 ms deutlich größer. Am größten war die Veränderung der IPL 4-5 in der Entwicklung der FAEP der Katze. Hier zeigte sich vom 16. bis 365. Lebenstag eine Verkürzung um