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6. QUANTITATIVE UND QUALITATIVE ANALYSE DER DENDROGEOMORPHOLOGISCHEN

6.3 Lahnenwiesgraben (LWG)

6.3.3 Testfläche FP 31 (LWG)

6.3.3.2 Catena im Hangmoor am Standort FP 31

Um die Frage zu beantworten, ob das Hangmoor auch als Ursache für die Massenbewegungen im Anbruch unterhalb gilt, wurden Bohrungen im Hangmoor abgeteuft (Abb. 37).

Zwischen zwei GPS-Punkten, welche außerhalb der Vernässung liegen, wurden 16 Eijkelkamp-Bohrungen als Catena niedergebracht. Die Lage der Catena ist in der Übersichtskarte (Abb. 36, siehe oben) angedeutet. Der GPS-Festpunkt 31 entspricht Baum 2. Der Abstand der Bohrungen beträgt 6-7 m. Da z.T. Bohrhindernisse auftraten (Steine) oder einheitliches Substrat ein tieferes Bohren nicht sinnvoll erscheinen ließ, liegt die maximale Bohrtiefe bei zwei Metern.

Es wurden ausschließlich Felduntersuchungen gemacht, da der stratigraphische Aufbau bzw. die Untergrenze der mächtigen Horizonte mit organischem Material im Vordergrund stand. Entnommene organische Proben aus fossilen A-Horizonten wurden bisher nicht 14 C-datiert, sodass keine Aussagen über die Verschüttung der f Aa-Horizonte möglich sind.

Abb. 37: Catena am Standort FP 31 – Hangprofil mit Bohrpunkten (oben) und stratigraphischer Aufbau der Eijkelkampbohrungen 1 bis 16 (unten). Die Schraffur für II f Aa und III f Aa ist identisch, da somit ihr mehrfaches Auftreten visuell eindrucksvoller erscheint. Ihre Unterscheidung geht aus dem jeweiligen Profilaufbau hervor.

Da Laboranalysen bezüglich bodenanalytischer Standardwerte fehlen, sind die Horizontbezeichnungen als Arbeitsbezeichnungen zu werten. Die Arbeitsbezeichnung Aa/hH wurde gewählt, da der Anteil an organischer Substanz (>/< 30% Masse) nicht zu bestimmen war. Somit wurde nicht zwischen einem anmoorigen A-Horizont und einem Hochmoor-Torfhorizont unterschieden. Bei den Profilen 11-14 handelt es sich wahrscheinlich um einen hH-Horizont, an den ein Gr-Cv anschließt. Per Definitionem würde es sich dann um einen Schichtwechsel handeln (vgl. AG BODEN 1994 S. 215, „Hochmoor-Gley“). Aus diesem

* : Arbeitsbezeichnung (siehe Textteil)

Grund taucht in der Profillegende die Arbeitsbezeichnung (II) Gr-Cv auf. Auch die Horizontmächtigkeit gilt als Unterscheidungsmerkmal zwischen anmoorigen Böden und Torf.

Jedoch ist die Horizontbezeichnung wiederum abhängig vom Anteil an organischer Substanz. Die Hangneigung im Bereich der Bohrungen liegt zwischen 4° und 18°. Während der Schneeschmelze und nach starker Wassersättigung durch Regen findet Oberflächenabfluss statt. Dabei kommt es zur Verlagerung von mineralischem Material und zur Infiltration desgleichen in die Oberbodenhorizonte.

Trotz des geringen Umfangs der Untersuchungen konnten nicht vermutete, überaus interessante Beobachtungen gemacht werden.

Es kommt mehrfach zu Schichtwechseln, wobei teils zwei fossile Aa-Horizonte von Mineralboden überlagert werden (Profile 2 bis 9). Ab Profil 9 treten keine f Aa-Horizonte mehr auf, d.h. im unteren Hangbereich zwischen 73 und 120 m kam es zu keinen Materialverlagerungen.

Zwischen Bohrung 10 und 16 ist eine 180 cm tiefe Hohlform zu erkennen, welche mit humosem Material aufgefüllt ist. Die Hangneigung erreicht in diesem Bereich nur noch max.

8° (meist 4 bis 5°). Es ist an der GOK rezent eine Verflachung ab Bohrung 10 zu erkennen.

Nach Bohrung 16 endet die Vernässung und das Gelände wird deutlich steiler. Die mächtige Humusakkumulation über einem (II) Gr-Cv-Horizont weist auf eine sehr lange, ununterbrochene Hangstabilität hin.

Betracht man die Obergrenzen der (II) Gr-Cv-Horizonte, so ist vielfach eine Tiefe um 100 cm zu beobachten. Hier lag die ursprüngliche GOK bevor es zu Humusablagerungen kam. An den Profilen 2, 3, 5, 6, 7 und 9 trat zunächst ein Aa-Horizont mit einer max. Mächtigkeit von 25 cm auf, der jedoch verschüttet wurde. An den Profilen 5 und 9 tritt ein weiterer f Aa-Horizont auf, was auf eine erneute Sedimentationsruhe hindeutet, die sonst nicht auftritt (Bäume 10-16 ausgenommen). Nach einer weiteren Verschüttung wird letztendlich der Oberbodenhorizont gebildet. Das Profil 4 scheint ein Sonderfall zu sein, da hier in 180 Tiefe (!) ein III f Aa-Horizont auftritt. Da in dieser Tiefe bei keiner anderen Bohrung humoses Material erbohrt wurde, handelt es sich entweder um einen Bohrfehler, um eine Besonderheit oder es muss vermutet werden, dass organisches Material bei anderen Profilen unterhalb von 200 cm zu finden ist. Das Gr-Cv-Substrat aller Bohrungen beinhaltet jedoch (kanten)gerundete Kiesel, während alle darüber liegenden Mineralbodenhorizonte kein Grobkorn aufweisen. Bei Bohrung 4 wurde offensichtlich kein Gr-Cv-Material erbohrt. Ein Stein bei ca. 200 cm verhinderte jedoch ein tieferes Bohren.

Bei den Profilen 5 (ca. 120 cm), 7 (bei 130-170 cm), 8 (bei 85 cm) und 9 (bei 170 cm) konnten Wurzelstücke erbohrt werden, was auf eine ehemalige Bewaldung der heute baumlosen Vernässung hindeutet. Die Tiefe der Holzfunde im (II) Gr-Cv-Horizont weist auf eine Bewaldung vor Einsetzen der Verschüttung(en) hin.

Eine zeitliche Einordnung ist ohne 14C-Datierungen und lebende Bäume kaum möglich. Da die Bildung von Torfkörpern bzw. stark humosen Aa-Horizonten ein Auftreten von Massenbewegungen nahezu ausschließt, könnte man bei Kenntnis jährlicher Torfzuwachsraten zumindest die Dauer von Stabilitätsphasen bestimmen. In Mitteleuropa liegen die jährlichen Torfzuwachsraten bei 0,5 bis 1,5 mm (SUCCOW 1986). D.h. bei einer Torfhöhe von 180 cm, wie im Profil 12, wurden zum Aufbau 1200-3600 Jahre benötigt.

Kürzere Stabilitätsphasen, die zum Aufbau von 10 cm f Aa Horizont wie bei Bohrung 6 oder 9, hätten bei den vorgegebenen Zuwachsraten 67-200 Jahre gedauert, was angesichts der rezent ungünstigen Bildungsbedingungen für Torf durchaus zu erwarten ist.

Bei besonders günstigen hydrologischen Bedingungen konnte jedoch in der Rhön unter rauem niederschlagsreichen Mittelgebirgsklima ein Torfzuwachs von einem Meter in nur 70 Jahren beobachtet werden (SUCCOW 1986), was einem Zuwachs von ca. 1,4 cm pro Jahr entspricht (für 180 cm 129 Jahre). Das erscheint am Standort FP 31 absolut unrealistisch.

Weitere Bohrungen und insbesondere Kohlenstoffdatierungen wären im Rahmen einer paläoökologischen Neubearbeitung erstrebenswert.

Die eingangs gestellte Frage, ob die große Vernässung oberhalb des Anbruchs Auswirkungen auf die untersuchten Massenbewegungen hatte, kann verneint werden.

Die geologischen Voraussetzungen grenzen die Vernässung offensichtlich ein.

Dichtgelagertes Lockersediment aus Fernmoränenmaterial (Quarze und Feldspat in den Bohrungen) steigt ab Bohrung 14 bis an die Oberfläche zwischen Bohrung 16 und GPS-Festpunkt 31 an und bildet einen Riegel. Das zu erwartende Hangzugswasser im Bereich des Anbruchs ist keinesfalls oberflächennah. Entweder tritt es in großer Tiefe auf und hat somit keinen Einfluss auf die dendrogeomorphologisch datierbaren Oberflächenformen oder es ist zu geringfügig, um in Erscheinung zu treten. Da an dieser Stelle keine Bewegungsmessungen der Universität Erlangen unternommen wurden, kann die Vermutung einer sehr tiefgründigen Kriechbewegung des gesamten Hanges nicht bestätigt werden.

6.3.3.3 Auswertung und Interpretation der dendrogeomorphologischen