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Der Einfluss des Menschen auf die Gebirgsregion rund um Garmisch-Partenkirchen besteht schon seit mehreren tausend Jahren. Früheste Zeichen für eine dauerhafte Besiedlung (Brandopferplatz, Scherbenfunde) wurden nahe der Ortschaft Farchant auf und oberhalb des Lahnenwiesgraben-Schwemmfächers gefunden. Die Datierungen belaufen sich auf das 6.

Jahrhundert v. Chr.. Jedoch liefert ein neolithisches Steinbeil aus dem 3. Jahrtausend v. Chr.

den Hinweis auf eine weitaus längere Präsenz des Menschen (mündl. Mitteilung Fr. Lang /Vor- und Frühgeschichte Uni München).

Die Orte des Partnach- und Loisachtales blicken auf einen wirtschaftlichen Wohlstand zurück, den sie dem regen Warenverkehr auf der Handelsstraße von Nord nach Süd verdanken. Mit dem Wachsen des italienischen und nordischen Güteraustausches Anfang des 13. Jahrhunderts n. Chr. blühte das Gewerbe und Partenkirchen war lokaler Hauptumschlagsplatz, wobei sich der menschliche Einfluss auf die Talbereiche beschränkte.

Jedoch erfolgte die Nutzung der Waldungen regellos und nach Belieben (BAYERISCHE OBERFORSTDIREKTION MÜNCHEN, Geschichtsteil d. Forstbetriebsplans 1979). Im Lahnenwiesgraben setzte im 14. Jahrhundert eine Beweidung auf der Enning Alm ein.

Der 30-jährige Krieg und die anschließende Verlagerung des Welthandels in den nordwest-europäischen Raum führte zu einer wirtschaftliche Strukturwende im Werdenfelser Land. So musste die Bevölkerung im 18. Jahrhundert n. Chr. gezielt auf die heimischen Rohstoffe zurückgreifen und der Handel mit Holz wurde zur Lebensgrundlage. Insbesondere die Verarbeitung und Veredlung des Holzes war eine lohnende Arbeit. So etablierten sich Berufe wie Schnitzer, Drechsler, Fassel-, Schindel- und Korbmacher. Zu dieser Zeit begann der erste tiefere Eingriff in die umliegenden Wälder (u.a. Lahnenwiesgraben). Im Geschichtsteil des Forstbetriebsplans von 1979 (BAYERISCHE OBERFORSTDIREKTION MÜNCHEN 1979) heißt es: „Die Holznutzung selbst ging in verschwenderischer Art und Weise vonstatten...“.

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Waldungen großenteils unwegsam, was hinderlich für die Holzausbringung war. Aus entfernteren Waldorten wurde das Holz mittels

Trift auf Bächen abtransportiert. Neben zahlreichen anderen Bachläufen waren dafür auch der Lahnenwiesgraben und die Partnach geeignet. Als die Gebiete rund um Garmisch-Partenkirchen durch die Säkularisation im Jahre 1803 der bayerischen Krone zuvielen, konnte die Waldnutzung in geregeltere Bahnen geleitet werden. Es folgte zunächst eine Klärung der rechtlichen Verhältnisse und 1844/45 wurde eine erste generelle Taxation mit Wirtschaftsregeln und Zielen ausgegeben. Von 1830 an setzte durch die Initiative eines gewissen Forstmeisters Elmert eine rege Wegebautätigkeit ein. In den folgenden Jahrzehnten entsteht ein dichtes Netz von Ziehwegen, was die Grundlage für die waldbauliche Nutzung auch entlegener Waldungen war. Davon war auch der Lahnenwiesgraben betroffen. Im oberen Reintal war der menschliche Einfluss stets gering.

Die Holztrift wurde zwar in geringem Maße betrieben, aufgrund von drei Klammstrecken war sie jedoch für einen Holztransport ungeeignet. Zudem ließ das steile Relief keinen Wegebau zu. Somit beschränkte sich der anthropogene Einfluss vor Einsetzen des intensiven Wandertourismus (ab 1945) auf die Beweidung mit Schafen und eine geringe Holzentnahme für Feuer und Hüttenbau (mündl. Mitteilung Hr. Krauss, stellvertr. Forstamtsleiter Garmisch-Partenkirchen, 13.08.03). Die Beweidung durch Schafe findet in den Monaten Juli-September bis heute statt, was jedoch im Hinblick auf Hangstabilität und Massenbewegungen absolut unerheblich ist.

Im Lahnenwiesgraben hingegen war und ist der anthropogene Einfluss weitaus größer. Eine Intensivierung der Holzentnahme ist ab Mitte des 19. Jahrhunderts festzustellen. Heute sind zahlreiche bereits wieder verwachsene und zerstörte Ochsenwege (z.B. Herrentischgraben) Zeugen aus dieser Zeit. Einen guten Hinweis auf die räumliche Verteilung der Waldnutzung gibt die Forstbetriebskarte 1 : 10 000 des Forstamtes Garmisch-Partenkirchen von 1991 (ohne Abbildung). Da der Lahnenwiesgraben bis auf kleine Flächen im Bereich der Reschbergwiesen komplett Staatswald ist, weist die Karte fast flächendeckend Bestandsalter aus. Diese sind in drei Kategorien aufgeteilt. In Altdurchforstungen des Lahnenwiesgrabens kam es vor etwa 60-120 Jahren zum Kahlschlag und Wiederaufforstungen. In Jungdurchforstungen fanden Eingriffe bis vor etwa 25 Jahren statt. In Bereichen der Jungbestandspflege kommt es noch heute zu gezielten waldbaulichen Maßnahmen. Diese intensiven Eingriffe beschränken sich jedoch weitestgehend auf den unteren Lahnenwiesgraben. Im oberen Teil, in dem auch die Untersuchungsgebiete liegen (Ausnahme Gries), fand weitverbreitet nur Plenternutzung des Gebirgswaldes statt. Somit konnten die dendrogeomorphologischen Untersuchungen in einem heterogenen Bergmischwald, welcher auch in historischer Zeit nur geringen menschlichen Eingriffen unterlag, durchgeführt werden.

Im oberen Talverlauf spielte die Holzwirtschaft immer eine untergeordnete Rolle und diente in erster Linie dem Gewinn von Grasflächen und Bauholz z.B. für Hütten, Zäune oder

Wildbachverbauungen. Diese werden spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts gezielt im oberen Lahnenwiesgraben eingesetzt. Ab 1962 werden im oberen Flusslauf Betonsperren eingebaut, was die Errichtung einer geschotterten Forststraße erforderlich machte (schriftl.

Mittl. Forstrevierleiter Striegel vom 04.05.98).

Zwei Aspekte führten allerdings zu einer nicht ganz natürlichen Waldentwicklung:

• Waldweide: bewirkt Bodenverdichtung, Erosionsschäden und Vegetations-degradation.

• Verbiss durch Wildtiere: wirkt sich negativ auf Laubbaumverbreitung aus.

Diese beiden Punkte betreffen besonders die Waldungen im oberen Lahnenwiesgraben. Bis 1881 war die Waldweide durch Rinder und Schafe über Jahrhunderte im gesamten Lahnenwiesgraben verbreitet. Seit 1881 ist die Waldweide im Reservatswald, was einem Bereich unterhab der Linie Pflegerseebrücke/Brünstelskopf, also dem unteren Lahnenwiesgraben, entspricht, verboten. Ausgehend von den Enning- und Steppbergalmen findet aber bis heute eine Beweidung des oberen Lahnenwiesgrabens statt (Rinder, Schafe, Pferde). Betroffen sind dadurch besonders die vernässten und zur Bewegung neigenden Bereiche zwischen Enningalmen (1550 m NN) und Mündung des Steppberggrabens (1100 m NN), da hier überwiegend schwere Huftiere weiden, die bis zu 50 cm tiefe Trittschäden hinterlassen. Aufgrund der historisch bedingten Weiderechte im Lahnenwiesgraben bleiben die Berghänge auch durch die Ausweisung als Naturschutz- oder Schutzwaldgebiet nicht von der Beweidung verschont.

Der Verbiss junger Laubbaumtriebe, insbesondere Buche und Bergahorn, bewirkte einen Rückgang des natürlichen Laubbaumanteils im Bergmischwald. Durch intensivere Bejagung kommt es jedoch seit ca. 20 Jahren wieder zu einer Zunahme der Laubhölzer (Mündl.

Mitteilung Hr. Krauss, 13.08.03).

In der heutigen Zeit gewinnt auch die Freizeitnutzung der Gebirgslandschaft immer mehr an Bedeutung. Insbesondere Wanderer und Mountainbiker führen durch ihre Hinterlassen-schaften (z.B. Müll, Erosionsschäden, Lärm) zur Störung des ökologischen Wirkungsgefüges von Flora und Fauna. Da die Region Garmisch-Partenkirchen stark vom Fremdenverkehr geprägt ist, sind Gemeinden, der Landkreis und das zuständige Forstamt bemüht, die Nutzung in geregelten Bahnen zu halten, ohne dass sich Einschränkungen schädlich auf die Tourismusbranche auswirken.

Die Quellen zu diesem Kapitel: Hr. Krauss (stellv. Forstamtsleiter), Hr. Striegel (Forstrevierleiter), Frau Lang (Universität München), Forsteinrichtungsplan (1979, 1991), Forstbetriebskarte (1991).

6. Quantitative und qualitative Analyse der