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5. DISKUSSION

5.1 Versuch 1: Orientierende Untersuchungen auf der Basis

5.2.5 Folgerungen zu Versuch 2

5.3.4.4 Bo 116

Für den gegen PMN gerichteten Antikörper Bo116 liegt bisher noch keine abschließende Charakterisierung seines Antigens vor (RÖNSCH 1992). Die Expression dieses Antigens auf PMN ist an deren Funktionszustand gekoppelt (SCHUBERTH 2001). Für aus Milch isolierte PMN sind keine Vergleichsdaten vorhanden.

Gemessen an der Referenzgruppe A (5 %, Xm = 119) zeigten die PMN aus Milch infizierter Viertel eine signifikant (p < 0,05, z.T. p < 0,001) höhere Expressionsrate (20 – 24 %) und geringere –dichte (Xm = 33 – 69). Ein entsprechender Trend war auch bei den gesunden Vierteln euterkranker Kühe zu beobachten. Es ist hervorzuheben, daß – analog zu dem mikroskopisch ermittelten Anteil der PMN – auch der Unterschied zwischen den vorgenannten gesunden Vierteln und den als krank definierten Vierteln signifikant war (B1: p < 0,05, C1: p < 0,001). Die Korrelation von SCC VAG mit der Expressionsrate war genauso eng wie für NAGase VAG und % PMN.

Der Antikörper Bo116 kann daher als geeigneter Indikator der Eutergesundheit eingestuft werden.

Diskussion

5.3.4.5 MHC II

Anders als in Versuch 1 stimmte in Versuch 3 der als Referenz eingesetzte Anteil MHC II+ Zellen aus Gruppe A (7 %) mit der Literaturangabe (6 %) überein (RIOLLET et al. 2001). Die in dieser Veröffentlichung beschriebene und in Versuch 1 bestätigte Veränderung sowohl der Expressionsrate als auch der Expressionsdichte konnte in Versuch 3 jedoch nicht bestätigt werden. Da zur Expression von MHC II auf Milchleukozyten außer der erwähnten Veröffentlichung keine anderen Daten gefunden wurden, sind für die Aufklärung der Widersprüche weitere Untersuchungen angezeigt.

5.3.4.6 CD14 (LPS-Rezeptor)

Auch unter Berücksichtung der Tatsache, daß bei der Auswertung der MIF nicht zwischen PMN und Makrophagen unterschieden, sondern alle Phagozyten gemeinsam betrachtet wurden (siehe 3.5.3.3.2), war der höchste nachgewiesene Anteil CD14-tragender Zellen (25 % in B1) niedriger als die in der Literatur gefundene Angabe: 68 % der PMN, 35 % der großen MNC (siehe 2.3.3.1, Tab. 4).

Analog zu PAAPE et al. (1996) sank der Anteil CD14+ Zellen bei hochgradiger Mastitis (C3) signifikant. Bei Betrachtung der Bindungsraten in den einzelnen Gruppen waren im Vergleich zum Anteil der Makrophagen nur schwache Parallelitäten zu beobachten. Dies könnte daran liegen, daß CD14 auch von bovinen PMN exprimiert wird, wodurch seine Eignung als Marker für Makrophagen in Milch in Frage zu stellen ist.

Um die PMN von dieser Betrachtung auszuschließen, wurde auch der Anteil CD14+MHC II+ Zellen erhoben. Er war mit 0,7 – 3 % sehr niedrig, es ließen sich jedoch deutlichere Parallelen zum Anteil der Makrophagen feststellen. In der Korrelation mit SCC VAG zeigte sich kein Unterschied zur Einzelbetrachtung von CD14, und sie war schwächer als diejenige der Makrophagen.

Diskussion

Weder CD14 allein noch die Doppelmarkierung mit MCH II scheint daher geeignet zu sein, bei der durchflußzytometrischen Zelldifferenzierung die Makrophagen zu erfassen. Dabei sollte bedacht werden, daß der eingesetzte Antikörper gegen humanes CD14 gerichtet ist und aufgrund seiner Kreuzreaktion mit bovinen Zellen hier eingesetzt wurde. Es ist denkbar, daß mit einem direkt gegen das bovine CD14 erzeugten mAk eine bessere Markierung der Makrophagen erzielt werden kann.

Auch ÖSTENSONN (1993) konnten mit ihrer durchflußzytometrischen Methode der Zelldifferenzierung, die auf rein morphologischen Kriterien beruht, die Makrophagen nicht positiv identifizieren, sondern mußten ihren Anteil rechnerisch ermitteln.

Auch wenn zum Zeitpunkt der Versuche keine optimale Auswahl an Antikörpern für die durchflußzytometrische Differenzierung von Milchzellen zur Verfügung stand, so lassen einige Befunde erkennen, daß diese Methode in Bezug auf die Eutergesundheit ähnlich genaue Aussagen erlaubt wie die mikroskopische Zelldifferenzierung. Angesichts der schnell voranschreitenden Entwicklung neuer monoklonaler Antikörper gegen bovine Zellen ist zu hoffen, daß einige von ihnen für den Einsatz in der Milchzelldiagnostik besser geeignet sind. Bis die Durchflußzytometrie zur Routinediagnostik eingesetzt werden kann, müssen jedoch für definierte Antikörper Referenzen unter der Berücksichtigung von Laktationsstadium und –nummer sowie evtl. der Erreger erarbeitet werden. Das eigene Datenmaterial war für diesen Zweck nicht umfangreich genug.

5.3.5 Durchflußzytometrische Parameter der Blutzellsuspension

5.3.5.1 Zellvitalität

Je nach Gruppe konnten in den eigenen Untersuchungen 95 – 98 % vitale Zellen aus dem Blut isoliert werden. Ähnliche Angaben sind in der Literatur für eutergesunde (DOSOGNE 1998) und an Mastitis erkrankten Kühe zu finden (HOEBEN 1999). In den eigenen Untersuchungen deutete sich an, daß – ähnlich wie bei Milchzellen – die durchschnittliche Zellvitalität der Blutleukozyten bei euterkranken Kühen erhöht

Diskussion

ist. Wie bereits unter 5.1.3.1 erwähnt, hat die direkte Untersuchung verschiedener Zellfunktionen von direkt aus Milch isolierten Zellen eine stärkere Aussagekraft.

5.3.5.2 CD4 und CD8

Der Anteil der im Blut nachgewiesenen CD4+ Zellen (16 – 22 %) bewegte sich am unteren Rand der diesbezüglich sehr unterschiedlichen Literaturangaben (siehe Tab.

3), und auch der Anteil der CD8+ Zellen (15 – 21 %) entsprach den Veröffentlichungen. Andererseits war das Verhältnis CD4/CD8 im Gegensatz zu den Veröffentlichungen auf die Seite der CD8+ Lymphozyten verschoben (siehe 2.3.4.2).

Die Schwankungsbreite des Anteils der T-Helferzellen könnte am Polymorphismus der bovinen CD4 liegen sowie an der unterschiedlichen Herkunft der in den Studien eingesetzten Antikörper, für die in Vergleichsstudien unterschiedliche Bindungsverhalten nachgewiesen wurden (BENSAID u. HADAM 1991, MORRISON et al. 1991). Am Beispiel der Milchlymphozyten konnten im Rahmen der eigenen Untersuchungen exemplarisch für zwei gegen CD4 gerichtete Antikörper ebenfalls unterschiedliche Bindungsverhalten nachgewiesen werden (siehe 5.2.2.2).

Der Anteil der T-Helferzellen schien nicht von der Eutergesundheit abhängig zu sein, aber die Expressionsdichte von CD4 im Blut war während einer Mastitis signifikant (p < 0,05) erniedrigt. Für den Anteil der CD8+ Zellen im Blut deutete sich während einer Mastitis eine Vergrößerung, für die Expressionsdichte dagegen eine Verringerung an. Diese Beobachtungen stehen zum Teil im Widerspruch zu bisherigen Untersuchungen, nach denen zumindest die T-Helferzellen im Blut von einer Euterinfektion nicht beeinflußt werden. Für Veränderungen der CD8+ Zellen im Blut wurde dagegen ein Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand nachgewiesen (siehe 2.3.5.2).

Diskussion

5.3.5.3 TCR1

Der im Blut nachgewiesene Anteil der γδ-T-Zellen bestätigte die in der Literatur gefundenen Angaben. Dagegen wich die Beobachtung, daß die Expressionsdichte dieser Struktur bei hochgradiger Mastitis signifikant verringert war, von der Literatur ab (siehe 2.3.4.2). Die eigenen Ergebnisse ließen sich jedoch nur bedingt mit der Literatur vergleichen, weil die Untersuchungen, die diese Zellart im Blut unter Berücksichtigung des Gesundheitszustands untersuchten, einen Antikörper gegen WC1 eingesetzt haben, in den eigenen Untersuchungen aber ein direkt gegen den TCR1 gerichteter mAk verwendet wurde (siehe auch 5.1.3.3).

Etwa die Hälfte der γδ-T-Zellen in Gruppe A war CD8+; dieses Verhältnis bestätigte die von ASAI et al. (2000) gemachten Angaben. Im Blut hochgradig an Mastitis erkrankter Kühe konnte diese Zellpopulation nicht nachgewiesen werden.

5.3.5.4 Bo 116

Analog zur Milch nahm der Anteil Bo116+ Zellen im Blut an Mastitis erkrankter Kühe zu, die Expressionsdichte auf der einzelnen Zelle dagegen ab (siehe 4.2.4. und 5.3.4.4). Dies bestätigte die Beobachtung von SCHUBERTH (2001), daß die Expression dieses Antigens vom Funktionszustand der PMN abhängt. Um diesen Zusammenhang zu präzisieren, wären Untersuchungen zur Zellfunktionalität – z.B.

Phagozytose, Apoptose oder Sauerstoffradikalbildung – unter Berücksichtigung der Bo116 Expression hilfreich.

Der Anteil der markierten PMN (25 – 37 %) lag deutlich unter der von RÖNSCH (1992) gemachten Angabe von 75 – 92 %. In den eigenen Untersuchungen wurde der identische – inzwischen also ca. zehn Jahre alte – Antikörper eingesetzt. Es ist denkbar, daß durch die lange Lagerung viele Antikörpermoleküle zerfallen sind oder sich zumindest so stark verändert haben, daß sich ihre Spezifität verändert hat oder aber der Sekundärantikörper nicht mehr bindet. Beides würde zu einer Verringerung

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des Anteils Bo116+ Zellen führen. Innerhalb dieses Versuches kann aber wiederum von einer Vergleichbarkeit der Ergebnisse ausgegangen werden.

5.3.5.5 MHC II

Bei den eutergesunden Kühen wurde auf ca. 40 % der Zellen MHC II nachgewiesen, bei den hochgradig mastitiskranken Tieren stieg der Anteil auf ca. 50 %, während die Expressionsdichte einen leichten Abwärtstrend zeigte. In Bezug auf die Expressionsrate konnten die Literaturangaben bestätigt werden. Zur Expressionsdichte wurden keine veröffentlichten Daten gefunden. Die Erhöhung des Anteils MHC II tragender Zellen kann als Zeichen einer Aktivierung des Immunsystems gedeutet werden.

5.3.5.6 CD14 (LPS-Rezeptor)

Es konnten ca. 4 % CD14+ Zellen im Blut nachgewiesen werden. Weder die Expressionsrate noch die –dichte veränderten sich in Abhängigkeit von der Eutergesundheit. Das entspricht in etwa den von PAAPE et al. (1996) veröffentlichten Resultaten für PMN (siehe Tab. 4), auch wenn die Daten nur bedingt miteinander verglichen werden können. In der Veröffentlichung wurden PMN und große MNC getrennt ausgewertet, während in der eigenen Untersuchung diese Zellarten gemeinsam betrachtet wurden. Im untersuchten Blut betrug der Anteil der Monozyten allerdings nur ca. 2 %, so daß die Bindungsrate und –dichte hauptsächlich auf die PMN zurückzuführen sind.

Der Anteil der CD14+MHC II+ Zellen, der bei gesunden Tieren gleich groß wie derjenige der CD14+ war, war bei hochgradig euterkranken Kühen – analog zum mikroskopisch ermittelten Anteil der Monozyten – signifikant (p < 0,05) erniedrigt.

Anders als bei den aus Milch isolierten Zellen schien in einer Blutzellsuspension die

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Kombination dieser beiden Antikörper durchaus dafür geeignet zu sein, Monozyten durchflußzytometrisch zu erfassen.

Wie schon unter 4.3.4.6 erwähnt, kann die heute verfügbare Auswahl an Antikörpern nicht als optimal für die Differenzierung boviner Zellen angesehen werden. Dennoch wurde erkennbar, daß eine Euterentzündung Auswirkungen auf das Blutzelldifferentialbild hat. Das Basiswissen über die mastitisbedingten Veränderungen der untersuchten Oberflächenstrukturen der Blutleukozyten ist jedoch noch sehr lückenhaft, so daß keine Einschätzung des diagnostischen Wertes dieser Befunde möglich ist. Die geringe Datenmenge, die bei diesem Versuch erhoben wurde, läßt nur die Beschreibung von Tendenzen zu.

5.3.6 Folgerungen aus Versuch 3

Die zu Versuch 1 getroffene Feststellung, daß sich sowohl mikroskopisch als auch durchflußzytometrisch Aussagen über das Zelldifferentialbild der Milch unter Berücksichtigung der Eutergesundheit treffen lassen, wurde durch Versuch 3 bestätigt (siehe Tab. 41). Durch die in Versuch 2 ermittelten Modifikationen konnte im mikroskopischen Bereich eine Übereinstimmung mit den in der Literatur veröffentlichten Ergebnissen erreicht werden.

Die in Tab. 41 dargestellten Werte der prozentualen Bindungsraten zeigen auch, daß die Ergebnisse der durchflußzytometrischen, auf die Markierung mit monoklonalen Antikörpern gestützten Zelldifferenzierung nicht mit den mikroskopisch ermittelten Ergebnissen vergleichbar sind. Unter der Voraussetzung, daß geeignete Antikörper gefunden und eingesetzt werden, ermöglicht die Durchflußzytometrie jedoch eine eigenständige Zelldifferenzierung, die über eine diagnostische Aussage hinaus vielleicht auch Hinweise für die Therapie enthält. Außerdem wäre der Einfluß verschiedener Erreger auf das Zelldifferentialbild zu analysieren, was jedoch mit dem vorhandenen Datensatz nicht möglich war.

Diskussion

Das Bindungsverhalten fast aller Antikörper (besonders Bo116 und CD4) an Zellen der ZSM wurde vom Eutergesundheitsstatus beeinflußt. Um diese Veränderungen jedoch hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Infektionsabwehr einschätzen zu können und ihre Eignung als diagnostisches Kriterium der Eutergesundheit zu beurteilen, muß das Immunsystem der bovinen Milchdrüse noch eingehender erforscht werden.

Tab. 41 Vergleichende Gegenüberstellung von Milchparametern in

„gesunden“ (Referenz A, n = 50) und an Mastitis erkrankten Vierteln (n = 68) unter der Berücksichtigung der Analytik auf der Basis einer Signifikanz von mind. p < 0,05

Analytik Parameter (Zellart) Referenz Mastitis Mastitisbedingte Änderung

% PMN 34 80 ▲

% LYM 25 7 ▼

Mikroskop

% MAK 39 13 ▼

% Bo116 (PMN) 5 20 – 24 ▲

Xm Bo116 (PMN) 119 69 – 33 ▼

% CD4 (LYM) 20 33 – 38 ▲

Log Xm CD4 (LYM) 2,1 1,9 – 2 ▼

% CD8 (LYM) 45 35 – 43 ▼

Xm CD8 (LYM) 641 887 –

1023 ▲

Log Xm γδ (LYM) 2 2,1 – 2,3 ▲

% CD14 (MAK) 19 12 – 17 ▼

MIF

% VIT 73 78 – 84 ▲

Mastitisviertel: B2 (n = 15), C2 (n = 20), C3 (n = 33)

Diskussion

Die Folgerung aus Versuch 1, daß die Euterviertel einer Milchdrüse sich funktionell gegenseitig beeinflussen, wurde in Versuch 3 bestätigt. Damit wurden auch die für andere Parameter bereits festgestellte funktionelle Abhängigkeit der Euterviertel einer Milchdrüse (siehe 2.5) bestätigt und die Ergebnisse von WEVER u.

EMANUELSON (1989), das Zelldifferentialbild sei durch erkrankte Nachbarviertel unbeeinflußt, widerlegt. Diese Beeinflussung ist auch eine mögliche Erklärung für die von EMANUELSON u. WEVER (1989) beschriebene Feststellung, daß das Zelldifferentialbild weniger geeignet sei als der Zellgehalt, um zwischen infizierten und nicht infizierten Milchdrüsen zu unterscheiden.

Wie die eigenen Ergebnisse zeigen, erweist sich vielmehr in diesem Punkt das Zelldifferentialbild im Vergleich zum Zellgehalt als der sensiblere diagnostische Parameter. Ebenso wird der Unterschied zwischen klinischer und subklinischer Mastitis bei Schafen durch das mikroskopische Zelldifferentialbild – vor allem den Anteil der PMN – besser widergespiegelt als durch den Zellgehalt der Milch (MORGANTE et al. 1996). Im Rahmen experimenteller Infektionen mit S. aureus zeigen die Expressionsrate und –dichte von CD4, die durchflußzytometrisch gemessen werden, in Milch infizierter Euterviertel im Gegensatz zum Zellgehalt und zum bakteriologischen Nachweis in allen Fällen Veränderungen (RIVAS et al. 2000).

Damit die Zelldifferenzierung auch in der Routinediagnostik genutzt werden kann, muß sie automatisierbar sein. Mit Hilfe der Durchflußzytometrie kann außerdem eine deutlich weitergehende Kategorisierung der Eutergesundheit im Vergleich zur derzeitigen Evaluierung des Gehaltes an somatischen Zellen erwartet werden.

Auch die Ergebnisse der Blutuntersuchung legen nahe, daß eine Mastitis nicht als ausschließlich lokales Geschehen angesehen werden kann. Sie können vielmehr als Hinweis gelten, daß die Kommunikation zwischen den Drüsenkomplexen eines Euters auf dem Blutweg stattfindet. Aber auch hier ist unabdingbar, daß die Regulation der Immunabwehr im Euter zunächst noch eingehender erforscht wird. Es ist sogar vorstellbar, daß mit der Durchflußzytometrie eine Beurteilung der Eutergesundheit anhand einer Blutprobe möglich wird. Bei der Suche nach einem geeigneten Parameter muß zusätzlich zu Laktationsstadium, -nummer und

Diskussion

Erregerart der Einfluß anderer Erkrankungen des Tieres ausführlich untersucht werden.

Über die Bedeutung der Abhängigkeit der Euterviertel einer Milchdrüse voneinander liegen nur wenige wissenschaftlichen Erkenntnisse vor (HAMANN et al. 2002). Es wäre jedoch möglich, daß durch die Reaktion des Immunsystems in den nicht erkrankten Milchdrüsenkomplexen deren Funktionsfähigkeit sichergestellt werden soll. Biologisch betrachtet wäre dadurch, wie auch durch die beschriebene Kompensation der Milchleistung (HAMANN u. REICHMUTH 1990), die Ernährung des Nachwuchses weitgehend gewährleistet.

Die Datenerhebung war, wie aus Kapitel 3 hervorgeht, von der Probenahme bis zur Datenanalyse arbeits- und zeitintensiv. Daher war es nicht möglich, eine größere Probenzahl zu untersuchen, die zusätzliche Aussagen hinsichtlich Laktations- und Erregereinfluß auf das Zelldifferentialbild erlaubt hätte.

Zusammenfassung

6. ZUSAMMENFASSUNG

Anke Schröder

Untersuchung zum Zelldifferentialbild in Milch und Blut unter Berücksichtigung des Gesundheitsstatus der bovinen Milchdrüse

Das Differentialbild der Milchzellen ist ein seit langem bekanntes Kriterium für die Diagnose von Mastitiden. Die wechselvolle Geschichte der Zuordnung der großen mononukleären Zellen zu den Epithelzellen oder den Makrophagen belegt die praktische Erfahrung vieler Untersucher, daß aufgrund der im Vergleich zum Blut geringen Qualität der Ausstriche eine objektive mikroskopische Zelldifferenzierung erschwert ist.

In dieser Arbeit wurden die Aussagefähigkeit des Zelldifferentialbildes in Milch und Blut unter Berücksichtigung von Eutergesundheit und labortechnischen Fragestellungen überprüft. Zu diesem Zweck wurde das Zelldifferentialbild nicht nur mikroskopisch, sondern auch durchflußzytometrisch mit Hilfe monoklonaler Antikörper ermittelt.

Wie die dargestellten Daten belegen, ist das Zelldifferentialbild – unabhängig davon, ob es mikroskopisch oder durchflußzytometrisch erstellt wurde – den selektierten Kriterien der Eutergesundheit (Zellgehalt, NAGase, elektrische Leitfähigkeit) in der Mastitisdiagnostik überlegen. Dies zeigte sich bei der differenzierten Betrachtung des Zelldifferentialbildes unter Berücksichtigung der Eutergesundheit darin, dass signifikante (p < 0,05) Unterschiede zwischen der physiologischen Referenz und den nach selektierten Kriterien als gesund definierten Vierteln euterkranker Kühe bestanden. Das bedeutet wiederum, dass die zu einer Milchdrüse gehörenden Euterviertel sich gegenseitig funktionell beeinflussen und nicht unabhängig voneinander reagieren.

Zusammenfassung

Als physiologische Referenz wurde ein mikroskopisches Zelldifferentialbild von 34 % PMN, 25 % Lymphozyten und 39 % Makrophagen ermittelt. Bei hochgradiger Mastitis wurden dagegen 80 % PMN, 7 % Lymphozyten und 13 % Makrophagen nachgewiesen. Bo116, ein Antikörper gegen eine nicht näher charakterisierte Oberflächenstruktur der PMN, zeigt eine mastitisbedingte signifikante (p < 0,05) Erhöhung der Expressionsrate von 5 % auf 24 % und eine parallele Verringerung der Expressionsdichte. Ebenso konnten signifikante (p < 0,05) Einflüsse der Eutergesundheit auf die Zellvitalität sowie auf die Expressionsrate und –dichte von CD4, CD8, TCR1 für Lymphozyten und CD14 für Makrophagen beobachtet werden.

Vor allem die durchflußzytometrisch, aber auch die mikroskopisch beobachteten Veränderungen ergaben sich tendenziell auch für die Blutleukozyten.

Wie die Untersuchungen zu analytischen Fragestellungen zeigten, sind für die mikroskopische Ermittlung des Zelldifferentialbildes folgende Bedingungen für Probenahme und Präparation einzuhalten:

• Die Proben sollten in Glasgefäßen genommen und transportiert werden, da Kunststoff zu einer Verringerung des Anteils der Phagozyten, vor allem der Makrophagen, führt.

• Nur Ergebnisse desselben Untersuchers sollten miteinander verglichen werden.

• Nur mit identischer Technik hergestellte Ausstriche ermöglichen vergleichbare Ergebnisse.

Die Herstellung von Kieler Sedimentausstrichen beruht auf einer einmaligen Zentrifugation und dem Ausstreichen des zellreichen Sediments mit einer Öse. Im Vergleich zur „Kaffeemühle“ werden mit dieser Technik bei der Zelldifferenzierung signifikant (p < 0,05) mehr Lymphozyten und weniger PMN festgestellt. Im Gegensatz zur Präparation des Kieler Sedimentausstrichs wird bei dem Verfahren

„Kaffeemühle“ das nach der ersten Zentrifugation erhaltene Sediment dreimal gewaschen und dann mit Hilfe der Zentrifugalkraft auf einem Deckgläschen verteilt.

Zusammenfassung

Die Durchflußzytometrie in Kombination mit der Membranimmunfluoreszenz, d.h. der Markierung von Zelloberflächenstrukturen mit Hilfe fluorochrommarkierter spezifischer Antikörper, eröffnet die Möglichkeit einer objektiven und im Vergleich zum Mikroskop weitergehenden Zelldifferenzierung, die über die Zellartbestimmung hinaus den Funktionstyp und –zustand der Zelle beschreiben kann. Die Untersuchungen zur Aussagefähigkeit des derart ermittelten Zelldifferentialbildes lassen unter Berücksichtigung von Eutergesundheit und technischen Voraussetzungen folgende Aussagen zu:

• Das durchflußzytometrisch ermittelte Zelldifferentialbild ist nicht direkt mit dem mikroskopisch ermittelten vergleichbar, solange die eingesetzten Antikörper nicht an alle Entwicklungsstadien ausschließlich einer Zellart binden.

• Die Durchflußzytometrie ermöglicht eine eigenständige Differenzierung der Milchzellen, die über die rein morphologische Betrachtung hinaus auch Veränderungen der Zelloberfläche sowie der Zellvitalität mit einschließt.

• Die Auswahl der monoklonalen Antikörper ist von großer Bedeutung, d.h. nicht alle im bovinen System zur Verfügung stehenden Antikörper sind für die Markierung von Milchzellen geeignet. Für die Lymphozyten liegt dies zum einen an der unterschiedlichen Gewebeverteilung der Subpopulationen. So tragen zwar im Blut fast alle γδ-T-Lymphozyten WC1 auf ihrer Oberfläche, in der Milch dagegen nur ein sehr kleiner Teil. Zum anderen konnte für CD4 dargelegt werden, dass Antikörper mit der gleichen Spezifität, aber verschiedener Herkunft, an einen signifikant unterschiedlich großen Anteil der Milchlymphozyten binden.

Summary

7. SUMMARY

Anke Schröder

Cell Differentiation in Milk and Blood with Consideration of the Health Status of the Bovine Mammary Gland

As to the diagnosis of mastitis the differential cell count is a well known criterion. The classification of the big mononuclear cells as either epithelial cells or macrophages has a long and varied history, just as in the practical experience of many researchers an objective microscopical cell differentiation proves to be complicated by the low quality of milk smears in comparison to blood ones.

This study was focused on the relevance of cell differentiation in milk and blood with consideration of udder health and technical questions concerning laboratory work.

For this purpose, the cell differentiation was done not only microscopically, but also by flow cytometry using monoclonal antibodies.

As the presented data confirm, the differential cell count – regardless of microscopic or flow cytometric origin – is superior to selected criteria of udder health (somatic cell count, NAGase, electrical conductivity) in the diagnosis of mastitis. This became evident in the further analysis of the differential cell count with consideration of the udder health, which revealed significant (p < 0,05) differences between the physiological reference and those udder quarters of mastitic cows which were defined as healthy according to selected criteria of udder health. On the other hand, this proves that mammary quarters of one bovine udder influence each other functionally and do not react independently.

By microscope a differential cell count of 34 % PMN, 25 % lymphocytes and 39 % macrophages were determinded as physiological reference. In case of severe mastitis, 80 % PMN, 7 % lymphocytes and 13 % macrophages were found. Bo116,

Summary

an antibody which binds to a not yet characterized structure on the surface of PMN, shows – due to mastitis – a significant (p < 0,05) rise in the proportion of positive

an antibody which binds to a not yet characterized structure on the surface of PMN, shows – due to mastitis – a significant (p < 0,05) rise in the proportion of positive