• Keine Ergebnisse gefunden

Bewertung der Ergebnisse der Zytologie und der Proteinzusammensetzung

Mitberücksichtigung der Therapiestudienergebnisse

Ziel der vorliegenden Arbeit war es anhand einer Vielzahl von zu bestimmenden Parametern aus Liquor kleiner Wiederkäuer die Listeriosediagnostik, bzw. den Ausschluss einer Listerienenzephalitis gegenüber deren zahlreichen Differentialdiagnosen zu verbessern, da bisher nur wenige aktuelle Daten zur Liquoruntersuchung bei kleinen Wiederkäuern mit zentralnervösen Erkrankungen mit einer entsprechend großen Probenanzahl publiziert sind.

Anhand der in Kapitel 4.3 dargestellten Ergebnisse lassen sich hinsichtlich der Gesamtleukozytenzahl (GLZ) und der Differentialzytologie im Liquor die verschiedenen, mit neurologischen Symptomen einhergehenden, Erkrankungen beim kleinen Wiederkäuer in den meisten Fällen gut voneinander abgrenzen.

Wie zu erwarten, lag Gruppe 1 (obB) mit 0,34 M/L im Mittel in dem von HIEPE (1960), KÖNEKE (1988) und SCOTT (2010) beschriebenen Referenzbereich für physiologischen Liquor von 1,1 M/L bis 10 M/L.

86

Ebenso decken sich die eigenen Ergebnisse aus Kapitel 4.3.2 hinsichtlich CCN und HES mit den Daten von HIEPE (1960) und KÖNEKE (1988). SCOTT (1992) beschrieb für die CCN allerdings eine geringgradige, mononukleäre Pleozytose, die in den eigenen Untersuchungen nicht bestätigt werden konnte

Wie auch schon durch CONSTABLE et al. (1996) und GANTER et al. (2007) publiziert, konnte für Gruppe 5 (Visna) eine moderate, von Makrophagen dominierte, Pleozytose ermittelt werden Da die von GANTER et al. (2007) erhobenen Daten teilweise mit den eigenen identisch sind, ist das nicht verwunderlich.

Bei den an Kupfermangel erkrankten Klinikpatienten (n=3) konnte eine deutliche Pleozytose mit 21,8 ± 34,4 M/L festgestellt werden. Wie jedoch an der hohen Standardabweichung ersichtlich, variierten die Werte dabei sehr stark von Tier zu Tier mit einem Minimum von 0,00 M/L GLZ bis hin zum Maximum von 212 M/L GLZ.

Für die erhöhten Leukozytenzahlen im Liquor gibt es beim chronischen Kupfermangel keine pathophysiologische Erklärung. Möglicherweise lagen bei einem Teil der Tiere, die durch chronischen Kupfermangel festlagen noch weitere entzündliche Erkrankungen des Gehirns vor.

Hinsichtlich der GLZ bei dem einen Schaf mit Borna’scher Krankheit konnte in den eigenen Untersuchungen keine Pleozytose, jedoch eine deutliche Erhöhung des Gesamtproteingehaltes festgestellt werden. Dies steht im Gegensatz zu den Befunden von HIEPE (1958), der in seinen Untersuchungen eine deutliche Pleozytose und nur eine geringgradige Erhöhung des Gesamtproteingehaltes im Liquor Borna-kranker Schafe verzeichnete. Allerdings ist die Probenanzahl in den eigenen Untersuchungen mit einer Probe nicht repräsentativ.

87

Eine eindeutige Abgrenzung der Listerienenzephalitis (Gruppe 2) und bakteriell bedingten Meningitiden (Gruppe 6) ist auf der Basis der Zytologie des Liquors nicht möglich, da beide Erkrankungen primär entzündlicher Natur sind. Bei beiden Erkrankungen liegt eine Pleozytose mit mehr oder weniger eitrigem Charaktere vor, je nach Dauer der Erkrankung und Ausmaß der Entzündungsreaktionen.

Wie schon in der Therapiestudie konnte auch bei den Klinikpatienten mit Listerienenzephalitis eine starke Pleozytose mit einem von Makrophagen dominierten Zellbild dokumentiert werden. Segmentierte Granulozyten bildeten ca.

ein Viertel der vorkommenden Zellen. Lymphozyten waren nur zu knapp 10 % im Liquorzellbild enthalten. Aber auch kleine Wiederkäuer mit einer nicht-listerienbedingten Meningitis wiesen in den Untersuchungen eine hochgradige Erhöhung der GLZ, mit einem Makrophagen-bestimmten Zellbild auf. Jedoch konnte hier im Durchschnitt eine deutlich größere Menge an Lymphozyten (23,4 ± 14,8 %) gezählt werden, die sich auch statistisch signifikant von Tieren mit Listeriose unterschied. Trotzdem ist hinsichtlich der Differenzierung Listerienenzephalitis/-meningitis eine intensive neurologische Untersuchung von großer Bedeutung, da im Einzelfall eine Abgrenzung der beiden entzündlichen Erkrankungen auf der Basis der Liquorzytologie nicht möglich ist.

Des Weiteren können auch anhand des Proteingehaltes im Liquor der kleinen Wiederkäuer einige Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden. So kommt es bei Cu-Mangel und HES zu keiner pathologischen Erhöhung des GE-Gehaltes über 0,40 g/L, Tiere mit CCN und Visna überschreiten diesen Grenzwert nur geringfügig.

Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen von HIEPE (1960), KÖNEKE (1988) und SCOTT (1992). Für die eigenen Untersuchungen hinsichtlich der Proteingehalte im

88

Liquor konnte zudem jeweils ein hoch signifikanter Unterschied zwischen Tieren mit CCN, HES und Cu-Mangel gegenüber den kleinen Wiederkäuern mit einer Listerienenzephalitis festgestellt werden.

Betrachtet man die Eiweißfraktionen der Liquores von gesunden und kleinen Wiederkäuern mit ZNS-Erkrankungen, konnte den Untersuchungen von SCOTT (1993b) zufolge kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.

Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen jedoch signifikante Unterschiede in der Eiweißzusammensetzung der Liquores von Schafen und Ziegen mit einerseits zentralnervösen Störungen und andererseits gesunden Tieren. Bei Tieren mit ZNS-Störungen ist die Konzentration an Gesamtprotein im Liquor hochgradig erhöht.

Dieser Anstieg basiert vor Allem auf dem starken Anstieg des Proteingehaltes bei Tieren mit entzündlichen Veränderungen des Gehirns und der Meningen und hier insbesondere auf dem hohen Anteil an zentralnervöser Listeriose. Der Anstieg des Gesamtproteingehaltes beruht einerseits auf einer gestörten Blut- und Hirn-Liquor-Schranke, was zu einem Einstrom von Albumin in den Liquorraum führt, aber andererseits im Rahmen der systemischen Entzündungsreaktion in einer Zunahme im Bereich der γ- und α2-Globuline. Denkbar ist vor allem ein starker Anstieg des major Akute-Phase-Proteins Haptoglobin innerhalb der Gruppe der α2-Globuline, welches bei Schafen und Ziegen als Indikator für akute bakterielle Infektionen gilt (SKINNER und ROBERTS 1994, CRAY et al. 2009, CECILIANI et al. 2012). Eine mögliche Begründung dafür wurde bereits in Kapitel 5.2.2.1 diskutiert.

Wie Abbildung 4 verdeutlicht, bestehen auch hinsichtlich anderer Erkrankungen, die mit zentralnervösen Störungen einhergehen, Veränderungen in der Eiweißzusammensetzung der Liquores. Diese Unterschiede zwischen Tieren mit

89

CCN, Visna und HES gegenüber der Listeriosegruppe lassen sich auch durch statistisch signifikante Unterschiede für alle Eiweißfraktionen belegen (absolute Werte). Für Liquor von an Meningitis erkrankten Schafen und Ziegen gilt dies allerdings nicht. Somit ist ein Ausschluss der Meningitis als Differentialdiagnose zur Listerienenzephalitits durch Liquorelektrophorese nicht möglich.

Abbildung 4: Ergebnisse der Liquorelektrophorese der Klinikpatienten, Angabe der Mittelwerte der Eiweißfraktionen in g/L

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2

g/L Liquor

Alb abs α1 abs α2 abs β abs γ abs

90

5.4 Anwendung eines Immunblots zum Nachweis von Antikörpern gegen