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5.4 Zusätzliche Bereitstellung von Sekundärregelleistung

5.4.3 Bestimmung der idealen SRL-Parameter

Durch die zusätzliche Bereitstellung von Sekundärregelleistung mit Ortsnetzspeichern zur Unterstützung regionaler Direktvermarktung und Bereitstellung von Netzdienstleistungen können einerseits zusätzliche Einnahmen generiert werden, andererseits muss aber eine ge-genseitige Beeinflussung der einzelnen Anwendungen auf ein Minimum reduziert werden.

Aus diesem Grund werden im Folgenden die entsprechenden Parameter bei der Erbringung von Sekundärregelleistung hinsichtlich eines optimierten Mehrfachnutzens des Ortsnetzspei-chers ermittelt.

Bestimmung des idealen Regelleistungsprodukts

Generell bietet sich für die Kombination mit Netzdienstleistungen und regionaler Direktver-marktung vor allem der Niedertarif zwischen 20 Uhr und 8 Uhr an, da der Speicher in den Nachtstunden verhältnismäßig wenig genutzt wird. Aufgrund der Versorgung der lokalen Verbraucher in den Abendstunden sollte der Speicher im Zeitfenster des Niedertarifs zudem einen niedrigen Ladezustand aufweisen und somit vor allem zur Bereitstellung von negativer Sekundärregelleistung verfügbar sein (vgl. Abbildung 5.40).

5.4 Zusätzliche Bereitstellung von Sekundärregelleistung

147 Abbildung 5.40: Beispielhafter Verlauf des durchschnittlichen Ladezustandes eines

Ortsnetz-speichers in einem Dorfnetz mit 40 % PV-Durchdringung

Zur Bestimmung der hierfür verfügbaren Speicherkapazität wird der jeweils durchschnittliche maximale Ladezustand des Ortsnetzspeichers zu den Zeitpunkten 8 Uhr und 20 Uhr über ein komplettes Jahr ermittelt, welcher in Abbildung 5.41 und Abbildung 5.42 für beide Netzkate-gorien dargestellt ist.

Abbildung 5.41: Durchschnittl. max. Ladezustand zu den Zeitpunkten 8 und 20 Uhr bei reg.

Direktverm. und Bereitstellung von Netzdienstl. in Dorfnetzen

Abbildung 5.42: Durchschnittl. max. Ladezustand zu den Zeitpunkten 8 und 20 Uhr bei reg.

Direktverm. und Bereitstellung von Netzdienstl. in Landnetzen

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Für die Bereitstellung von negativer Sekundärregelleistung im Niedertarif stehen demnach je nach PV-Durchdringung in Dorfnetzen 20 – 80 % und in Landnetzen 30 – 60 % des gesamten Energieinhalts des Ortsnetzspeichers zur Verfügung.

Bestimmung der idealen Angebotsparameter

Zunächst wird die optimale Kombination aus c-Rate, Leistungspreis und Arbeitspreis ermit-telt, bei welcher unter Berücksichtigung einer Erbringungszuverlässigkeit von 100 % mit ne-gativer Sekundärregelleistung im Niedertarif die maximalen Einnahmen erzielt werden kön-nen. Als Datengrundlage hierfür dienen der SRL-Bedarf sowie die SRL-Ausschreibungsergebnisse des Jahres 2015, welche durch den Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz bzw. die Ausschreibungsplattform www.regelleistung.net bereitgestellt werden. An-hand der Ausschreibungsdaten kann für jede Woche des Jahres der maximale Leistungspreis ermittelt werden, bei dessen Angebot noch Zuschlag erfolgt wäre. Zudem kann mit Hilfe der Ausschreibungsergebnisse bezüglich der Arbeitspreise in Kombination mit dem tatsächlichen deutschlandweiten SRL-Bedarf der arbeitspreisabhängige Leistungsabruf einer einzelnen be-zuschlagten technischen Einheit simuliert werden.

Zur Bestimmung der optimalen Parameterkombination erfolgt die Simulation verschiedener Kombinationen aus c-Rate, Leistungspreis und Arbeitspreis, wobei für jede Kombination der entsprechende Gewinn aus Leistungsvorhaltung und -bereitstellung sowie die Zuverlässigkeit der Erbringung ermittelt wird. Die Anzahl der simulierten Kombinationen zeigt Tabelle 5.9.

Tabelle 5.9: Simulierte Kombinationen zur Ermittlung der idealen SRL-Angebotsparameter

Parameter Wertebereich Inkrement

c-Rate 0,75 – 2,00 0,05

Leistungspreis 100 – 400 €/MW 50 €/MW Arbeitspreis 300 – 6000 €/MWh 100 €/MWh

Die Simulationsergebnisse zeigen, dass generell auch bei der Bereitstellung sehr hoher SRL-Leistungen eine Erbringungszuverlässigkeit von 100 % erreicht werden kann, sofern der Ar-beitspreis ausreichend hoch gewählt wird. Somit ergibt sich ein nahezu linearer Zusammen-hang zwischen der Angebotenen SRL-Leistung als c-Rate des Speichers und den erzielbaren spezifischen Einnahmen für jedes Jahr (siehe Abbildung 5.43). Da die maximale c-Rate bei der Erbringung von SRL aufgrund der Präqualifikationsanforderungen gemäß (6.5) allerdings auf einen Wert von 2,0 begrenzt ist, wird dieser Wert im Folgenden als ideale Höhe der zu präqualifizierenden Sekundärregelleistung für Ortsnetzspeicher angenommen.

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149 Abbildung 5.43: Spezif. jährl. Einnahmen je kWh Speicherkap. bei der Erbringung neg. SRL

als c-Rate des Speichers im NT

Wird bei Angebotsabgabe ein zu geringer Leistungspreis gewählt, erfolgen im Laufe des Jah-res sehr viele Zuschläge im Rahmen der Ausschreibung, allerdings wird die vorgehaltene Leistung nur sehr gering vergütet. Bei Wahl eines zu hohen Leistungspreises erfolgt bei Zu-schlag eine sehr hohe Vergütung, allerdings erfolgt dieser aufgrund des Merit-Order Verfah-rens nur äußerst selten. Der ideale Wert lag im Jahr 2016 bei etwa 200 €/MW (siehe Abbil-dung 5.44).

Abbildung 5.44: Spezif. jährl. Einnahmen je kWh Speicherkap. bei der Erbringung neg. SRL mit c-Rate 2,0 im NT in Abhängigkeit des LP

Um unter den genannten Bedingungen eine Erbringungszuverlässigkeit von 100 % sicherzu-stellen, muss gemäß den Simulationsergebnissen ein Arbeitspreis von mindestens 1600 €/kWh angeboten werden. Bei höheren Arbeitspreisen erfolgt gemäß des Merit-Order Verfahrens eine Reduktion der Abrufhäufigkeit, welche allerdings im Vergleich zur höheren Vergütung nur einen untergeordneten Einfluss auf die erzielbaren Einnahmen besitzt. Der maximal anbietbare Arbeitspreis liegt nach eigenen Recherchen bei einer inoffiziellen An-standsgrenze von 6000 €/MWh, welcher durch die Ausschreibungsergebnisse der Handels-plattform www.regelleistung.net bestätigt wird. Bei Angebot dieses Grenzpreises sinken die erzielbaren Einnahmen deutlich, da in der Regel alle konkurrierenden Anbieter geringere

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Preise anbieten und die eigene Regelleistung somit nur in Extremfällen abgerufen wird (siehe Abbildung 5.45).

Abbildung 5.45: Spezif. jährl. Einnahmen je kWh Speicherkap. bei der Erbringung neg. SRL mit c-Rate 2,0 im NT bei einem LP von 200 €/MW in Abhängigkeit des AP Die idealen Angebotsparameter bei der Bereitstellung von negativer Sekundärregelleistung im Niedertarif mit Speichern sind somit eine Leistung in Höhe von 2c in Verbindung mit einem Leistungspreis von 200 €/MW und einem Arbeitspreis zwischen 5500 und 5900 €/MWh. Je für die Bereitstellung von SRL nutzbarer kWh Speicherkapazität können damit jährliche Ein-nahmen von knapp 45 € erzielt werden, wovon in etwa 30 % beim Betreiber des Regelleis-tungspools verbleiben.