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Berufspolitische Weichenstellungen“

von W. Groeger, Heft 4/2003

Groegers Weichenstellung in eine evi-denzbasierte störungsspezifische Psy-chotherapie bedeutet eine unnö-tige und letztlich für den Berufsstand der Psychotherapeuten schädliche Ein-engung dessen, was Psychotherapie ist und weiterhin bleiben muss.

Es gibt keinen Grund sich Bange ma-chen zu lassen durch das Schreckge-spenst einer evidenzbasierten Psycho-therapie, wie sie Groeger an die Wand malt. Einer angeblich aus dem SGB V ableitbaren Unausweichlichkeit stö-rungsbezogener strukturierter Behand-lungsprogramme sollte man gelassen entgegensehen, da die Behandlung einer Neurose und die Behandlung des Diabetes immer noch zwei Paar Schuhe sind.

Niemand bestreitet, dass kontrollierte störungsspezifische Studien bei verein-fachten Ausgangsbedingungen und Zielkriterien zu vorzeigbaren Ergebnis-sen führen. In Frage gestellt werden muss jedoch die Praxisrelevanz dieser

auf hohem Niveau evidenzbasierten Standardverfahren, die der Komplexi-tät realer psychotherapeutischer An-forderungssituationen nicht gerecht werden. Zudem: Was helfen störungs-spezifische Ansätze, wenn Komorbidi-tät der Regelfall ist.

Groeger möchte das Schulendenken in der Psychotherapie durch eine „ver-fahrensübergreifende“ Leistungserbrin-gung überwinden, die sich konsequent an sogenannter wissenschaftlicher Be-stätigung orientiert. Dies klingt harm-los, wird jedoch den Grabenkrieg zwi-schen Verhaltenstherapie und Psycho-analyse weiter anheizen. Denn selbst-verständlich wären die tiefenpsycho-logischen Verfahren die Verlierer eines reduktiven Psychotherapie- und Wis-senschaftsverständnisses. Groeger spricht von der Psychotherapie, er meint jedoch die Verhaltenstherapie. Er suggeriert eine schulenverbindende Zielvorstellung über einheitliche stö-rungsspezifische Leitlinien und Quali-tätsstandards, er meint jedoch die Wunschvorstellung einer bestimmten universitär geprägten Richtung der Ver-haltenstherapie, über störungsspezi-fische Leitlinien ihren Einfluss auf Aus-, Fort- und Weiterbildung zu sichern. Für mehr hermeneutisch orientierte Thera-pieverfahren läuft das Angebot auf das hinaus, was man in der Wirtschaft eine

„feindliche Übernahme“ nennt.

Störungsspezifische Leitlinien bedeu-ten noch mehr Reglementierung ei-nes freien Berufes – u.a. über dann noch weiter verfeinerte Begutach-tungskriterien. Störungsspezifische Ausbildung bedeutet die Selbstbe-schneidung eines Berufs mit breitge-fächerter Qualifikation zum spezialisier-ten Psychotechniker, der keine Patien-ten mehr behandelt, sondern manual-geleitet Störungen repariert.

Warum den Hebel nicht umlegen und den Zwang zur Schulentrennung in Ausbildung und therapeutischer Pra-xis beenden? Dies setzt allerdings eine Haltung voraus, die von wechselseiti-gem Respekt geprägt ist, wozu einsei-tige Ausschlusskriterien nun überhaupt nicht passen. Ich bin selbst Verhaltens-therapeut und in der Ausbildung von Verhaltenstherapeuten tätig. Über den Tellerrand zu schauen, habe ich immer als Bereicherung erlebt.

Natürlich soll und wird es den Wett-streit der Therapierichtungen weiterhin geben – allerdings mit dem Unter-schied, dass es ein freier und offener Diskurs sein wird. Ausbildungsinstitute erhalten Spielraum, sich unterschied-lich zu profilieren. Die Wissenschaft kommt wieder vom Kopf auf die Füße, weil sie nicht mehr erklären und evi-dent machen muss, was letztlich mehr mit Berufspolitik, Ökonomie und den Strukturen des Wissenschaftsbetriebes zu tun hat als mit der Sache selbst. Der Druck, eine harmonisierende Universal-theorie der Psychotherapie zu entwi-ckeln, wird sich auflösen, weil man die Erfahrung machen wird, das es neben-einander ganz gut geht. Dass eine nicht nur friedliche sondern ausgesprochen produktive Koexistenz unterschiedlicher Theorieansätze funktioniert, macht die Psychiatrie seit langem vor.

Um der von Groeger geforderten und unbestritten notwendigen Qualitäts-sicherung Genüge zu tun, sind neue Wege zu beschreiten. Nichts benöti-gen wir dabei jedoch weniger als ei-nen Katechismus richtiger Psychothe-rapieausübung.

Mit freundlichen Grüßen Dr. phil. Gerd Möhlenkamp Warfer Landstraße 5g 28357 Bremen

gerd.moehlenkamp@t-online.de

Artikelverzeichnis 2002/2003

Borg-Laufs, M.

Psychotherapie in Beratungsstellen 3/2003 173 – 178

Brockmann, J., Schlüter, T. & Eckert, J.

Frankfurt – Hamburg Langzeit-Psychotherapiestudie 3/2003 184 – 194

Buchholz, M.

Relation und Konvergenzen – neue Perspektiven der Psychoanalyse 2/2003 87 – 96 Cramer-Düncher, U.

Weiterbildungsregelungen der Kammern – ein komplexes Feld 4/2003 280 – 285

Doebert, J.

Die Kassenärztliche Vereinigung – Machtmonopol der Ärzte und

Psychotherapeuten oder zahnloser Tiger? 2/2003 105 – 111

Döpfner, M.

Wie wirksam ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie? 4/2003 258 – 266

Groeger, W.

Berufspolitische Weichenstellungen 4/2003 267 – 279

Heisig, U. & Littek, W.

Der schwierige Weg zur Profession 1/2003 7 – 19

Kommer, D. & Wittmann, L.

Auf dem Weg zu einer Bundespsychotherapeutenkammer 0/2002 22 – 35

Köthke, W.

Psychotherapeutenversorgungswerk (PVW) gegründet 1/2003 20 – 27

Sonntag, U.

Gender Mainstreaming: Einführung in ein Konzept und seine Rezeption 0/2002 16 – 21 Stellpflug, M.

Aktuelle Vergütungsfragen im GKV-Leistungssystem 3/2003 179 – 183

Vogel, H.

Der angestellte Psychotherapeut – das in den Kammern (noch)

unbekannte Wesen 2/2003 112 – 114

Wittchen, H.-C. & Jacobi, F.

Die Versorgungssituation psychischer Störungen in Deutschland 0/2002 6 – 15

Zurhorst, G.

Eminenz-basierte oder ökologisch-basierte Psychotherapie? 2/2003 97 – 104

Inserentenverzeichnis

APV, Münster . . . 56 AVM, Bamberg . . . 95 Caritas Suchtambulanz, Bad Reichenhall . . . 60 DIMENSIONE, I-Bologna . . . 4.US Kanzlei Düsing, Münster . . . 33 Ergosoft, Hassloch . . . 2.US GNP-Akademie, Würzburg . . . 37 Institut für Therapeutische und

angewandte Gruppenanalyse, Münster . . . 92 Psychoholic, Bonn . . . 3 KV-Sitz f. psychol. Psychoth.

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