• Keine Ergebnisse gefunden

Die Bekämpfung der Diktyokaulose erfolgt durch weidetechnische Maßnahmen, strategischen Einsatz von Anthelminthika und Vakzinierung (ROMMEL u. SCHNIEDER 1989). Das Ziel besteht in der Vermeidung wirtschaftlicher Verluste durch eine Unterbindung der Infektion oder, falls dies nicht möglich sein sollte, der Begrenzung auf ein subklinisches Niveau (BÜRGER 1983; BÜRGER 1987). In enzootischen Gebieten wird die Induktion einer protek-tive Immunität erstsömmriger Rinder ohne Erkrankung derselben angestrebt (MICHEL u.

SHAND 1955).

2.1.6.1 Weidetechnische Maßnahmen

In Gebieten mit geringer Inzidenz kann zur Vermeidung der Infektion der Versuch unter-nommen werden, empfängliche Rinder auf lungenwurmfreie Weiden auszutreiben (POU-PLARD 1968; GUPTA u. GIBBS 1970; MICHEL 1976; PFEIFFER u. SUPPERER 1980).

Eine gemeinsame Beweidung erstsömmriger und zweitsömmriger Tiere sollte vermieden werden, da letztere als unerkannte Ausscheider fungieren können (JARRETT et al. 1955b;

PFEIFFER u. SUPPERER 1980; OAKLEY 1983). Auch sollten erstsömmrige Rinder auf eine zuvor von älteren Tieren genutzte Fläche erst nach Ablauf von fünf Wochen bis vier Mo-naten (MICHEL u. SHAND 1955; POUPLARD 1968) oder gar erst nach einem Jahr (PFEIF-FER u. SUPPERER 1980) ausgetrieben werden. SELMAN (1984) hingegen vertritt die An-sicht, dass bei gemeinsamer Weidenutzung von älteren immunen und empfänglichen Tieren letztere infolge der Aufnahme weniger Larven eine protektive Immunität erlangen. In gefähr-deten Gebieten kann ein ständiger Umtrieb im Abstand von drei bis acht Tagen einer massi-ven Infektion vorbeugen, da die D. viviparus-Larmassi-ven mindestens vier Tage benötigen, um Infektiösität zu erlangen (HIEPE 1985; EYSKER et al. 1992). Jungrinder sollten auf mög-lichst trockenen Flächen gehalten und über künstliche Tränken versorgt werden, da zur Ent-wicklung, Verbreitung und Überleben infektionsfähiger Larven Feuchtigkeit eine wichtige Rolle spielt (TAYLOR 1951; ENIGK u. DÜWEL 1962; PFEIFFER u. SUPPERER 1980).

Die Besatzdichte der Weideflächen ist insofern von Bedeutung, als dass bei intensiver Bewei-dung die Tiere genötigt sind, auch in unmittelbarer Umgebung von Kothaufen zu grasen

(E-NIGK u. DÜWEL 1962; BOON et al. 1986). Somit erklärt sich der von BELLMER (1990) festgestellte geringere Lungenwurmbefall bei Tieren, die auf der Weide zugefüttert wurden.

Des Weiteren mindern ein später Austrieb sowie frühes Aufstallen die Gefahr einer Lungen-wurminfektion (BOON et al. 1986; BELLMER 1990; KOHLER-BELLMER 1991).

2.1.6.2 Anthelminthika

Verschiedene Breitbandanthelminthika können zur Behandlung und Bekämpfung der Diktyo-kaulose eingesetzt werden, wobei an dieser Stelle auf die Arbeit von KOHLER-BELLMER (1991) verwiesen werden soll.

Die größte Bedeutung bei der Lungenwurmbekämpfung kommt heutzutage den makrozykli-schen Laktonen wie Ivermectin, Doramectin, Eprinomectin und Moxidectin zu, welche eine schlaffe Paralyse des Parasiten bedingen (UNGEMACH 1994). Diese Substanzen bewirken eine mindestens 99 %ige Reduktion der Wurmbürde und zeichnen sich zudem durch eine sehr gute Langzeitwirkung aus (GOUDIE et al. 1993; JONES et al. 1993; WEATHERLEY et al.

1993; YAZWINSKI et al. 1994; WHELAN et al. 1995; HUBERT et al. 1995; SCHNIEDER et al. 1996c; HUBERT et al. 1997; STROMBERG et al. 1999; EPE et al. 1999; CRAMER et al. 2000).

Das zyklische Depsipeptid PF 1022A ist ein Vertreter einer neuen Stoffklasse mit antiparasi-tärer Wirkung und stellt ein Fermentationsprodukt des Pilzes Mycelia sterilia dar (SAMSON-HIMMELSTJERNA et al. 2000). Die Autoren konnten bereits drei Tage nach Gabe von 1 mg/kg PF 1022A intravenös respektive 5 mg/kg per os eine Reduktion der Lungenwurmlar-ven von über 99 % feststellen.

Hypobiotische Parasitenstadien weisen eine herabgesetzte Stoffwechselrate auf und sind da-her in der Lage, lange Perioden zu überdauern (ARMOUR u. BRUCE 1974; EYSKER 1993).

Diese geringere metabolische Aktivität wird mit einer verminderten Suszeptibilität gegenüber Anthelminthika in Verbindung gebracht (ANDERSON et al. 1965a; MICHEL 1967; AN-DERSON 1977). Untersuchungen von WILLIAMS et al. (1997) bestätigen dies für Oxfenda-zol und FenbendaOxfenda-zol. Während die Wirksamkeit dieser BenzimidaOxfenda-zole gegen adulte Stadien

Schrifttum 23

von O. ostertagi knapp 79 % bzw. 64 % betrug, konnten die Autoren bei inhibierten vierten Stadien nur eine 32 %ige respektive 40 %ige Wirksamkeit feststellen. Bei der Applikation von Albendazol und Ivermectin Pour-on hingegen ergaben sich keine Differenzen bezüglich der Wirksamkeit. Ebenso konnten BARTH u. PRESTON (1987) in den Lungen Ivermectin-behandelter Tiere keine inhibierten Lungenwurmstadien auffinden. In der nicht behandelten Tiergruppe bestand die Parasitenpopulation hingegen zu über 99 % aus gehemmten fünften Stadien. Nach Verabreichung von Levamisol ergab sich für inhibierte und adulte Stadien von H. contortus und O. ostertagi eine annähernd gleiche Reduktion von mindestens 96,9 % (ANDREWS 2000). Eine interessante Entdeckung bezüglich der Wirksamkeit von Benzimi-dazolen machten MILLER u. OLSON (1990) in Louisiana. Sie beobachteten eine bessere Effektivität gegen hypobiotische O. ostertagi-Larven im Frühjahr und Herbst im Gegensatz zum Sommer, der Mitte der Inhibitionsperiode. EYSKER (1997) vermutet diesbezüglich ei-nen tieferen „Schlaf“ der gehemmten Stadien in der Mitte als zu Beginn oder Ende der Inhibi-tionsperiode. Eine Reaktivierung inhibierter Larven nach dem Einsatz von Anthelminthika, wie sie beispielsweise als Pathomechanismus bei der larvalen Cyathosthominose des Pferdes diskutiert wird, konnte zumindest für Fenbendazol und Moxidectin nicht bestätigt werden (BAUER et al. 2003).

In England und Wales wurden 1993 vermehrt Diktyokauloseausbrüche verzeichnet, wobei eine hohe Zahl erkrankter älterer Tieren registriert wurde (DAVID 1993). Auch PLOEGER (2002) stellt einen Wechsel von Kälbern hin zu erwachsenen Tieren bezüglich der Inzidenz der Ausbrüche fest, was mehrere Autoren mit einer unzureichenden Immunisierung erstsömmriger Kälber in Zusammenhang bringen. Die sehr gute Wirksamkeit verschiedener Präparate in Verbindung mit deren strategischen Einsatz verhindert insbesondere in Gebieten mit geringem Infektionsdruck eine gewisse Weidekontamination, wie sie zur Entwicklung einer protektiven Immunität nötig wäre (CONNAN 1993; DAVID 1993; OAKLEY 1993).

SCHNIEDER et al. (1996c) untersuchten in einer Zweijahresstudie vergleichend die Immuni-tätsbildung von erstsömmrigen, mit einem Ivermectin-Bolus behandelten Kälbern im Gegen-satz zu einer unbehandelten Kontrollgruppe. In der zweiten Weideperiode waren die unbe-handelten Tiere besser gegen eine klinische Diktyokaulose geschützt, was durch stärkere Ge-wichtszunahmen und geringere Larvenausscheidung im Vergleich zu den im Vorjahr behan-delten Tieren offensichtlich wurde.

2.1.6.3 Vakzinierung

PFEIFFER u. SUPPERER (1980) empfehlen vor allem in endemischen Gebieten die Impfung erstsömmriger Kälber und auch älterer Tiere, wenn diese längere Zeit keinen Lungenwurm-kontakt hatten. Das Impfvorhaben sollte dabei immer alle gemeinsam weidenden Rinder ein-beziehen (DÜWEL 1971; OAKLEY 1983). Dabei werden den Tieren zweimal im Abstand von vier bis sechs Wochen 1000 mit 400 Gray bestrahlte, infektiöse Larven oral verabreicht.

Hierdurch ist ein Schutz vor Erkrankung auch bei starken Infektionen gegeben (JARRETT et al. 1957). Bei massiven Reinfektionen, in Einzelfällen auch ohne Reinfektion, kommt es je-doch zur Heranreifung adulter Lungenwürmer sowie zur Larvenausscheidung (MICHEL et al.

1965; DÜWEL 1971; PFEIFFER u. SUPPERER 1980). Die sich daraus ergebende Weide-kontamination führt zur Superinfektion und dadurch zu einer fortwährenden Auffrischung der Impfung (ECKERT 1972; URQUHART 1985). Dies ist infolge der nur drei bis fünf Monate anhaltenden Impfimmunität (MICHEL et al. 1965) auch notwendig. Da das Alter der Impflin-ge Einfluss auf die Belastbarkeit der Immunität nimmt, empfiehlt DÜWEL (1971) eine Vak-zinierung erst ab einem Alter von zwei Monaten. Anschließend sollten die Tiere zudem noch zwei bis vier Monate aufgestallt bleiben.

2.1.6.4 Biologische Bekämpfung

Der nematophage Pilz Duddingtonia flagrans, welcher aus dem Kot von Rindern isoliert wer-den konnte, bietet nach LARSEN (1999) neue Möglichkeiten zur Prophylaxe. Dieser Pilz immobilisiert und zerstört frei lebende Larven in einem Hyphennetz. HENRIKSEN et al.

(1997) stellten in Rinderkot nach Zusatz von 50 000 Chlamydosporen/g Kot durchschnittlich eine 86 %ige Reduktion der Anzahl an D. viviparus-Larven fest. Würde dieser Pilz als Futter-supplement oder in Form von Lecksteinen eingesetzt, könnte die Anzahl infektiöser Larven auf der Weide reduziert und somit klinische oder subklinische Erkrankungen vermieden wer-den (LARSEN 1999). Inwieweit die biologische Bekämpfung der Diktyokaulose mit D.

flagrans Praxisreife erlangt, bleibt abzuwarten.

Schrifttum 25

2.2 Hypobiose

Das Phänomen der Entwicklungshemmung oder inhibierten Entwicklung, welches auch als Hypobiose oder Diapause bezeichnet wird, ist bei verschiedensten Organismen beschrieben.

An dieser Stelle soll im Wesentlichen nur auf die zur Hypobiose befähigten parasitischen Nematoden der Wiederkäuer eingegangen werden.

Da in einer Parasitenpopulation meist nur eine gewisse Anzahl der Nematoden und zudem nur bei bestimmten auslösenden Faktoren hypobiotisch wird, stellt die Entwicklungshemmung ein fakultatives Phänomen dar (EYSKER 1993). Das Larvenstadium, in welchem die Entwick-lungshemmung einsetzt und damit auch der Ansiedlungsort der hypobiotischen Stadien im Wirtsorganismus variiert familien- und gattungsabhängig. Während der Inhibition persistieren die Entwicklungsstadien im Wirtsorganismus, ohne durch Immunmechanismen eliminiert zu werden. So verbleiben gehemmte Lungenwurmstadien über Monate ohne erkennbare Zellin-filtration in den Bronchien, wohingegen ungehemmte Stadien in der Lunge betroffener Tiere eine starke zelluläre Reaktion mit Infiltration eosinophiler und neutrophiler Granulozyten sowie die Bildung von Fremdkörperriesenzellen auslösen (SCHNIEDER et al. 1991). Nach MITCHELL (1982) existieren bei Parasiten drei Immunevasionsstrategien: eine reduzierte oder veränderte Antigenität respektive Immunogenität, Modifikationen in der Induktion und Stärke der Immunantwort sowie intrazelluläre Veränderungen der Makrophagen. So ergab sich eine herabgesetzte antigene Potenz bei für zwei Monate bei 4 °C gekühlten H. contortus-Larven, deren Antigen in Komplementbindungsreaktionen eingesetzt wurde (THOMAS et al.

1975). Bei vergleichenden Labmagenuntersuchungen von Rindern, welche mit einem zur Hy-pobiose befähigten respektive nicht befähigten O. ostertagi-Stamm infiziert waren, konnten jedoch bei ersteren stärkere zelluläre Reaktionen der Mukosa festgestellt werden. Auch war die Anzahl IgG- und IgM-, jedoch nicht IgA-produzierender Zellen, erhöht (SMEAL 1982).